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Der Kriegsschauplatz und Operationsplan nebst einem Ueberblick der Begebenheiten im deutsch-französischen Kriege 1870-71. PDF

67 Pages·1872·1.95 MB·German
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Der Kriegsschauplatz und Operationsplan nebst einem Ueberblick der Begebenheiten im deutsch-französischen Kriege 1870-71. Von einem österreichischen General. WIEN, 1872. Verlag der Literarisch-artistischen Anstalt (C. Dittmarsch). 170152 -B DruckvonWilh. Zoeller in Wien. Benützte Quellen : Der deutsch-französische Krieg 1871 von A. Borbstädt, 1., 2. und 3. Lieferung." Der Krieg um Metz von einem preussischen General. Die Operationen der deutschen Heere von der Schlacht bei Sedan bis zum Ende des Krieges von Wilhelm Blume, königlich preussi schen Major im grossen Generalstabe. Endlich die in Streffleur's österreichischer Militär-Zeitschrift enthal haltenen, den deutsch-französischenKrieg betreffenden Aufsätze. 1* ܐܕ Erster Abschnitt. Vorbereitung zum Kriege und Kriegsschauplatze. Der gewaltige Kampf, welcher zwischen Frankreich und Deutschland plötzlich und mit verheerender Kraft entbrannte, ist vielleicht in seinen Details noch zu wenig gekannt, um die einzelnen kriegerischen Handlungen zu beurtheilen. Im Grossen treten aber die Umrisse desselben mächtig genug hervor, um zu allgemeinen Betrachtungen zu ermuntern. So habe ich versucht, über die obwaltenden Verhält nisse einen, alle Einzelnheiten ausschliessenden Ueberblick zu entwerfen, wobei ich zu leichterem Verständniss das geogra fische Element, welches in den meisten einschlägigen Erschei nungen der Literatnr nur oberflächlich erwähnt wird, gleich falls der Betrachtung unterzogen habe. In beiden Staaten war der Krieg seit vier Jahren vor hergesehen, und in Beiden waren Vorbereitungen für den selben getroffen worden. Ich unterlasse die zumZweck der beabsichtigten Unter suchung nicht erforderliche Zergliederung der vorhergegan genen diplomatischen Verhandlungen, und beschränke mich — darauf, anzuführen: dass am 4. Juli 1870 also genau vier Jahre nach der Schlacht von Königgrätz - der französische Geschäftsträger im auswärtigen Amte zu Berlin erschien, um 6 wegender spanischen Throncandidatur des Prinzen vonHohen zollern Erklärungen zu verlangen ferner, dass der Krieg durch die französische Regierung mit Entschiedenheit ange strebt, endlich dass die Kriegserklärung vierzehnTage nachher, am 19. Juli in Berlin überreicht wurde. Kraft, Zeit und Raum sind die drei Factoren, welche bei jeder kriegerischen Handlung bestimmend und entschei dend wirken, wobei bemerkt wird, dass das Genie des Füh rers, moralisches Uebergewicht, ausgesprochene Ueberlegen heit der Bewaffnung, überhaupt alle Umstände, welche das Machtverhältniss in entscheidender Weise zu verrücken ge eignet wären, beim wichtigsten dieser Factoren, nämlich bei der Kraft, in Rechnung gebracht werden müssen. Die erste Betrachtung gilt billig dem entscheidendsten Factor im kriegerischen Gewaltacte: der Kraft. Zwei in kriegerischen Leistungen bewährte, tapfere Na tionen schickten sich an, um die militärische Suprematie zu ringen. Patriotismus und Kriegserfahrung mochten wohl auf beiden Seiten in gleichem Masse beansprucht werden; rück sichtlich der Bewaffnung konnte Frankreich nach Einführung der Chassepot Gewehre sogar einer Ueberlegenheit sich rüh men, auch erwartete es grosse Wirksamkeit von seinen Mitrailleusen. Es kam daher zunächst die Streiterzahl in's Auge zu fassen, welche auf beiden Seiten in's Feld gestellt werden konnte. Nach dem vomMarschall Niel im Jahre 1868 verfassten Heeresgesetze hätte die französische Armee im Kriegsfalle auf 800.000 Mann gebracht und ausserdem 425.000 Mann Na tionalgarde mobilisirt werden sollen. Die eigentliche Feld armee war dabei auf 427.000 Streiter angeschlagen. Nach Abrechnung der für Algerien, Cività-vecchia und fürein Observations-Corps an der spanischen Grenze bestimm