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Der Kriegs-Schaupltaz in Inner-Asien oder Bemerkungen zu der Übersichts-Karte von Afghanistan, dem Penjab und dem Lande am unteren Indus PDF

238 Pages·1842·8.538 MB·German
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oo Der Kriegs - Schauplatz in Inner -Asien oder Bemerkungen zu der Uebersichts- Karte von Afghanistan, dem Penjab und dem Lande am untern Indus. Nach englischen Quellen herausgegeben, zum leichteren Verständniſs der inner-asiatischen Angelegenheiten, von Carl Zimmermann, Second-Lieutenant im 21sten Infanterie-Regiment und Adjutant Seiner ExcellTenuz edesrKsriewgsa-Mlinidstoers. B o e r e n Mit den Plänen von Ghuzni, Kelat und Jellalabad. Berlin 1842. Verlag von E. H. Schroeder. UnterdenLinden23, imJagorischenHause. Gd 65/2130 Altbeſtond 5806 Wehrtreise bücherei VII Münden Vorwort. Die nachfolgendenBogen haben den alleinigen Zweck, denjenigen, welche die Kriege in Inner-Asien mit Aufmerksamkeit verfolgen, dieses Geschäft zu erleichtern. In England, wo das Interesse an den merkwürdigen Ereignissen im fernen Afghanistan natürlich ungleich gröſser ist, erschien zu diesem Zweck ein kleines Werk: Notes to Map of Afghanistan, the Punjab &c. &c. by James Wyld, Geographer to the Queen and H. R. H. Prince Albert, und Skeleton Map ofAfghanistan and the countries on the North -West-Fron tier of India shewing the principal Routes and Passes by John Walker, Geographer of the East-India-Company. - Ich habe auf den Wunsch des Herrn Verlegers die Uebersetzung, welche derselbe von diesen Werken besorgen lieſs, durchgesehen und mit einigen Bemerkungen und Einschaltungen ausgestattet, habe aber au ſserdem noch ein paar Aufsätze hinzugefügt, welche ich in anderen Wer ken fand, oder schon früherhin ausarbeitete und drucken lieſs, theils aus meiner Materialiensammlung zu einer Geschichte des Krieges in Afgha 1 nistan entnommen sind. Kurze Uebersichten einiger geographischen und statistischen Gegenstände schienen mir, dem Zweck des Werkes gemäſs, darin ganz an ihrer Stelle. IV Daſs ich die Titel der Bücher, welche bis jetzt über den Afghani stankrieg erschienen sind, mittheile, hoffe ich, wird nicht ungern gesehen werden. Ebenso wird die Lebensbeschreibung des Schach Schuja, von seiner eigenen Hand, eine nicht unwillkommene Zugabe sein. Berlin, im Juni 1842. Der Herausgeber. E inleitung '). 2 Die ältesten erobernden Reiche treten in der transversalen Wüstenzone auf, , welche von den einsamen Sahara-Gestaden bis zu Felsenküsten der Mand schurei lagert, und in der sich Afghanistan, ebensowohl wie Algier, befindet. Scythische Schwärme, Assyrische, Medische, Persische, Mesopotamische, Syrische, Aegyptische Eroberer dringen aus diesen Wüsten in benachbarte Gebiete. Doch fallen die von ihnen gegründeten Reiche immer sehr bald aus einander. Das Persische, das erste sogenannte Weltreich, wagt den Kampf gegen Europa, unterwirft Aegypten. Es wird zurückgeschlagen. Vor länger als 2000 Jahren erobert dann ein sehr junger und kühnster Heldenkönig mit 30,000 vortrefflichen Kriegern dieses Persische Weltreich von der Asien am meisten genäherten Halbinsel Europa's aus, welche so eben den Kulminations punkt ihrer antiken Entwickelung durchschnitten hatte. Sie durchziehen das ganze vordere Asien (oder, wie es damals genannt und eingetheilt wurde, das untere und obere). Wie tief Alexander in die Thäler und Wüsten des eigentlichen Central Asiens vordrang, kann nur in einem anderen Werke erörtert werden “). Das ohumächtige, von ariden Wüsten besetzte vordere Asien erlag (das wissen alle Völker der alten Welt) ) dem groſsen Alexander, dem Helden, 1) Bruchstück aus einer Materialien-Sammlung zu einer Geschichte des Afghanen Krieges und einer Uebersicht der Kämpfe der Europäer gegen die verschiedenen eingebo renen Völkerschaften in den auſsereuropäischen Erdtheilen der alten Welt. - Ich benutze diese Gelegenheit, um manche Bemerkungen mitzutheilen, welche die Asiatischen Studien in mir hervorriefen, aber in meinen analytischen UntersuchungennichtPlatz greifen durften. 