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Der Krieg in der Nachkriegszeit: Der Zweite Weltkrieg in Politik und Gesellschaft der Bundesrepublik PDF

357 Pages·2000·8.945 MB·German
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Michael Th. GrevenlOliver von Wrochem (Hg.) Der Krieg in der Nachkriegszeit Michael Th. GrevenlOliver von Wrochem (Hg.) Der Krieg in der Nachkriegszeit Der Zweite Weltkrieg in Politik und Gesellschaft der Bundesrepublik Leske + Budrich, Opladen 2000 Gedruckt mit Mitteln der Universität H;amburg und der Freien und Hanse stadt Hamburg, Behörde für Wissenschaft und Forschung. Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme ISBN 978-3-322-92233-5 ISBN 978-3-322-92232-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-92232-8 © 2000 Leske + Budrich, Opladen Softcover reprint of the hardcover 1s t edition 2000 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfaltigungen, Übersetzungen, Mi kroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Satz: Leske + Budrich, Opladen Druck: DruckPartner Rübelmann, Hemsbach Inhalt Michael Th. GreveniOliver von Wrochem Wehrmacht und Vernichtungskrieg zwischen Gesellschaftspolitik, Wissenschaft und individueller Verarbeitung der Geschichte ................. 9 Die Wehrmacht als Ort des Widerstands - Mythos und Wirklichkeit Hans Mommsen Der militärische Widerstand und der Übergang zum Rassenvernichtungskrieg ................. .................. ..... .......... ............ ... 25 Peter Steinbach Zur Mythologie der Nachkriegszeit. Die NS-Wehrmacht als "Zelle des Widerstands" und als Fluchtpunkt der "inneren Emigration" .............................................................................. 39 Detlej Garbe Von "Furchtbaren Juristen" und ihrer Sorge um die "Schlagkraft der Truppe". Deserteure der Wehrmacht und die Wehrmachtsjustiz in der Nachkriegszeit ......................................................................................... 51 Der Zweite Weltkrieg in den Medien FrankStem Gegenerinnerungen seit 1945: Filmbilder, die Millionen sahen .............. 79 Knut Hickethier Der Zweite Weltkrieg und der Holocaust im Fernsehen der fünfziger und frühen sechziger Jahre ...................................................................... 93 Lutz Kinkel Viele Taten, wenig Täter. Die Wehrmacht als Sujet neuerer Dokumentationsserien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks . .... ... ...... ... 113 6 Inhalt Nachwirkungen des Krieges in Wissenschaft und Gesellschaft Amold Sywottek Kriegsgefangene und ihre Heimkehr ....................................................... 133 Oliver von Wrochem Keine Helden mehr. Die Wehrmachtselite in der öffentlichen Auseinandersetzung ................ 151 Peter Reichel Helden und Opfer. Zwischen Pietät und Politik: Die Toten der Kriege und der Gewaltherrschaft in Deutschland im 20. Jahrhundert .......................................................... 167 Thomas Kühne Die Viktimisierungsfalle. Wehrmachtsverbrechen, Geschichtswissenschaft und symbolische Ordnung des Militärs ...... ...... 183 Wolfgang Gessenharter Zur Funktion neurechter Freund-Feindbilder in Geschichte und Gegenwart der Bundesrepublik ............................................................... 197 Ländervergleiche Bodo von Borries Vernichtungskrieg und Judenmord in den Schulbüchern beider deutschen Staaten seit 1949 ..................................................................... 215 Karin Hartewig Militarismus und Antifaschismus. Die Wehrmacht im kollektiven Gedächtnis der DDR ............................. 237 Claudia Lenz "Das ist ein deutsches Problem." Das Wehrmachtsbild und die Rezeption der Ausstellung "Vernichtungskrieg" in Norwegen ............... 255 Eine Ausstellung und ihr Kontext fan Philipp Reemtsma Was man will und was daraus wird. Gedanken über ein prognostisches Versagen .......................................... 273 Ilka Quindeau Erinnerung und Abwehr. Widersprüchliche Befunde zur Rezeption der Ausstellung "Vernichtungskrieg" ................................................................................ 