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Der Umbau des Sozialstaates: Ansichten von Parteien und Wohlfahrtsverbänden zur Modernisierung des Staates PDF

360 Pages·1999·15.395 MB·German
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Rainer Berger Der Umbau des Sozialstaats Ansichten von Parteien und Wohlfahrtsverbänden zur Modernisierung des Staates Rainer Berger Der Umbau des Sozialstaates Rainer Berger DerUmbau des Sozialstaates Ansichten von Parteien und Wohlfahrtsverbänden zur M odernisierung des Staates Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Alle Rechte vorbehalten ©Springer Fachmedien Wiesbaden 1999 Ursprünglich erschienen bei Westdeutscher Verlag GmbH, Op1aden!Wiesbaden 1999. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbe sondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. http:// www.westdeutschervlg.de Höchste inhaltliche und technische Qualität unserer Produkte ist unser Ziel. Bei der Produk tion und Verbreitung unserer Bücher wollen wir die Umwelt schonen: Dieses Buch ist auf säu refreiem und chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die Einschweißfolie besteht aus Po lyäthylen und damit aus organischen Grundstoffen, die weder bei der Herstellung noch bei der Verbrennung Schadstoffe freisetzen. U mschlaggestaltung: Horst Dieter Bürkle, Darmstadt ISBN 978-3-531-13384-3 ISBN 978-3-322-89587-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-89587-5 Vorbemerkungen 9 Teil I Staat und Sozialstaat I. Aktuelle politische Kritik am Staat und Sozialstaat 11 1.1 Überalterung und Übersteuerung 14 1.2 Von der Industriegesellschaft zur Informationsgesellschaft 17 1.3 Deregulierung des Staates: Die Ära Kohl 23 1.4 Die Staatskritik politischer Parteien 28 1.4.1 Die liberale Staatskritik 30 1.4.2 Die konservative Staatskritik 34 1.4.3 Die links-alternative Staatskritik 37 1.4.4 Die s~zlalaemokratfsche Staatskritik 40 2. Ausbildung des Sozialstaates 48 2.1 Phasen der Sozialstaatsentwicklung 50 2.2 Die erste Phase der vorstaatlichen sozialen Sicherung 52 2.3 Die zweite Phase des Übergangs zur Industriegesellschaft 54 2.4 Die dritte Phase der Sozialreform und Sozialversicherungsgesetzgebung 60 2.4.1 Unternehmer 61 2.4.2 Kirchen 62 2.4.3 Wissenschaft und Politik 63 2.4.5 Die Arbeiterbewegung 65 2.5 Die Bismarcksche Sozialgesetzgebung 66 2.6 Die vierte Phase: Der demokratische Sozialstaat und die Befriedung des Konfliktes zwischen Kapital und Arbeit 69 2.7 Die Sozialordnung der Bundesrepublik: Eine Leerstelle in der Verfassung 71 2.8 Prinzipien der Sozialordnung der Bundesrepublik 74 2.9 Die mißlungene Einheit 77 Teilll Das Problem der gerechten Ordnung: Zum Verhältnis von Gesellschaft und Staat 3. Die Theorien vom Gesellschaftsvertrag 80 3.1 Thomas von Aquin: Die gottgewollte Ordnung 81 3.2 Niccolo Machiavelli: Die Begründung der Staatsräson aus der Lehre der Macht 84 3.3 Thomas Hobbes: Der Gesellschaftsvertrag als Grundlage des absoluten Staates 85 3.4 John Locke: Liberaler Staat, Gewaltenteilung und Privateigentum 88 3.5 Adam Smith: Marktregulation als Grundlage des Wohlstands 90 3.6 Emanuel Kant: Universalmoral und Verfassung 91 3.7 G.W.F. Hege!: Der sittliche Staat 93 6 Inhaltsverzeichnis 4. Institutionen und Staat 97 4.1 Herbert Spencer: Die Dimension der Zeit 102 4.2 Emile Durkheim: Verpflichtung als Innenstützung der Gesellschaft 105 4.3 Max Weber: Legitimität und Legalität 108 4.4 Jürgen Habermas: Gerechtigkeit durch Wiederbelebung von Nation und Staat 113 4.5 John Rawls: Gerechtigkeit und