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Der Stachel Freud: Beiträge und Dokumente zur Kulturismus-Kritik PDF

372 Pages·1980·31.01 MB·German
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edition suhrkamp Redaktion: Günther Busch Bernard Görlich, geboren 1949 in Hofheim/Ps, studierte Gesellschafts— wissenschaften, Germanistik und Philosophie inFrankfurtam Main und promovierte mit einer Arbeit über das Gesamtwerk Erich Fromms; Alfred Lorenzer, geboren 1913. in Ulm, ist Professor für Sozialisations- theorie an der Universität in Frankfurt am Main und Lehranalytikerder Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung; Alfred Schmidt, geboren 1931 in Berlin, Schüler von Max I-Iorkheimer und TheodorW. Adorno, ist Professor fürSozialphilosophie an derUniversität Frankfurt am “Main. In den Jahren 1955/1956 ist es zwischen Erich Fromm und Herbert Marcuse zu einer Kontroverse überdieRollederPsychoanalysegekom— men, die weit überden konkreten Anlaß und die Positionen der beiden KontrahentenhinausBedeutungerlangthatundderenSprengstoffinden wissenschaftlichen Ausformungen der Sozialpsychologie bis zum heuti- genTageweiterwirkt.DieserSprengstoffistimGrundemFreudsSchr1f- ten eingebaut unddurchdivergierendcDeutungendieserSchriftenled1g— lich entzündet worden. Im Mittelpunkt der Kulturismus-Debatte, deren Entstehung,Anhaltspunkteund BrisanzvonAlfred LorenzerundAlfred Schmidt dargelegt werden, steht die wissenschaftliche und politische Auslegung derWerke Freuds. Bernard Görlich, Alfred Lorenzer, Alfred Schmidt Der Stachel Freud Beiträge und Dokumente zur Kulturismus—Kritik MitTextenvon Otto Fenichel, Th.W. Adorno, Max Horkheimer und Herbert Marcuse HerausgegebenvonBernard Görlich Suhrkamp Verlag In memoriam Herbert Marcuse edition suhrkamp961 ErsteAuflage 1980 © Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1980. Erstausgabe. Printed in Germany. Alle Rechtevorbehalten, insbesonderedasderÜbersetzung, desöffentlichenVor- tragssowiederÜbertragungdurchRundfunkundFernsehen,aucheinzelnerTeile. Satz,in LinotypeGaramond,DruckundBindungbeiGeorgWagner,Nördlingen. GesamtausstattungWilly Fleckhaus. Inhalt Vorbemerkung des Herausgebers 7 I. Einleitung Bernard Görlich Die Kulturismus—Revisionismus—Debatte Anmerkungen zur Problemgeschichte der Kontroverse um Freud 13 II. Texte zur Kulturismus-Debatte Otto Fenichel Psychoanalytische Bemerkungen zu Fromms Buch »DIC Furcht vor der Freiheit« 93 Theodor W. Adorno Die revidierte Psychoanalyse 119 Max Horkheimer Ernst Simmel und die Freudsche Philosophie 139 Herbert Marcuse Epilog. Kritik des Neo—Freudianischen Revisionismus 149 Theodor W. Adorno (Thesen zum Verhältnis von Soziologie und Psychologie) Postscriptum 179 Herbert Marcuse Gesellschaftliche und psychologische Repression Die politische Aktualität Freuds 186 III. Diskussion Materialismus und Subjektivität. Aspekte ihres Verhältnisses in der gegenwärtigen Diskussion. Ein Gespräch zwischen Alfred Schmidt und Bernard Görlich 195 Die Sozialität der Natur und die Natürlichkeit des Sozialen. ZurInterpretationderpsychoanalytischenErfahrungjenseitsvon Biologismus und Soziologismus Ein Gespräch zwischen Alfred Lorenzer und Bernard Görlich 297 Bernard Görlich Der Stachel Freud. Zum Problem der beschädigten Subjektivität 350 Bibliographische Notiz 371 Vorbemerkung des Herausgebers Mit dem Titel Kulturismus—Debatte wird