291 Inhalt 7 Johannes Klotz Die Rezeption der Ausstellung "Vernichtungskrieg" in Leserbriefen ..... 307 Klaus Latzel Soldatenverbände gegen die Ausstellung "Vernichtungskrieg" - Der lange Schatten des letzten Wehrmachtsberichts ............................... 325 Elke GrittmannIMonika Pater Wider die Erinnerung. Der mediale Diskurs um die Ausstellung "Vernichtungskrieg" .............. 337 Oliver von Wersch Vom Mythos zur Mikrologie? Zur öffentlichen Differenzierung von Täterbildern infolge der Ausstellung "Vernichtungskrieg" ...... ........ ....... 355 Die Autorinnen und Autoren ...... .......... ...................... ........ ..................... 365 Danksagung ................................................................ "., ... ,.,.".,.............. 371 Wehrmacht und Vemichtungskrieg zwischen Gesellschaftspolitik, Wissenschaft und individueller Verarbeitung der Geschichte Michael Th. Greven/Oliver von Wrochem Seit den Angriffen in München im Frühjahr 1997, die die Ausstellung "Ver nichtungskrieg" als Politikum in das Blickfeld der medialen und politischen Öffentlichkeit rückten, galt sie als ein Seismograph für die vergangenheitspoli tische Konstellation in der Bundesrepublik (vgl. Bilanz einer Ausstellung 1998; DonatiStrothmeyer 1997). Auf der folgenden Rundreise wiederholte sich seit her zu bestimmten Anlässen wie zur Eröffnung, bei Demonstrationen und zum Ausstellungsende in oft ritualisierter Weise in Presse und Parteien eine Diskus sion über die Legitimität ihrer zentralen Aussagen und die Glaubwürdigkeit der Fotografien. Fragen der Wirkung, etwa auf ihre Besucher, blieben dagegen weitgehend wissenschaftlicher Auswertung vorbehalten. Doch erst die Ver knüpfung zwischen beidem, der gesellschaftlich-öffentlichen Debatte und der unmittelbaren Rezeption der Ausstellung ermöglicht es, die gesamte Dimensi on der durch sie ausgelösten Reaktionen zu erfassen. Die Ausstellung "Vernichtungskrieg" fällt in eine Zeit, in denen (kollek tive) Täterbiographien, aber auch Schicksalsberichte von Opfern des Dritten Reiches ein großes Echo hervorrufen. Die deutsch-deutsche Einigung 1989/ 90 hatte der Debatte um den Charakter des Dritten Reiches eine zusätzliche Dimension verliehen, da nun Menschen, die in West und Ost nicht zuletzt auch durch zwei sehr unterschiedliche "vergangenheits-" und "erinnerungs politische") Strategien und Bildungssysteme geprägt worden waren, sich ver ständigen mußten. Diese Debatten wurden zunehmend in Medien und gesell schaftlichen Institutionen ausgetragen und erreichten auf diesem Wege die Öffentlichkeit. Die Zustimmung und Kritik im Kontext der Debatte um die Ausstellung "Vernichtungskrieg" demonstrieren am Beispiel der Wehrmacht, daß es nach wie vor umstritten ist, in welcher Weise die Jahre 1933-1945 in die gesamtdeutsche Geschichte integriert werden können. Das Hamburger Begleitprogramm zur Ausstellung hat erneut und sehr eindrücklich aufge zeigt, daß es in der Debatte um die Wehrmacht einerseits um gesellschaftspo litische und wissenschaftliche Fragen geht, andererseits aber ganz persönli- Zu den keineswegs synonymen, häufig auch in den Diskussionen des Begleitprogramms verwechselten Begriffen, vgl. Frei 1996, bes. 13ff. und ReicheI1995, bes. 13ff. 10 Michael Th. GreveniOliver von Wrochem che Betroffenheiten und Zwiespalte - etwa im Umgang von Kindern und El tern - die Annäherung an das Thema Krieg und Vernichtung mit prägen, und das keineswegs nur bei der beteiligten Kriegsgeneration (vgl. Eine Ausstel lung und ihre Folgen 1999). Für das politische Klima in Deutschland sehr aufschlußreich gestaltete sich die Kontroverse um das Begleitprogramm, insbesondere die Programm broschüre in den politischen Parteien Hamburgs und der Hamburger Bürger schaft. Dazu später noch einige Einzelheiten. Die Behörde für Wissenschaft und Forschung hatte nicht allein die Finanzierung der universitären Veran staltungen übernommen, sondern auch den Druck eines Programmheftes, in das aufgrund entsprechender Verabredung alle dem Programmverantwortli chen rechtzeitig und ordnungsgemäß angezeigten Veranstaltungen