Der Straßenbau der Vereinigten Staaten von Amerika unter Berücksichtigung der Nutzanwendung für Deutschland

298 Pages·1934·13.101 MB·German

by  F. Knipping, K. Gölz Dr.-Ing., Reg.-Baum. a. D., H. Mittmeyer Dipl.-Ing. (auth.)

Der Straßenbau der
Vereinigten Staaten von Amerika
unter Berücksichtigung der Nutzanwendung
für Deutschland
Von
F.Knipping K.GÖlz H. Mittmeyer
o. Professor Dr.-Ing., Reg.-Baum. a. D. DipI.-Ing.
Technische Hochschule Darmstadt
Mit 201 Textabbildungen, 4 Tafeln und
39 Zusammenstellungen
Berlin
Verlag von Julius Springer
1934
ISBN 978-3-642-51264-3 ISBN 978-3-642-51383-1 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-642-51383-1
Alle Rechte, insbesondere das der übersetzung
in fremde Sprachen, vorbehalten.
Copyright 1934 by Julius Springer in Berlin.
Softcover reprint of the hardcover 1s t edition 1934
Vorwort.
Den Anstoß zu dem vorliegenden Buch hat eine Studienreise des
Erstunterzeichneten nach den Vereinigten Staaten von Amerika ge
geben. Die Besichtigung zahlreicher Straßen und die Fühlungnahme
mit den amerikanischen Fachleuten ließen den Eindruck großer Leistun
gen auf dem Gebiete des Straßenbaus entstehen. Die Durchsicht der
bei den Besichtigungen übergebenen Literatur durch die Mitunter
zeichneten befestigte und erweiterte diese Auffassung. Schließlich ent
stand bei uns Dreien der Gedanke, über den umfangreichen und für
uns Deutsche bemerkenswerten Stoff in einem Buche eine Übersicht
zu geben. Durchsicht, Auswahl und Verarbeitung der gesamten, nach
und nach auf den neuesten Stand ergänzten Literatur' erfolgten durch
K. Gölz und H. l\1ittmeyer, während endgültige Auswertung und
Textfassung gemeinsam geschahen. Mit den Abschnitten über Ent
wicklung und Verwaltung sowie Bitumen-, Beton-, Klinker- und son
stige Decken befaßte sich K. Gölz, mit den Abschnitten über Finan
zierung, Planung und Entwurf sowie Untergrund und einfache Decken
H. Mittmeyer.
Von vornherein war eine Beschränkung schon im Stoff, dann aber
auch im Text und in den Abbildungen notwendig, um Umfang und
Kosten des Buches nicht zu groß werden zu lassen. Es wurden aber
die Abschnitte über Verwaltung, Finanzierung, Planung und Entwurf
sowie einfache Decken umfassender behandelt, weil hierüber zusammen
hängende Veröffentlichungen bei uns kaum vorliegen. Über die hoch
wertigen Decken ist hingegen seit langem und besonders auch inden
letzten Jahren in der deutschen Fachliteratur, vielfach und eingehend
berichtet worden. Infolgedessen konnte bei der Behandlung dieses
Stoffes von ,der ausführlichen Wiedergabe zahlreicher Einzelheiten ab
gesehen werden. Die Forschungen und Prüfverfahren, die ebenfalls viel
Neues und Interessantes bringen, konnten des beschränkten Buch
umfanges wegen nur an wichtigen Stellen angegeben werden. Auf eine
Erleichterung des Verständnisses durch Beifügung zahlreicher Abbil
dungen legten wir besonderen Wert.
Die Auswertung der amerikanischen Literatur für das vorliegende
Werk machte zahlreiche Anfragen bei den zuständigen amerikanischen
Stellen erforderlich. Dankbar ist anzuerkennen, daß die gewünschten
Auskünfte mit seltenen Ausnahmen gern und willig und auch ausgiebig
IV Vorwort.
erteilt wurden. Allen amerikanischen Behörden, Verbänden, Firmen
und einzelnen Fachleuten, die uns unterstützt haben, sprechen wir
hierdurch wärmsten Dank aus. Auch deutsche Veröffentlichungen, die
auf amerikanische Berichte oder eigene Feststellungen und Besichti
gungen zurückgehen, wurden verwendet. Die gesamte benutzte Li
teratur ist am Schluß im einzelnen aufgeführt. Im Text und bei den
Abbildungen sind nur die wichtigeren Quellen mit der Nummer des
Literaturverzeichnisses in [] angegeben.