Gemeinwohl 121 5. Parteien und Verbände als intermediäre Institutionen 124 5.1 Theorie gesellschaftlicher Spaltungen 126 5.2 Politische Milieus und die kommunalen Wahlen von 1972 bis 1998 132 5.3 Wahlen, regionale Sozialstrukturen und Modemisierung 134 5.4 Zur Aufhebung von "Rechts" und "Links" durch Modern 155 5.5 Semantische Vergemeinschaftungen in Wahlen 159 Teil III Der Umbau des Sozialstaates-Die Befragung der Parteien und Wohlfahrtsverbände 6. Die kommunale Basis der Parteien 171 6.1 Die Wählerbasis der Parteien bei Kommunalwahlen 172 6.2 Kontakte zu gesellschaftlichen Gruppen und Organisationen 176 6.3 Macht und Einfluß auf kommunaler Ebene 178 6.4 Akzeptanz außerparlamentarischer Mittel 181 6.5 Sozialstruktur der Fraktionen 184 6.6 Zur Funktionsteilung zwischen Parteien und Fraktionen 187 6.7 Bedeutung der Flügel 189 7. Das politische System auf der kommunalen Ebene 193 7.1 Mehrheiten 194 7.2 Verhältnisse und Bündnisse 197 7.3 Fraktionsstatus, Ausschußsitze, Gremienbeteiligungen 198 7.4 Oberbürgermeister, Landräte, andere Ämter und Positionen 200 8. Kommune und Staat 201 8.1 Die kommunale Ebene im Staat 201 8.2 Ansichten zum Staat 203 8.3 Der Ruf nach dem Ordnungsstaat 205 9. Gesellschaft im Wandel 209 9.1 Reformdruck und Regierungswunsch 209 9.2 Wertorientierungen und Politikziele 213 9.3 Mitglieder und ehrenamtliches Engagement 220 9.4 Motive, Leitbilder, Utopien 225 9.5 Politikinteresse und Kommunitarismus 229 9.6 Diesseits von Rechts und Links 233 Inhaltsverzeichnis 7 10. Zur Sozialstaatsdiskussion 235 10.1 Standortdebatte und Sozialstaatsdiskussion 240 10.2 Arbeitslosigkeit, Regulation und Motivation 247 10.3 Lohnnebenkosten und Tarifautonomie 250 10.4 Soziales Sicherungssystem, Renten 255 10.5 Ausbildung, Arbeitsmarkt und Beschäftigungsförderung 261 10.6 Steuern 264 11. Kommunale Politik und Verwaltung 267 11.1 Politikprofile kommunaler Politik 267 11.2 Kommunale Sozialpolitiken 270 11.3 Kommunale Wirtschaftsförderung 275 11.4 Verwaltung und Finanzen 278 12. Kommunen und Wohlfahrtsverbände 285 12.1 Zum Verhältniswandel zwischen Parteien und Wohlfahrtsverbänden 286 12.2 Die Ökonomisierung der Wohlfahrt 291 12.3 Exkurs: Organisationsentwicklung und Professionalisierung in Wohlfahrtsverbänden und sozialen Einrichtungen 301 12.3.1 Von der staatlichen Regulation zur Implementation von Wohlfahrts- märkten 302 12.3.2 Ergebnisse der Sozialmanagement-Befragung 309 13. Ausblicke 318 Tabellenanhang 323 Literaturverzeichnis 356 Inhaltsverzeichnis Tabellen im Text Tabelle 1 Transformationen der politischen Milieus 133 Tabelle 2 Vergleich der Kontakte der SPD und der Grünen 1991 und 1998 178 Tabelle 3 Verhältnis von Fraktion und Partei 187 Tabelle 4 Befürwortung und Ablehnung des Imperativen Mandats 188 Tabelle 5 Flügel in Parteien und Fraktionen: 190 Tabelle 6 Reformerische versus konservative Flügelbildungen in Parteien und Fraktionen 193 Tabelle 7 Anteil der Rats-und Kreistagsmandate 194 Tabelle 8 Bürgermeister/Landräte und Mehrheitsverteilung nach Sitzen 195 Tabelle 9 Rechnerische und realisierte Mehrheiten 196 Tabelle 10 Mehrheiten der Union und SPD, instabile Mehrheiten 197 Tabelle 11 Oberbürgermeister; Landräte, andere Ämter und Positionen 201 Tabelle 12 Zufriedenheit und Reformdruck 210 Tabelle 17 Wirtschaftsförderung 276 Tabelle 18 Rechtsform, Verantwortlichkeit, Leitung 309 Tabelle 19 Qualifikationen und Zusatzqualifikationen 309 Tabelle 20 Zusatzqualifikationen 310 Tabelle 20 Auswirkungen auf Sozialarbeit: 313 Tabelle 21 Für die Zukunft