2) Vergl. Droysen's Alexandergeschichte, C. Menn Meletematum Historicarum I. E. Alexandri expeditionibus oxanis. D. 1839. und dieArbeiten St. Croix, Rennel's,Ritter's. Na men herrlichen Klanges! Um die Helden kümmern sich nur die Edelsten, Klügsten, Kennt niſsreichsten. 3) Unzählige gereimte und prosaische, phantastisch übertreibende Alexandergeschich ten unter den Asiaten, Abendländern, Nordlandsbewohnern, Afrikanern existiren. Es wäre zu wünschen, daſs diese Literatur einst gesichtet, die Verschiedenheiten und die Ueber > 1 2 der auszog, uin ein Weltreich zu gründen, ohne je wieder in sein Vaterland zurückzukehren, daraus wieder frische Kraft zu saugen, wie es alle groſsen Eroberer, auſser Hannibal und Baber, thaten. Alexander's Reich zerfällt mit seinem Tode. Wer in Asien schaffen kann, hat darum doch niemals die Macht besessen, den Bestand seiner Schöpfung in Asien sicher zu stellen. Geht es doch so, selbst der christlichen Religion; konnte sie sich an ihrem Geburtsort behaupten? Die schwachen Nomadenvölker der groſsen Wüsten gewinnen sehr bald nach jedem Schlage ihre Unabhängigkeit wieder. Die Römer und Kreuzfah rer gelangen gar nur in die Europa genähertsten Provinzen. DieAraber bemächtigen sich dagegen der WüstenimOsten bis zum Bolor und dringen in Westen selbst über die Pyrenäen, die Avaren und Mon golen dringen von anderen Seiten gegen die deutschen Gauen vor. Dort die Franken, hier die Sachsen und Wenden werfen die Reiterhorden, welche Spa nien und Ruſsland unterjochen, zurück, wie die Türken von Oesterreichern, Ungaren, Polen auf die griechische Halbinsel beschränkt werden. Ruſsland dringt aber darauf fast bis an die Ursitze der Mongolen vor. Spanien ver treibt die Araber. Wir sehen also nach einander das Persische, Macedonische, Römer-, Ara ber-, Mongolen-, Türken -Reich zerfallen. Alle erstrecken sich über Asien und Afrika oder gehen von dort aus. Asien ist zu aller Zeit das Land des Unbestandes. Wie viele innere Revolutionen erlitt es, während diese sechs groſsen Reiche nach einer erscheinen und verschwinden ? Auf dem hohen oberen Asien der Griechen tummelten sich dort nicht Geten, Araber, Mongolen, Türken, Perser, Uzbecken, Beludschen, die Rei tervölker Irans, selbst die wilden Bewohner Dekans? Dieses unfruchtbare, unwirthbare Land, welches wir zur besonderen Betrachtung auserkoren, wird von unbändigen Hordenführern, oft, fast in jedem Jahrhundert ein paar Mal, mit einer Handvoll Räubern, erobert, von Tyrannen gemiſshandelt und zer trümmert. Dschingis-Khan, Timur, Nadir. Der edle Baber erobert mit ei ner blofsen Gefolgschaft alles Land von Ferghana bis Bengalen, wird Herr in den Engthälern Kabuls, Ghaznis, Kandahars, Peschawers. > So leicht und rasch die Eroberung der ganzen Gebiete und der ein zelnen Theile des wüsten Asien ist, so unlohnend, so schwer zu behaupten bleiben diese Eroberungen. Weder groſse Weltreiche noch kleine Herrschaf ten können sich dauernd befestigen. Wechsel ist Alles, wie der wehende einstimmung des inneren Gehalts aufgedeckt würde. Vergl. den Anhang der Analyse der Karte von Inner-Asien. Dort habe ich, was ich aus der klassischen Geographie entziffern konnte, anspruchslos niedergeschrieben; denn das ist nicht leicht zu wissen, wo Zariaspa, Bazaria oder Tribactra, Cyropolis oder Dyrta lag. 3 Sand, die Luftspiegelung, wie das Mährchen des Orients. Ein tief in der > Natur des Landes liegender Grund erzeugt diese Unbeständigkeit, das wer den wir aber erst in weit späterer Zeit nach vielen Vorarbeiten vollständig beweisen können). Behauptet hat sich in Asien kein AsiatischesVolk des inneren Kontinents, so wenig als ein Europäisches; so