DER KI LI MAN DJ ARO. DER KI LI M A N DJ A RO. REISEN UND STUDIEN VON HANS MEYER. Prof. Dr. MIT 4 TAFELN IN FARBENDRUCK, 16 TAFELN IN LICHTDRUCK, 20 IN BUCHDRUCK, 2 FARBIGEN ORIGINALKARTEN UND 103 TEXTBILDERN. DIETRICH REIMER (ERNST VOHSEN). BERLIN 1900. Alle Rechte Vorbehalten. 0 T HHD H(o\ noo Sems Vorwort. D as vorliegende Buch ist eigentlich eine Jubiläumsgabe. Es war am 11. Mai 1848, als der deutsche Missionar Johann Rebmann, der von Mom- bassa aus ins Innere Ostafrikas gezogen war, das gröfste Wunder des tro¬ pischen Afrika, den Schneeberg Kilimandjaro, entdeckte. 50 Jahre danach, im Sommer 1898, konnte ich mit meiner dritten Kilimandjaroreise die all¬ gemeine Erforschung des ostafrikanischen Bergriesen zum Abschiufs bringen. Darüber berichtet das vorliegende Buch. Das Buch ist nicht um der Reiseschilderung willen geschrieben, denn eine Reise zum und am Kilimandjaro ist heutzutage kein Unternehmen mehr, das besonders erwähnenswerte Erlebnisse mit sich brächte. Nur bei den Hochtouren habe ich in dieser Beziehung Neues und Ungewöhnliches mit- zuteilcn. Aber ich habe doch die Form der fortlaufenden Reiseschilderung für meine Darstellung gewählt, weil ich hoffen konnte, innerhalb dieser äufseren Umrahmung die Beobachtungen über die Natur des Landes und seiner Bewohner dem Leser anziehender und anregender zu machen als in einer Reihe nach den wissenschaftlichen Materien gruppierter Kapitel. Nur die beiden Hauptergeb¬ nisse meiner Untersuchungen, den Gebirgsbau und die Vergletscherung des Kilimandjaro, habe ich in zwei der eigentlichen Reiseschilderung angeglicderten Kapiteln selbständig behandelt, weil ich aus ihnen allgemeine Folgerungen auf die Natur des Vulkanismus und auf das Wesen der Glazialzeiten gezogen habe, die weit über den Rahmen der Kilimandjarobetrachtung hinausgehen. Im ganzen Buch bin ich vor allem bestrebt gewesen, den ursächlichen Zusammenhang der Erscheinungen zu ergründen und ihn allgemein ver¬ ständlich zu machen. Im Vordergrund steht die physisch-geographische Be¬ trachtung und Untersuchung, die in den bisherigen Reisewerken über dieses Gebiet meist zu kurz gekommen ist. Habe ich dabei vielleicht hie und da VI Vorwort. einmal geirrt, so wird doch aus der Anregung zu neuen Beobachtungen und eventuell zu einzelnen Berichtigungen nur die Sache selbst Gewinn ziehen. Und darauf allein, auf die Erweiterung und Vertiefung unserer Erkenntnis kommt es ja an. Freundliche Förderung meiner Reisezwecke ist mir namentlich von seiten des Unterstaatssekretärs im Auswärtigen Amte, des Gouverneurs von Deutsch- Ostafrika und des Chefs der Kilimandjarostation zu teil geworden. Diesen Herren: Dr. Freiherrn von Richthofen, General von Fiebert und Hauptmann Johannes, möchte ich hier öffentlich den Ausdruck meiner Dankbarkeit wieder¬ holen. Einzelne Abschnitte und Auszüge aus dem vorliegenden Buch sind bereits veröffentlicht in Hcttners „Geographischer Zeitschrift“, in Freiherrn von Danckelmanns „Mitteilungen aus den deutschen Schutzgebieten“ und in der Beilage der „Täglichen Rundschau“. Auch den Herausgebern der ge¬ nannten Organe sei für das bereitwillige Zugestehen des teilweisen Wieder- abdruckes in diesem Buche bestens Dank gesagt. Der Anhang bringt meine neue Kilimandjarokarte im Mäfsstab von l : 100,000 und dazu einen kurzen Aufsatz über die Bearbeitung des Materials aus der Feder des Bearbeiters, Herrn Kartographen P. Kraufs. Auch ihm danke ich an dieser Stelle aufs