ebook img

Der Mensch im Fortschritt der Medizin: Erkenntnistheoretische Überlegungen zu Problemen der modernen Medizin PDF

157 Pages·1987·3.473 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Der Mensch im Fortschritt der Medizin: Erkenntnistheoretische Überlegungen zu Problemen der modernen Medizin

Wolfgang Bacher Der Mensch im Fortschritt der Medizin Erkenntnistheoretische Uberlegungen zu Problemen der modemen Medizin Springer Verlag Berlin Heidelberg New York London Paris Tokyo Prof. Dr. med. Dr. phil. W. Bocher Universitiit Essen Fachbereich 2 UniversitiitsstraBe 11 4300 Essen ISBN-13:97S-3-540-1S195-S e-ISBN-13:97S-3-642-7290S-9 DOl: 10.1007/97S-3-642-7290S-9 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschiitzt. Die dadurch begriinde ten Rechte, insbesondere die der Ubersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funk sendung, der Mikroverfilmung oder der VervielHiltigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Verviel Hiltigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. Sep tember 1965 in der Fassung vom 24. Juni 1985 zuliissig. Sie ist grundsatzlich vergiitungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1987 2119/3140/543210 VOIWOrl Dieses Buch baut auf langjahriger Beschaftigung mit facheriiber greifenden Themen und Sichtweisen sowie eigenen Erfahrungen als Arzt und Patient auf. 1m Laufe dieser Beschaftigung gelangte ich immer starker zu der Erkenntnis der Begrenztheit und Relati vitat unseres Wissens sowie der Notwendigkeit, dieses Wissen in einen umfassenderen Zusammenhang einzuordnen, urn es fUr konkrete Probleme wirklich nutzbar zu machen. Die Kreise meiner gedanklichen Entwicklung erweiterten sich und fUhrten mich schlieBlich in den Bereich der Erkenntnislehre. Zugleich erschlossen sich mir aus bisher ungewohnten Sichtwei sen bereichemde Einblicke in Zusammenhange, die sich dem von mir zunachst erlemten klassischen Erkenntnisansatz weitgehend verschlossen. Die konkrete Notwendigkeit, auf verschiedenen anderen Gebie ten Voraussetzungen von ProblemlOsungen zu erarbeiten, sowie aktue11e Erfahrungen und Diskussionen lieBen mich dann daran denken, die Nutzbarkeit dieser Erkenntnisse und Uberlegungen fUr aktue11e Probleme der modemen Medizin zu tiberdenken. So entstand dieses Buch. Es ist nicht als ein vo11standiger und systematischer AbriB des der zeitigen Wissensstandes gedacht, sondem sol1 in erster Linie an hand einiger pragnanter Aspekte zum Nachdenken anregen, zum Nachdenken tiber Zusammenhange und Probleme, zu denen die Routine des Alltags sonst nur wenig Zeit laBt und die fUr tibliche Denkansatze auch eher ungewohnt sind. Zugleich sol1 es unter schlaglichtartiger Beleuchtung verschiedener modemer erkennt nistheoretischer Diskussionspunkte einige kritische Fragen auf- VI Vorwort werfen, denen sich die heutige Medizin gegeniibersieht, und den Zugang zu neuen, zusatzlichen Sichtweisen eroffnen. Ich habe da bei bewuBt versucht, eine rein abstrakte Darstellung zu vermei den, die angesichts der konkreten Denkausrichtung von Medizi nem nicht sehr zielflihrend ware. Der in epistemologischer Hin sicht bewanderte Leser moge mir die bewuBt einfach gehaltene, teilweise auch eher provokativ pointierte sowie an vielen Beispie len orientierte Form verzeihen. Sie ist iiber weite Strecken nach Darstellung des grundsatzlichen Problems mit Absicht so ge wahlt, daB sie trotz ausdriicklicher Zuwendung zur Praxis eine be stimmte Praxis nicht als generell verbindlich vermittelt, sondem dem Leser bei grundsatzlicher