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Der psychische Befund: Methodische Anleitung zur Erfassung psychopathologischer Erscheinungsbilder PDF

191 Pages·1989·3.628 MB·German
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Rainer Luthe Der psychische Befund Methodische Anleitung zur Erfassung psychopathologischer Erscheinungsbilder Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York London Paris Tokyo Hong Kong Prof. Dr. Rainer Luthe UniversiHit des Saarlandes Institut flir Gerichtliche Psychologie und Psychiatrie D-6650 Homburg/Saar CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Luthe, Rainer: Der psychische Befund: methodische Anleituing zur Erfassung psychopathologischer Erscheinungsbilder/ Rainer Luthe. Berlin; Heidelberg; New York; London; Paris; Tokyo; Hong Kong: Springer, 1989 ISBN-13: 978-3-540-51407-7 e-ISBN-I3: 978-3-642-74931-5 DOl: 10.1007/978-3-642-74931-5 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschiltzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbesondere die der Ubersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funk sendung, der Mikroverftlmung oder der VervielfiUtigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsan!agen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Ver vielfaltigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland yom 9. September 1985 in der Fassung vom 24. Juni 1985 zulassig. Sie ist grundsatzlich vergiitungspflich tig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. C Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1989 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von je dermann benutzt werden diirften. Satz: Elsner & Behrens GmbH, Oftersheim 2119/3140-5432 I 0 - Gedruckt auf saurefreiem Papier Herrmann Witter in Dankbarkeit gewidmet "Es ist indejf unmoglich, in betreJf der Geistesstorungen zu klarem Verstiindnis zu gelangen, wenn nicht dasjenige aber Gemeinschaft zwischen Seele und Leib vorausgegangen ist. It (Engelken 1846, zit. nach K. Schneider [2]) I~altsverzeic~s 1. Von der einfach deskriptiven zur phanomenologisch deskriptiven - analytischen - Psychopathologie . . . . . . . . . . . 1 Erste Fragebogenerfahrungen, allgemeine Definition, Problem geschichte: Psychophysische Reihen bei Griesinger, Kraeplin und Freud 1 - Phanomenologische Versuche zur Uberbrtickung eines "Abgrunds inmitten der Psychiatrie": Psychiatrie und Philoso phie (Brentano/Husserl), Jaspers und Schneider 7 - Kritik des "empirischen Dualismus" 17 2. Von der phanomenologisch-deskriptiven zur phanomenologischen - synthetischen - Psychopathologie . .. 28 Intentionalitat und aktives Subjekt 28 - Die Rolle des "Antriebs" in der Psychiatrie (Klages) und seine "konative" Auslegung: die Moglichkeit der Synthese (McDougall) 30 - Situation als integra tive "Ganzheit" (Janet) und das Subjekt im Konstruktivismus: Entwicklung durch Homoostase (Piaget) 34 - Organisation und Desorganisation von Leib und Seele: Psychiatrie als Pathologie der Freiheit (Ey) 37 - Die Philosophie der symbolischen Formen (Cassirer), Schema und Bild bei Kant 41 - Objektiver Geist und Sprache 43 - Die Herstellung von Bedeutungszusammenhangen 45 3. Das System logischer Organisationsformen und seine Deformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 50 a) Elementarfunktionen (Denken, Ftihlen, Wahrnehmen u. a.) in der Psychiatrie 50 - Das deskriptive System (Kind, Witter) 52 - Das Sinnkriterium (Schneider) 54 - Das Aphasiemodell, Hirn- X Inhaltsverzeichnis lokalisation und Gestaltkreis (vo Weizsacker): die Diskussion von 194855 - Ptolemaisches und kopemikanisches Denken (Conrad), Aphasie, Sp'rachtheorie und Psychopathologie (Cassirer, Jack son, Head, Goldstein) 58 b) Die Antinomie des Gestaltkreises: Trennen und Zusammenfti gen 63 - Protopathie, Trema, Apophanie (Formalanalyse) 64 - Die Evolution des "corps psychique" (Jackson/Ey): Organisa tionsform und Organ 66 - Die Form der Entwicklungsstorungen 70 - Akute und chronische Deformierung der Organiation: Modellpsychose (Burchard), hochgespannter Affekt 72 - Forma ler Vergleich mit Schwachsinn und "mythischer" Daseinsweise (Cassirer) 78 c) Die organodynamische Theorie von Ey, positiver und negati ver Aspekt des Erscheinungsbildes 82 - Psychiatrie und Neurolo gie 83 - Abbaustufen: Syndromfolgen, Traumnegativitat und -positivitat 85 - Der Einwand von de Clerambault 90 - Der Schichtgedanke und die mehrdimensionale Betrachtung: Punkt, Kreis und Kugel 93 - Der Gedanke der Organisationsform als Ausweg aus dem Leib-Seele-Dilemma 98 - Formale Erlauterung der Grundfunktionen: Antrieb, Ftihlen und Denken 100 4. Der psychische Defund beim Verriickten: Wahn und Halluzination 102 0" 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Wahnhafter ProzeB oder Entwicklung 102 - Qualitats- und Dinghalluzination 103 - Paranoider Abbau: Dermatozoenwahn a 105 - Paranoider Zerfa11: "folie deux" 108 - Psychogenes StimmenhOren: Pseudohalluzinationen 113 - Alkoholhalluzinose 116 S. Der psychische Defund des Verworrenen: Gedichtnisstorung, Ratlosigkeit, Demenz 118 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Gedachtnis und Zeitbegriff, Zeitansc~auung 118 - Minuten gedachtnis (Conrad) 122 - Korsakow-Syndrom (Burchard) 128- Konfabulation, Verkennen des Spiegelbildes, Desorientierung 131-Schematismus der Erinnerung und Personlichkeit 132 Inhaltsverzeichnis XI 6. Der psychische Befund bei Schwachsinn und Psychopathie ................................... 135 Epigenese und Phanokopie (Piaget) 135 - "Instinkt", Intelligenz und Lemen 136 - Kindliche Egozentrizitat und "moral insanity" , Zusammenhang von Emotion und Kognition 143 - Die qualitati ve Einteilung in charakterliche Abartigkeiten und das Erheblich keitsproblem 146 - Korperbautypen und Charakter (Kloos) 148- Autismus und "Asozialitat" 150 7. Der psychische Befund beim Normalen ................. 153 Alternative: "krank - gesund" oder Ubergang 153 - Das Problem der statistischen Erfassung ganzheitlicher Gegebenheiten (Schmitt), Kritik der "Symptomkatalogisierung" 154 - Der Situationsbegriff und die synthetische Erfassung des psychischen Befundes 156 - Ein Normalbefund 160 - Der Unterschied zwischen "Fahigkeit" und ihrem (freien) Gebrauch 162 Anmerkungen und Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 Namenverzeichnis ..................................... 173 Sachverzeichnis ....................................... 