erwartete Qualifikationen 314 Tabelle 22 Persönliche Einstellungen 317 Grafiken im Text Grafik 1 Sozialstrukturelle Regionen 135 Grafik 2 Wahlergebnisse in den alten Ländern 1972-1996 154 Grafik 2 Einfluß auf politische Entscheidungen 180 Grafik 3 Zusammenhang von Sozialstruktur und Liberalisierungsbereitschaft in der Drogenpolitik 208 Grafik 4 Zufriedenheit und Reformdruck 211 Grafik 5 Plazierung der Parteien auf zwei Wertebenen 218 Grafik 6 Mitgliedszahlen 223 Grafik 7 Selbstidentifikation der Parteien auf der Recht-Links-Skala 234 Grafik 8 Ausgewählte Bereiche der Kommunalpolitik 268 Grafik 9 Motive für die Neustrukturierung der Organisationen 312 Vorbemerkungen Das vorliegende Buch verdankt seine Entstehung einem neuen Veranstaltungstyp an Fachhochschulen, den Lehrforschungsprojekten. Mit ihnen wird der Versuch unter nommen Lehre und Forschung zu integrieren, Studierende an der Forschung zu betei ligen. Im Sommersemester 1996 und im Wintersemester 1996/1997 habe ich erstmals mit Studierenden des Fachbereichs Sozialarbeit der Fachhochschule Dortmund in die ser Projektform eine Befragung sozialer Einrichtungen von Kommunen, Wohlfahrts verbänden und anderen Trägern durchgeführt. Die Befragung lief seinerzeit unter dem Titel "Die Bedeutung von sozialem Management für die Ausbildung in Sozialarbeit und Sozialpädagogik". Anlaß zu der Befragung, die von den Studierenden selbst an geregt wurde, war die Implementation von Wettbewerb im sozialen Sektor im Gefolge der Einrichtung der Pflegeversicherung und der dazu parallel verlaufenden Etablie rung von betriebswirtschaftliehen Lehrinhalten an den sozialen Fachbereichen der Fachhochschulen. Die Ergebnisse der Befragung, an der sich 560 Einrichtungen bundesweit beteiligt hatten, zeigten, daß sich die Berufsbilder der sozialen Berufe in einem Umbruch be finden. Vielleicht ließe sich besser formulieren, der technologische und sozialstruktu reile Wandel, in dem sich Industriegesellschaften im Übergang zu Dienstleistungsge sellschaften befinden, hinterläßt auch entsprechende Spuren in der Wohlfahrt. An die Stelle altruistischer Motive und ethischer Selbstüberhöhungen, in früheren Zeiten ty pisch für helfende, soziale Berufe, tritt ein neues Bewußtsein "gute" soziale Dienstlei stungen erbringen zu wollen. Damit verliert sich die Besonderheit des Sozialen, es rückt näher an die allgemeine Produktion von Gütern und Dienstleistungen. Entspre chend werden jetzt auch stärker allgemeine Qualifikationen wie Personalführung, Or ganisationsentwicklung, EDV-Kenntnisse und Managementkompetenzen nachge fragt. Die von uns in diesem Sinne erfragten und zusammengetragenen Ergebnisse werden am Schluß dieses Buches in Form eines Exkurses in Kapitel13.3 referiert. Ermuntert durch den Erfolg des "Sozialmanagement-Projektes" haben wir im Som mersemester 1997 mit den Vorbereitungen zu einem sehr viel weitergehenden sozial politischen Projekt begonnen. An der Erarbeitung der Fragebögen und den Pretests waren Studierende der Fachhochschule Dortmund im Wintersemester 1997/1998 be teiligt. Angeregt durch die 1994 einsetzende öffentliche Diskussion über den "Um bau" des Sozialstaates wollten wir die vier wichtigsten Wohlfahrtsverbände zu ihrer Meinung über die weitere Entwicklung der Sozialordnung befragen. Mich selbst reizte es an eine Forschungsarbeit anzuschließen, an der ich Anfang der 90er Jahre bei Bodo Zeuner an der FU-Berlin mitarbeiten konnte. Es ging damals um das Verhältnis von SPD und Grünen auf der kommunalen Ebene. Die