Bereitschaft zu geistiger Offenheit die Moglichkeit laBt, aufgrund aktiven Nachdenkens sich selbst mit seinen personlichen Erfahrungen wiederzufinden. AbschlieBend mochte ich alljenen Dank sagen, denen ich meiner seits entscheidende Anregungen verdanke, auch wenn sie nicht ai le im Literaturverzeichnis genannt werden konnten, sowie denen, die mich beim Zustandekommen dieser Schrift unterstiitzt ha ben, nicht zuletzt aber auch denen, deren Kritik moglicherweise nach Erscheinen des Buches zu einer Bereicherung meines Den kens beitragen wird. Essen, im August 1987 Wolfgang Bacher Inhaltsverzeichnis Ein./iihrende Gedanken zu Logik und Erkenntnislehre 1 Die historische Konzeption von Wissenscha/t Die Relativiilit unseres Wissens 4 Der Begriff der "Wissenschaft" . . . . 10 Beschrankungen unseres schluBfolgemden Denkens ................... 12 Geistes- und kulturgeschichtlicher Riickblick auf die Entstehungsbedingungen unserer Wissen- schaft . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Axiomatik und Erkenntnisebenen 19 Wissenschaft und Medizin .... 21 Zur grundsiitzlichen Wandlung des Wissenschaftsbegriffs Neue wissenschaftliche Sichtweisen und Wege . 28 Die Bedeutung der Relationen 32 ProzeBorientiertes Denken ........... 34 Die Rolle des Beobachtel:, Die Entwicklung in der modemen Physik 36 Zur Subjektiviilit der Erkenntnis und ihren Auswirkungen ....... . 39 Diagnostische Konsequenzen . . . . . . . . 42 VIII Inhaltsverzeichnis Aspekte einer evolutioniiren Erkenntnislehre Die Spirale von Erfahrung und EIWartung . 48 Kausalitiit und Optimierung ....... . 50 Erkenntnistheoretische Konsequenzen aus einem holographischen Modell der Gehirrifunktion Zum Prinzip der Holographie . . . . . . . 54 Holographie, Wahrnehmung und Gedachtnis . . 58 Holographie und allgemeine Erkenntnisvorgange 61 Aspekte einer holoskopischen Praxis . . . . . 65 Holographie als grundlegendes Naturprinzip 68 Zur Bedeutung konkret begriindeter ganzheitlicher Denkansiitze filr die Medizin Der grundsatzliche Wert einer umfassenderen Betrachtung ................... 70 Die Verzahnung von Organismus und Umwelt 75 Die emotionale Einbettung . . . . . . . 80 Zum EinfluB soziokultureller Faktoren 87 Systemtheoretische Betrachtungen Was ist ein System? . . . . 94 Vom Umgang mit Systemen 97 St6rungen im System . . 99 Riickkopplungen . . . . . . . 101 Wechselwirkungsgeflechte . . 103 Systemprobleme des Gesundheitsdienstes 108 Das Prinzip der Selbstorganisation und seine Bedeutung filr die Medizin Zur Dynamik innerhalb von Systemen 112 Aspekte einer systemiibergreifenden Dynamik 116 Inhaltsverzeichnis IX Selbstorganisierende Systeme . . 118 Selbstorganisation und Medizin . 121 Patientenrolle und Eigenaktivitiit 126 Das Komplementaritiitsprinzip Rohrs Die sog. Kopenhagener Deutung ..... 129 Die grundsatzliche erkenntnistheoretische Bedeutung des Komplementaritiitsprinzips . 131 Allgemeine und spezielle medizinische Konsequenzen aus dem Komplementaritiitsprinzip 133 Literatur .. 137 Sachregister 145 Autorenregister . 