eine in den vierziger und fünfzigerJahren ausgetrageneKontroverseumInterpretatio— nen der Freudschen Theorie bezeichnet. In dieser Kontroverse standen Ansätze einer soziologischen Neuformulierung psycho- analytischer Erkenntnisse, wie sie in den Schriften von Erich Fromm, Karen Horney und Harry S. Sullivan hervortraten, Auffassungen gegenüber, die, vorgetragen vor allem vonTheore- tikern der Frankfurter Schule, an der Substanz Freudscher Ent— deckungen und auch an deren gesellscliaftskritischen Impulsm festzuhalten suchten. Die Debatte, deren Kernstück wohl die Auseinandersetzungi zwischen Erich Fromm und HerbertMarcuseMittederfünfziger Jahre bildet, hat, was bisher weniger beachtet wurde, eine über die Positionen der KontrahentenhinausreichendeBedeutungund wirktindenwissenschaftlichenAusformungenderSozialpsycho- logie, ohne daß in diesen noch ausdrücklich auf die hier in Erinnerung gebrachten Positionen Bezug genommen würde, bis zum heutigen Tage fort. Ihr Sprengstoff ist in den Schriften Freuds deponiert gewesen und durch die divergierenden Auslegungen von Fromm auf der einen und von Marcuse aufder anderen Seite lediglich entzündet worden. Gerade im unversöhnlichen Gegeneinander ihrer Kon- zeptionen entwickelten beide Kontrahenten dabei eine Schärfe derDiskussion,wiesieindennachfolgendenAuseinandersetzun- gen kaum mehrerreichtwurde. DerVorsatz, FreudsEntdeckun- gen soziologisch und — so Fromms spezifische Absicht, erneut zum Ausdruck gebrachtinseinerjüngsterschienenenFreud-Ab- handlung—im Rahmen deshistorischenMaterialismuszubegrei- fen, führte sogleich in ideologiekritische Erörterungen der bür- gerlichen Prämissen Freudscher Theorie hinein. Ausgehend von der These, die naturali3tischen Elemente in Freuds Denken ent- hielten Gesellschaftskritik in einer »Tiefendimension«, die durch voreilige Revisionen zusehends verflacht werde (Marcuse), soll- ten zugleich konformistische Tendenzen der neofreudianischen Interpretation der Psychoanalyse enthülltund ihrerseits der Kri- tik unterzogen werden. Um die einzelnen Diskussionsetappen bis zur Zuspitzung die- serauchgegenwärtiginähnlicherWeisevertretenenkontroversen Positionen aufzuzeigen, versucht der Herausgeber im einleiten— den erstenTeil dieses Bandes, dieProblemgeschichtederAusein- andersetzung von ihren Ausgangspunkten, den kulturtheoretisch orientierten Schriften Freuds, her zu rekonstruieren und gewährt dabei dem Interpretationsmodell des Neo-Freudianismus, vorge- stellt am Beispiel seines wohl wichtigsten Vertreters Erich Fromm, breiten Raum; schließlich beziehen sich die nachfolgen- den Aufsätze zur Kulturismus-Kritik in wesentlichen Teilen auf Fromm und sind nur dann mit Gewinn zu lesen, wenn die kritisierte Auffassung in ihren entscheidenden Elementen be— kannt ist. Die im zweiten Teil dargebotene Textdokumentation enthält die— in derTradition Freuds—wichtigstenBeiträgezurKulturis- mus-Kritik. Neben bereits bekannten Aufsätzen macht sie einige bisher kaum zureichend ausgewertete Materialien neu zugäng- lich, so den zu Unrecht übersehenen Text Otto Fenichels. Zwar scheint dieser Text auf den ersten Blick nur eine Rezension von Fromms erster größerer Studie aus der amerikanischen Periode, Die Furcht vor der Freiheit, zu sein, aber in Wirklichkeit antizi— piert er, im Jahre 1944publiziert, in nuceentscheidendeEinwän- de der Kulturismus-Kritik, die dann in