ten Truppen verblieben den Franzosen zum Kriege gegen Deutschland nur 344 Bataillons, 218 Escadronen und 180 ――― Batterien, welche aber nicht auf die denselben zukommende Kriegsstärke von 337.000 Mann gebracht werden konnten, sondern nur die Stärke von 300.000 Mann erreichten und in 8Armee-Corps und 2 Reserve-Cavallerie-Divisionen eingetheilt wurden. Diesen 300.000 Franzosen stellte Deutschland in erster Linie 610.000 Mann, in drei Armeen gegliedert, entgegen, stellte daher Anfangs die doppelte Streiterzahl in's Feld. Im GanzenbrachteDeutschland bis zumEnde des Krieges successive 783.000 Mann inFrankreichin Verwendung, unge rechnet die zur Ausfüllung der entstandenen Lücken nachge schickten, 220.000 Mann betragenden Ersatztruppen. Nach der Cernirung von Metz und der Capitulation von Sedan machte auch Frankreich die unerhörtesten Anstren gungen. Ueber eine Million Streiter wurde nach und nach unter die Waffen gerufen, ausgerüstet und in 13 neue Armee-Corps gegliedert. Die eigentliche französische Armee, mit einziger Aus nahme von 4 Infanterie-, 10 Cavallerie-Regimentern, einer grösseren Anzahl vierter Bataillone und der Marinetruppen, war aber schon in deutsche Kriegsgefangenschaft gerathen, und diese neuen Formationen konnten selbst bei numerischer Ueberzahl gegen die geschulten und kriegsgeübten deutschen Truppen das Feld nicht behaupten. Rücksichtlich des zweiten grossen Factors, „der Zeit", hatte sich die französische Regierung eben so sehr verrechnet. Man mochte sich wohl der Erwartung hingeben, dass auch diesmal, wie im Jahre 1866, vom Beginn der preussi schen Mobilmachung bis zum Anfange der Feindseligkeiten acht Wochen zu Gebote stehen würden, binnen welcher Frist man die eigene complicirte Mobilmachung zu beenden und selbst die Initiative zu bewahren hoffte. Wie schon oben erwähnt, wurde am Morgen des 19. Juli 1870 in Berlin die französische Kriegserklärung überreicht. Ich will nun versuchen, in ganz gedrängter Kürze die Ausnützung der Frist von wenigen Tagen anzudeuten, binnen welcher eines der gewaltigsten Kriegsheere unter den Fahnen versammelt wurde. Schon am 15.Juli hatte in Nord-Deutschland, am 16. und 17.Juli auch in Süd-Deutschland die Mobilmachung begonnen. Die drei ersten Tage waren für die von allen Behörden zu erlassenden Befehle und für die Vorführung der conscri birten Pferde anberaumt. Amvierten und fünften Tage wurden • die Pferde übernommen und an die Truppen abgegeben. Am sechsten Tage rückten die Urlauber ein, und schon am achten bis zehnten Mobilisirungstage (23.-25. Juli) war die Mobilisirung beendet. Am 26. Juli begann der Massentransport nach dem Kriegsschauplatze. Fünf Eisenbahnen, sämmtlich doppel spurig, dienten zum Transport von 16 Armee-Corps, welcher in 12-14 Tagen vollführt war. Schon am vierten Tage nach Beginn des Massentrans portes, und am eilften nach der Kriegserklärung waren 5 Armee-Corps und 2 Cavallerie-Divisionen (160.000 Mann) jenseits des Rheins in Kriegsstärke versammelt. Zur Ermöglichung so grosser Leistungen war z. B. w?äh rend der Transports-Vorbereitung aufder 18¹½ Meilenlangen Strecke Bebra-Hanau das zweite Geleise gelegt worden. Vierzehn Tage nach der Kriegserklärung waren deut scherseits 431 Bataillone, 360 Escadronen und 1464 Ge schütze, ungefähr 559.000 Mann, an der französischen Grenze versammelt, welchen die Franzosen kaum die Hälfte der Streiterzahl entgegenzustellen vermochten, denn die 8 Armee Corps und 3 Reserve-Cavallerie-Divisionen der Rhein-Armee zählten 332 Bataillone, 208 Escadronen und 906 Geschütze, im Ganzen bei 300.000 Mann. Auch waren dieselben theil weise noch in dem Raume zwischen der Ostgrenze, Paris, Lyon und Belfort zerstreut. Eine doppelt überlegene Armee, binnen sechs Tagen aufgestellt und nach zwei Wochen an der Grenze kriegs bereit versammelt, gab Zeugniss von der vollendeten Orga nisation des deutschen Heeres. Frankreich hatte seine Rüstungen und ebenso den Eisen- bahntransport seiner weder