ebook img

Der Itô-Kalkül: Einführung und Anwendungen PDF

247 Pages·2006·1.93 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Der Itô-Kalkül: Einführung und Anwendungen

Deck DerItô-Kalkül Thomas Deck Der Itô-Kalkül Einführung und Anwendungen 123 Dr.habil.ThomasDeck FakultätfürMathematikundInformatik UniversitätMannheim SeminargebäudeA5 68131Mannheim,Deutschland e-mail:[email protected] BibliografischeInformationderDeutschenBibliothek DieDeutscheBibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschenNationalbibliografie; detailliertebibliografischeDatensindimInternetüberhttp://dnb.ddb.deabrufbar. Mathematics Subject Classification (2000): 60-01, 60H05, 60H10, 60G35, 60G44, 91B28 ISBN-10 3-540-25392-0 SpringerBerlinHeidelbergNewYork ISBN-13 978-3-540-25392-1 SpringerBerlinHeidelbergNewYork DiesesWerkisturheberrechtlichgeschützt.DiedadurchbegründetenRechte,insbesonderedieder Übersetzung,desNachdrucks,desVortrags,derEntnahmevonAbbildungenundTabellen,derFunk- sendung,derMikroverfilmungoderderVervielfältigungaufanderenWegenundderSpeicherungin Datenverarbeitungsanlagen,bleiben,auchbeinurauszugsweiserVerwertung,vorbehalten.EineVer- vielfältigungdiesesWerkesodervonTeilendiesesWerkesistauchimEinzelfallnurindenGrenzen dergesetzlichenBestimmungendesUrheberrechtsgesetzesderBundesrepublikDeutschlandvom 9.September1965inderjeweilsgeltendenFassungzulässig.Sieistgrundsätzlichvergütungspflichtig. ZuwiderhandlungenunterliegendenStrafbestimmungendesUrheberrechtsgesetzes. SpringeristeinUnternehmenvonSpringerScience+BusinessMedia springer.de ©Springer-VerlagBerlinHeidelberg2006 PrintedinGermany DieWiedergabevonGebrauchsnamen,Handelsnamen,Warenbezeichnungenusw.indiesemWerk berechtigtauchohnebesondereKennzeichnungnichtzuderAnnahme,daßsolcheNamenimSinne derWarenzeichen-undMarkenschutz-Gesetzgebungalsfreizubetrachtenwärenunddahervon jedermannbenutztwerdendürften. Umschlaggestaltung:design&productionGmbH,Heidelberg Herstellung:LE-TEXJelonek,Schmidt&VöcklerGbR,Leipzig Satz:DigitaleDruckvorlagedesAutors GedrucktaufsäurefreiemPapier 44/3142YL-543210 Vorwort Der Itoˆ-Kalku¨l ist ein Differentialkalku¨l fu¨r (gewisse) stochastische Prozesse. Er bildet zusammen mit Martingalen den mathematischen Kern der soge- nanntenstochastischenAnalysis.IndieserDisziplinsindWahrscheinlichkeits- theorie und Analysis eng verzahnt, und sie besitzt viele Anwendungen in den Naturwissenschaften, in Technik und O¨konomie. Ihre Anwendungsge- biete expandieren st¨andig, sodass neben Stochastikern auch zunehmend ma- thematisch arbeitende ,,Nicht-Stochastiker“ (Mathematiker wie Anwender) diesesWerkzeugeinsetzen.EingewissesProblembestehtdarin,dassstochas- tische Analysis essenziell auf Maß- und Wahrscheinlichkeitstheorie aufbaut, und dass diese Grundlage vielen Nicht-Stochastikern nur wenig vertraut ist. Ein mathematisch nachvollziehbarer Aufbau wird dadurch erschwert. Den- noch ist ein solcher Aufbau Voraussetzung fu¨r einen sicheren Umgang mit der stochastischen Analysis: Gerade in dieser Disziplin fu¨hren heuristische Argumente leicht zu falschen Schlu¨ssen, und so manches korrekte Resultat ist intuitiv nur schwer nachvollziehbar. Daher kann auf eine mathematisch saubere Fundierung kaum verzichtet werden. Moderne Lehrbu¨cher u¨ber (allgemeine) stochastische Integrale w¨ahlen ausnahmsloseinenZugangu¨berSemimartingale,wasletztlichdurcheinsehr allgemeines stochastisches