den inzwischen schon klassischen Aufsätzen Adornos breiter entfaltet werden. Nicht unwichtig erscheint es, darauf hinzuweisen, daß Fenichel im Gegensatz zudenVertreternderFrankfurterSchulepraktizieren- der Psychoanalytiker war, also von dem (von Fromm gegenüber Marcuse erhobenen) Vorwurf nicht betroffen ist, daß sich die Gegner des Neo-Freudianismus der Psychoanalyse lediglich in philosophisch-spekulativer Weise und unter Mißachtung der kli— nisch—empirischen Grundlagen genähert hätten. Horkheimers erst kürzlich von Helmut DahmerübersetzterAufsatz treibt mit der Verteidigung des »biologischen Materialismus« der Freud- schen Theorie die Kontroverse weiter und weist zahlreiche Ver- knüpfungspunkte mit den Argumenten Herbert Marcuses auf. Dessen Aufsatz ThesocialImplicationsofFreudian>Revisionism< (Kritik des neo—freudianischerz Revisionismus) kann als das be- deutsamste Dokument der Kulturismus—Kritik gelten. Jedenfalls provozierte er Fromms energischen Widerspruch, und in den Jahren 1955 und 1956 lieferten sich Fromm und Marcuse in der 8 amerikanischen Zeitschrift Dissent unter dem TitelAn Exchange on Freudianism ein heftiges Wortgefecht, wobei beide energisch an ihren Positionen festhielten. Während Marcuse in den folgen- den]ahrendenStreitnichtwiederaufnzthm,findensichinzahlrei- chen späteren Schriften Fromms Nachklänge, die an die Brisanz der damaligen Debatte erinnern.“' Ein aus dem Französischen überset2ter kleinerer Aufsatz Marcuses rundet die dokumentari- schen Materialien ab; er läßterkennen, wie Marcuse vom Freud- schen Modell aus den spezifischen Gehalt seines eigenen utopi— schen Entwurfs, der in seinen späteren Arbeiten mehrund mehr ins Zentrum der Theorie der Gesellschaft gerückt ist, entwickelt hat. Daß die einschlägigen Momente der Kulturismus-Kritik nach wie vor Stoff zur Auseinandersetzung liefern, zeigte jüngst Rus- sell ]acoby, der in seinem Buch SozialeAmnesievom Kritik—Be- griff der Frankfurter Schule her neuere Konzepte in der Sozial- psychologie auf ihre konformistischen Prämissen hin überprüft hat. Allerdings sind—dies wird von]acobyzuwenigberücksich- tigt — bestimmte Auffassungen im Laufe der Theoriediskussion um Freud inzwischen weiter entfaltet werden. Die Kulturismus- Kritik erörterte aktuell-ungelöste Probleme, ohne diese durch rigide Lösungsformeln dem künftigen Reflexionsprozeß zu ent- ziehen. Eine solche Reflexion wurde vielmehr ausdrücklich ge- fordert. Die im drittenTeil dieses Bandes versammelten Beiträge versuchen deshalb, die in der Kulturismus-Debatte virulenten Themen neu zu fassen, um deren Problemgehalte—ausdrücklich nicht im Sinne von Abgrenzungen, die die starren Fronten nur festschreiben würden, aber auch nicht, um die Widersprüche harmonistisch aufzulösen — auf dem fortgeschrittenen Stand der Theoriebildungwieder in Bewegung zu setzen. Demdienenzwei Gespräche, die der HerausgebermitWissenschaftlern führte, die auf ihren Fachgebieten die gegenwärtige Diskussion nachhaltig beeinflussen und dievonunterschiedlichenAusgangspunktenher zu den gemeinsam interessierenden Gegenständen Stellung nehmen. "" DieursprünglicheAbsichtdesHerausgebers,dieBeiträgederDissent-Debatte indiesenBandmitaufzunehmen,fandbeiErichFrommleiderkeineUnterstützung. Wesentliche InhaltederAuseinandersetzung kommeninderfolgenden Einleitng zurSprache. 9

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