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Der Kreisel: Seine Theorie und seine Anwendungen PDF

358 Pages·1920·17.27 MB·German
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Der Kreisel Der Kreisel Seine Theorie und seine Anwendungen Von Dr. R. Grammel ord. Professor an der Technischen Hochschule Stuttgarl Mit 131 Abbildungen Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 1920 Alle Rechte vorbehalten. ©Springer Fachmedien Wiesbaden 1920 Ursprünglich erschienen bei Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig, Germany 1920 Softcover reprint of the bardeover 1st edition 1920 ISBN 978-3-663-19847-5 ISBN 978-3-663-20184-7 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-20184-7 Vorwort. Dieses Buch ist entstanden aus Vorlesungen, die der Verfasser an der Technischen Hochschule Danzig und an der Universität Halle wiederholt gehalten hat. Jene Vorlesungen mußten, der verschieden artigen Zuhörerschaft sich anpassend, an beiden Orten ein verschiedenes Gepräge tragen: der Mathematiker und Physiker wird hauptsächlich vom abstrakten Erkenntnistrieb geleitet, der Ingenieur sieht mehr auf die konkrete Nützlichkeit. Der große Reiz des Gegenstandes aber liegt beim Kreisel unzweifelhaft in der Verbindung von Theorie und Praxis; und diese Verknüpfung, welche auch immer den gemeinsamen Leitgedanken jener Vorlesungen bildete, will das vorliegende Buch so harmonisch, als es nur möglich war, ausdrücken und darstellen. Ein solches ~rogramm umfaßt zwei Aufgaben: erstens die theoreti schen Entwickelungen unmittelbar anschaulich und begrifflich einfach zu formen; zweitens alle praktischen Anwendungen auf eine sichere Grundlage zu stellen, also stets anzugeben, an welcher Stelle der allgemeinen Theorie sie abzweigen. Die zweite Aufgabe ist leicht, die erste dagegen schwer und nur dadurch zu lösen, daß man jeden undurchsichtigen Formalismus zu vermeiden trachtet. Auf mich hat stets einen tiefen Eindruck die kristallklare Darstellungsweise gemacht, deren sich W. Thomson und P. G. Tait in ihrem Treatise on Natural Phil0sophy bedienen, um nahezu ohne Rechnung und doch ohne Weit schweifigkeit auf die schwierigsten dynamischen Fragen quantitativ gerraue Antworten zu geben. Die Formel kann in der reinen Mathematik einen hohen Selbstzweck haben; in der Mechanik ist sie lediglich ein scharfgeschliffenes Werkzeug, und sie soll nie zum Automaten werden, der, taktmäßig ablaufend, am Schluß ein zwar vielleicht richtiges, aber schemenhaftes Ergebnis zum Vorschein bringt, welches dann erst wieder mit Fleisch und Blut gefüllt werden muß. Ganz abgesehen VI Vorwort. davon, daß die meisten Denkfehler in der Mechanik durch solchen Formalismus entstehen, ist der Erkenntnistrieb nur dann einigermaßen befriedigt, wenn jede Formel selber sagt, was sie bedeutet und warum sie da ist, wenn also in keinem Augenblick der Zusammenhang der Formel mit dem mechanischen Geschehen verloren geht. Wer ein feines Gefühl für die Ökonomie der Gedanken hat, verlangt allerdings noch weit mehr, als daß von der Wurzel bis zum Gipfel Begriff an Begriff sich lückenlos reihe; er fordert, daß der Aufwand das Ergebnis lohne, daß der Weg entweder der kürzeste oder der schönste sei. Die blinde Formel ·verführt manchmal zu bequemen