wärmste. Ebenso Herrn Dr. E. Grofsmann für die Berechnung meiner Höhenmessungen. Über meine geologische Sammlung ist eine umfassendere Arbeit von Herrn Dr. F. Finckh zu erwarten. Die Abbildungen im vorliegenden Buch wollen nicht blofs Bilder sein, sondern auch eine wissenschaftlich korrekte Anschauung der im Buch geschil¬ derten Erscheinungen geben. Die Originale sind zum gröfsten Teil Photo¬ graphien von mir und Skizzen meines Reisegenossen, Herrn Maler Ernst Platz; zum kleinen 'Peil Photographien und Zeichnungen anderer Herkunft. Unter den letzteren nehmen die Skizzen des Herrn Stabsarzt Dr. A. Widen- mann die erste Stelle ein. Ich spreche ihm meinen besten Dank für seine wertvolle Unterstützung aus. Die farbigen Blätter und Bleistiftskizzen des Herrn Platz werden dem Landschaftscharakter in ausgezeichneter Weise ge¬ recht. Für seine künstlerische Beihilfe wie für seine alpinistische Beteiligung an der Expedition sage ich ihm von neuem vielen Dank. Zuletzt, aber darum nicht weniger herzlich, danke ich Herrn Geologen Dr. F. Etzold für die verständnisvolle Hingabe, mit der er nach mangelhaften Negativen meiner Aufnahmen höchst instruktive und klare Bilder zu stände gebracht hat. Die mannigfachen dem Buch eingeflochtenen kolonialen Betrachtungen und Erörterungen sind aus dem lebhaften Wunsch hervorgegangen, die Erkenntnis der natürlichen Landesbeschaffenheit den praktischen Zielen und Bedürfnissen unserer Kolonisation nutzbar zu machen. Die physisch-geogra¬ phische Erforschung des Landes bildet die einzige sichere Grundlage für die praktische Kolonisation. Die Natur des Landes kifst sich keinen Zwang anthun; nur wenn wir ihre Eigenschaften richtig erkannt haben und unsere kolonisatorischen Unternehmungen genau danach einrichten, werden wir vor erfolglosen Experimenten und schweren Rückschlägen bewahrt bleiben. Es wäre mir eine grofse Genugthuung, wenn in dieser Hinsicht mein Buch der deutschen Kolonie einigen Nutzen brächte. Leipzig, Frühjahr 1900. Hans Meyer. Inhalts -Verzeichnis. Seite Vorwort. V—VII Verzeichnis der Abbildungen. XIII -XVI 1. Kapitel: Ziele und Vorbereitungen. 1—5 Aufgaben der Forschung. Reisemethode. Ausrüstung. Reisezeit. 2. Kapitel: Tanga — Usambara. 6—28 Seefahrt. Der „Erythräische Graben“. Karawanenrüstung. Tanga. Usambarabahn. Usambara, allgemeiner Landescharakter. Bondei. Sigi- thal. Derema. Waldcharakter. Kaffeepflanzungen. Ngambo. Sangarawe. West-Handei. Schwache Bevölkerung Usambaras. Grasflurenzone. Klima von Ost- und West-Handei. Das Luengerathal. Militärstation. Ver¬ messungsarbeiten. Taubildung. Wasserbedürfnis der Steppentiere. Pan- ganiflufs. 3. Kapitel: Usambara — Moschi. 29 — 70 Siedelungsweise und Schutzbedürfnis. Lutindi. Kwa Sigi. Maurui. Gebirgsbau Usambaras. Steppcnwald. Strahlungstemperatur. Fufsreisen. Mikuyuni. Beginnende Geldwirtschaft. Madumusumpf. Momboflufs. Galeriewald. Sandfloh. Treiberameisen. Masindeberge. Bau des Pan- ganithales. Masinde. Sembodja. Buschiri. Erinnerungen an 1888. Mkum- bara. Mkomasiniederung. Sansevierensteppe. Farbenspiel der Luft. Lassaberg. Grabeneinbruch des Mkomasithales. Ost-Pareh. Tektonische Gröfse. Kihuiro. Rasthäuser. Extremes Klima. Sukkulentensteppe. Wind¬ wirkung auf den Boden. Gomaflufs. Gondja. Nächtliche Ausstrahlung. Hegoma. Mokandaberge. Tussokette. Kisuani. Pareh Kisungu undMdimu. Majiyajuu. Djipe-Ebene. Mikuyuni. Muanamata. Regengrenze. Ugueno. Marago ya Simba. Djipe-See. Baumsteppe. Uguenozirkus. Papyrussumpf. Nashornberge. Bereich des Kilimandjaro. Dumpalmen. Karawanenver¬ kehr. Himoflufs und Himobrücke. 