lange verharrt herrschend in den eingenom menen Sitzen keines, wie die Angeln, Sachsen und Normannen Herren sind auf den Brittanischen Inseln, die Franken in Gallien, die Gothen in Spanien und Scandinavien, kaum so lange, als die Eroberungen der Deutschen jen seit des Niemen bei Deutschland verblieben. Römer, Germanen und Reiter Nomaden Asiens sind cnotinentale Völker des Westen und Osten der alten Welt, abgewandt dem freien Ocean. Aber in welchem Gegensatz steht ibre weltgeschichtliche Entwickelung. Die Romanisch-Germanischen Reiche seſs hafter Völker scheinen Wurzel geschlagen zu haben für ewig in dem Bo den, den sie einnehmen konnten5), während Mongolen, Türken, Araber-Stämme 4) Morier meint, der eigentliche Orient verschwindet von der Welt.. Berberei, Ae gypten, Syrien, Euphrat-, Tigris-Gebiet, Rothe Meerküste, Constantinopel, Klein-Asien, > Persien , fghanistan, alle haben mehr oder weniger den Einfluſs Anti-Muhamedanischer Agentien empfunden. Aber sie haben sie auch nur empfunden, 5) Nie wird in Spanien ein anderer Stamm die Nachkommen der Gothen unterjochen, nie wird inFrankreich Herrschaft andererVölkerschaften möglich sein als Deutscher, gleich wie im übermächtigen, meergebietenden England. Preuſsen, derKriegsstaat, wird ewig die ferne Eroberung der Deutschen, der edelsten und muthigsten Bürgerritter der Christenheit (welche Deutschland mehr genutzt haben als irgend ein bedeutendes Heer vor Friedrich dem Groſsen ) dem Deutschen Völkerbunde erhalten, wie es Gleiches thun wird an den Ufern des Rheinsund der Mosel. Dafür bürgt die groſse Schaar tüchtiger Krieger, deren Fahnen von siegreichen Vätern zur herrlichen Befreiung des Vaterlandes in dem wichtig sten, gröſsten,,blutigsten Kriege gegen den gewaltigsten und gröſsten Feldherrn unserer Zeit geweiht wurden. Die Erinnerung an die Siege der Vorfahren (deren auserlesenste Söhne durch das musterhafteste Wehrgesetz alle in dichtgedrängten Kriegs-Geschwadern zu einem blitzen Walde von einer halben Million Bajonetten vereinigt werden können) al lein müssen der mächtigste Sporn des ächten Preuſsen sein, einen unbezwinglichen Wall für die Freiheit des Preuſsen-Staates und aller Deutschen Lande zu werden. Preuſsens Adler wird einst nach glorreichem Kriege der Gebieter des dauernden Frieden in allen EuropäischenLändern. Preuſsen kann in nichtfernerZukunft diesen Friedenunwiderstehlich befestigen, wie kein anderes Reich Europa's, aber wenigergewaltthätig, wie England es auf den Groſsbrittanischen Inseln that. Europa wird dann wie diese ein kriegloses Land. Der Krieg, der Völkerkampf kommt gewils, welcher dies herbeiführt. Der Haſs in den Her zen der groſsen Völker wird nur geschlichtet durch den Krieg, das lehrt die ganze Ge schichte. Der unsinnigste Hafs kann nur erstickt werden in der blutigenUmarmung. Möge der völlig Besiegte lange ohnmächtig das schmerzliche Rachegefühl bewahren; ohne Hoff nung auf endliche Erlösung muſs es ersterben. Der Sieger haſst immer weniger, denn der vollständige Sieg lehrt immer die Groſsmuth, und aller Miſsbrauch des Sieges macht den durchihn erhaltenen Gewinn unsicher. Die Kämpfe werden dann nurnoch inAsien und Afrika geführt. Ich konnte es mir nicht versagen , bei der Darlegung der Stabilität Germani 1 * 4 rastlos sich umhertreiben, ein unaufhörlicher Wechsel ist Regel, wie dort groſse Beständigkeit. Im Germanischen Europa stätig ansteigenderFortschritt, immer anschwellende Macht, in Asien, Afrika gleiche Schwäche in jeder Zeit, Verharren auf niedriger sittlicher und materieller Ausbildung. Sehr merk würdig ist dieser Gegensatz Europäischer und Asiatischer Staats-Verhältnisse, denn das einzelne Individuum ist in Europa weit rastloser, unaufhörlich die Veränderungen und Reformen fordernd, als der Asiate. Dieser ist bis zur > Faulheit indolent, apathisch, gar nicht zum selbstthätigen Eingreifen