Umwegen. Ein fache Tatsachen aber müssen sich auch auf einfache Weise erklären lassen, sonst ist die Erklärung noch nicht richtig im strengsten Sinne. Es ließe sich die Behauptung wagen, daß die Lehre vom Kreisel in fast allen ihren Teilen etwas Einfaches ist; und so habe ich ver sucht, sie auch in möglichst einfacher Form darzustellen, ohne irgend wo an Strenge nachzugeben. Daß zur Erreichung dieses Zieles die Vektoren als die klarsten Symbole der Mechanik beizuziehen waren, versteht sich von selbst für jeden, der die soeben ausgesprochenen Grundsätze billigt. Er wird vielleicht nur das tadeln, daß ich nach langem Schwanken schließlich doch darauf verzichtet habe, auch die Affinaren (Tensoren) zu verwenden. Sie hätten in der Tat an ein zelnen Punkten die begriffliche Klarheit der Entwickelungen erhöht, aber doch, wie der Kenner bemerkt, nur an so wenigen Stellen des Buches, daß es sich kaum gelohnt hätte, die Lehre von den Affinaren deswegen aufzurollen. Denn daß man sie heute nur bei recht wenigen Lesern voraussetzen darf, ist leider unbestreitbar. Zur Vorsicht werden darum in der Einleitung auch die einfachen vektoriellen Rechenregeln abgeleitet, die späterhin zu benutzen sind, so daß selbst der Leser, der den Vektoren bis jetzt noch fremd oder ablehnend gegenübersteht, sich in dem Buche zurechtfinden kann. Diese Ableitung ließ sich leicht verbinden mit einem kurzen Gang durch die elementare Kine matik und Dynamik, deren Grundgesetze dann weiterhin als bekannt angesehen werden. In der Bezeichnung der Vektoren bin ich nur sehr ungerne von der meistgebräuchlichen Schreibweise (Fraktur) ab gewichen. Weil jedoch die in der Lehre vom Kreisel wichtigsten Vek ioren die axiale Natur von ~Winkelgeschwindigkeiten besitzen und Vorwort. VII nian für diese an die griechischen Buchstaben sich gewöhnt hat, und weil eine scharfe Unterscheidung zwischen den polaren und axialen Vektoren auch schon für das Auge nötig ist, so schien es zweckmäßig, die ersteren durch lateinische, die letzteren durch griechische Buchstaben darzustellen, wobei der Fettdruck den Vektorcharakter anzeigen soll. Die Fachausdrücke der Mechanik sind einer Reform stark bedürftig. So häufige Wörter wie Winkelgeschwindigkeit, Impulsmoment, kineti sche Energie usw. sind zu lang für die einfachen Begriffe, die sie be nennen. Drehschnelle zu sagen (nach dem Vorgange von R. Mehmke und A. Stodol.a) habe ich nicht gewagt; doch scheint sich Wucht statt kinetische Energie mehr unQ. mehr durchzusetzen. Statt Impuls moment möge Schwung vorgeschlagen sein, insofern dieser Begriff genau das bedeutet, was man im täglichen Leben immer schon so bezeichnet hat [das Wort Drall möchte lieber dem Ergebnis einer Drillung (Torsion) vorbehalten bleiben]. Auch für Trägheitsmoment· müßte man ein kürzeres Wort erfinden. Es wird nicht nötig sein, ausführlich aufzuzählen, wo die Ent wickelungen dieses Buches neu sind. Die schönen Poinsotschen Er kenntnisse dürften in § 1 wohl auf ihre durchsichtigste Form gebracht sein, wozu auch der synthetische Beweis für die ellipsoidische Gestalt der Poinsotfläche gehört an Stelle des gebräuchlichen, doch etwas um ständlichen analytischen. Das Programm des Buches verbot, solche Untersuchungen aufzunehmen, die, obwohl sie