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Der historische Roman PDF

187 Pages·1994·16.612 MB·German
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Sammlung Metzler Band 278 Hugo Aust Der historische Roman Verlag J.B. Metzler Stuttgart· Weimar Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Aust, Hugo: Der historische Roman / Hugo Aust. - Stuttgart; Weimar: Metzler, 1994 (Sammlung Metzler; Bd. 278) ISBN 978-3-476-10278-2 NE:GT ISSN 0058-3667 ISBN 978-3-476-10278-2 ISBN 978-3-476-03977-4 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-03977-4 SM 278 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfähigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeisung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 1994 Springer-Verlag GmbH Deutschland Ursprünglich erschienen bei J.B. Metz1ersche Ve1agsbuchhand1ung und earl Ernst Poesche1 Verlag GmbH in Stuttgart 1994 EIN VERLAG DER SPECTRUM FACHVERLAGE GMBH Inhalt Vorwort ............................. VII 1. Literatur und Geschichte 1 1.1. Der geschichtliche Stoff 3 1.2. Geschichte . . . . . . 5 1.3. Erzählen ....... . 10 1.4. Historische Dichtung . 14 1.5. Das historische Drama 16 1.6. Historisches Erzählen . 17 2. Der historische Roman und seine Formen. 22 2.1. Erkennungszeichen des historischen Romans. 22 2.2. Formen des historischen Romans .. 32 3. Forschungsfeld: Historischer Roman .. ...... 35 3.1. Bibliographisch-didaktische Richtlinien 35 3.2. Forschungsgeschichte . . . . . . . . . . . 38 4. Geschichtlicher Abriß des historischen Romans 52 4.1. Historische Romane vor und neben Scott 53 4.2. Im Banne Scotts . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 4.3. Der historische Roman des Realismus. . . . . . 85 4.4. Der historische Roman zwischen Reich und Republik 112 4.5. Der historische Roman zur Zeit des Dritten Reichs 126 4.5.1. Der nationalsozialistische historische Roman. . . 131 4.5.2. Der historische Roman der >Inneren Emigration< . 134 4.5.3. Der historische Roman der Exilanten . . . . . 138 4.6. Der historische Roman in der Gegenwart . . . 147 4.6.1. Der historische Roman in der Bundesrepublik Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . 152 4.6.2. Der historische Roman in der Deutschen Demokratischen Republik . . . . . . . . 162 Namensregister . . . . . . . 168 V Wiederholt zitierte Literatur Feuchtwanger, Lion: Das Haus der Desdemona oder Größe und Grenzen der historischen Dichtung [1961]. Frankfurt/M. 1986. Geppert, Hans Vilmar: Der >andere< historische Roman. Theorie und Struk turen einer diskontinuierlichen Gattung. Tübingen 1976. KebbeI, Gerhard: Geschichtengeneratoren. Lektüren zur Poetik des histori schen Romans. Tübingen 1992. Kohpeiß, Ralph: Der historische Roman der Gegenwart in der Bundesrepu blik Deutschland. Ästhetische Konzeption und Wirkungsintention. Stutt gart 1993. Limlei, Michael: Geschichte als Ort der Bewährung. Menschenbild und Ge seIlschaftsverständnis in den deutschen historischen Romanen (1820- 1890). Frankfurt/M. 1988. Lukacs, Georg: Der historische Roman. Berlin (Ost) 1955. Meyer, Michael: Die Entstehung des historischen Romans in Deutschland und seine Stellung zwischen Geschichtschreibung und Dichtung. Diss. München 1973. Müller, Harro: Geschichte zwischen Kairos und Katastrophe. Historische Romane im 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 1988. Sottong, Hermann J: Transformation und Reaktion. Historisches Erzählen von der Goethezeit zum Realismus. München 1992. Westenfelder, Frank: Genese, Problematik