Anthropologie – Technikphilosophie – Gesellschaft Daniel Frank Der Topos der Information in den Lebenswissenschaften Eine Studie am Beispiel der Biosemiotik und der Synthetischen Biologie Anthropologie – Technikphilosophie – Gesellschaft Reihe herausgegeben von K. Wiegerling, Kaiserslautern, Deutschland Die Reihe Anthropologie – Technikphilosophie – Gesellschaft fokussiert auf anth- ropologische Fragen unter dem Gesichtspunkt der technischen Disposition unse- res Handelns und Welterschließens. Dabei stehen auch Fragen der zunehmenden technischen Erschließung unseres Körpers durch Bio- und Informationstech- nologien zur Diskussion. Der Wandel des Selbst-, Gesellschafts- und Weltver- ständnisses durch die Technisierung des Alltags und der eigenen körperlichen Dispositionen erfährt in der Reihe eine philosophische und sozialwissenschaftli- che Reflexion. Geboten werden bevorzugt Monographien zu Schlüsselproblemen und Grundbegriffen an der Schnittstelle von Anthropologie, Technikphilosophie und Gesellschaft. Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/15203 Daniel Frank Der Topos der Information in den Lebenswissenschaften Eine Studie am Beispiel der B iosemiotik und der Synthetischen Biologie Daniel Frank Eberhard Karls Universität Tübingen Karlsruhe, Deutschland Bei dem vorliegenden Band handelt es sich um eine von der KIT-Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) genehmigte Dissertation. Die Arbeit wurde unter dem Titel „Der Topos der Information in den Lebenswissenschaften am Beispiel der Biosemiotik und der Synthetischen Biologie“ angenommen und das Promotionsverfahren mit dem Tag der mündlichen Prüfung am 10. April 2018 erfolgreich abgeschlossen. ISSN 2524-3586 ISSN 2524-3594 (electronic) Anthropologie – Technikphilosophie – Gesellschaft ISBN 978-3-658-24697-6 ISBN 978-3-658-24698-3 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-24698-3 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 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Springer VS ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Meinen Eltern und für Steffi Die heutige Biologie erhebt den Anspruch, nicht bloß ein bestimmtes Wissensgebiet zu umfassen, sondern auch eine ihr eigentümliche theoretische Grundlage zu besitzen, die keines- wegs aus den physikalischen oder chemischen Grundbegriffen abgeleitet werden kann. Jakob von Uexküll … the proof of the explicability of any single life phenomenon is furnished as soon as it is successfully controlled unequivocally through physical or chemical means or is repeated in all details with nonliving materials. Jacques Loeb Vorbemerkungen Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Beschäftigung am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Sie wurde von der Fakultät für Geistes- und Sozial- wissenschaften des KIT als Dissertation genehmigt und das Promotionsverfahren mit der mündlichen Prüfung am 10. April 2018 erfolgreich abgeschlossen. Mein Dank gebührt einer Vielzahl von Personen aus ganz unterschiedlichen Gründen: Professor Dr. Dr. Mathias Gutmann möchte ich vornehmlich danken; dafür, dass er Interesse an meinem Vorhaben gefunden und es über mehrere Jahre engagiert betreut hat. Seine Worte waren mir stets Ermutigung und Ansporn. Daneben gilt mein Dank Professor Dr. Klaus Wiegerling für die fruchtbare Bürogemeinschaft und für die Möglichkeit, meine Arbeit in der vorliegenden Reihe publizieren zu dürfen. Dank sagen möchte ich auch PD Dr. Jörg Wernecke, der mich vor etlichen Jahren bei meinen ersten philosophischen Gehversuchen ermuntert und der sich auch nach so langer Zeit bereit erklärt hat, mich in diesem Vorhaben zu unterstützen und diese Arbeit zu begutachten. Reinhard Heil, Martin Sand und Ingo Günzler danke ich für die oft auch sehr spontane Bereitschaft Teile des vorliegenden Textes in seinen unterschiedlichen Fassungen immer wieder zu kommentieren und für die manchmal gefühlt endlosen Gespräche über mal diesen und mal jenen Aspekt dieser Arbeit. Genauso herzlich danke ich Dr. Harald König für seine biologische Expertise und dafür, dass er mir auch in Zeiten laufender Drittmittelprojekte und drohender Deliverables die nötigen Freiräume zum Ver- fassen dieser Arbeit geschaffen hat. Für letzteres bedanke ich mich gleichermaßen bei Christopher Coenen. Darüber hinaus gebührt ihm, gemeinsam mit Torsten Fleischer und der Leitung des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse sowie erneut Mathias Gutmann, mein Dank für ihre „Verrenkungen“ zur Sicherstellung der pekuniären Voraussetzungen, die diese Arbeit überhaupt erst möglich gemacht haben. Inge Böhm sei hier gedankt für ihren genauen Blick und Stefan Artmann für seine Hilfsbereitschaft und seine Ratschläge zur allerersten Konzeption dieser Arbeit. Mein besonderer Dank aber gilt Steffi – für alles, was sich hier nicht in Worte fassen lässt! Karlsruhe, im Sommer 2018 D.F. Inhalt Einleitung ................................................................................................................................. 1 TEIL 1 – Historische Verortungen..................................................................................... 7 1.1 Einleitung – Die Erklären-Verstehen-Kontroverse ......................................... 