in die Staats-Angelegenheiten geneigt. Aber gerade die unaufhörliche Bewegung der - Geister in Europa giebt das Interesse für das Aufrechthalten der politischen Selbstständigkeit, giebt den allgemeinen Verhältnissen groſse Stabilität, wäh > rend die geistige Stumpfheit des Asiaten es jedem Hordenführer leicht macht, Alles über den Haufen zu stoſsen. Eine stattliche Reihe groſser Kriege, lange Züge der erobernden Völ ker lieſsen wir so rasch vorübergleiten, die Zertrümmerer und Erbauer der menschlichen Civilisation. Die Thaten der Vorwelt, die der Gegenwart, die Vorzüge der Germanen, die Aufgabe und Hoffnung der Preuſsen konnte fast in einen Gedanken zusammengedrängt werden. Der Geist vermag es, zaube risch rasch das All und alle Zeit zu durchdringen, und ergötzt sich daran, 1 rasch zu fliegen durch alle Fremde6), weilet er auch am liebsten bei der trauten Heimath, Doch waren es nicht alle Eroberungszüge, deren wir gedachten.' Zwei 1 andere weltgeschichtliche sind gleich merkwürdig und gleich wichtig, be rühren fast im wörtlichsten Sinne des Worts alle Völker der Erde. Diese gehen nicht von den continentalen, nicht maritimen Gebieten aus, sondern gerade entgegengesetzt von den einander entlegensten Küstenländern der al ten Welt, von den Gestaden des inneren und äuſseren Erdmeeres, dem Stil len Ocean und Atlantischen Meerstrom, denn in der Gegenwart ist unser Westmeer nicht mehr ein trennendes?). scher Staats-Verhältnisse auf die Rolle hinzuweisen, welche Preuſsen dabei zu überneh men hat, das Reich der Ordnung und Vernunft endlich völlig zu befestigen in Europa, wie Preuſsen schon so entscheidend dafür gewirkt hat, es in Deutschland einzuführen, dem Lande einstiger Zersplitterung, Willkür und Zerrüttung, wie nicht leicht ein Aergeres ge funden werden kann, selbst in Asien. 6) Es war dies aber auch nothwendig, denn es ist sonstsehrschwierig, Sinn, Werth, Ziel, Erfolg einer Eroberung Afghanistans durch Engländer zu begreifen. Wie soll man > sich über die Besitznahme eines so weit entfernten unwirthbaren Landes durch die Kauf manns-Gesellschaft eines Europäischen Inselstaates ein Urtheil schaffen , wenn man nicht den Gang der groſsartigen Kämpfe um die Herrschaften auf den Erdboden in seinen Haupt wendungen verfolgt. 7) Zwölf Tage braucht man von Neu - York bis London. 5 Von China, dem immer nur obenhin von fremden Einfluſs berührten, verharrend in strenger Abgeschlossenheit, wurde Asien einst bis zum Caspi schen Meere unterworfen. Noch jetzt hat es fast ganz Hinter-Asien in seiner Gewalt. Alles Land, erfüllt von den mächtigsten Alpengebirgen, hohen Thälern,'groſsen tiefen Wüsten, vom Meere bis zum Bolor, ist unter seiner Botmäſsigkeit, vom höch sten Himalaya -Gletscherkamm bis zum erzreichen Altai. Einen tausendjähri gen Einfluſs übt das sonderbar colossale.Reich über ein Fünftel aller Men schen, selbst noch auf die vielen Inseln um den Osten und Südosten Asiens. > Doch sind die eigentlichen Colonisationen der Chinesen im Innern wie auf den Inseln unbedeutend. Das ist nicht China's Wille, und ist nicht die Auf gabe Chinesischen Lebens,sich zu verbreiten. China ist ein groſser nahrhaf ter Platz für viele Menschenkinder, welche sich dort so lange erhalten müs sen, bis sie erlöset werden'zur geistigen Entwicklung. Bis heute geht die Kraft China's nur im Körperlichen, Mechanischen, Formellen auf. Die Evo lution des gewaltigen Riesenleibes, wie er vom geistigen Hauche durchathunet sich emporrichtet, wird schwerfällig langsam von Statten gehen, aber ein ge schichtliches Drama ohne Gleichen schaut daran unsere Nachwelt. Wie vor ahnend haben vornämlich Abel Remusat und Julius Klaproth, zwei der ausgezeichnetsten Geister der Erde, uns nur gemde so viel Kenntniſs des Chinesischen Volkes erschlossen, daſs wir durch angestrengteste Arbeit dahin gelangen können, in der finstern Ferne, worin wir