und Wirkung nationalsozialisti scher Literatur am Beispiel des historischen Romans zwischen 1890 und 1945. Frankfurt/M. 1989. VI Vorwort Der historische Roman ist als epische Sonderform zweier Jahrhun derte weitgehend durch seine Stoff-und Themenwahl bestimmt. Er entfaltet sich im >Dreiländereck< der autonomen Poesie, der exakten Geschichtswissenschaft und der legitimierenden Didaktik. Sein Amt liegt darin, Geschichte zu repräsentieren; dies besorgt er in dreifacher Weise: Er verlebendigt Vergangenes, deutet Geschehenes und ist selbst Teil der Geschichte. Die Entwicklung des historischen Romans von den Anfängen bis zur Gegenwart zu umreißen heißt wohl zunächst, das Wendige sei ner Laufbahn hervorzuheben. Zwar begegnen auch hier Konstanten, die dem Geschichtsroman sein markantes Profil geben; doch konso lidieren sie eher den Ruf eines massenhaft verbreiteten Mediums für Unterhaltung und Bildung. Der ästhetische Wert spielt hierbei eine heikle Rolle, denn er ist als Verpackungsdekor in eben jenen Verwer tungszusammenhang verwickelt, dem er als Signatur seiner poeti schen Sprachfunktion widerspricht. Der kurze Abriß sucht die Palette der Möglichkeiten und des Viel fältigen in der Geschichte des historischen Romans auszubreiten. In diesem Sinn geht es mehr um Horizonte und Andeutungen als um Vollständigkeit und geschlossene Systematik. Insbesondere streben die Literaturangaben eine weiterführende, keinesfalls aber erschöp fende Zielsetzung an. Wiederholt Zitiertes findet sich gesammelt in einem vorangestellten Verzeichnis; im übrigen aber sollte das Prinzip der kapitelspezifischen bibliographischen Information gewahrt blei ben: Die auf Namen, Erscheinungsjahr und Seitenzahl reduzierten Angaben innerhalb des Textes verweisen auf die chronologisch an geordneten Primär-bzw. Sekundärbibliographien am jeweiligen Ka pitelende; Hinweise auf die benutzten Werkausgaben, sofern sie nicht mit den Erstausgaben identisch sind, stehen in eckigen Klam mern am Ende der jeweiligen primärbibliographischen Angaben. VII 1. Literatur und Geschichte Wer sich auf den historischen Roman einläßt, arbeitet nicht nur im entlegenen Winkel eines Forschungsfeldes, das als Gattungstheorie mit ehemals spezifisch ontologischem Nährwert zunehmend ver ödet, sondern gelangt geradewegs zu den fruchtbaren Bodenschich ten der Dichtung überhaupt. Denn eben die Diskussion um den Ge schichtsroman wirft grundsätzliche Fragen nach Wahrheit, Realis mus und Autonomie der Kunst auf, sie berührt die Bedingungen von Erzählbarkeit systematischer, kollektiver und geschichtlicher Pro zesse, reflektiert Literatur unter dem Gesichtspunkt ihrer medialen Tauglichkeit für Propaganda, Pädagogik und Unterhaltung und er mißt ihren Wert zwischen Erfolgsbegehren und Verweigerungskraft. So geht es um Wahrheit, insofern sich die Poesie als Welt des Mög lichen, Eigentlichen und >Philosophischen< (Aristoteles: Poetik, Kap. 9) einerseits den engen Grenzen des Wirklichen und Tatsächlichen unterwirft, andererseits auf dem Recht zur >Redefreiheit< beharrt und in dieser Spannung sogar höhere Wahrheitswerte zu erwirken sucht. Es geht um Realismus, insofern die dichterische Widerspiegelung gerade geschichtlicher Wirklichkeit vor der wissenschaftlichen Kon trolle bestehen muß und deshalb äußerst behutsam abbildende Dar stellungsverfahren anwenden wird. Und es geht um Autonomie, in sofern das notorisch Zwitterhafte der Gattung den Anspruch auf ästhetische Eigengesetzlichkeit mindert und die Zweigleisigkeit der