176 1. Von der einfach deskriptiven zur phanomenologisch deskriptiven - anaIytischen - Psychopatbologie 1m Jahre 1963 wurde in einer nach Grundsatzen von Schneider geleiteten deutschen UniversiHitsnervenklinik dem Arzt, der fUr die nach Bonhoeffer benannte offene psychiatrische Frauenstation zustandig war, eine Instruktion zur DurchfUhrung der Untersuchung an die Hand gegeben. Darin heiBt es (nur die Interpunktion wurde geringfiigig geandert): "Die Vorgeschichte muB Auskunft geben tiber: Konfession und religios-weltanschauliche Bindungen; Zahl der Geschwister und Stellung in der Geschwisterfolge; Zahl der eigenen Kinder, evtl. Beruf der Ehefrau; Integration in Wohngemeinschaft (alleinstehend, in eigener Familie lebend, Ersatzmilieu, usw.; eigene Position in dieser Wohngemeinschaft, sozial eingeordnet etc.). - Schulbildung. - Berufsausbildung. - Stellung im Beruf (selbstlindig, nicht selbstlindig, untergeordnete, mittlere, gehobene, leitende Position, vorzeitiger Ruhe stand, Ruhestand usw.). - Berufskategorie und Stellungnahme zur Berufstlitigkeit. - Sonstige Angaben zum sozialen und okonomischen Status." Es ergibt sich ein Raster, das die zeitgebundenen Interessen des Verfassers dieser "Richtlinien" wohl ebenso deutlich durchscheinen lliBt, wie es geeignet ist, ein psychopathologisches "Abbild" der Geistes krankheit zu vermitteln. Weiter geht es mit den "Erkrankungen der Mutter wlihrend der Graviditlit, Geburtsverlauf, friihkindliche Entwicklung. - Entwicklungs- und Verhaltens storungen wlihrend der Kindheit und Jugend." Gefragt sind dann: "Familienverhliltnisse bis zum 15. Geburtstag (unehelich geboren, Tod des Vaters, Tod der Mutter, Trennungj Scheidung der Eltern, HeimjPflegekind, ,broken-home' etc.)." - Es folgen: "Psychische Erkrankungen und Auffalligkeiten in der Hereditlit. - Prlimorbide Personlichkeit. - Friihere Erkrankungen und Funktionsanomalien, auch psychische Auffalligkeiten (Krimi nalitlit, Suicidversuche, abnorme seelische Reaktionen und Entwicklungen, Alkohol-und MedikamentenmiBbrauch, friihkindliche Hirnschlidigung, cerebrale Anfallsleiden, Schli delhirntraumen, andere Hirnerkrankungen usw.). - Zur gegenwlirtigen Erkrankung (Alter bei der ersten Manifestation, bisheriger Verlauf, evtl. friihere psychiatrische Behandlungen, friihere Krankenhausaufnahmen, Vorbehandlung unter Angabe der Methode oder des Medikamentes und des Erfolges, Entwicklung des aktuellen Bildes, Erkrankungsdauer vor Klinikaufnahme, angebliche ,auslosende' Momente, Darstellung der Beschwerden, Schilde rung der Klagen etc.). - Bei Frauen: Menarche, Schwangerschaften, Menstruationsanoma lien, Menopause etc ...." Dann heiBt es: "Bei der Abfassung des ,Psychischen Bejundes' soli der Untersucher alles, was er zu den nachfolgenden ·Stichworten an Beobachtungen sammeln konnte - der 'Obersichtlichkeit halber moglichst in der gleichen Reihenfolge - beschreibend wiedergeben: AUSDRUCK und VERHALTEN bei der Untersuchung (Mimik, Gestik, Haltung, Kleidung, sonstiger liuBerer Eindruck, Sprechweise, sprachliches Ausdrucksvermogen, Sprachmelodie, Manieren etc.), BEWUSSTSEIN und ORIENTIERUNG (Benommenheit, 2 Somnolenz, Coma, Diimmerzustand, amentielles Delir etc.), KONTAKTFAHIGKEIT, PSYCHOMOTORIK (Hemmung, Sperrung, Stupor, Antriebsarmut, motorische Unruhe, sprachliche Erregtheit, Sprachzerfall, Neologismen, Parakinesien, Stereotypien, Manie riertheit), WAHRNEHMEN und EMPFINDEN (Trugwahrnehmungen, qualitative und quantitative Empfindungsstorungen, Entfremdung und Wahrnehmungswelt), DENKEN (formale StOrungen wie