Integral belohnt wird. Dieser Weg besitzt jedoch zwei Nachteile: Erstens ist er aufgrund der beno¨tigten Vorbereitungen (u¨ber Semimartingale) fu¨r Anwender fast nicht gehbar, und auch fu¨r Mathemati- ker ist er lang und steinig (auch wenn gelegentlich anderes behauptet wird). Zweitens basiert der gr¨oßte Teil aller Anwendungen auf dem Itoˆ-Integral der Brownschen Bewegung, und dieses l¨asst sich schon mit viel weniger Voraus- setzungen weitgehend vollsta¨ndig darstellen. Der vorliegende Text umgeht diese beiden Nachteile. Er besteht aus zwei etwa gleich großen Hauptteilen (entsprechendzweizweistu¨ndigenVorlesungen)undwirddurchAnwendungs- kapitel erg¨anzt. Im ersten Teil, Kapitel 2, 4 und 5, wird mit ,,minimalen“ mathematischen Voraussetzungen der Itˆo-Kalku¨l entwickelt. Mit minima- len Voraussetzungen ist Folgendes gemeint: Erstens ist dafu¨r bereits eine VI Vorwort Einfu¨hrung in die Wahrscheinlichkeitstheorie ausreichend, vorausgesetzt es werdendabeidieGrundbegriffederMaß-undIntegrationstheoriemitbehan- delt. (Kapitel 1 gibt einen vollsta¨ndigen U¨berblick der beno¨tigten Voraus- setzungen.) Zweitens wird der Itˆo-Kalku¨l v¨ollig ohne Martingale entwickelt, sodass deutlich weniger stochastisches Instrumentarium als u¨blich beno¨tigt wird.UnddrittenswerdenErga¨nzungenu¨berMaß-undWahrscheinlichkeits- theorienurnachBedarfentwickelt,dortwosieerstmalsbeno¨tigtwerden.All diesgestatteteinenschnellerenZugang zumItˆo-Kalku¨lalsdieauf Martinga- len basierenden Darstellungen. Um die Eigenschaften des Itoˆ-Integrals zu¨gig zu entwickeln wurde vieles weggelassen, was dafu¨r nicht zweckdienlich ist (z.B. Stratonovich-Integrale). Der erste Teil des Buches schließt ab mit dem ItˆoschenDifferentialkalku¨l.Eristfu¨rvieleseineausreichendeGrundlage,z.B. fu¨r wesentliche Aspekte stochastischer Differentialgleichungen. Letztere wer- den in den Anwendungskapiteln 3 und 6 dargestellt. Der zweite Hauptteil des Buches, Kapitel 7 bis 10, behandelt den Zusam- menhang zwischen Itˆo-Integralen und stetigen Martingalen. Nur das absolut Notwendigewirdu¨berMartingalebewiesen;dieTheoriestetigerSemimartin- gale wird (bis auf Anmerkungen) ausgeklammert. Dies ist zwar bedauerlich, aber Tatsache ist, dass an weiterfu¨hrender Literatur zu diesem Themenkreis (im Gegensatz zu einfu¨hrenden Texten) kein Mangel besteht. Außerdem ge- stattetdieBeschr¨ankungaufMartingaleinvielenFa¨lleneinevereinfachteBe- weisfu¨hrung, ohne dass darunter die Essenz der Resultate wesentlich leidet. Dies gilt z.B. fu¨r die L´evysche Martingalcharakterisierung der Brownschen Bewegung, welche im vorliegenden Text eine noch zentralere Rolle spielt als sonst. Itˆo-Integrale lassen sich nicht nur auf Martingale anwenden (z.B. in Form des Integraldarstellungssatzes fu¨r Martingale), sondern umgekehrt lie- fern auch Martingalargumente weitergehende Aussagen u¨ber Itˆo-Integrale. Martingale sind damit nicht nur wegen ihrer Anwendungsrelevanz von Inter- esse (wie in Kapitel 11 – Optionspreise – dargestellt), sondern sie sind auch fu¨r den Beweis von tiefer liegenden Eigenschaften des Itˆo-Integrals geradezu unentbehrlich. DievorliegendeEinfu¨hrungist,basierendaufKapitel1,weitgehendselbst- konsistent. Sie wendet sich an Studierende der Mathematik und an mathe- matisch orientierte Anwender, die an einem direkten Zugang zum Itoˆ-Kalku¨l interessiert sind, ohne dabei auf vollsta¨ndige Beweise