completirten, noch mit allem ――― 9 ― Feldgeräth versehenen Truppen um acht Tage früher be gonnen, es blieb aber dennoch mit der Aufstellung, Aus rüstung und Verpflegung seiner Streitkräfte weit im Rück stande. Die festen Plätze waren ganz vernachlässigt; selbst Metz und Strassburg waren mangelhaft armirt und verpro viantirt, die anderen Plätze aber gar nicht berücksichtigt. So waren Lützelstein, Schlettstadt, Fort Mortier ganz ohne Besatzung; Neu-Breisach hatte eine solche von nur 50 Mann u. s. w. Ich wende mich nun zur Betrachtung des Raumes, das ist des Kriegsschauplatzes. Die Ländermassen Frankreichs und Deutschlands stan den nur vermittelst einer 48 Meilen langen Grenze in Berüh rung, während nördlich und südlich dieser Berührungslinie neutrale Staaten (und zwar nördlich Luxemburg undBelgien, und südlich die Schweiz) der kriegerischen Action Schranken entgegenstellten. Mit einem rechtwinkeligen Keil griff damals französi sches Gebiet in Deutschland ein, und zwar betrug die öst liche Seite, welche durch die Rheingrenze zwischen Baden und Frankreich gebildet war, 23 Meilen, die nördliche tro ckene Grenze 25., Meilen, wovon 13 Meilen zwischen Saar gemünd und dem Rhein an die baierische Rheinpfalz, 12.5 Meilen zwischen Saargemünd und der Mosel an preussisches Gebiet stiessen. Der Rheinstrom ist die mächtigste Barrière im Raume, wo der erste Zusammenstoss der beiden Mächte erfolgen musste; entweder als Basis oder Vertheidigungslinie war der selbe zunächst berufen, bei den ersten Combinationen dieses Krieges eine Rolle zu spielen. Zuerst muss demnach die Rheinlinie in Betracht ge zogen werden. Von seinem Austritt aus der Schweiz schied der Rhein, wie gesagt, in einer Länge von 23 Meilen das französische Gebiet vom badischen Gebiet; auf seinem linken Ufer oder doch in dessen Nähe liegen die damals französischen Fe stungen Neu-Breisach, Schlettstadt und Strassburg, bei letz ― 10 ―――――― terer Festung befand sich auch eine stabile Eisenbahnbrücke. Das östliche Ende dieser Brücke war jedoch auf badischem Gebiet und wurde während der Kriegsvorbereitung gesprengt. Auf deutscher Seite liegt hier nächst der nordöstlichen Ecke, welche die französische Grenze bildet, die Festung Rastatt. 8 Auf dieser Strecke des Rheins standen demnach die Verhältnisse für beide Parteien, ziemlich gleich, und viel leicht mit Rücksicht auf die Lage des Schwerpunktes der beiderseitigen Ländermassen selbst günstiger für die Fran zosen. Jedem der beiden Theile konnte hier nur die direkte Vertheidigung einer durch defensive Befestigungen verstärkten Flusslinie, oder der gewaltsame Uebergang über eine solche zufallen. .. Bei der Mündung der Lauter verlässt jedoch der Rhein strom die Grenze des Elsass, fliesst fortan bis zur holländi schen Grenze ausschliesslich auf deutschem Gebiet, und ist daselbst durch starke, im modernen Stil erweiterte Fe stungen, wie Mainz, Coblenz, Cöln und Wesel, beherrscht. Ausser in diesen Plätzen befinden sich noch stabile Uebergänge zu Maxau (westlich von Carlsruhe), zu Mann heim, Bonn und Düsseldorf. Eine besondere Wichtigkeit erhält der Mittel-Rhein noch durch den Umstand, dass alle vom Schwerpunkt der deut schen Macht nach Frankreich führenden Operationslinien über denselben führen, daher derselbe ebenso vortheilhaft für die Vertheidigung des deutschen Gebietes gelegen ist, als er offensive Operationen nach Frankreich begünstigt, da solche überdies auf die Rheinstrecke Mannheim-Coblenz basirt, das Elsass und die Vogesen im Rücken fassen. Und zwar bildet der Mittel-Rhein für Operationen nach Frankreich eine um so günstigere Basis, als sein Lauf von Mainz abwärts nach Nordwest gerichtet ist, wodurch er die Vortheile einer umfassenden Basis gewährt. Während Mainz den Raum beiderseits des Rhein und Main durch seine Lage im Flusswinkel beherrscht, be wirkt Coblenz mit Ehrenbreitenstein dasselbe bezüglich des Rheins und der Mosel.

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