Hemmung, Verlangsamung, Einengung, Inkohiirenz, Sperrung, GedankenabreiBen, abnorme Denkinhalte wie beherrschende Gedanken, tiberwertige Gedanken, Wahneinfalle, Wahngedanken, Wahnwahrnehmungen, systematisierter Wahn, Zwiinge, Phobien), FUHLEN (vitale und seelische Verstimmungen sowohl nach der depressiven als auch nach der heiteren Seite, etwa auch Appetitstorungen und Klagen tiber nicht organisch-fundierte Korperbeschwerden, Geflihl der GefUhllosigkeit, Insuffizienzge fUhl, Schuld- und Verarmungsgeflihl, gesteigertes SelbstwertgefUhl, Angst, Gereiztheit, Gespanntheit, innere Unruhe, Wahnstimmung, GefUhlslabilitiit, inadaequate und ambiva lente GefUhle etc.), SEELISCHE REAKTIONSFAHIGKEIT (soweit noch nicht unter ,Ftihlen' aufgefUhrt, etwaige Storungen des affektiven Verhaltens, abnorme Verabreitung von Erlebnissen oder Konflikten etc.), ICHERLEBNIS (Storungen der Ichidentitiit, andere Entfremdungserlebnisse, auch Gedankenentzug, -eingebung, sonstige Beeinflussungserleb nisse von denken, fUhlen, streben, wollen), AUFMERKSAMKEIT, INTELLIGENZ, GEDACHTNIS (Auffassungsstorungen, Konzentrationsstorungen, Merkfahigkeitssto rungen, Gediichtnisstorungen, Konfabulationen, Minderbegabung, Schwachsinn, erworbe ne Intelligenzdefekte, moglichst mit Angabe des IQ und des Verhaltens bei der Intelligenz priifung), PERSONLICHKEIT (z. B. zyklothyme Geschlossenheit, schizophrene Dishar monie, ,organische Ztige', andere abnorme Strukturen), TRIEB-und SOZIALVERHAL TEN (z. B. soziale Integration, Stellungnahme zur eigenen sozialen Situation, sexuelle Triebabweichungen, Selbstbeschiidigungs-und Suicidimpulse, Suicidhandlungen, Aggres sionsimpulse und -handlungen; Drogenabhiingigkeit und Sucht, Kriminalitiit, Nahrungs verweigerung, Verwahrlosungstendenzen), SONSTIGES (etwaige Verlaufsbesonderheiten, Tagesschwankungen, niichtliche Exazerbationen, SchlafrhythmusstOrungen, EinschlafstO rungen, auffallige Traumtiitigkeit, auch andere bisher noch nicht erwiihnte Beschwerden):" Wem diese wortgetreue Aufzahlung zu lang und zu ermiidend erscheint, der sollte bedenken, daB daraus bald darauf einer der ersten Fragebogen hervorgegangen ist, wie sie sich heute einer explosionsartigen Verbreitung erfreuen. Sie wurden damals schon zu Hunderten ausgefiillt und scheinen im Riickblick geeignet, psychopatho logische Erfahrung eher zu hindem und die HAntenne" dafiir eher zu zerstoren als ihr Zustandekommen beim Neuankommling zu fOrdem. Einiges daran erinnert noch an die Anweisungen, die Schneider selbst in seiner Schrift "Psychischer Befund und Psychiatrische Diagnose" [I] gegeben hat; anderes weicht sehr deutlich ab, etwa die Beriicksichtigung des Verlaufs. Indem es in diesem Buch urn den "psychischen Befund" geht, sind zur Lokalisierung des eigenen Standortes zunachst einige allgemeine Uberlegungen angebracht. Zunachst geht es noch nicht urn sein HW ie"; wir wollen uns dieser zentralen Frage erst nach Abklarung einiger Vorfragen, die seine methodologische Problematik und deren Geschichte betreffen, nahem. Ganz allgemein sei jedoch hier bereits festgehalten, worum es im psychischen Befund geht. Der psychische Befund hat gewisse Ahnlichkeiten mit einer Partitur, oder - bescheidener - mit ein paar Zeilen der Notenschrift eines Liedes. Darin solI etwas,

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