Kommunen und Kreise sind für die Politikforschung besonders reizvoll, weil sich in ihnen deutlich die regional unterschiedlichen Einflüsse der Sozialstruktur erkennen lassen. Damit wer den die unterschiedlichen Bedingungen, unter denen sich Modemisierungsprozesse vollziehen, unmittelbar deutlich: sie prägen kollektive Einstellungen. Modernisie rungsgefälle, "Verspätungen" und typische soziale Problemlagen fügen sich zu regio- 10 Vorbemerkungen nalen Mustern, die wiederum spezifische politische Orientierungen begünstigen. Eine gleichzeitige Befragung von Parteien und Verbänden zu einem aktuellen sozialen Thema bot hier die zusätzliche Möglichkeit die Dichte der regionalen und politischen Milieus auszuloten: Pflegen Union und Caritas noch das "katholische Milieu", ist die Arbeitetwohlfahrt noch eine "Vorfeldorganisation" der Sozialdemokratie? So nicht, bedeutet dies, daß sich die Parteien stärker am rationalen, interessegeleiteten Wähler orientieren und Weltanschauungen zurückstellen? Und bedeutet dies für die Wohl fahrtsverbände, daß sie sich, weil politisch nicht mehr benötigt, zu sozialen Dienstlei stungsunternehmen wandeln müssen, die sich in Zukunft an einem einschlägigen Markt im Wettbewerb bewähren müssen? Wenn diese Vermutungen zutreffen, dann ist der "Umbau des Sozialstaates" mehr als eine Revision der Sozialversicherungen, dann verändert er die politische Kultur der Republik. In zwei Wellen richteten wir unsere Fragebögen an die kommunalen Fraktionen der im Bundestag vertretenen Parteien in den Räten der kreisfreien Städte und Kreistage sowie den Bezirksparlamenten Berlins einerseits, an die Geschäftsführungen der vier Wohlfahrtsverbände Arbeiterwohlfahrt, Caritasverband, Diakonisches Werk und Pa ritätischer Wohlfahrtsverband andererseits. Die Befragung wurde von Januar bis Au gust 1998 unter dem Titel "Der Umbau des Sozialstaates" durchgeführt, Zwischener gebnisse wurden unmittelbar im Internet veröffentlicht. 1029 Fragebögen wurden uns zurückgesandt, 1022 gingen in die Auswertung ein, davon 611 von Fraktionen und 411 von Verbandsgeschäftsführungen. Die Rücklaufquote lag bei den Parteien bei 34%, bei den Verbänden bei knapp 30%. Die regionale Verteilung war in etwa ausge wogen. Bei den Parteien war die Resonanz der Grünen, bei den Verbänden die des Diakonischen Werkes leicht überdurchschnittlich, die von Union und Caritas dagegen leicht unterdurchschnittlich. In dieser Publikation werde ich vor den Ergebnissen der empirischen Studien im drit ten Teil und zu deren besseren Verständnis theoretische Analysen zum Verhältnis von Staat und Sozialstaat (Teil I) sowie von Gesellschaft und Staat (feil li) referieren. Den an der Befragung Teilnehmenden sei ebenso Dank gesagt wie dem Kollegen Ek kart Reidegeld und den beteiligten Studierenden für ihre Mitarbeit und Hilfe. Zu dan ken gilt es auch dem Fachbereich Sozialarbeit und der Fachhochschule Dortmund, mit deren Mitteln die Untersuchungen ausschließlich finanziert wurden. Bei Bodo Zeuner möchte ich mich für die gewonnenen Erfahrungen bedanken, die ich bei der Mitarbeit an seinem DFG-Projekt "SPD und Grüne" sammeln konnte. Erst sie ermöglichten mir das vorliegende Projekt zu realisieren. Dank sei schließ Christian Vogel gesagt, der das Skript auf Tippfehler durchsah. Um Nachsicht bitte ich für die Abkürzung von Bündnis 90/Die Grünen als "Grüne" sowie für den Verzicht der weiblichen Formen in der Sprache. Dortmund, im November 1998 Rainer Berger

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