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Der Marxismus-Leninismus in der DDR - eine politische Religion?: Eine Analyse anhand der Konzeptionen von Eric Voegelin, Raymond Aron und Emilio Gentile PDF

414 Pages·2017·4.088 MB·German
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Extremismus und Demokratie 33 Ulrike Klötzing-Madest Der Marxismus-Leninismus in der DDR – eine politische Religion? Eine Analyse anhand der Konzeptionen von Eric Voegelin, Raymond Aron und Emilio Gentile Nomos BUT_Klötzing-Madest_3770-3.indd 1 25.01.17 12:54 Extremismus und Demokratie Herausgegeben von Prof. Dr. Uwe Backes Prof. em. Dr. Eckhard Jesse Band 33 BUT_Klötzing-Madest_3770-3.indd 2 25.01.17 12:54 Ulrike Klötzing-Madest Der Marxismus-Leninismus in der DDR – eine politische Religion? Eine Analyse anhand der Konzeptionen von Eric Voegelin, Raymond Aron und Emilio Gentile Nomos BUT_Klötzing-Madest_3770-3.indd 3 25.01.17 12:54 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Zugl.: Chemnitz, Technische Univ., Diss., 2016 ISBN 978-3-8487-3770-3 (Print) ISBN 978-3-8452-8077-6 (ePDF) 1. Auflage 2017 © Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2017. Gedruckt in Deutschland. Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. BUT_Klötzing-Madest_3770-3.indd 4 25.01.17 12:54 Für meine Eltern Vorwort der Herausgeber Die DDR war eine Diktatur. Soweit besteht in der Forschung Einigkeit. Nur: War sie eine totalitäre, eine autoritäre, eine »moderne Diktatur« (Jür- gen Kocka), eine »Fürsorgediktatur« (Konrad Jarausch), eine »partizipato- rische Diktatur« (Mary Fulbrook)? Diese Fragen sind – mit unterschiedli- chen Befunden – untersucht worden. Bisher gab es aber noch keine ein- schlägige größere Studie zum Komplex, ob der Marxismus-Leninismus in der DDR eine politische Religion war. Eben dieser zentralen Frage, die über die Herrschaftsstruktur hinausgeht, nimmt sich Ulrike Klötzing- Madest an. Sie bezieht sich auf die Arbeiten von Eric Voegelin, Raymond Aron und Emilio Gentile. Die Systematisierung zum Ansatz der politi- schen Religion mit der Unterscheidung zwischen Inhalten, z. B. Glau- bensüberzeugungen, und Praktiken, z. B. Ritualen, ist ungeachtet der Schnittmengen überaus wichtig. Derartige Mechanismen, die nach Zu- stimmung suchen und solche fördern, tragen zum Erhalt diktatorischer Systeme bei, nicht nur verschiedene Formen der Repression. Die Diktatur- forschung hat diese Aspekte gemeinhin unterschätzt. Das Herzstück der Arbeit stellen die beiden Kapitel über die Ideologie- Ebene und die Praxis-Ebene in der DDR dar. Die Autorin identifiziert al- lein elf religionsähnliche, aus den Konzeptionen von Voegelin, Aron und Gentile abgeleitete Elemente. Die zeitliche Differenzierung schiebt einem statischen Vorgehen einen Riegel vor. Der Blick richtet sich zum einen auf fünf Elemente der Ideologie- Ebene: innerweltliche Heilslehre, manichäistisches Weltbild, »neuer Mensch«, »zehn Gebote«, Gläubigkeit. Für die Verfasserin war der Mar- xismus-Leninismus der DDR nicht frei von innerweltlichen Verheißun- gen. Allerdings geriet die Utopie zunehmend ins Hintertreffen. Ungeachtet aller zeitweiligen Faszinationskraft – vor allem in der Anfangsphase – wird der Nachweis geführt, dass er nur bedingt verfing. Zum anderen rich- tet sich der Blick auf die Praxis-Ebene mit folgenden Aspekten: Religions- und Kirchenpolitik; Umgang mit »objektiven Feinden«; kirchenähnliche Praktiken; Personen- und Parteikult; Mythen, Rituale und Symbole; sozia- listische Weihen. Besonders das Unterkapitel über »Mythen, Rituale und Symbole« ist weiterführend, etwa im Hinblick auf das jährliche Gedenken an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht (15. Januar), an den »Tag der 7 Vorwort der Herausgeber Befreiung« (8. Mai) oder an die Gründung der DDR (7. Oktober). Die un- terschiedlichen FDJ-Gelöbnisse zu diesem Tag verdeutlichen den Rück- gang der (pseudo-)religiösen Dimension. Die sozialistischen Weihen (Namensweihe, Eheschließungen, Beerdigungen) wurden nicht »ange- nommen« – bis auf die Jugendweihe (über 90 Prozent). Wer das Abitur ablegen wollte, kam gemeinhin nicht darum herum. Oft lag der Teilnahme nur ein Lippenbekenntnis zugrunde. »Entgegen den politischen Intentio- nen war