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Der Islam und der Westen: Sozialpsychologische Aspekte einer Inszenierung PDF

303 Pages·2013·100.381 MB·German
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Politische Psychologie Herausgegeben von C. Cohrs, Bremen, Deutschland A. Zick, Bielefeld, Deutschland Die Politische Psychologie ist ein interdisziplinäres Forschungsfeld, das sich mit mensch- lichem Verhalten und Erleben in gesellschaft spolitischen Kontexten befasst. Was sind die psychologischen Ursachen, dass moderne Gesellschaft en ihrem demokratischen und friedlichen Ideal noch immer so fern sind? Welche Gründe gibt es z. B. für Politikverdros- senheit, Diskriminierung, Terroranschläge? Wie können Politik- und Sozialwissenschaft - lerInnen von psychologischen Betrachtungsweisen profi tieren? In der Reihe „Politische Psychologie“ werden wichtige aktuelle Forschungsergebnisse und Diskussionen der Politischen Psychologie in Deutschland und Europa zusammengeführt. Politische Phänomene werden aus psychologischer Perspektive analysiert. Mit dem Ziel, das friedliche Zusammenleben der Menschen innerhalb und zwischen Gesellschaft en zu fördern, werden Handlungsansätze für Prävention und Intervention aufgezeigt. Gleichzei- tig wird eine Disziplin etabliert, die international längst ein anerkanntes Forschungsfeld ist. Herausgegeben von Christopher Cohrs Andreas Zick Bremen, Deutschland Bielefeld, Deutschland Wolfgang Frindte Der Islam und der Westen Sozialpsychologische Aspekte einer Inszenierung Prof. Dr. Wolfgang Frindte Friedrich-Schiller-Universität Jena, Deutschland ISBN 978-3-658-03150-3 ISBN 978-3-658-03151-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-03151-0 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufb ar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht aus- drücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfi lmungen und die Ein- speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk be- rechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürft en. Lektorat: Eva Brechtel-Wahl, Daniel Hawig Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.springer-vs.de Inhalt Statt eines Vorworts: ,,11 servitore di due padroni" ................................................................. 9 Kapitel I: Der "Westen" und der ~slam" - eine kleine "Phänomenologie" medialer Ereignisse ...................................................................................... 13 1. ,'phänomenologische" Prämissen ......................................................................... 13 2. 9/11 - eine Zäsur? ................................................................................................. 18 3. Daniel Code!!: ,,Du sollst Dir kein Bildnis machen" - Karikatorenstreit... .......... 21 4. Sarazzin und ,,Deutschland schaffi sich ab" ......................................................... 23 5. NSU uod kein Ende. .............................................................................................. 26 6. Anmutongen im Sommer 2012: ,,Respekt? Wovor denn?" .................................. 28 7. Skandalisieruog oder Inszenieruog einer Beziehuog? - ein erstes Fazit .............. 33 Kapitel 11: "Der Westen", "der Islam" und der ,,Kampf der Kulturen" ................... 39 I. Clash auf dem west-östlichen Sofa ....................................................................... 39 2. Vom ,,zusammenpralI der Kultoren" - in memoriam Samuel P. Huotington: eine Auswahl ......................................................................................................... 43 3. ,,Der Kampf der Kultoren findet nicht statt"? - die Kritiker. ................................ 46 4. Vom Ende großer Erzähluogen uod der Wiederbelebuog der Mythen? - ein Exkurs ............................................................................................................ .48 Kapitel ID: Terrorismus, der"W esten" und der ~slam" ............................................. 55 1. Terrorismus als Inszenieruog uod Krisenindikator ............................................... 55 2. Terrorismus als neue Forschuogsdomäoe - ein Exkurs ........................................ 