Wenn wir uns auch bewußt sind, daß die vorliegende Arbeit nicht
lückenlos ist, so hoffen wir doch, daß sie einen Einblick und überblick
über den Straßenbau der Vereinigten Staaten Amerikas ermöglicht.
Den Wert für den deutschen Straßenbau und den deutschen Fachmann
erblicken wir einmal in dem Vergleich amerikanischer Auffassungen
und Methoden mit deutschen, den wir vielfach angestellt haben, und
sodann in Anregungen, soweit sich für Deutschland Neues bietet. Für
Mitteilungen aus der Fachwelt, die auf besonders wertvolle Ergänzungen
hinweisen, sind wir dankbar.
Die Herren Dipl.-Ing. Kuhlmann und Dipl.-Ing. Küpper haben
uns bei der Anfertigung der Zeichnungen und bei der Durchsicht des
Textes wertvolle Dienste geleistet. Hierfür sei ihnen an dieser Stelle
gedankt.
Die Fülle der amerikanischen Literatur, die dauernden Neuerschei
nungen und die Veröffentlichungen in den laufenden amerikanischen
Zeitschriften führten häufig zu Ergänzungen und Umarbeitungen,
welche die Herausgabe des Buches verzögerten. Der Verlagsbuchhand
lung Julius Springer schulden wir dafür Dank, daß sie mit Verständnis
unseren Wünschen mehrfach in dieser Richtung entgegengekommen ist.
Der gleiche Dank gebührt dem Verlag dafür, daß er in altbekannter
Güte den Druck des Textes und der Abbildungen durchgeführt und das
Buch ausgestattet hat, eine Aufgabe, die besonders hinsichtlich zahl
reicher Abbildungen nicht leicht gewesen ist.
Darmstadt, im Januar 1934.
Knipping Gö}z Mittmeyer.
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Einleitung. . . . . . . . . . . 1
I. Land, Bevölkerung, Verkehr 3
A. Land ......... . 3
a) Flächen- und Höhenverhältnisse . 3
b) Bodenverhältnisse . . 4
c) Witterungsverhältnisse 5
B. Bevölkerung . . . . . 7
a) Geschichte. . . . . . 7
b) Politische Gliederung. 7
c) Besiedlungsdichte 8
d) Wirtschaft. . . . . . 13
C. Verkehr ...... . 13
11. Entwicklung, Verwaltung und Finanzierung. 15
A. Entwicklung. . . . . . . . . . . . . . 16
B. Verwaltung. . . . . . . . . . . . . . . 20
a) Bundesbehörde: Bureau of Public Roads. 20
b) Staatliche und lokale Behörden. 23
C. Finanzierung. . . . . . . 25
a) Quellen der Finanzierung. . . . 26
1. Zwecksteuern . . . . . . . . 27
oe) Brennstoffsteuern (gasoline tax) S.28. - ß) Kraftfahr
zeug-Gebühren (motor vehicle fees) S.29. - ')I) Steuern auf
den Besitz von unbeweglichem Vermögen für Straßenbau
zwecke (real-property tax for higsway purposes) S.31. -
0) Vergleich der Zwecksteuern auf Personenkraftwagen in den
V.St.A. und Deutschland S. 32.