die Jugendweihe aus Sicht der Bevölkerung weniger sozialisti- sches Ersatzritual als vielmehr unpolitische Familienfeier«. Im Gegensatz zu ihr gab es bei Desinteresse an den anderen sozialistischen Feiern kei- nerlei Nachteile. Organisatorische und finanzielle Schwierigkeiten trugen zum Verschwinden der Feiern (Namensweihen) oder zu ihrem Rückgang bei (Eheschließungen, Bestattungen). Schließlich prüft Ulrike Klötzing-Madest, inwiefern der Marxismus- Leninismus nach den Konzeptionen von Voegelin, Aron und Gentile eine politische Religion war. Die Kriterien dieser drei Autoren werden mit der Theorie und der Wirklichkeit des Marxismus-Leninismus in der DDR ver- glichen. Eine Kernthese lautet: »Im Zeitverlauf büßten die religionsähnli- chen Züge in der DDR an Intensität und Reichweite ein«. Die Ideologie diente nicht mehr als Anleitung zum Handeln, sondern dem Machterhalt. Gentiles Konzeption gilt im Vergleich zu der von Voegelin und der von Aron als besser geeignet, die religionsähnlichen Züge im Marxismus- Leninismus durch den Bezug auf Theorie wie auf Praxis zu erfassen. Klötzing-Madest führt Theorie und Praxis in gelungener Weise zusam- men. Die im Grenzgebiet von politischer Theorie und Regierungslehre ange- siedelte Schrift unternimmt erstmals den Versuch, die Konzeption der po- litischen Religionen auf die DDR anzuwenden. Dieses Unterfangen ist ge- glückt: zum ersten deshalb, weil die Verfasserin drei nicht immer einfach darzustellende Ansätze zu politischen Religionen korrekt referiert, tief- schürfend analysiert und differenziert bewertet; zum zweiten deshalb, weil sie religionsähnliche Züge im Marxismus-Leninismus der DDR in Maßen (nicht in Massen) aufspürt; zum dritten schließlich, weil sie Theorie und Praxis in vorbildlicher Weise zusammenführt. Die Autorin, deren Arbeit auf einer breiten Quellengrundlage basiert, geht unvoreingenommen an ihre Thematik heran. Ihre Methodik präjudiziert kein bestimmtes Ergebnis – die Urteile fallen schlüssig aus. Uwe Backes und Eckhard Jesse 8 Danksagung Mit Rückblick auf die herausfordernde und intensive, aber ebenso glückli- che und erfüllende Zeit des Promotionsstudiums möchte ich den Men- schen danken, die einen großen Anteil am Gelingen dieser Studie haben. Sie ist die geringfügig überarbeitete Fassung meiner Dissertationsschrift, die im Dezember 2016 von der Philosophischen Fakultät der Technischen Universität Chemnitz angenommen wurde. Mein allergrößter Dank gilt meinem Doktorvater, Prof. em. Dr. Eckhard Jesse, für seine wissenschaftliche Betreuung und großzügige Unterstüt- zung. Seine fachlichen Anregungen, offenen Worte und sprachliche Akre- bie haben maßgeblich zur zügigen Fertigstellung und Lesbarkeit der Ar- beit beigetragen. Ich danke ihm herzlich für sein außerordentliches Enga- gement, das weit über den Rahmen des Üblichen hinausging. Mein beson- derer Dank gilt ebenso meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Armin Pfahl- Traughber. Seine konstruktiven Hinweise waren äußerst wertvoll und be- reichernd für die Arbeit. Für die ideelle und finanzielle Förderung und das große Vertrauen in mein Promotionsvorhaben möchte ich mich im besonderen Maße bei der Hanns-Seidel-Stiftung – namentlich Prof. Hans-Peter Niedermeier und I- sabel Küfer – bedanken. Ohne das Promotionsstipendium hätte ich weder die Studie in so kurzer Zeit noch mit dem gewährten Freiraum realisieren können. Den Stipendiaten des Promotionskollegs »Demokratie in Europa« und den Teilnehmern des Doktorandenkreises von Eckhard Jesse danke ich für ihre kritischen Anmerkungen, die nicht nur die Qualität der Arbeit voranbrachten, sondern auch den souveränen Umgang mit Kritik übten. Für die zahlreichen Aufmunterungen und den unermüdlichen Rückhalt möchte ich meiner Familie und meinen Freunden danken. Meinen Eltern Sylke und Günther, meinem Bruder Sebastian und meiner Trauzeugin Martina danke ich von ganzem Herzen. Mein ganz besonderer Dank gilt meinem Mann, der nicht nur manche Frustation aushalten musste, sondern mir auch stets mit Rat und Tat zur Seite stand. John, für Deine Geduld und Dein Vertrauen bin ich Dir zu tiefstem Dank verpflichtet. Berlin, Dezember 2016 Ulrike Klötzing-Madest 9

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