sich an den Kreisel angeschlossen haben, doch einen mehr mathematischen Charakter tragen (man findet sie unübertrefflich klar in dem Buche von F. Klein und A. Sommerfeld, Über die Theorie des Kreisels, dargestellt), so z. B. die Theorie der konjugierten Poinsotbewegungen, die Diskussion der auftretenden elliptischen und hyperelliptischen Integrale und Funktionen, die analytischen Ansätze der Bewegung des unsymmetrischen schweren Kreisels. Solche Ausführungen hätten den Umfang des ersten Teiles zu stark belastet und so das Gleichgewicht zwischen beiden Teilen gestört; und sie hätten sicherlich gerade den Leser ermüdet oder ab geschreckt, für den das Buch bestimmt ist. Dem gleichen Grundsatze mußten auch im zweiten Teile einige analytische Schößlinge ge opfert werden, deren Wert in keinem Verhältnis zu ihrer Üppigkeit steht; dafür sind aber gerade die modernsten Anwendungen des VIII Vorwort. Kreisels gebührend zu Wort gekommen. Der Leser übrigens, de•· von vornherein hauptsächlich die Anwendungen kennen zu lerner wünscht, mag sich mit den Rechnungen von §5 und §§·9 bis 13 zunächst nicht allzulange aufhalten, sondern sie erst später, wenn er das Bedürfnis dazu hat, genauer durchgehen. Im zweiten Teile stehen § 14, § 17 und § 21 für sich, die übrigen sind untereinander ziemlich stark verkettet. Der literarische Anhang will weder die geschichtliche Ent wickelung schildern noch irgendwelche Vollständigkeit erstreben, sondern nur diejenigen Schriften angeben, die der Leser zuerst zu Rate ziehen sollte, wenn er in irgendein Sonderproblem tiefer ein dri_ngen will; deswegen sind einerseits die neuesten Arbeiten auf gezählt, andererseits von den älteren diejenigen, von denen auch heute noch eine starke Wirkung ausstrahlt. Bei der Herstellung der Abbildungen bin ich in dankenswerter Weise von Fräulein cand. math. E. Rother unterstützt worden, welche auch eine Korrektur mitgelesen hat. Das Namen- und Sach verzeichnis ist von meiner Frau zusammengestellt. Dem Verlagshause schulde ich Dank für das große Entgegenkommen bei allen meinen Wünschen. Stu ttgart, 1m Mai 1920. R. Grammel. Inhaltsverzeichnis. Seite Vorwort ..... . V Inhalts verz eichn is . IX Erster Teil. Die Theorie des Kreisels. Einleitttng. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Der Begriff des Kreisels 3. Kinematische Grundlagen 4. Dynamische Grund lagen 10. Erster Ab s c h n i t t. Der kräftefreie Kreisel. § 1. Der unsymmetrische Kreisel ........... . 17 Drehachse und Schwungachse 17. Drehwucht und Poinsotfläche 18. Das Poinsotsche Bild der Bewegung 22. § 2. Die Trägheitsmomente .................. . 25 Rechnerische Ermittelung des Trägheitsellipsoids 25. Der Steinersehe Satz 29. Versuchsmäßige Ermittelung des Trägheitsellipsoids 30. Ausartungen des Trägheitsellipsoids 31. § 3- Die Poinsotbewegung .......... . 32 Der Beginn der Bewegung 32. Schwungellipsoid und Polkurven 33. Freie Achsen 37. § 4- Der symmetrische Kreisel ....... . 39 Die reguläre Präzession 39. Freie Achsen 43. Dynamische Isotropie 43. § s. Analytische Behandlung des kräftefreien Kreisels ..... . 44 Die Eulerschen Gleichungen und ihre Integrale 44. Die Bewegung im Falle der trennenden Polhodie 51. Die Herpolhodieknrven 53. Zweiter Abschnitt. Der Kreisel unter Zwang. § 6. Bewegung durch äußere Kräfte ................... 