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Der Russisch-Türkische Krieg : Von seinem Beginn bis zur Einnahme von Kars PDF

80 Pages·1878·1.987 MB·German
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879 OPZ EOL DDOS E Hartmann Kritische Versuche 145 800 HARVARD LAW LIBRARY 1999 -5 kritiſdie Verſuche von I. von Hartmann, General der Cavallerie 3. D. 3. Der ruſiſch -fürkiſche Krieg. Pon ſeinem Beginn bis zur Einnahme von Kars. PO IC Berlin. Verlag von Gebrüder Paetel. 18 m 8. Alle Rechte vorbehalten. 5/25/22 Vorwort. Ais „ dritten kritiſchen Verſuch“ übergebe ich im Auftrage meiner Mutter und auf ausdrücklichen Wunſch des Herrn Redacteurs und der Herren Verleger der „Deutſchen Kund ſchau“ eine Arbeit meines verſtorbenen Vaters über den Ruſſiſch-Türkiſchen Krieg der Deffentlichkeit. Beſtimmt die kriegeriſchen Ereigniſſe als Auffäße in den Spalten der „ Deutſchen Rundſchau“ zu begleiten, iſt doch nur der erſte derſelben im September-Heft 1877 zum Abdruck gelangt. Die Veröffentlichung des zweiten Artikels, welcher den Orientaliſchen Krieg bis Mitte October 1877 behandelt, wo einerſeits eine baldige Uebergabe Plewna's zu erwarten ſtand und andrerſeits auf dem Armeniſchen Striegsſchauplaße die Einnahme von Kars einen Abſchluß herbeigeführt hatte iſt an dem ſchon beginnenden Leiden des Verfaſſers ge ſcheitert. Mitten in ſeinen litterariſchen Plänen, zu denen ſo wohl die Vervollſtändigung dieſer Aufſätze als ihre Ergän zung zu einem dritten Theil ſeiner „kritiſchen Verſuche“ gehörte iſt der Verblichene hinweggerafft. In die Arbeit des Vaters hat der Sohn ändernd ein zugreifen ſich nicht für berechtigt erachten können. Es wer den die beiden Auffäße daher nachfolgend ſo, wie dieſelben IV im Juli und October des vergangenen Jahres geſchrieben worden, unverändert dem Leſer dargeboten; mag auch hier und da die weitere Entwickelung des Krieges nicht völlig ben von dem Verfaſſer erwarteten Verlauf genommen oder vereinzelt die Beurtheilung der damaligen Situation in zwiſchen ſich als nicht unbedingt zutreffend erwieſen haben. Berlin, im Juni 1878. von Hartmann, Premier-Lieutenant. I. Yom Beginn des Krieges bis Inde Juni 1877. An demſelben Tage, an welchem das Kriegsmanifeſt des Kaiſers Alerander der in Spannung harrenden Welt verkündet wurde, am 24. April, überſchritten die ruſſiſchen Heeresſpißen die Grenzen ihrer gewaltigen Heimath. Wer noch daran ge zweifelt hatte, daß Rußland ſeit Monaten zum Kriege entſchloſſen geweſen ſei, den belehrten jeßt die Entfaltung einer zu voller Entwicklung gebrachten Rüſtung und die Enthüllung eines klar gedachten und längſt eingeleiteten Kriegsplans, wie groß ſein Frrthum geweſen. Alle die zahlreichen Conjuncturen und Com binationen, Gerüchte und Legenden von ſchwankender Politik und von humaner Friedensliebe, von mangelhafter Bewährung der neu geſtalteten Heeresorganiſation und von falſchen Berechnungen in der zum erſten Male erprobten ſtrategiſchen Kriegsanlage waren Luftblaſen, einem lange Zeit gährenden Stoff entſtiegen, welchem der aufſtauende Winter des Oſtens während der Dauer ſeiner Herrſchaft jene abwärts führende Bewegung unterſagt hatte. Der Krieg war auf das entſchiedenſte vorausgeſehen und beab ſichtigt; ſeine Chancen waren erwogen; einem beſtimmt erfaßten Ziele wurde entgegengeſchritten, mochte dabei auch weniger ein einzelner Wille, als die Macht einer unwiderſtehlich ſchiebenden national-politiſchen Tendenz zur Geltung kommen. Eine außerordentlich gewandte Diplomatie hatte daran ge arbeitet, das vor den Armeen ausgebreitete Kriegstheater zu einer beſtimmt begrenzten und politiſch wohlgeebneten Arena zu