verzichten zu wollen. Obwohl auf Ausfu¨hrlichkeit Wert gelegt wird sind ein paar Beweise doch et- was schwieriger, vor allem im zweiten Teil des Textes. Beim ersten Lesen ko¨nnen diese zuru¨ckgestellt werden; dies gilt auch fu¨r Sa¨tze mit ∗, welche im Haupttext nicht weiter beno¨tigt werden. Vereinzelt sind U¨bungsaufgaben in den Text gestreut, die nummerierten Aufgaben werden im Anhang gelo¨st. Dem Anfang jedes Kapitels ist eine kurze Orientierung vorangestellt. Mannheim, im Mai 2005 Thomas Deck Inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V 1 Mathematische Voraussetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.1 Voraussetzungen u¨ber Maß- und Integrationstheorie . . . . . . . . 1 1.2 Voraussetzungen u¨ber Wahrscheinlichkeitstheorie . . . . . . . . . . 10 2 Prozesse und Wiener-Integrale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.1 Stochastische Prozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.2 Brownsche Bewegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 2.3 Vorbereitung: Konvergenz im p-ten Mittel . . . . . . . . . . . . . . . 26 2.4 Konstruktion des Wiener-Integrals . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 2.5 Wiener-Integrale als stetige Prozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 3 Anwendung: Lineare stochastische Differentialgleichungen . 41 3.1 Motivation: Die Langevin-Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 3.2 Lineare Systeme mit additivem Rauschen . . . . . . . . . . . . . . . 43 3.3 Stationa¨re L¨osungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 3.4 Physikalische Brownsche Bewegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 4 Itˆo-Integrale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 4.1 Das Itˆo-Integral fu¨r Treppenprozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 4.2 Das Itˆo-Integral fu¨r L2-Prozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 4.3 Vorbereitung: Stochastische Konvergenz . . . . . . . . . . . . . . . . 70 4.4 Approximationen pfadweiser Lp-Prozesse . . . . . . . . . . . . . . . 74 4.5 Das Itˆo-Integral fu¨r pfadweise L2-Prozesse . . . . . . . . . . . . . . 78 5 Der Itˆosche Differentialkalku¨l . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 5.1 Itˆo-Integrale als stetige Prozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 5.2 Die Kettenregel fu¨r Itˆo-Prozesse (Itˆo-Formel) . . . . . . . . . . . . 88 5.3 Produktregel und quadratische Variation . . . . . . . . . . . . . . . 96 5.4 H¨ohere Momente von Itˆo-Integralen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 VIII Inhaltsverzeichnis 6 Anwendung: Stochastische Differentialgleichungen . . . . . . . 103 6.1 Motivation, Definition und Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 6.2 Lineare Gleichungen mit multiplikativem Rauschen . . . . . . . . 106 6.3 Existenz und Eindeutigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 6.4 Qualitative Eigenschaften der Lo¨sungen . . . . . . . . . . . . . . . . 114 7 Martingale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 7.1 Vorbereitung: Bedingte Erwartungswerte . . . . . . . . . . . . . . . 119 7.2 Maximalungleichungen fu¨r Submartingale . . . . . . . . . . . . . . . 128 7.3 Stopp- und Optionszeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 7.4 Gestoppte Prozesse und Optional Sampling . . . . . . . . . . . . . . 