55 Die Verallgemeinerung der Poinsotbewegung 55. Antrieb um die Schwung achse s6. Stoß anf eine freie Achse 59. Schneller Kreisel und pseudoreguläre Präzession 61. § 7. Bewegung auf vorgeschriebener Bahn ....•......... 66 Die erzwungene reguläre Präzession 66. Das Kreiselmoment des sym metrischen Kreisels 70. Der Knrvenkreisel 72. Das Kreiselmoment des unsymmetrischen Kreisels 76. § 8. Der Einfluß der Reibung ..... • . 82 Die Lagerreibung 82. Die Luftreibung 86. Dritter Abschnitt. Der schwere Kreisel. § 9. Die Präzessionsbewegungen des symmetrischen Kreisels 88 Die reguläre Präzession 88. Die pseudoreguläre Präzession 93. § 10. Die allgemeine Bewegung des symmetrischen Kreisels. . 95 Die verallgemeinerte Poinsotbewegung 95. Die Integrale der Bewegung 96. Die Bewegung der Kreiselspitze 101. § 11. Der Spielkreisel. . ...•.................. 111 Die Präzession 111. Die allgemeine Bewegung 113. X Inhaltsverzeichnis. Seite § 12. Der Einfluß der Reibung . . . . . . . . . . 116 Der schwere symmetrische Kreisel 116. Der Spielkreisel 123. § 13. Der unsymmetrische Kreisel . . . . . . . . . . . 128 Permanente Drehachsen des schweren Kreisels 128. Pseudoreguläre Prä zessionen 134. Der aufrechte Kreisel 14 7. Zweiter Teil. Die .f\nwendungen des Kreisels. Einleitung ... . . . . 161 Einteilung der technischen Kreisel 161. Die Trägheitskräfte 163. Erster Ab schnitt. Die Kreiselwirkungen bei Radsätzen. § 14. Kollermühlen ..... . 166 Der gewöhnliche Kollergang 166. Die Pendelmühle 170. Zwei Verbesse rungen 171. Fahrzeuge ................. . 175 Kreiselmomente auf Eisenbahnen 17 5. Die Zweischienenbahn 177. Die Hängebahn 180. Die Schwebebahn 181. Das Zweirad 183. Kreisel momente auf Schiffen 186. Flugzeuge . . . . . . . . . . . . ..... . Die aerodynamischen Grundlagen 189. Die drei Kreiselwirkungen 201. Die Eigenschwingungen des Flugzeuges 207. Der unsymmetrische Schrauben kreisel 212. §17. Schleudernde Scheiben 213 Die elastastatischen Grundlagen 213. Eine- einzelne Scheibe 218. Viele Scheiben 229. Zweiter Abschnitt. Mittelbare Stabilisatoren. Astatische Kreisel ....................... . 235 Das Foucaultsche Gyroskop 235. Geradläufer 237. Elastische Bindung eines Freiheitsgrades 242. Inklinations- und Deklinationskreisel 245. Der Steuerzeiger 253. Kompaßb-eisel •.•....... 256 Der Einkreiselkompaß 256. Die Fahrtfehler 263. Der Schlingerfehler 265. Der Mehrkreiselkompaß 268. Pendelkreisel ..........• Störungstheorie der Pendelkreisel 212. Künstliche Horizonte und Lot linien 280. Flugzeugstabilisatoren 283. Theorie der künstlichen Flugzeug stabilisierung 285. Dritter Abschnitt. Unmittelbare Stabilisatoren. § 21. Richtkreise! ..•..........•... 293 Die Erde 293. Geworfene Körper 301. Die Atome 308. § 22. StützkreiseL ........................... 311 Der Howell-Torpedo 311. Stabilisierung der Einschienenbahnen 316. Fahrt fehler der Einschienenbahnen 321. § 23. Dämpfkreisel ........................•.. 326 Der Schiffskreisel im Wellengange 326. Günstigste Wahl von Schwung und Bremsung 333- Zwang auf den Kreiselrahmen 338. Anhang. Literarische Anmerkungen. 341 Namenverzeichnis 347 Sachverzeichnis .......... . 348

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