4. Kapitel: Von Moschi zum Ost-Mawensi. 71— 110 Moschi. Hauptmann Johannes. Meli. Mlelia. Die Militärstation. Lage von Moschi. Klima von Moschi. Gesamtbild des Kilimandjaro. Nanga- schlucht. Kirua. Tufflandschaften. Lassoberg. Ivilema. Katholische Inhalts-Verzeichnis. IX Seite Mission. Marangu. Häuptling Mareale. Mission Mamba. Wissenschaftliche Station. Marangumulde. Stufenbau. Myricazone. Der Gürtelwald. Gras¬ flurenregion. Oberer Verbindungspfad. Ruabachlager. Ivibo. Rombo- zone. Kifinika. Festungsberg. Klimascheide. Marago Martini. Nyuki- Lumi. Senecio Johnstoni. Wolkenzug. Baumgrenze. Ericinella-Formation. Obere Lumischlucht. Mawensi-Caldera. Erosionen. Rombozone. Kisoka- hügel. Anstiegroute zum Mawensi. Elenantilopen. Gürtelwald. Urwald über Rombo. Farnzone. Rombo-Useri. Trockenheit. Mlombiaschlucht. Hydrographie der Ostseite. Tsavosumpf. Namengebung. Gaunamen. Entfernungsbezeichnungen. Mattolo. Useri. Randlage. Wohnstätten. Höhlenanlagen. Morphologie der Nord-Ostscite. Mawensipyramide. Kyulu- und Ongoleaberge. Tsavozone. Meteorologie. Deutsch-englische Grenze. Schauri in Useri. 5. Kapitel: Die Ersteigung des Kibo von der Nordseite in- 152 Nordostseite. Trockenheit. Seitliche Eruptionszone. Nordost-Bar- ranco. Tarrakia. Oma. Gesteine. Leitokitok. Olugüm. Massai-Jünglinge. Massai und Wandorobbo. Wirtschaftsleben. Weiber. Sandfloh. Über¬ sicht der Nordseite. Begleiter. Nördliche Urwaldzone. Vertikale Ver¬ breitung von Colobusaffen, Elefant und Elenantilope. Anpassung der Tiere an die Höhe. Adlerfarne. Laremurulager. Kibo und Mawensi. Nguarohöhle. Aufstieg durch Ericinella. Höhlenbildung. Salpeterhöhle. Hochgebirge. Glazialboden. Strauch- und Staudenvegetation. Tierleben der Höhe. Mechanische Verwitterung. Glaziale Spuren. Pflanzenpolster. Nordostfront der Kibopyramide. Felsenbiwak. Anstieg. Temperaturen. Verwitterung. Oberste Blütenpflanze. Gestalt des Ost-Kibo. Sattel¬ plateau. Körperbeschwerden. Oberer Eiskranz. Raben. Kletterarbeit. Hans Meyer-Scharte. Kibokrater. Eisbedeckung. Abschmelzung. Er¬ loschener Vulkanismus. Aussicht. Abstieg. Kornstruktur des Eises. Bergkrankheit. Übermüdung. Die alpine Wüste. Oberflächengestalt. Pflanzenformen. Alpine Blütenpflanzen. Wolken und Nebel. Winde. 6. Kapitel: Hochtouren am West-Kibo. 153-I85 Schweres Fächer. Nord-Mawensi und Nord-Kibo. Seitliche vul¬ kanische Hügelzone. Adenocarpuslager. Njiri-Sümpfe. Temperaturen. Ausstrahlung. Nordseite des Kibo. Nordnordwestrücken. Phonolithe. Gangmauern. Msairohöhle. Sattelhöhe. Lentgruppe. Plateauhöhe. Junge Lavaströme. Rote Schlackenhügel. Klimascheide. Galumahöhle. Galuma- plateau. Vegetation des Plochplateaus. Die Westgletscher. Winde und Wolken. Aufstieg zum Westgletscher. Glazialthal. Einstige Vergletsche¬ rung. Lentgruppe. Beobachtungsfähigkeit der Neger. Munifasi. Umschau. Meru. Radiale nordwestliche Eruptionszone. Drygalski-Gletscher. Ober¬ flächenformen. Struktur des Eises. Credner-Gletscher. Glazialer Schotter. Abstieg. „Platzkegel.“ Riesen-Senecien. Schirakamm. Wassererosion. Grofser West-Barranco. Felstürme. Klimascheide. Vegetation. Wald¬ bild. Merker-Seen. Urwaldzone. Tiefe Schluchten. Kibonoto. 7. Kapitel: Der Süd-Kibo und seine Gletscher. 186—239 Kibonoto. West-Dschagga. Massai. Grenzgebiet. Drei Kibonoto- landschaften. Pläuptling Galami. Mission. Pombe. Süd - Dschagga.