9 1.2 Die Vordenker – Jacques Loeb und Jakob von Uexküll............................... 23 1.3 Kybernetisches Denken – Konvergenz der Paradigmen .............................. 69 1.4 Reduktionismus der Molekularbiologie ........................................................... 93 1.5 Von der frühen Genetik zur Entstehung der Molekularbiologie .............. 105 TEIL 2 – Zwei Doxographien ......................................................................................... 151 2.1 Einleitung – Der klassische Genbegriff und seine Krise ............................ 153 2.2 Was ist Synthetische Biologie? ......................................................................... 157 2.3 Der Genbegriff in der Synthetischen Biologie ............................................. 167 2.4 Was ist Biosemiotik? .......................................................................................... 175 2.5 Der Genbegriff in der Biosemiotik ................................................................. 223 TEIL 3 – Wissenschaftsphilosophische Kritik ............................................................. 239 3.1 Einleitung – Wissenschaftliche Erklärungen ................................................ 241 3.2 Erklärung durch Gesetzlichkeit ....................................................................... 245 3.3 Erklärung und Kausalität .................................................................................. 249 3.4 Erklärung anhand von Mechanismen und intentionale Erklärungen ....... 263 3.5 Erklärung durch Vereinheitlichung ................................................................ 267 3.6 Erklärung und Prognose ................................................................................... 277 3.7 Pragmatische Aspekte von Erklärungen ........................................................ 281 3.8 Erklärungen in den Biowissenschaften .......................................................... 283 3.9 Erklärungsleistung von Metaphern, Analogien und Modellen .................. 299 3.10 Methodischer Kulturalismus, Information und Funktion .......................... 327 3.11 Erklärungen in der Biosemiotik und der Synthetischen Biologie ............. 359 Résumé ................................................................................................................................. 373 Literatur ................................................................................................................................ 377 Einleitung In den heutigen Biowissenschaften sind der Informationsbegriff und sein verwand- tes semantisches Feld omnipräsent. Nicht nur, wenn davon die Rede ist, dass die DNA (deoxyribonucleic acid) unsere genetische Information enthält, sondern auch wenn davon gesprochen wird, dass Bakterien untereinander kommunizieren, Zellen Signale übermitteln oder Biotechnologen Organismen umprogrammieren wird ein ganzer Topos der Information aufgerufen. Häufig handelt es sich dabei jedoch nicht um theoretische Terme, sondern um alltagssprachliche Begriffe, die je nach Kontext zum Teil in sehr diverser Weise Verwendung finden. Dies ist nicht zuletzt dadurch bedingt, dass die Biowissenschaften in ihren Methoden, theoretischen Grundan- nahmen und Erkenntniszielen heterogen sind. Schon die Antwort auf die Frage, wie die Lebenswissenschaften – und vornehmlich die Biologie – zu betreiben sind und was als Gegenstand dieser Wissenschaften gelten darf, ist abhängig davon, zu wel- chem Zweck sie betrieben werden. Werden sie betrieben, um ein einheitliches Weltbild zu generieren, das Orientierung bereitstellt? Werden sie betrieben, um Erklärungen beobachtbarer Phänomene zu liefern und diese verständlich zu ma- chen? Werden sie betrieben, um Prognosen über künftige Entwicklungen zu ermög- lichen? Oder werden sie betrieben, um die Eingriffstiefe technischer Verfügbarkeit zu erweitern und den Raum unserer Handlungsoptionen auszuweiten? Sicherlich wird keiner dieser Zwecke exklusiv verfolgt. Sie stehen nicht separat nebeneinander, aber sie stellen doch unterschiedliche Fokussierungen dar, die in ein Spannungsver- hältnis zueinander geraten können. In der vorliegenden Arbeit werden mit der Biosemiotik und der Synthetischen Biologie zwei unterschiedliche, verhältnismäßig junge lebenswissenschaftliche An- sätze einander gegenübergestellt, die jeweils unterschiedliche Antworten auf diese Fragen geben und die in zwei unterschiedlichen Traditionen biologischer Forschung verwurzelt sind. Dabei unterscheiden sich die beiden Ansätze zum Teil fundamental in ihren (metaphysischen) Grundannahmen, weshalb die Differenz tiefer liegt, als es bei einem bloßen Streit um Methoden der Fall wäre. Vielmehr kann man in Bezug auf die Biosemiotik und die Synthetische Biologie begründet von unterschiedlichen Paradigmen der Biologie sprechen. Der Paradigmenbegriff ist dabei nicht strikt im Kuhn’schen Sinne zu verstehen sondern eher vage an diesen angelehnt – auch wenn man wohl behaupten kann, dass Biosemiotiker und Vertreter der Synthetischen © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 D. Frank, Der Topos der Information in den Lebenswissenschaften, Anthropologie – Technikphilosophie – Gesellschaft, https://doi.org/10.1007/978-3-658-24698-3_1
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