in Ham burg aufgenommen worden waren. In der Broschüre waren die von der Uni versität verantworteten Veranstaltungen klar von der bloßen Bekanntma chung derjenigen Veranstalter und Träger getrennt, für die "andere Veran stalter" die alleinige Verantwortung zu übernehmen hatten. In dem Streit, der bis hinein in die Hamburger Bürgerschaft, vor allem aber in der Lokalpresse und dort wiederum in zahlreichen Zuschriften in den Leserbriefspalten ent brannte, ging es vordergründig darum, ob Veranstalter in das Programm auf genommen werden durften, deren demokratischer Charakter umstritten ist; konkret: deren Namen im Bericht des Landesamtes für Verfassungsschutz genannt wurde oder wird. Das schloß eine tiefergehende und teils polemisch geführte Auseinandersetzung über die Funktion der Wissenschaft in der Ge sellschaft und die Grenzen beziehungsweise die Notwendigkeit von Zensur staatlicher Stellen ein. Wir vertraten und vertreten dabei die Ansicht, daß die bloße Beobach tung und Klassifizierung durch den Verfassungsschutz, der damit seinerseits einem verfassungsmäßig gebotenem Informations- und Aufklärungsanspruch der Gesellschaft nachkommt, in einer rechtsstaatlichen Demokratie nicht schon wie eine Verurteilung oder rechtmäßige Verwaltungsentscheidung im Sinne des Vereinsgesetzes praktisch umgesetzt werden darf. Eine Zensur durch die für die Programm broschüre Verantwortlichen fand also von Beginn an nicht statt; dies, obwohl die eine oder andere Ankündigung auch nach un serem Urteil Anlaß zu dem Zweifel bot, ob hier tatsächlich Sachlichkeit, Aufklärungsbemühen und Engagement immer im angemessenen Verhältnis standen. Wer aber nicht nur wissenschaftliche Ergebnisse erzielen und ver mitteln will, die ja ihrerseits keineswegs immer eindeutig sind und der Inter pretation und Bewertung bedürfen, sondern wer zusätzlich die gesellschaftli che Kommunikation und Auseinandersetzung zur Initiierung von Lernpro zessen befördern will, der wird jeden Verdacht ausschließen müssen, daß er durch Zensur die individuelle und öffentliche Urteilsbildung manipulieren wolle. Nach unsere Urteil hat sich im Großen und Ganzen im Hamburger Begleitprogramm das Setzen auf die eigenständige Urteilsbildung und Ur teilskraft der Interessierten ausgezahlt. Wehrmacht und Vemichtungskrieg 11 Interessant und erwähnenswert bleibt im Übrigen das Faktum, daß von dem unzensierten Ankündigungsangebot zwar auch solche Gruppen und Grüppchen Gebrauch machten, die im eher "linken,,2 Spektrum zu einer allzu pauschalen und wenig an Fakten und Differenzierungen interessierten (Vor-) Verurteilung der Wehrmacht tendieren, während die ihrerseits nicht weniger pauschalen Apologeten der "sauberen Wehrmacht" es ausnahmslos vorzogen, ihre Position und Kritik auf anderem Wege, aber keineswegs weniger heftig, zu artikulieren. Die konkreten Erfahrungen der an den Begleitveranstaltungen Teilneh menden überlagerten und ergänzten diese politische Debatte wenig später. Dort vermischten sich die aus dem gesellschaftlichen Diskurs um die Wehr macht nach 1945 geläufigen Argumente zum Teil mit biographischen Über lieferungen innerhalb der Familien. Diese doppelte Annäherung durch die ge sellschaftlich und die im familiären Kontext vermittelte Geschichte ließ sich sowohl bei den Besuchern der Begleitveranstaltungen wie den aktiv beteilig ten Dozenten, Referenten und Künstlern wahrnehmen. Daraus resultierte eine Debatte voller Ambivalenzen. In der politischen Auseinandersetzung um das Begleitprogramm und der Debatte innerhalb desselben wurde die andauernde Relevanz und Tragweite der Problematik "Wehrmacht" in unserer Gesellschaft überdeutlich. Zur inhaltliche Ausrichtung des Programms Die Finanzierung der universitären Veranstaltungen durch die Behörde für Wissenschaft und Forschung beließ der Universität und ihrem Beauftragten volle Gestaltungsfreiheit. Die Entscheidung, den Schwerpunkt nicht - wie teil weise in zuvor bereits gelaufenen und dokumentierten Begleitprogrammen zur Ausstellung - auf die Darstellung und Diskussion der wissenschaftlich und ge sellschaftlich heftig diskutierten