2. Zuweisungen aus allgemeinen Mitteln . . . . 33
3. Beihilfen über- und nachgeordneter Behörden 33
4. Eigene Einnahmen aus den Straßen. . . . . 36
5. Anleihen . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
b) Einnahmen und Ausgaben für alle Landstraßen. 37
c) Derzeitige Bestrebungen und Vergleich mit Deutschland. 37
111. Planung und Entwurf . . 41
A. Straßennetze. . . . . 41
B. Straßenausbaupläne . 43
a) Verkehrsuntersuchungen 43
1. Örtliche Feststellungen. 44
oe) Zählstellen und Zählungen S. 44. - ß) Auswertung der
Ergebnisse S.45. - ')I) Besondere Feststellungen S.50.
2. Schätzung des künftigen Verkehrs . . . . . . . . . 52
3. Einteilung der Straßen nach ihrer Verkehrsbedeutung. 56
b) Ausbaupläne. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
VI Inhaltsverzeichnis.
Seite
C. Richtlinien für die Entwurfsbearbeitung . . . . . . .. 60
a) Gesetzliche Bsetimmungen über Größe, Gewicht und Geschwindig-
keit der Straßenfahrzeuge . . . . 61
b) Linienführung und Querschnitt . . . . . . 65
c) Ausgestaltung der Krümmungen. . . . . . 74
d) Nebenanlagen und .besondere Bauwerke' ,. , 84
IV. Straßendecken . 95
A. Allgemeines 95
B. Untergrund 99
a) Allgemeines 99
b) Einteilung der Bodenarten . 101
c) Maßnahmen zur Verbesserung des Straßenuntergrundes 104
C. Einfache Decken. . . . . . . . . . . . . . . . . 104
a) Einfache Decken ohne bituminöse Bindemittel'. . . 106
1. D~cken ohne Einbringung mineralischer Baustoffe 106
2. Einfache Decken mit Einbringung mineralischer Baustoffe. 117
ct) Tonsandstraßen S.117. - ß) Kiesstraßen S.122. -
y) Kleinschlagstraßen S. 126. - 0) Wassergebundene Schotter
straßen S. 129.
b) Einfache Decken mit bituminösem Bindemittel ........ 133
1. Oberflächenbehandlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 136
ct) Behandlung unverbesserter Erdstraßen mit Öl S. 136. -
ß) Behandlung einfacher Decken mit Öl oder Bitumen S. 139.
2. Oberflächenvermischungen 146
3. Maschinenvermischungen . 154
D. Bitumendecken 155
a) Bituminöse Bindemittel. 156
1. Begriffserklärung '.' 156
2. Einteilung der bituminösen Bindemittel . 156
b) Geräte und Maschinen für die Herstellung von Bitumendecken 160
1. Handgeräte und ihre Beförderungs- sowie Heizwagen 160
2. Heizwagen zur Beförderung von Bitumen 160
3. Drucksprengwagen für Bitumen. . . . . . . . . . 164
4. Mischanlagen ............... ,. '. . 165
5. Vorrichtungen und Maschinen zur Verteilung der Erzeugnisse
der Mischanlagen auf der Straße und zur Fertigstellung der
Decke . . . . . . . . . . . . . . . . . 168
6. Walzen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171
7. Maschinen und Geräte für Ausbesserungen. . . . 172
8. Wagen zur Beförderung von Straßenbaumaschinen . 175
c) Asphaltdecken . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175
1. Allgemeines über die Verwendung von Asphalt im Straßenbau . 175
2. Asphaltmakadam 178
3. Asphaltbeton . . . . . . . 187
4. Sandasphalt. . . . . . . . 192
5. Sonstige Asphaltbauweisen . 197
6. Unterbau aus Asphaltbeton oder Asphaltmakadam (black base). 198
Inhaltsverzeichnis. VII
Seite
d) Teerdecken . . . . . . . . . . . . 199
1. Allgemeines über die Verwendung von Teer im Straßenbau 199
2. Teermakadam . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 200
oe) Tränkverfahren S.200. - ß) Mischverfahren S.201.
