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Der narrative Lai als eigenständige Gattung in der Literatur des Mittelalters: Zum Strukturprinzip der Aventure in den Lais PDF

244 Pages·1984·19.592 MB·German
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BEIHEFTE ZUR ZEITSCHRIFT FÜR ROMANISCHE PHILOLOGIE BEGRÜNDET VON GUSTAV GRÖBER FORTGEFÜHRT VON WALTHER VON WARTBURG HERAUSGEGEBEN VON KURT BALDINGER Band 201 RENATE KROLL Der narrative Lai als eigenständige Gattung in der Literatur des Mittelalters Zum Strukturprinzip der Aventure in den Lais MAX NIEMEYER VERLAG TÜBINGEN 1984 Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Kroll, Renate: Der narrative Lai als eigenständige Gattung in der Literatur des Mittelalters : zum Struktur- prinzip d. Aventure in d. Lais / Renate Kroll. - Tübingen : Niemeyer, 1984. (Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie ; Bd. 201) NE: Zeitschrift für romanische Philologie / Beihefte ISBN 3-484-52201-1 ISSN 0084-5396 © Max Niemeyer Verlag Tübingen 1984 Alle Rechte vorbehalten. Ohne Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege zu vervielfältigen. Printed in Germany. Satz: Computersatz Staiger, Tübingen. Druck: Becht-Druck, Pfäffingen. Einband: Heinrich Koch, Tübingen. Inhaltsverzeichnis DIE LAIS IN STRUKTURALISTISCHER SICHT I. Vorüberlegungen zur Methode 1 II. Die Handlungsmotivation 10 1. Charakter-Insuffizienz 24 2. Emotionale Disponiertheit 30 3. Aufforderung, Herausforderung, Aggression 40 Zusammenfassung 43 III. Die Aktualisierung des Konflikts 44 1. Manifestation eines rechtmäßigen Anspruchs 56 2. Die Dynamisierung von Widersprüchen 65 3. Dekuvrierung eines subjektiven Vorgangs 81 Zusammenfassung 94 IV. Reaktions- und Auflösungsmodelle 95 1. Die Handlungstypen 103 2. Auflösungsmechanismen 121 Zusammenfassung 136 DIE HANDLUNGSSTRUKTUR ALS WERTSTRUKTUR I. Merkmale der Handlungsstruktur 138 1. Dreiteilige Oberflächenstruktur und binäres Strukturprinzip 138 2. Das Handeln und seine Implikationen 150 3. Der Zufall und seine Aussage 153 4. Exkurs: Das binäre Strukturprinzip auf sprachlicher und inhaltlich-formaler Ebene 156 II. Handlungsstruktur und weltanschaulicher Gehalt 158 1. Binäres Strukturprinzip und heilsgeschichtliches Denken 158 2. Handlungstypik und frühscholastische Theologie 163 3. Lohn- und Strafmechanismen und die Ethik des göttlichen Willens .... 168 V III. Der ideologische Standort der Lais 171 1. Die aventure 171 2. Lai zwischen höfischem Roman und Tristan-Roman 179 IV. Gattungssystem und Gesellschaftssystem 185 1. Funktionsbestimmung des Lai und seine Stellung im Subgattungssystem . 185 2. Die Entwicklung der Gattung: Strukturwandel als Folge einer neuen Wertorientierung 192 3. Die Funktion der Gattung im sozialen Sinnzusammenhang 196 ZUSAMMENFASSUNG 208 VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN 216 BIBLIOGRAPHIE 217 VERZEICHNIS DER LAIS 234 VI Vorwort Die Drucklegung dieser Arbeit, die im Sommer 1982 vom Fachbereich Spra- chen und Kulturen des Mittelmeerraums und Osteuropas der Justus-Liebig- Universität Gießen als Dissertation angenommen wurde und 1983 die Disser- tations* Auszeichnung der Justus-Liebig-Universität Gießen erhielt, ist durch die Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft ermöglicht worden. Mein Dank gilt Herrn Prof. Dr. Baldinger, der diese Abhandlung in die Reihe der «Beihefte zur Zeitschrift für Romanische Philologie» aufgenommen hat. Ganz besonders danken möchte ich an dieser Stelle Herrn Prof. Dr. Diet- mar Rieger, der diese Arbeit nicht nur betreut, sondern ihren Fortgang durch Großzügigkeit, Verständnis und Hilfsbereitschaft maßgeblich gefördert hat. VII Die Lais in strukturalistischer Sicht I. Vorüberlegungen zur Methode In der neueren Forschung zur französischen Erzählliteratur des Mittelalters scheint sich gegenüber der Stoff- und motivgeschichtlich orientierten Methode mehr und mehr die strukturalistische Betrachtungsweise1 durchzusetzen. Da- für ist nicht zuletzt die Erkenntnis verantwortlich, daß der schöpferische Akt des mittelalterlichen Dichters vor allem in der Komposition bestand, und daß gerade die Formung und Verknüpfung (conjointure) dem Stoff nicht nur zu ästhetischer Wirksamkeit verhalf, sondern ihm erst seinen Sinn gab2. In der neueren Forschung wird der Stoff- und Motivbestand als die materielle Seite, die Struktur des literarischen Kunstwerks dagegen als wesentliches, sinn- und gattungsbestimmendes Merkmal angesehen. Sinngebend insofern, als der Strukturalismus gerade für Untersuchungen an zeitlich ferner Literatur rele- vant wird, d.h. wenn der 'verlorene' Sinn mit hermeneutischen oder anderen literaturwissenschaftlichen Verfahren — wegen des Auseinandergehens der Bewußtseinshorizonte oder auch nur mangels Sekundärinformationen - nicht