machen. V. Hartmann, Kritiſche Verſuche. III. 1 2 Jede unbequeme oder hindernde Einmiſchung, welche eine euro päiſche Coalition oder eine einzelne Großmacht hätten ausüben mögen, ſchien vorläufig beſeitigt. Die Türkei war durch die niemals bezweifelte Verweigerung der Annahme des Londoner Protokolls den Unterzeichnern deſſelben gegenüber in's Unrecht geſeßt; die ſich gegenſeitig balancirende politiſche und militäriſche Spannung Frankreichs und Deutſchlands wurde dahin ausgenußt, daß beide in Bezug auf die im Orient zu erledigende Frage als nahezu zur Indifferenz herabgeſtimmt angeſehen werden konnten; Italien war ohne Initiative und wurde nur dann ein mit in Rechnung zu ziehender Factor, wenn Deſterreich-Ungarn oder England in den Vordergrund traten; dieſen aber hielt man Conceſſionen bereit, von denen man hoffen durfte, daß ſie ſelbſt die ungewöhnlich derbe Sprache Lord Derby's und die Eljen Rufe, mit denen die türkiſchen Softas in Budapeſt begrüßt worden waren, zum Schweigen bringen, gleichzeitig aber die beiden Mächte vor einer Einigung betreffs der zu beobachtenden Haltung bewahren würden. Deſterreich-Ungarn, beengt durch ſeinen Dualismus und durch die wirthſchaftliche Noth ſeiner beiden Reichshälften, ſteht unter dem Bann der einen politiſchen Idee: an ſeinen Oſtgrenzen dürfe kein großes, ſelbſtändiges Slavenreich entſtehen. Wurde dieſe wirkliche oder vermeintliche Bedrohung ſeiner künſtlichen Exiſtenz abgewendet, ſo ſchienen die Vortheile, welche eine Nicht betheiligung am Kriege verſprach, gewidytig genug, um gern und willig der localiſirten ruſſiſchen Action das Geſchehenlaſſen zu gewähren. Die Ruhe, zu der Serbien und indirect mit ihm Bosnien und die Herzegowina verurtheilt wurden, mußte Deſter reichs Bewegung zum Stillſtand bringen. Ganz im Gegenſaß zu der früheren Agitation, zu der Entſendung ganzer Legionen von Freiwilligen in die locker zuſammengeſtellten ſerbiſchen Kriegs ſchaaren, wurde jeßt die Donau von der Mündung des Timok bis da, wo ſie die Grenze zwiſchen Deſterreich-Ungarn und Serbien bildet, zur weſtlichen Schranke jeder ruſſiſchen Bethätigung. England, ohne Staatsmann , der unbekümmert um das Ge wühl der politiſchen Parteien, von großen Gedanken getrieben, bereit wäre, ſein Schwert zu Gunſten des bedrohten europäiſchen Gleichgewichts in die Wagſchale zu legen, ohne eine Armee, welche denen der Continentalmächte gewachſen wäre, ohne Alliirte, 1 3 die ihm dieſelbe erſeßen könnten, erntet jeßt die Folgen ſeiner in Abſonderung und Friedensbehagen langjährig verfolgten Politik. Es iſt in ſeiner Iſolirung kaum im Stande, mächtigen Gegnern gegenüber noch für andere Intereſſen mit einer Heeresmacht effectiv einzutreten, als für ſolche, welche feine Lebenswurzeln in eminenteſter Weiſe berühren. Wurde ihm der Weg nach Indien unbedingt geſichert, ſah es den perfiſchen Meerbuſen ſeiner Macht ſphäreunentrüdt,ſomochte dieBefreiung vonderGefahr, einenüber feine augenblicklicheLeiſtungsfähigkeit hinausgehendenKrieg führen zu müſſen, die Nachtheile aufwiegen, welche ihm ein Zerbröckeln oder Annagen der im Sterben liegenden Türkei bringen könnte. Beide, Deſterreich-Ungarn und England, gewahrten die dar gebotenen Zugeſtändniſſe in dem anmuthenden Spiegellichte der freundlichen Hoffnung, Rußland werde in dem von ihm geſuchten kriegeriſchen Conflicte entweder den überlaſtend anzutreffenden Schwierigkeiten erliegen, oder es werde doch aus dem Kampfe fo geſchwächt hervorgehen, daß es am Ende deſſelben ſich dem Geſek nicht werde entziehen können, das ihm das geſchonte Europa zurufen würde. Qui vivra verra! Mit Gewißheit läßt ſich nur ſagen, daß die