3. Teerbeton. . . . . . . . . 204
4. Unterbau aus Teermakadam 204
E. Betondecken . 204
a) Aufbau . . . . . . . . . 207
b) Baustoffe . . . . . . . . 209
c) Vorbereitung des Planums 211
d) Ausführung . . . . . . . 216
1. Lagerung, Zumessung und Beförderung der Baustoffe 216
2. Bauvorgang . . . 218
3. Nachbehandlung. 232
4. Prüfung . . . 233
e) Unterhaltung . . 234
f) Sonderbauweisen . 235
g) Kosten . . . . 237
F. Klinkerdecken . 237
a) Aufbau. . . . 239
b) Baustoffe . . . 241
c) Vorbereitung des Planums 242
d) Ausführung . 243
e) Unterhaltung . . 244
f) Kosten . . . . . 246
G. Sonstige Decken. 247
a) Steinpflaster . 247
b) Holzpflaster . 248
V. Zusammenfassung 249
A. Organisation und Verwaltung 249
B. Planung und Ausführung . . 251
C. Nutzanwendung für Deutschland. 253
UmrechnungstabeIle . . . . . 254
Literaturverzeichnis . . . . . 255
Amerikanische Fachausdrücke 272
Sachverzeichnis . . . . . . . • 274
Druckfehlerberichtigung.
Seite 48, Anm. 1 lies richtig: (city) statt (citie).
Seite 134, Anm. 2 lies richtig: Also für die Zeit vom 1. I. 1932 zum 1. r. 1933.
Einleitung.
Das vorliegende Buch soll sich mit dem amerikanischen Straßenbau
beschäftigen. Unter Straßenbau ist dabei der Landstraßenbau ver
standen, da nur für diesen die große Reihe der grundsätzlichen Fragen
hinsichtlich Planung und Unterlagen für die Entwurfsbearbeitung in
Betracht zu ziehen ist und im übrigen hinsichtlich der Befestigung
grundsätzliche Unterschiede zwischen Land- und Stadtstraßen nicht be
stehen. Zudem fehlen in ähnlicher Weise wie bei uns zusammenfassende
Veröffentlichungen und einen Überblick gewährende Statistiken über
den Stadtstraßenbau.
Trotz des gewaltigen Unterschiedes in der Größe - das Gebiet der
V.St.A. ist das 16Y2-fache Deutschlands - besteht in dem staatlichen
Aufbau eine große Ähnlichkeit. Die V.St.A. stellen einen Bund von
48 Staaten dar, gleich wie das Deutsche Reich aus 17 Ländern besteht.
Hier wie dort sind für den Straßenbau nicht der Bund bzw. das Reich,
sondern die Staaten bzw. die Länder zuständig, neben den letzteren
in beiden Fällen die örtlichen Verwaltungsbezirke, die Counties, Towns
oder Townships, Cities und Villages bzw. die Kreise, Städte und Ge
meinden. Hier wie dort geschieht die Finanzierung des Baues und der
Unterhaltung der Straßen zu einem beträchtlichen Teil aus Zweck
steuern. Ein bedeutungsvoller Unterschied besteht aber insofern, als in
den V.St.A. der Bund alljährlich einen erheblichen Betrag zur Unter
stützung des Straßenbaues den Staaten zur Verfügung stellt. Dieser wird
als nachträglicher Zuschuß für den Ausbau wichtiger Straßen gegeben,
sofern Entwurf und Ausführung die Zustimmung des Bureau of Public
Roads gefunden haben. Hierdurch ist es erreicht, daß der Bund - wel
cher ebensowenig wie in Deutschland das Reich zuständig ist - in
Wirklichkeit durch sein Bureau of Public Roads einen maßgebenden
und weitreichenden Einfluß auf den gesamten amerikanischen Straßen
bau ausübt und eine Einheitlichkeit in fast allen wichtigen Fragen
des Straßenwesens durchsetzt. Infolgedessen mußte auch die Stellung
dieser Behörde in dem vorliegenden Buche stark in den Vordergrund
gerückt werden.
Bei den Preisangaben des Buches in RM ist der Dollar nach der
früheren Währungsparität (1 $ = 4,20 RM) umgerechnet. Die Kauf
kraft des Dollar hat aber bis zum Eintritt seiner Entwertung kaum
Knipping, Straßenbau. 1