140 8 Darstellung Brownscher Martingale durch Itoˆ-Integrale . . . 149 8.1 Das Itˆo-Integral als L2-Martingal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 8.2 Exponentielle Supermartingale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 8.3 Vorbereitung: Charakteristische Funktionen . . . . . . . . . . . . . 154 8.4 Lp-Funktionale stochastischer Prozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 8.5 Itˆo’s Integraldarstellungssatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 9 Itˆo-Integrale als zeittransformierte Brownsche Bewegungen 171 9.1 L´evy’s Charakterisierungssatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 9.2 Rechtsstetigkeit Brownscher Filtrationen . . . . . . . . . . . . . . . 179 9.3 Itˆo-Integrale mit Stoppzeiten als Grenzen . . . . . . . . . . . . . . . 181 9.4 Gestoppte Brownsche Bewegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 9.5 Zeittransformierte Prozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190 10 Exponentielle Martingale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 10.1 Die Novikov-Bedingung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 10.2 Der Satz von Girsanov . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201 11 Anwendung: Stetige Optionspreistheorie . . . . . . . . . . . . . . . 207 11.1 Selbstfinanzierende Handelsstrategien . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 11.2 Wertpapierkurse und Vermo¨gensprozesse . . . . . . . . . . . . . . . . 210 11.3 Markt-Vollsta¨ndigkeit und Arbitrage-Freiheit . . . . . . . . . . . . 215 11.4 Optionsbewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221 11.5 Das Black-Scholes-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 L¨osungen der nummerierten Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 H¨aufige Bezeichnungen und Abku¨rzungen . . . . . . . . . . . . . . . . 237 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241 Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 1 Mathematische Voraussetzungen In diesem Kapitel werden die ben¨otigten Voraussetzungen u¨ber Maße, Inte- grale und Wahrscheinlichkeiten zusammengestellt. Es dient zur allgemeinen Orientierung, zur Festlegung von Notationen, und als Referenz fu¨r sp¨atere Kapitel. Sa¨tze werden hier keine bewiesen. Ihre Relevanz fu¨r das Folgende wird aber diskutiert und an einige Konstruktionen, auf die spa¨ter Bezug ge- nommen wird, wird erinnert. Diese Zusammenstellung eignet sich sicherlich nicht als Einfu¨hrung in die mathematischen Grundlagen; hierzu findet man etwain[BN]inkurzerundvollsta¨ndigerFormallesBen¨otigte.Ausfu¨hrlichere Standardwerke u¨ber Maß- und Integrationstheorie sind [Ba1,El]; fu¨r Wahr- schenlichkeitstheorie sei auf [Ba2] verwiesen. Am Ende dieses Kapitels wird kurz auf sonstige mathematische Voraussetzungen eingegangen. 1.1 Voraussetzungen u¨ber Maß- und Integrationstheorie InderMaßtheoriegehteszun¨achstdarumein“Maß“µ(A)fu¨rmo¨glichstviele Teilmengen A einer Grundmenge Ω festzulegen. Ein Grundproblem ist, dass µ(A) i.A. nicht fu¨r alle A⊂Ω definierbar ist, wenn µ gewisse Mindestbedin- gungen erfu¨llen soll (etwa die Translationsinvarianz von µ fu¨r Ω = (cid:0)3). Es hat sich aber gezeigt, dass es einen Typ von Mengensystemen F u¨ber Ω gibt (d.h.eineMengeF vonTeilmengenA⊂Ω),fu¨rwelchendieFestlegungeines Maßbegriffs mit hinreichend allgemeinen Grundeigenschaften mo¨glich ist: Definition. Eine σ-Algebra F u¨ber einer (nichtleeren) Menge Ω ist ein Sy- stem von Teilmengen A⊂Ω mit folgenden Eigenschaften: (S1) Ω∈F. (S2) A∈F ⇒Ac ∈F (Ac bezeichnet das Komplement von A). (S3) An ∈F fu¨r alle n∈(cid:1)⇒∪n∈(cid:0)An ∈F. Ist H ein Teilsystem von F, also H ⊂ F, welches ebenfalls eine σ-Algebra u¨ber Ω ist heißt Unter-σ-Algebra von F. 2 1 Mathematische Voraussetzungen Bemerkungen. 