63 3. Terrorberichterstattuog uod mögliche Folgen - eine Erinneruog ......................... 67 4. Zwischenfazit ........................................................................................................ 81 Kapitel IV: Clash of intereultural prejudices aod myths ................................................ 85 1. ,,Play it again, Sam": Huotington - 20 Jahre später .............................................. 85 2. Isiamophobie uod Islamfeindlichkeit - neue Phänomene oder neue Begriffe? ....................................................................................................... 87 6 Inhalt 3. Methoden-und Konzeptionsprobleme und die Islamfeindlichkeit als ,,neuer" Antisemitismus? ....................................................................................... 94 4. Zwischen wahrgenommener Diskriminierung, Opferrolle, Islamverherrlichung und Vorurteilen gegenüber "dem Westen" - Seitenwechsel... ................................................................................................... 100 5. Alte und neue ,,Radfahrer" - da und dort: Psychologische Prädiktoren fiir Islamfeindlichkeit und andere Vorurteile ...................................................... 106 6. "We are the ones who rule the world" - eine sozialpsychologische Annäherung und die Funktion politischer Mythen ............................................. 110 Kapitel V: "Lebenswelten jnnger Mnslime in Deutscbland" - reloaded ................ 121 I. Nostalgisches und ein "unmoralisches Angebot" ............................................... 121 2. Forschungsfragen, theoretisches Modell und methodische Konsequenzen ........ 122 3. ,,Man ist so durcheinander zwischen den Welten": Synopsis ............................. 129 4. Divergenzen in den Akkulturationseinstellungen der Muslime ......................... 131 5. ,,Ein Urteil lässt sich widerlegen, ein Vorurteil nie": Konsequenz der Divergenz ................................................................................ 140 6. ,,Radfahrer" und andere Übereinstimmungen zwischen beiden Seiten: Prädiktoren .......................................................................................................... 146 7. ,,Fernsehen geht ins Auge": Medienana1yse ....................................................... 158 Kapitel VI: Spektakuläre Ereignisse, ibre mediale Präsentation und Wirkung: Noch einmal die Causa "Sarrazin" ........................................................... 175 I. Schlüsselereignisse und Medienhypes ................................................................ 175 2. Erste medienwissenschaftliche Antworten .......................................................... 183 3. Die Causa "Sarrazin" und mögliche Folgen ....................................................... 189 Kapitel VII: "playoff": Kontroversen um die Studie "Lebenswelten junger Muslime" .............................................................. 199 I. Vom Nutzen der Spielmetapher: Esoterisches oder Konstruktivistisches zu kontroversen Kommunikationen .................................................................... 199 2. Der "Spielverlaut": " ... Ergebnisse gefälscht?" .................................................. 202 3. Die wissenschaftlichen Bearbeiter - Die eigene Sicht auf die "Spielzüge" ....... 205 3.1 Presseerklärung ........................................................................................... 205 3.2 Peter Holtz: Vom Versuch 4.000.000 Menschen eine Stimme zu geben ...................................................................................................... 208 3.3 Klaus Boehnke: Zum Wert und Unwert von Aufuagsforschung: Lebenswelten junger Muslime in Deutschland - Eine Chronologie .......... 21 0 Inhalt 7 4. Wissenschaftliche Kritiker - Die andere Sicht auf die "Spielzüge" ................... 216 4.1 Vorbemerkungen ......................................................................................... 216 4.2 "Tief im Westen": Zweifel an der Studie ,,Lebensweltenjunger Muslime" .................................................................................................... 218 4.3 "Isb bin ine bear-LEAN-ar" - eine schnelle, aber grundlegende Kritik aus Berlin ......................................................................................... 