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Der italienische Krieg 1860 PDF

633 Pages·1861·20.174 MB·German
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Der italieniſche Krieg 1860 politiſch- militäriſch beſchrieben von W. Rüſtow . Mit 7 Karten und Plänen. Des italieniſchen Krieges" zweiter Band. Zürich, Druck und Verlag von Friedrich Schultheß. 1861. Ital 588 10 Ital620,859.530 HAFVARD COLLEGE APR251923 GardLiInBeRArRYfund Erſter Abiditt . vom Präliminarfriedenvon Villafranca bis zur Landung Garibaldi's bei Marſala. 12. Juli 1859 bis 11. Mai 1860. " 100free Rüſtow, ital. Krieg. 11. Bo. 1. Italien nach dem Frieden von Villafranca. Der Frieden von Villafranca hinterließ Italien getheilt in ſeche Staatsgruppen : Das durch den größten Theil der Lombardei vergrößerte Königreich Sardinien nebſt der Inſel Sardinien, 1732 Quadratmeilen mit 7,900000 Einwohnern; die g entralitaliſchen Länder, Parma, Modena Romagna, Toscana, von denen die drei erſteren gewöhnlich unter dem Namen der Emilia oder der emiliſchen Provinzen zuſammengefaßt werden, nach der vom Konſul Marcus Emi lius von Piacenza über Bologna nach Rimini erbauten Heer ſtraße, 801 Quadratmeilen mit 3,927000 Einwohnern; den Kirche nſtaat ohne die Romagna mit 573 Qua dratmeilen und 2,110086 Einwohnern ; das Königreich beider Sicilien, 2033 Quadrat meilen mit 9,117000 Einwohnern; das unter öſterreichiſcher Herrſchaft verbliebene Venetien mit dem zugeſchlagenen kleinen Theile der Lombardei, 457 Quadratmeilen mit 2,446000 Einwohnern; die Inſel Corſica unter franzöſiſcher Herrſchaft, 159 Quadratmeilen mit 240000 Einwohnern. Malta, Teſſin, das italieniſche Tyrol, Länder, die von den Großitalienern gleichfalls demitaliſchen Reiche zugeſprochen werden, laſſen wir hier vorläufig bei Seite. Die Länder Zentralitaliens waren während des Krieges von 1859 unter die piemonteſiſche Verwaltung ger fallen; Toscana, Parma und Modena, nachdem ſie ihre Für ſten vertrieben, die Romagna, nachdem ſie ſich von der Herr ſchaft des Papſtes losgeſagt. 4 Der Friede von Villafranca regelte ihre fünftige Stellung nicht; er nahm an, daß die Romagna in irgend einer Form unter die Herrſchaft des Papſtes, wie Modena und Tog cana unter die Herrſchaft ihrer Fürſten zurückkehren würden, und zwar ohne die Nothwendigkeit der Anwendung von Waf fengewalt feitens der beiden neuen Schußmächte Italiens, er ließ Parma als eine Art Reſerve übrig, mit welcher man Piemont abfinden oder auch ſonſt etwas anfangen könnte. Es ward gehofft, daß entweder der definitive Friede, an welchem vom 8. Auguſt 1859 ab zu Zürich gearbeitet wurde, die Sache ſoweit regeln werde, daß ein nachfolgender europäi ſcher Kongreß nur ſein Siegel darauf zu drücken habe oder daß wenigſtens der gehoffte Kongreß der europäiſchen Groß mächte die Sache vollſtändig bereinigen werde. So möchte es auch gekommen ſein, wenn die Völker Italiens nicht von einem großen Gedanken, dem der Na tionalität, welche ſich in einem einzigen italiſchen Reiche ver körpern ſollte, lebendig durchdrungen geweſen wären, wenn die Völker Zentralitaliens nicht zur Verwirklichung dieſes Gedan kens eine große und verſtändige Selbſtthätigkeit entwickelt hätten und wenn nicht wenigſtens eine der europäiſchen Groß mächte, England, die Italiener in ihren Beſtrebungen diplo matiſch aufs kräftigſte unterſtüßt hätte. Sardinien mußte in Folge der Beſtimmungen des Frie dens von Villafranca ſeinen äußerlichen Einfluß aufdie zentral italiſchen Länder aufgeben, welche ſich vornehmlich in den Rom miſſarien darſtellte, welche die Länder während des Krieges ver waltet hatten. Dieſe Kommiſſarien wurden vondemMiniſterium Ratazzi, ſobald es die Stelle des Miniſteriums Cavour einges nommen hatte, abberufen. Aber darum blieb Piemont nicht minder in geiſtiger Beziehung zu Zentralitalien, und diewohl geordneten Verwaltungen der emiliſchen Provinzen und Toß cana’s verfolgten das gleiche Ziel im Einverſtändniß mit Piemont, mit Ruhe, mit Beharrlichkeit, auf denſelben Wegen. Dieſes Ziel