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Der literarische Expressionismus. Der Expressionismus in der deutschen Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts PDF

316 Pages·1970·39.23 MB·German
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Der Walter HSokel Literarische Expressionis mUS Langen Müller / Digitized by the Internet Archive 2012 in http://www.archive.org/details/derliterarischeeOOsoke WALTER H. SOFCEL DER UTERARISCHE EXPRESSIONISMUS . WALTER SOKEL H. DER LITERARISCHE EXPRESSIONISMUS DER EXPRESSIONISMUS IN DER DEUTSCHEN LITERATUR DES ZWANZIGSTEN JAHRHUNDERTS ALBERT LANGEN GEORG MÜLLER • MÜNCHEN Die vom Verfasser durchgesehene und autorisierte Übersetzung besorgten Jutta und Theodor Knust Titel der amerikanischen Originalausgabe: »The Writer in Extremis« • Stanford University Press • 1959 Paperbackausgabe 1970 mit einer erweiterten Bibliographie bis 1969 Alle Rechte für die deutsche Sprache by Albert Langen Georg Müller Verlags GmbH, München Wien • • Druck: Georg Wagner, Nördlingen Einbandgestaltung: Werner E. Maier Printed in Germany 1970 INHALT Seite Einführung Erster Teil Die neue Form • Reine Form und reine Formlosigkeit 15 Musik und Existenz 35 Poeta Dolorosus 73 Der Dorn des Sokrates 107 Die Impotenz des Herzens 149 Zweiter Teil Der neue Mensch • Anti-Zarathustra 175 . . Die Revolte 201 Der Rückschlag 235 Epilog: Der Scheideweg 275 Bibliographie 285 Register 303 EINFÜHRUNG Um das Jahr 1910 fand in der abendländischen Kunst und Literatur eine umfassende Revolution statt, die durchaus im Zu- sammenhang mit den naturwissenschaftlichen Umwälzungen jener Zeit stand. Zwischen 1905 und 1910 entwickelten Picasso und seine Anhänger den Kubismus in der Malerei, während Apolli- naire und Max Jacob eine »kubistische« Poesie einleiteten, die Apollinaire später Surrealismus nannte. Im Jahr 1910 schrieb Marinetti sein Manifest des Futurismus. T. S. Eliot begann seinen Prufrock 1911, Joyce den Ulysses 1914. Im Jahr 1913 rief Strawinskys Sucre du printemps einen Aufruhr des Pariser Publi- kums hervor. Einsteins Arbeit zur speziellen Relativitätstheorie war 1905 erschienen, und wenige Jahre früher, 1900, hatte Freud seine Traumdeutung veröffentlicht. Diese Männer und andere, ihnen ähnliche, haben unsere Welt revolutioniert und unsere Vor- stellungen vom Universum und vom Ich verändert. Der erste Weltkrieg mit seinen Nachwirkungen war das politische Gegen- stück zu diesem—Umbruch, der erst jetzt allmählich eine neue Tradition bildet die Tradition der Moderne. Doch wie schockie- rend und umstürzend diese »Geburt der neuen Epoche« für ihre Zeitgenossen auch gewesen sein mag, sie war eigentlich nicht neu, sondern nur ein Höhepunkt von Entwicklungen, die bereits das ganze neunzehnte Jahrhundert charakterisierten und ihre Wurzeln in noch früheren Zeiten hatten. Der Ausdruck Expressionismus bezeichnet einen Aspekt dieser modernen Revolution in Kunst und Literatur, einen Aspekt, der zwischen 1910 und 1925 in Deutschland besondere Bedeutung er- halten hat. Doch seine Grundzüge überschreiten die nationalen Grenzen und bilden einen integreken Bestandteil der moder- nen Literatur und Kunst. Expressionistische Grundgedanken er- füllen O'Neills Der große Gott Brown, Thornton Wilders Unsere kleine Stadt und Wir sind noch einmal davongekommen, die Episode »Nighttown« in James Joyces Ulysses, Eimer Rices Die Rechenmaschine und einige Werke von Sean O'Casey, Tennessee Williams, Samuel Beckett, Friedrich Dürrenmatt und andern. Aber der Expressionismus enthält auch viele Züge, die ihn als eine deutsche Erscheinung aus der Zeit des ersten Weltkrieges ein- ordnen. Der Ausdruck Expressionismus wurde bereits 1901 in Frankreich geprägt, um Matisse und andere Independents von den vorauf- 8 DER LITERARISCHE EXPRESSIONISMUS gehenden impressionistischen Malern zu unterscheiden. In Deutsch- land wurde der Begriff zunächst auf Malergruppen in Dresden, Berlin und München angewendet, die dem Stil von Gauguin, van Gogh und Munch folgten und ihn weiterentwickelten. Bald wurde der Ausdruck auf die neue Dichtung, das Drama und die erzählende Prosa, übertragen, die nach 1910 überwiegend zunächst — in avantgardistischen Zeits—chriften etwa Der Sturm, Die Aktion und Die weißen Blätter oder von fortschrittlichen Verlegern wie Kurt Wolff in Leipzig veröffentlicht wurden, der viele Ex- pressionisten in eine Reihe von Büchern und Broschüren aufnahm, die er Der jüngste Tag nannte. Auch Jahrbücher und Anthologien propagierten den Expressionismus; die bedeutendste dieser Antho- logien war Menschheitsdämmerung von Kurt Pinthus. Der apoka- lyptische Titel ist zweideutig, da das Wort Dämmerung ja sowohl den Abend wie den Morgen bezeichnet. Diese besondere Zwei- — deutigkeit in der—sich die Gegensätze Pessimismus und Optimis- mus widerspiegeln sollte ein entscheidendes Merkmal des deut- schen Expressionismus werden. Wir müssen unterscheiden zwischen dem Expressionismus als einer Form der modernen Kunst und Literatur, die ihre Vorläufer in der Apokalypse, in Dantes Inferno, in den Bildern von Bosch, Grünewald, Rembrandt, Goya und der Dichtung Blakes hat, und dem Expressionismus als einer eigentümlichen deutschen Erschei- — nung, die Elemente ganz besonders den heftigen Konflikt zwi- — schen den Generationen enthält, wie sie sich in der experimen- tellen Literatur anderer Länder nicht in diesem Maße finden. Die Geschichte der deutschen Literatur wird seit den siebziger Jahren des achtzehnten Jahrhunderts von Revolten jugendlicher Dichter und Schriftsteller geprägt, die sich nicht nur einen neuen Stil des Schreibens, sondern auch eine neue Lebensweise zum Ziel setzen. Der Expressionismus ist die letzte und intensivste dieser Revolten. Der Gipfel der expressionistischen Welle wird stets mit den deut- schen Revolutionen von 1918 und 1919 in Verbindung gebracht, und dem Expressionismus galten Hitlers Angriffe gegen »entartete Kunst« und »Kulturbolschewismus«. Anderseits setzten die Nazis, selber Angehörige der expressionistischen Generation, das bizarre Entsetzen von Kafkas Erzählungen und Heyms Visionen in soziale Wirklichkeit um. Hannah Arendt spricht von dem »politi- schen Expressionismus« des totalitären Terrors, und ein holländi- scher Forscher sieht in der expressionistischen Dichtung »den Schatten des Nihilismus«, der sich zwei Jahrzehnte später zur

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