dieses Volk erblicken, die Grundzüge seines Charakters zu erkennen; das ist das sich immer wiederho lende Glück der menschlichen Erkenntniſs, daſs ihr im geeignetsten Moment neue Fackeln angezündet werden, bei deren Scheine wir tappen, bis es ganz Tag wird. In der abendländischen Welt geschah dereinst ein ähnlicher Act der Frei werdung des Geistes von der Urmacht der Natur. Aber in den Morgenländern am Mittelmeer war es ein schon durchgei steter Körper, dem nur die Binde mit plötzlichem Ruck von den intellectuel len Augen gerissen wurde. Der Aegyptischen Isis, so sagt die sinnige Erzählung, sei der Schleier mit Gewalt entrissen, in üppiger Schönheit ent wickelt sich das Griechenvolk, so scharfen Verstandes, kühnen Muthes und edlen Gefühls als eines, auf Erden und von hellem Geiste durchlodert, ja Geist durch und durch in krystallinischem Ebenmaaſs und Glanze, wie der Diamant reiner Brennstoff in härtester, herrlichster, regelmäſsiger Pracht. Das Chinesenreich ist nur ein vegetirender, aber ungeheurer Leib, dem, erst der lebendige Odem des Geistes von Auſsen eingehaucht werden muſs damit die Seelenorgane sich nur allmäblig in Bewegung setzen. Der geistige Puls wird langsam höher und höher bei allen Völkern der Erde schlagen, je B 6 längeren und kräftigen Einfluſs die Söhne Europa’s ausüben können über die weitentlegenen Gebiete. So sehen wir also die groſse Aufgabe der anderen lang fortgesetztenEr oberungszüge der westlichen Gestade- Völker (den China entgegengesetzten) - der alten Welt ihre mahnenden Forderungen vor uns entfalten. Die Eroberungen der Atlantischen Meeranwohner sind ganz andere, als die der Nomadenvölker, der Romanischen, selbst der Germanischen Stämme bis zur Entdeckung der neuen Welt und des Seeweges nach Ostindien. Diese Eroberungen sind die modernen, die recht eigentlich colonisi > rende genannt werden müssen. Im Alterthum haben Phönicier, Aegypter, Griechen, Karthager, auch Rö mer, etwas der Art geleistet, und es ist gewifs nicht die geringste Leistung dieser Völker. Im Mittelalter landen die Vorvordern der heutigen Meer-Nationen von den eisigen Felsküsten des Norden Europa's an vielen Uferstellen, dringen abenteuerlich verwegen in die groſsen Ströme vor, gründen Niederlassun gen, werden Herren des Landes, entdecken und nehmen schon in Besitz die nachher wieder vergessenen Küsten Nord -Amerika's 8); aber im Vergleich zu den nachfolgenden, weiten Entdeckungs- und Staunen erregenden Erobe rungs-Fabrten verschwindet das Alles. Es sind zwei ganz entgegengesetzte Richtungen, in denen dieses Werk der neueren Zeit vollbracht wird. Von Europa aus gegen Westen und nach allen Gestaden und Inseln der Erde und gegen Osten hin über die nordische Abdachung der alten Welt, nuraufgehalten in der neuen Welt durch die erste. Es ist eine maritime und eine continentale Eroberung vornämlich jetzt der Engländer und der Russen, welche wir meinen. Die erstere ist die ungleich wichtigere. Fast zu derselben Zeit wird der Seeweg nach Ostindien und Amerika entdeckt. Seit derVerbreitung der Chri stuslehre ist nichts so Wichtiges geschehen. Hätte Christus Amerika ahnen können, hätte er,statt gekreuzigt zu werden, Amerika entdecken können; wer schaut so tief in die menschlichen Dinge, um zu ermessen, was das Zusam mentreffen der Erkenntniſs der höchsten sittlichen Wahrheiten und der werth vollsten materiellen Entdeckung für eine Wirkung äuſsern muſste. Scheu tritt der Mensch zurück, das kann er nicht denken, das wäre zu viel gewe sen, nicht mehr menschlich, und davor bebt er, und wenn er im Unmensch lichen sich vertieft, dann geräth er in die Gewalt der dämonischen Mächte der Finsterniſs, des Unsinns, des Aberglaubens, dann stellt er das Falsche über das Höchste, das Verderblichste über das Würdigste, den lasterhaften 8) Vergl. Wilhelmi.

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