221 5. Spielbeobachter: Das Beispiel ,,DIß - Die Integrationsbiogger" - ein Beitrag von Resul Özcelik ............................................................................ 224 6. Was übrig bleibt .................................................................................................. 228 Kapitel VIII: Vom Widerstreit der Kulturen - Spekulationen. .................................... 231 I. Notwendige Vorbemerkungen: Metaphern als Quellen der Suche ..................... 231 2. Einstieg: ,,Es gibt da einen Unterschied" - Interviewbeispiele .......................... 234 3. Akkulturation, Kultur, Konvention, Tradition - diverse Zugänge ...................... 238 4. Probleme mit divergierenden Traditionen und Mythen - eine zierolich abstrakte Spekulation mit Erinnerungen an Lyotard und Marx .......................... 244 5. Interkulturelle Akkommodation - auf der Spekulation über neue Perspektiven ........................................................................................................ 249 6. Wolfg ang Frindte und Jens Jirschitzka: Die Empirie muss für sich selbst sprechen: "Lebensweltenjunger Muslime in Deutschland" updated ................. 255 7. Schlussfolgerung ................................................................................................. 276 Kapitel IX: Schluss? - Es gibt Wichtigeres: "Empört Euch!" ................................. 281 Literatur ............................................................................................................................. 287 Statt eines Vorworts: ,,11 servitore di due padroni" "Aufrichtig zu sein kann ich versprechen. unparteiisch zu sein aber nicht", Goethe (Berliner Ausgabe, Band 18, 1972, S. 502) Am Ende kann es durchaus lustig sein, Diener zweier Herren zu sein; vorausgesetzt, das Le ben spielt sich so ab wie im Bühnenstück von Carlo Goldoni: Zunächst gerät man in Schwie rigkeiten und schließlich darf man sogar die schöne Kammerzofe heiraten. Die inszenierun gen in der wirklichen Wirklichkeit verlaufen aber meist anders als auf der Theaterbühne; vor allem, wenn es sich um politische Inszenierungen handelt. Um nicht missverstanden zu werden: Ich gehe davon aus, dass der Inszenierungsbe griff im Alltag häufig abwertend gebraucht wird, um latente Diskreditierungen zu transpor tieren; z. B. wenn Kampagnen von Politikern oder Parteien als Show, Spektakel, Werbung, Vermarktung oder als Inszenierungen bezeichnet werden. Dagegen plädiere ich dafür, unter Inszenierung die gezielte Herstellung von sozialen (kommunikativ verfassten) Formen oder RaIunen zu verstehen, in denen mögliche Ereignisse und Prozesse als wirkliche (bereits wir kende) interpretiert werden können. Inszenierungen sind - und diese Auffassung habe ich schon an früheren Stellen vertreten - Formate oder Angebote für die soziale und individuel le Konstruktion von Wirklichkeit. Das gilt demgemäß auch für die politischen Inszenierun gen, mit denen der Öffentlichkeit eben auch Angebote offeriert werden, wie die Wirklich keit gesehen und interpretiert werden kann. Die Crux (oder banal gesprochen: der Knackpunkt) der politischen Inszenierungen be steht aber nicht selten in der mangelnden Passf"ähigkeit der Protagonisten. Die Teilnehmer derartiger politischer Inszenierungen sind ja nicht nur die Politiker; auch Journalisten oder Wissenschaftler können sich u. U. an eben jenen Inszenierungen beteiligen. Bekanntlich ge hen nun aber Wissenschaftler, um - was mir naheliegt - bei denen kurz zu verharren, nicht nur dann, wenn sie Anhänger der Luhmannschen Systemtheorie sind, davon aus, dass man als Wissenschaftler der Wahrheit verpflichtet sei. Ein solcher Ausgangspunkt ist f"Ur die meis ten Wissenschaffier ein Allgemeinplatz. Dieser klingt zwar weniger trivial, wenn man sich aufNiklas Luhmann beruft und feststellt: "Alles, was sie (die Wissenschaft; WF) kommuniziert, ist entweder wahr oder unwahr, was immer sich im System (nochmals: der Wissenschaft; WF) bewegt." (Luhmann, 1992, S. 273) Aber eigentlich können diesem Satz - wie gesagt - auch Wissenschaftler zustimmen, die sich nicht unbedingt als Luhmannianer verstehen. In