war Anſchluß Zentralitaliens an 5 Piemont, dieſen ideellen Kern des großen und einen italis ſchen Reiches. Zwar waren die Meinungen in Italien feines wegs vollſtändig dieſelben in Beziehung auf den gegebenen Punkt. Den piemonteſiſchen Staatsmännern und ihren Ge hülfen und Genoſſen ſchwebte vorzugsweiſe die Vergröße rung Piemonts vor; dieſe fonnte möglicherweiſe ſo weit gehen, daß endlich Piemont ganz Italien umfaßte und daß dem piemonteſiſchen Stammlande endlich nur die Rolle einer Pro vinz des einen und untheilbaren italiſchen Reiches Slieb; aber dieß war für ſie keine Nothwendigkeit, und ein allzu raſches Streben zu dieſem Ziele ſchien ihnen mit vielen Gefahren ver knüpft. Dieſe piemonteſiſche Partei ihrer Rüdlichten auf die politiſchen Abſichten der Großmächte, auf die Lage Europa's wegen, derjenigen Mittel wegen, auf welche ſie ſich vorzugs: weiſe ſtügte, auch die diplomatiſche genannt, wäre zum Theil wohl vorläufig mit der bloßen Einverleibung eines Theils Zentralitaliens in Piemont zufrieden geweſen, aber ſie hatte ſicherlich nichts dagegen, daß dieſer Theil faktiſch ſo groß als irgend möglich ausfalle. Die mazziniſtiſche oder revolutionäre Partei wollte dagegen keineswegs mit einer Vergrößerung Piemonts zufrieden ſein, eine bloße Verpiemonteſelung cinzelner italiſcher Provinzen genügte ihr nicht; ſie war der Meinung, daß noch nichts geſchehen ſei, ſo lange nicht alle italiſchen Länder in den Staatsverband des neuen , einen Italiens eingetreten wären, und um dieſes Ziel zu erreichen, wollte ſie ſich vor zugsweiſe auf die ſelbſtthätige Volkskraft, nicht auf die diplo matiſchen Mittel, nicht auf fremde Hülfe ſtüßen, wenn dieſe Hülfe zumal Rückſichten auferlegen konnte, welche von der Einigung Jtaliens, wenn auch nur vorläufig abführen konnten. Was immer die Mazziniſten über die zukünftige Ge ſtaltung Italiens denken mochten, wie ſehr ſie z. B. die Re publik dem Königthum, wie ſehr die Föderation dem zentrali ſirten Staate vorziehen, wie ſehr ſie alſo in dieſer Richtung mit der diplomatiſchen Partei in einen Gegenſaß gerathen 6 mochten, der Frieden von Villafranca vereinigte Mazzini ften und Piemonteſen, Revolutionäre und Diplomaten in Italien nothwendig in verſchiedenen Hauptpunkten. Eine Fö: deration der italiſchen Staaten, in welcher reſtaurirte Herzöge und Deſterreich Plaß fanden, in welcher der Papſt Präſident war, wenn auch nur Ehrenpräſident, eine ſolche Föderation fonnte weder den Revolutionärs noch den Diplomaten gefallen. Und wenn jene angeſichts der Umſtände ſich im gegenwärtigen Zeitpunkt mit einer unbedingten und ſchnellen Annerion Zentralitaliens an Piemont begnügen moch ten, ſo wurden dieſe getrieben, nach ſolchem Ziele als hödh ſtem erreichbaren zu ſtreben. Das italieniſche Volk, in ſeiner Herrlichkeit repräſentirt durch eine thatendurſtige, nicht von zu viel Wiffen verdorbene, nicht ſeit lange her durch die Hoffnung auf Staatsanſtellungen geköderte und korrumpirte, gläubige Jugend, dieſes Voll war mazziniſtiſch; es wollte ein Italien durch und für die Italiener; ein einziges Italien. Es fam den Diplomaten entgegen, wenn diefe ihr Italien – freilich auch nur ein unvollſtändiges unter Victor Emanuele - Szepter ſehen wollten. Es nahm Victor Emanuel als König an, nicht weil es übertrieben überzeugt geweſen wäre von dem Dogma des Königthums, ſondern einfach, weil es in Victor Emanuel den tapfern Soldaten ſah, der ein gutes Theil ſeiner eignen Einfachheit und Thatenluſt, ſeines eignen Dranges nach Unabhängigkeit von fremder Hülfe und fremden Intriguen beſaß. Dieſer König hatte ſein Theuerſtes, ſeine älteſte Tochter Clotilde, dem Ruhm und der Größe Italiens geopfert. Warum ſollte man ihn nicht lieben? Dieſer König war unzufriedener als einer ſeiner Unterthanen mit ſeinen Diplomaten, ſeinen Miniſtern, - freilich weil ſie ihn bes ſchränkten. Warum ſollte man nicht mit ihm einig gehen? Sein Leben war ein Kampf für Jtalien; das blieb unbeſtreit bar. Warum ſeinem Throne, da er einmal auf einem Throne Taß, nicht das ganze große und eine Italien unterwerfen ? 