ohne weiteres erschließbar wird3. Gattungsbestimmend insofern, als Struktur- untersuchungen sich nicht mehr nur auf die Registrierung von Einzelelemen- ten oder deren akzidentelle Kombination begründen, sondern die die Gat- tung konstituierenden Werke auf der Basis transdisziplinärer Prinzipien — und unabhängig von subjektiven Perspektiven, Methoden und Orientierun- 1 Grundlage für den strukturalen Gesamtzusammenhang ist der von J.Piaget (1968) entwickelte Strukturbegriff, dessen allgemeine Anwendbarkeit sich daraus ergibt, daß er nicht in Bezug auf ein spezifisches Erkenntnisobjekt gewonnen wurde, son- dern Resultat allgemeiner epistemologischer Untersuchungen ist. Eine Struktur defi- niert J.Piaget als «un système de transformations, qui comporte des lois en tant que système (par opposition aux propriétés des éléments) et qui se conserve ou s'enrichit par le jeu même de ses transformations, sans que celles-ci aboutissent en dehors de ses frontières ou fasse appel à des éléments extérieurs. En un mot, une structure com- prend ainsi les trois caractères de totalité, de transformations et d'autoréglage» (6ff ). 2 Zu conjointure und sens vgl. vor allem das Kapitel: Regards sur la Conjointure von E.Vinaver (1970) sowie den Aufsatz von W.Haug (1975). 3 Vgl. dazu z.B. P.Ricoeur (1963) - wobei nicht notwendigerweise literarische Texte nach ihrer Anwendbarkeit von literaturwissenschaftlichen Methoden zu trennen sind. 1 gen4 — als formale und inhaltlich organische Einheiten erfassen und erschlie- ßen5. Struktur soll im folgenden verstanden werden als «das Gefüge, der Aufbau eines zusammengesetzten Gebildes nach einer leitenden Idee oder auf Grund eines beherrschenden Faktors, im dynamischen Sinne eines Gebildes, inner- halb dessen die Vorgänge aufeinander abgestimmt sind und die Teile ihre be- sondere Aufgabe für das Ganze haben»6. Die jeweilige Erzählung wird da- nach als organische Ganzheit gesehen, als ein System von Elementen, die in bestimmter Wechselbeziehung und Funktion zum Ganzen stehen. Das ein- zelne Werk stellt in dieser Perspektive eine Totalität dar, die nicht nur aus der assoziativen Aneinanderreihung von Einzelelementen besteht, sondern ein System von Relationen darstellt, das diese als Ganzes charakterisiert und dem die Eigenschaften der Einzelelemente untergeordnet sind7. Der strukturalen Analyse kommt daher die Rolle zu, hinter der scheinbaren Unordnung der Phänomene die zugrunde liegende Ordnung aufzudecken8. Die diachrone Gattungsuntersuchung des Lai verzichtet deshalb auf die traditionelle Ab- straktion isolierter Einzelelemente und fragt nach ihren Relationen bzw. der Art ihrer Komplexität, um damit die Einheit und Kohärenz der literarischen Werke erkennbar zu machen. Die Ausgangshypothese der folgenden Strukturuntersuchung, daß nämlich das charakteristische Prinzip dieser Gattung ihre logische Tiefenstruktur — auf der Ebene klassifizierbarer Handlungsfunktionen9 — ist, die die konkre- 4 Der transdisziplinäre Erfolg des Strukturalismus, auf den sich J.Mukafevsky schon 1940 berufen konnte (vgl. ders. 1967, 11-12), kann als Beleg für die Nützlichkeit der strukturalistischen Methode dienen. G.Schiwy (1969, 44- 45) bezeichnet den Struk- turalismus als «exakte» Wissenschaft, deren Methodik zur allmählichen Annäherung zwischen den Natur-, Gesellschafts- und Geisteswissenschaften führt. R. Posner (1969, 28) begrüßt besonders die Möglichkeit der «exakten Deskription literarischer Texte». 5 Die nachfolgende Strukturuntersuchung stellt deshalb die Anwendung naturwissen- schaftlicher Prinzipien auf die Literatur nicht in Frage — woraus jedoch keine allge- meinen Schlüsse auf Analogien oder Differenzen zwischen natur- und geisteswissen- schaftlichen Disziplinen zu ziehen sind. 6 J. Hoffmeister (21955, 584); vgl. zur Strukturdefinition ferner R.Bastide (1962, 9-19), D.Baacke zum literarischen Strukturbegriff in W.Kayser (31961, 224ff.) oder in jüngerer Zeit G. Klaus / M.Buhr (1969): «Menge der die Elemente eines Systems miteinander verknüpfenden Relationen. Die Abstraktionsklasse aller einander iso- morphen Relationsgefüge dieser Art wird als ein abstraktes Gefüge, eben als die ab- strakte Struktur betrachtet.» 7 Auf den naheliegenden Zusammenhang von Struktur und Transformation soll hier nur insofern hingewiesen werden, als aufgrund des Gesetzes von absolut konstanten Tiefenstrukturen auch auf einem größeren Anwendungsfeld operiert werden könnte. Vgl. zu diesem Fragenkomplex J.Mukafevsky in Fiaker / Zmegaè (1974, 86—87), J. Mukarevsky (1974) und J.Metschmann (1973, 363). 8 C. Lévi-Strauss (1971, 190). 9 Vgl. dazu R.Barthes (1966a, 1-27), der auf die verschiedenen strukturalistischen Untersuchungsebenen in Erzählungen eingeht. 2

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