Kernfrage nach der Beteiligung und Schuld der Wehrmacht als Institution an dem Verbrechen des - zumindest im Osten - geführten "Vernichtungskrieges" zu legen, sondern, den "Krieg in der Nach kriegsgesellschaft" zum Leitthema zu machen, bedeutete keineswegs ein Aus weichen vor der unbequemen Kontroverse. Ganz im Gegenteil sollte damit ei ner - in anderem Zusammenhang vielleicht notwendigen und sinnvollen - "Hi storisierung" der vor allem von Historikern geführten Debatte um die Fakten und ihre Bewertung nicht allein das Feld überlassen werden. Natürlich kam wiederholt der - nach unserem Urteil in der Kernfrage keineswegs so kontro verse - geschichtswissenschaftliche Forschungsstand zu den Einzelheiten und 2 Wir verwenden hier nur die öffentlich übliche politische Topographie, haben aber im Einzelfall deutliche Zweifel, ob "linker" Se\bstanspruch oder - zumeist pejorativ ge meinte - Fremdkennzeichnung als "links" irgend einen Sinn machen. 12 Michael Th. GreveniOliver von Wrochem zur Bewertung der Rolle der Wehnnacht zur Darstellung und Diskussion. Aber mit der beispielhaft in ganz verschiedenen Abschnitten, Sphären und Zusam menhängen der Nachkriegsgesellschaft thematisierten Umgangsweise mit dem deutschen Eroberungs- und Vernichtungskrieg versuchten wir, den Selbstauf klärungs- und Reflexionsstand dieser Gesellschaft über ihre eigene Geschichte und Gegenwart ins Zentrum zu stellen. Hier reihte sich nahtlos die dann vor allem in einer wissenschaftlichen Fachtagung im Warburg-Haus intensiv debattierte Frage nach den Wirkungen und provozierten Effekten der anlaßstiftenden Ausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung ein. Eine solche Programmentscheidung muß schließlich auch pragmatische Dimensionen berücksichtigen, etwa die Betei ligung verschiedener an der Universität vertretener Fachdisziplinen - und nicht zuletzt bestimmen nicht steuerbare Zusagen und Absagen die endgülti ge Gestalt. So konnte das Begleitprogramm den Versuch unternehmen, die Kontur der vergangenheits- und erinnerungspolitischen Entwicklung sowie der kultu rellen Verarbeitung bis zum Ende des 20. Jahrhunderts im Hinblick auf die Darstellung und Bewertung der deutschen Wehrmacht und des Zweiten Weltkrieges anhand einzelner Beispiele, im besonderen anhand der Kontro versen um die Ausstellung "Vernichtungskrieg" zu resümieren. Die in der Ausstellung aufgeworfenen Fragen inhaltlich zu vertiefen, war der Ansatz des Instituts für Sozialforschung mit parallelen Abendveranstaltungen und Tagungen. Weiterhin gab es zahlreiche Gesprächs- und Diskussionsforen, wissenschaftliche Vorträge, Lesungen und Ausstellungen anderer Veranstal ter, die in ihrer Heterogenität unterschiedlichste Personengruppen anspra chen. Die etwa 5000-6000 Teilnehmer an den Veranstaltungen waren über wiegend Besucher der Ausstellung und Wissenschaftler, aber eben auch Per sonen, die explizit den Gang in die Ausstellung verweigerten. Der jetzt vorgelegte Band ist keine "Dokumentation" des Begleitpro gramms in seiner heterogenen Fülle. Vielmehr haben die beiden Herausgeber unter der titelgebenden Fragestellung in eigener Verantwortung aus den ver schiedenen Programmteilen nach Qualität, Originalität und Relevanz ausge suchte Beiträge versammelt, die zu diesem Zweck zum Teil beträchtlich be und überarbeitet wurden. Die Ausstellung "Vernichtungskrieg", so läßt sich ein inhaltliches Er gebnis des Begleitprogramms zusammenfassen, stellt nur bedingt eine Zäsur dar. Aus fachwissenschaftlicher Perspektive waren die Grundtatsachen vor her erarbeitet und diskutiert worden. Aber eine überwiegend auf die inner wissenschaftliche Diskussion beschränkte Kommunikation über die Rolle der Wehrmacht im Dritten Reich ist durch sie zunächst in öffentliche Debatten transformiert und dann rückwirkend auf die Wissenschaft in Verbindung mit neueren Veröffentlichungen neu angestoßen worden. Das ist für eine in der Art ihrer Präsentation spröde Ausstellung ein nicht geringes Verdienst. Über ihren Öffentlichkeitserfolg wurde aber auch innerhalb wie außerhalb der

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