7 Der Held des Volkes, der Jugend war Garibaldi; arm wie das Volk, jung wie das Voll, ſo alt er auch werden mag, uneigennüßig, opfermuthig. Garibaldi's Worte waren Worte des Volkes von Italien, ſeine Thaten Thaten des Volkes von Italien, und er protlamirte das eine Italien unter Victor Emanuel. Sein Herz war mazziniſtiſch, ſein Kopf hieß ihn oft ſich der Diplomatenpartei unterwerfen. Er vermittelte glüdlich die Gegenſäße, das wahre Bild der Jugend Italiens; er wich im entſcheidenden Moment gern von der Bühne, ſicher, daß er ſie immer wieder betreten müſſe, weil das Herz ſtärker iſt als der Kopf. Es iſt nicht überflüſſig, die exiſtirenden Meinungsgegen fäße in Italien hier ſogleich im Eingange zu bezeichnen. Wie ſie in die Wirklichkeit hinübertreten, wie ſich geltend machen, wie ſie hindern oder fördern, das wird ſchon im Verlaufe dieſer Geſchichte oft genug, viel ſtärker vielleicht in der Zukunft zu Tage treten. Und dody, wie ſchwach iſt die Kenntniß von dieſen Gegenſägen in ihrem Weſen im Allgemeinen in Europa? Welche einfältige Vorſtellungen hat man zum Beiſpiel in unſerm Welt theil von Mazzini? Sollte man nicht, wenn man die Blätter des verfallenden Despotismus oder eines feigen, ſidy Tchlau dün kenden Liberalismus durchgeht, ſich vorſtellen, daß Mazzini, dieſer größte Denker des neuen Jtaliens, dieſer Vater des Ge dankens der Einheit, im vollſten Widerſtreite mit ſeinem Volfe ſei? Könnte man es bei oberflächlicher Betrachtung, geleitet vielleicht von den Organen der Verpiemonteſelung Italiens, nicht in Italien ſelbſt glauben? In Zentralitalien trug der Gedanke der mazziniſti Ichen Partei oder ihrer garibaldiſchen, jugendlichen Sdattirung nach dem Frieden von Villafranca unbedingt den Sieg davon. Zentralitalien wollte von Piemont annegirt ſein. Hatte dieſer Wunſch während des Krieges ſelbſt nur ohne Regel und Ordnung ausgeſprochen werden können, ſo daß die europäiſchen Mächte noch etwa einen Zweifel an ſeiner Wirk lichkeit hegen oder wenigſtens vorgeben konnten, ſo ſollte er 10 Nach dem Frieden von Villafranca trat an die Stelle des ſardiniſchen Commiſſärs die proviſoriſche Regierung zu Bologna, welche ſofort die Wahlen für eine Repräſentan tenverſammlung ausſchrieb und dieſe ſelbſt auf den 1. Sep 11 tember berief. Am 6. September beſchloß die Verſammlung die Abſchaf fung der weltlichen Herrſchaft des Papſtes und bald darauf den Anſchluß an Piemont. Das beliebte Syſtem , nach welchem der heilige Vater mit ſeinem Anhang ſtets Geiſtliches und Weltliches vermengt, die Sorge für die leibliche Nahrung ſei ner Perſon und ſeines Gefolges nicht bloß Sorge für die Kirche, nein Sorge für die Religion nennt, dieſes Syſtem machte es den Romagnolen von vornherein nothwendig, gegen ſolche Vermengung, energiſch zu proteſtiren, nachzuweiſen, in wie mannigfacher Art das weltliche Beſikthum der Päpſte im Lauf von Jahrhunderten und ſelbſt von Jahrzehnten nur ge 1 wechſelt, in welcher ſehr weltlichen Weiſe dieſer Wechſel ſtatt 1 gefunden. Es verſtand fich außerdem von ſelbſt die Erklärung, 14 deren Wahrheit jeder vernünftige Menſch ohne Weiteres be greift, daß ein kirchliches Regiment niemals die Bedingungen erfüllen kann, auf deren Erfüllung die civiliſirten Völker des 0 neuen Europas den vollſten Anſpruch haben. Die Theokratie, welche nicht irren kann, iſt unverbeſſerlich; ſie ſchließt den $ Fortſchritt abſolut aus, ja es iſt ihr ſogar unmöglich, welt liche Elemente ſo in ihr Regierungsſyſtem aufzunehmen , daß ſie ihren eigenen Mängeln abhelfen könnten. Deputationen derRepräſentantenverſammlungen überbrach ten dem Könige Victor Emanuel die Kunde von deren Beſchlüſſen. Er empfing die Deputation von Toscana am 3. Sep tember; diejenigen von Parma und Modena am 15. Sep tember; diejenige der Romagna, eben auf einer Rundreiſe durch die Lombardei, am 24. September zu Monza. Der König antwortete den Deputationen im Weſentlichen in gleicher Weiſe.

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