149 EinjUhrende Gedanken zur Logik und Erkenntnislehre Die folgenden Uberlegungen werden fUr den mit seiner Tagesar beit voll ausgelasteten Mediziner mit hoher Wahrscheinlichkeit eine mehr oder weniger fremde Thematik darstellen. Zudem wird ihm die vorgetragene Sichtweise der Dinge eher ungewohnt sein. Das mag der eine oder andere vielleicht sogar als angenehme Ab wechslung empfinden, wenn er es sich gestatten kann, sich einmal ganz entspannt aus der tiigljchen Routine herauszunehmen, sich sozusagen zu einem grUbelnden Nachdenken "am Kamin" ver fUhren zu lassen. Manch anderer mag sich allerdings auch provo ziert und in seinen selbstverstiindlichen Denkgewohnheiten ver unsichert fUhlen. Ich bin der Auffassung, daB eine solche gele gentliche Besinnung, auch wenn und gerade wei! sie die Grenze des "Selbstverstiindlichen" verschiebt, auBerordentlich heilsam sein kann, und in dieser Beziehung hat seit eh und je gerade die Erkenntnislehre wertvolle Beitrage geleistet. Erkenntnistheoretische Uberlegungen solIen deshalb auch der vorrangige Inhalt dieses Beitrags sein. Er wird also nicht so sehr im engeren Sinne die Logik als die Lehre von der internen Folgerich tigkeit des Denkens betreffen, obwohl auch hier in der letzten Zeit eine interessante Entwicklung stattgefunden hat [59]. Sie richtete sich auf eine stiirkere Betonung einer sog. mehrwertigen Logik. Diese multidimensionale Logik arbeitet bekanntlich anstelle der vorwiegend binaren Entscheidungen sehr viel stiirker mit Wahr scheinlichkeiten, also Wahrheiten mit abgeschwachtem Bestiiti gungsanspruch. Ferner vertritt sie die Position, daB Begriffen nur eine begrenzte Giiltigkeit zukommt und daB sie in starker Weise sUbjektiv und lokal bestimmt sind. So ungewohnt diese Gedan- 2 Einftihrende Gedanken zur Logik und Erkenntnislehre ken flir den Laien sein mogen, ist doch nicht abzustreiten, daB solche vageren Schliisse der - ohnehin auBerst komplexen - Reali tat naherkommen diirften. Ich mochte mich aber, wie gesagt, im folgenden starker erkennt nistheoretischen und erkenntniskritischen Uberlegungen wid men. Dabei kann ich verstandlicherweise kaum zu ganz konkre ten, flir jeden Einzelfall verbindlichen SchluBfolgerungen gelan gen, wie sie der einzelne Arzt aus der jeweils konkreten Situation viel besser ziehen kann. Eine ganz konkrete Antwort kann ohne hin nur aus einer ganz spezifischen konkreten Fragestellung her aus erwachsen, die ich an meinem Schreibtisch gar nicht kennen kann, obwohl ich meinerseits eine ganze Reihe eigener konkreter Erfahrungen und personlicher Erlebnisse vor Augen habe. Ich binjedoch der Uberzeugung, daB sehr viel sinnvolles, konkre tes Handeln gerade auf dem Hintergrund eines weiteren Verste hens und einer Einsicht in umfassendere Zusammenhange er wachsen kann. Es erscheint mir dagegen oft sogar gefahrlich, be stimmte engere Erkenntnisse ohne ein solches Verstehen voreilig und direkt in die Praxis umsetzen zu wollen. Denn man sollte sich davor hiiten, im Hinblick auf praktische Konkretheit und Augen scheinlichkeit in den Fehler von Klein Fritzchen zu verfallen, der von seinem Lehrer gefragt wurde, was denn weiter entfemt sei, Australien oder die Sonne, und der, ohne miihevolle Selbstbefra gung und auf seine ganz konkrete Erfahrung gegriindet, die Ant wort gab: "Natiirlich Australien, denn die Sonne kann ich sehen, Australien aber nicht!" In dies em Sinne sind die folgenden erkenntnistheoretischen Uberlegungen zu verstehen. Dabei habe ich einige bisher weniger beachtete Themen aus dem weiten Gebiet der Erkenntnislehre ausgewahlt, die mir flir die heutige Medizin von besonderer Bedeutung zu sein scheinen: - die historisch verstandene Konzeption von Wissenschaft und die grundsatzliche Wandlung des Wissenschaftsbegriffs, - die Rolle des Beobachters im sog. Subjekt-Objekt-Verhaltnis, - Aspekte einer evolutionaren Erkenntnislehre sowie erkenntnis- theoretische Konsequenzen aus einem holographischen Mo dell der Gehirnfunktion,

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.