erſtere der beiden Alternativen mehr Ausſicht auf Verwirklichung hat, als die zweite. Gefeßt nun, Rußland ſchei terte wirklich, glaubt man denn da, die Integrität von Zuſtänden aufrecht erhalten zu dürfen, die fort und fort eine Gefahr für die Ruhe Europa's in ſich bergen? Die Auflöſung der europäi ſchen Türkei iſt ein nothwendiger Proceß, der ſich unabweislich, ſei es allmälig, ſei es beſchleunigt, entwickeln muß. Nur eine ſtarke Regierungsgewalt vermochte die heterogenen Beſtandtheile, aus denen die Bevölkerung der türkiſchen Lande beſteht, zuſammen zuhalten, ja hätte ihnen vielleicht Gleichberechtigung gewähren und ſie zu organiſcher Gemeinſchaft verbinden fönnen. Je mehr von Auswärts kommende Einmiſchung und fremde Ueberwachung die kräftige Hand, welche früher die unbedingt herrſchende war, ſchwächten, deſto gewiſſer wird die Löſung der Bande, die geeint verſchlungen und befeſtigt werden müßten. Erzielt aber Rußland nach der zweiten jener Alternativen auf dem Boden dieſer an ſich unerläßlichen Entwickelung einen militäriſchen Erfolg, ſo wird ihm der politiſche nicht fehlen. Menſchenwerth iſt in ſeinen weiten Gebieten noch nicht zu hoher Geltung gelangt; ſeine Wehr verfaſſung reiht ohne Schwierigkeit den immer neu ausgehobenen 1 * 4. Erſaß in die Glieder des Heeres ein; Erfahrung und Kriegs gewohnheit werden dem leşteren in erweitertem Maße zugewachſen ſein; und ſollten ſeine finanziellen Hilfsmittel ſich als erſchöpft erweiſen, ſo iſt der Bankerott eines Staats dem Credit deſſelben nur vorübergehend ſchädlich; Rußland als Sieger wird vor dem: ſelben nicht zurückſchreden; wol aber wird fidh Europa beſinnen, bevor es dem vom Kriegsglück begünſtigten gegenüber ſich zu einigen und ihm etwas abzutroßen wagt, was es dem nur noch zum Kampfe gerüſteten zu verweigern nicht den Muth hatte. Die Freiheit, welche Rußland für ſeine militäriſche Action ſich in der Einſchränkung gewann, war nicht zu theuer erkauft. Serbiens Neutralität befreite von einem Bundesgenoſſen, der, im hohen Grade erſchöpft und geſchwächt, zunächſt nur zu ſchüßen geweſen wäre. Man mußte fürchten, bevor noch die ruſſiſchen Heere den eigentlichen Kampf mit den türkiſchen Streitkräften aufnehmen konnten, ſich jenſeits der Donau einen augenblicklich iſolirten Kriegsſchauplaß zu ſchaffen, auf dem der Gegner mora liſch ſchwer wiegende Erfolge erfechten konnte, ohne daß man im Stande war, ihn wirkſam daran zu hindern. Die Ereigniſſe in Montenegro, über das Suleiman Paſcha in der zweiten Hälfte des Juni die.Ruhe des Kirchhofs ausgebreitet hat, thun dar, daß es im ruſſiſchen Intereſſe geweſen wäre, auch dieſen Vaſall zum Frieden und zur Neutralität zu beſtimmen. Seine eigen thümlich ſtarke innere Poſition und die früher errungenen, auch ießt noch die Stimmung ſeiner Bevölkerung beherrſchenden Er folge hatten wol dazu beſtimmt, nicht ähnliche Directiven zu geben, wie in Serbien. Auch England gegenüber kam Rußland billig zum Ziel. Wenn Aegypten und Meſopotamien unberührt gelaſſen wurden, ſo wußte man, daß auf ihrem Boden oder an ihren Küſten nie mals die Entſcheidung des Kriegs geſucht werden konnte, ferner aber, daß Alles, was man zur See in das Machtgebiet Englands brachte, dieſem gegenüber eine politiſche Empfindlichkeit ſchaffte, welche unſchwer zu Ungunſten Rußlands auszunußen war. Die Einbußen, die man ſich ſcheinbar hier wie dort auferlegt, kommen gar nicht in Betracht gegenüber den außerordentlichen Vortheilen, welche die locale Sfolirung der Kriegführenden gerade für Ruß land brachte. Viel empfindlicher wurde daſſelbe von einer anderen Been

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