1. Das Paar (Ω,F) stellt die Grundlage zur Definition von MaßendarundwirdalsMessraumoderauchalsmessbarerRaumbezeichnet. 2.Aus(S1)und(S2)folgt∅∈F.DasMengensystem{Ω,∅}istdiekleinsteσ- Algebrau¨berΩ,dasSystemallerTeilmengenvonΩ(diePotenzmengeP(Ω)) istdiegr¨oßteσ-Algebrau¨berΩ.3.Aus(S2)und(S3)folgt,dassmitA ∈F n auch ∩n∈(cid:0)An ∈F gilt. Abz¨ahlbare Mengenoperationen fu¨hren also nicht aus einer σ-Algebra heraus. Dies ist fu¨r Grenzwerteigenschaften wichtig. DerUmgangmitσ-Algebrenistmeistensnichtbesondersschwierig.Diessoll anhand einiger Grundbegriffe nun kurz diskutiert werden: 1. IsteinbeliebigesMengensystemAu¨berΩgegeben,sogibteseinekleinste σ-Algebra, genannt die von A erzeugte σ-Algebra σ(A), welche A entha¨lt. Per Definition heißt dies, dass jede weitere σ-Algebra F welche A entha¨lt auch σ(A) entha¨lt. σ(A) besteht aus genau denjenigen A ⊂ Ω welche in jeder σ-Algebra F ⊃A enthalten sind. 2. Istumgekehrteine σ-Algebra F u¨ber Ωgegeben,so nenntman einTeilsy- stem E ⊂F einen Erzeuger von F, wenn σ(E)=F gilt. 3. Die Mengen einer σ-Algebra sind (bis auf wenige Ausnahmen) fast nie explizit bekannt. Diese “technische Schwierigkeit“ ist aber beherrschbar, denn meist genu¨gt es Eigenschaften nur fu¨r einen Erzeuger E von F nach- zuweisen. E ist im Gegensatz zu σ(E) h¨aufig explizit bekannt. 4. Ist F eine σ-Algebra u¨ber Ω, so definiert F ∩Ω0 :={A∩Ω0|A∈F} eine σ-Algebra u¨ber Ω0 ⊂Ω, die sogenannte Spur-σ-Algebra. Definition. Es seien (Ω,F) und (Ω(cid:3),F(cid:3)) zwei Messr¨aume. Eine Abbildung T : Ω → Ω(cid:3) heißt F −F(cid:3)-messbar (oder kurz: T : (Ω,F) → (Ω(cid:3),F(cid:3)) heißt messbar), wenn fu¨r das Urbild jeder Menge A(cid:3) ∈F(cid:3) gilt: T−1(A(cid:3)):={ω ∈Ω|T(ω)∈A(cid:3)}∈F. EineAbbildungT istbereitsdannmessbar,wennfu¨reinenbeliebigenErzeu- gerE(cid:3) ⊂F(cid:3) dieInklusionT−1(E(cid:3))⊂F gilt.DieRegel(T1◦T2)−1 =T2−1◦T1−1 zeigt, dass Kompositionen messbarer Abbildungen messbar sind. Besonders wichtig sind messbare, reelle Funktionen f : Ω → (cid:0). Auf (cid:0) w¨ahlt man standardma¨ßig die Borelsche σ-Algebra B((cid:0)). Diese wird erzeugt durch alle Intervalle [a,b)⊂(cid:0). Es ist nicht schwierig zu zeigen, dass B((cid:0)) auch durch dasSystemalleroffenenMengenin(cid:0)erzeugtwird.Istklarwelcheσ-Algebra F auf Ω vorliegt, so nennt man eine F −B((cid:0))-messbare Funktion f einfach messbar. Es gelten folgende Stabilit¨atseigenschaften: – Ist α ∈ (cid:0) und sind f und g messbare Funktionen, so sind auch f +αg, f ·g, f ∧g :=min{f,g} und f ∨g :=max{f,g} messbar. – Istf :Ω→(cid:0)eine(punktweise)konvergenteFolgemessbarerFunktionen n so ist die punktweise definierte Grenzfunktion messbar.

Description:
Dieses Buch behandelt stochastische Integrale bezüglich der Brownschen Bewegung (Itô-Integrale), den daraus resultierenden Itôschen Differentialkalkül und einige Anwendungen. Das Buch zeichnet sich durch zwei Besonderheiten aus: Zum Einen sind die mathematischen Voraussetzungen minimiert, und zu
See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.