der Luhmannschen Systemtheorie ist es aber gerade dieser Code wahr/unwahr, durch den sich Wissenschaft von anderen sozialen Syste men unterscheidet, etwa vom politischen System, in dem es - nicht immer, aber immer öfter - um Regieren und Opponieren oder um Macht und Ohnmacht geht. Auch die Journalisten lassen sich als Medienvertreter in ihrem 11m in der Regel von anderen Codes leiten, die nur 10 Statt eines Vorworts: "Il servitore di due padroni" vage mitInformationINichtinformation beschrieben werden können. Am ehesten eignet sich noch die sogenannten Nachrichtenfaktoren-bzw. NachrichtenwertfotSchung, um die Codes (oder die Bezugssysteme) zu benennen, von denen sich Journalisten leiten lassen, wenn sie Nachrichten auswählen, berichten und Aufmerksamkeit zu erlangen versuchen. Problematisch wird es nun, wenn Politik, Wissenschaft oder Journalismus, wie allgemein von ihnen auch erwartet, Leistungen für andere soziale Systeme erbringen sollen; wenn Wis senschaft z. B. die öffentliche Meinung beobachtet und Vorschläge für politische Entschei dungen liefern will (und dafür u. U. auch bezahlt wird), wenn Politik die wissenschaftlichen Beobachtungen und in Wissenschaftssprache formulierten Vorschläge verstehen und in eige ne Handlungen überführen soll und wenn Journalismus den Auftrag hat, die Öffentlichkeit über diese Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik verständlich zu informieten. In diesem Falle treffen nicht nur unterschiedliche Deutegemeinschaften mit unterschied lichen Sprachgewohnheiten aufeinander, sondern die Mitgliedet dieser unterschiedlichen Deu tegemeinschaften (der Wissenschaft, der Politik und des Journalismus) richten sich in ihren Interpretationen der Leistungen, die von den anderen sozialen Systemen erhracht werden, zunächst einmal nach ihren je eigenen gemeinschafts-oder systemspezifischen Rahmenvor stellungen. Politik interpretiert die wissenschaftlichen Leistungen politisch; Journalisten be richten über das, was Wissenschaft als Leistung vorgelegt hat, um die Öffentlichkeit zu in formieren odet um Aufmerksamkeit zu erregen; und Wissenschaft wundert sich am Ende, dass weder die politischen Interpretationen noch die journalistischen Berichte dem entspre chen, was an wissenschaftlichen Leistungen vorgelegt wurde. Noch einmal Luhmann: "Um Zahlungen Im Forschungen verwenden zu können (sie also im Wirtschaftssystem ausgeben zu kön nen), muss das Wissenschaftssystcm die Forschungen als solche vorstellen können. Der Auftraggeber mag sich vorstellen, dass dabei profitabel verwendbare Ergebnisse herauskommen, so wie auch der WiSSCIlBchaft ler sich vorstellen kann.. dass seine Resultate in anderen Systemen nach deren Selektionskriterien. Normen und institutionellen Gepflogenheiten verwendbar sind. Aber ob diese Einschätzung zutrifft: oder nicht, ent scheidet sich im anderen System. Von dort her gesehen ist wissenschaftliches Wissen eine Konstruktion des Verwenders." (Luhmann, 1992, S. 638) Mit anderen Worten: Sobald Wissenschaft nicht mehr im Elfenbeinturm agiert und Glas perlenspiele verabscheut, setzt sie sich der außerwissenschaftlichen Kritik aus. Das sind die normalen Spielregeln, die von Wissenschaft und Wissenschaftler auszuhalten und zu be wältigen sind. Das Problematische daran wird dann zum schwer lösbaren Problem, wenn sich niemand so recht an die Spielregeln halten und eben Diener zweier Herren sein möchte. Mir scheint heute, dass meinen Kollegen und mir, Monate nach dem Abschluss eines Projekts mit dem Titel "Lebensweltenjunger Muslime in Deutschland", genau dies passiert ist: Am I. März 2012 veröffentlichte das Bundesministerium des Innern eine Studie mit eben diesem Titel "Lebenswelten junger Muslime in Deutschland" (Frindte, Boehnke, Kreiken bom & Wagner, 2012). Die Reaktionen auf diese Veröffentlichung waren ziemlich kontro vers. Das lag zum einen natiirlich an der Thematik, hatte aber auch zum anderen mit unse rer Naivität im Umgang mit der Politik und den Journalisten zu tun. Wir waren und sind als Wissenschaftler det Wahrheit verpflichtet und wollten aber auch an den anderen Spielen teilnehmen, am Spiel det Politiker und am Spiel der Journalisten.

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