historisch-poetischen Schreibweise einen ständigen, nach zwei Sei ten gerichteten Rechtfertigungsdruck ausübt. Auch Grundsätze der >Narrativität< stehen auf dem Spiel, insofern das Erzählen durch mo derne Poetik und Wissenschaft ins Gerede gekommen, ja sogar ver dächtig geworden ist. Wie kaum eine andere Gattung ist der Ge schichtsroman den medialen Verwertungs interessen unterworfen, insofern er sich als idealer Träger und attraktives Kostüm von Wis sen, Bildung und Ideologie erweist. Und auch das ist typisch für seine Formengeschichte, daß die ersten Worte über ihn meistens seinem Wert oder Unwert gelten. Vom Beginn seiner Geschichte an führt die Poetik des historischen Romans einen Rechtfertigungskampf ge gen den Vorwurf, daß er als >Zwittergattung< im Grunde schlechte Ästhetik sei und mit seiner Überbrückung von Roman und Historie, Erzählung und Drama sowie Wissenschaft und Spannung nur für die Unterhaltungsindustrie tauge. Den historischen Roman zu definieren fällt leicht und schwer zu gleich; leicht, weil die Bestimmung: ein Roman, der Geschichtliches verarbeitet, schon genügt, um die Mehrzahl der Werke (darunter na türlich die Masse der Unterhaltungsliteratur) als Geschichtsromane zu identifizieren; schwer, weil sowohl der Begriff des Geschichtli chen als auch der des Verarbeitens weitreichende Probleme aufwer fen. Geschichte ist - trotz ihrer wissenschaftlichen >Überwachung< und Zubereitung - wahrscheinlich kein fertiger Stoff, den die autarke poetische Romanform nur umzubilden braucht, viel eher scheinen sich beide, Materialimpuls wie Formkraft, im Erzählen, Bauen und Montieren wechselseitig zu beeinflussen und eine Geschichtserzäh lung hervorzubringen, deren Begriff eigenartig analytisch klingt. Wenn gelten soll, daß der historische Roman Geschehnisse der Ver gangenheit mit den Mitteln der Dichtung zu unterschiedlichen Zwecken verlebendigt, so müssen einige Zusatzbestimmungen die problematischen Stellen in dieser Formulierung enger fassen. 1. >Geschehnisse< scheinen Tatsachen und deren Zusammenhänge zu meinen, die in der Welt objektiv vorkommen; ein Streit über Fak ten ließe sich demnach dadurch schlichten, daß man hinschaut, wie es sich tatsächlich verhält. Doch gerade diese Form der Vergewisse rung (die ohnehin ihre Probleme hat) ist gegenübervergangenen Er eignissen ausgeschlossen, sie lenkt den Blick nicht auf die unmittel bare Wirklichkeit, sondern auf Quellen und somit wiederum auf Darstellungen. Die Geschehniszentriertheit des historischen Ro mans wirft also unmittelbar erkenntnistheoretische und geschichts wissenschaftliche Fragen auf. 2. Der Aspekt der Vergangenheit dient dazu, den historischen Ro man als realistisches Genre vom Zeit-, Gegenwarts- und Gesell schaftsroman zu unterscheiden. Bei >Vergangenheit< denkt man für gewöhnlich an einen zurückliegenden und in sich abgeschlossenen Ereigniszusammenhang, so daß Selbsterlebtes und Erinnertes als er lebte Vergangenheit eigentlich noch kein historisches Bewußtsein ausmachen. Da es jedoch keine Übereinkunft hinsichtlich eines Maßes von temporaler Distanz gibt (also wie weit ein epischer Stoff tatsächlich von der Gegenwart seines >Bearbeiters< zurückliegen muß, um als historisch gelten zu können), bleibt das präteritale Kri terium unzuverlässig; zudem deutet die immanente Poetik mancher bedeutender historischer Romane darauf hin, daß deren Geschicht lichkeit keine Funktion der entfernten Stoffwahl, sondern ganz im Gegenteil eine Wirkung des Gegenwartsbezugs ist. Da >Geschichte< nicht anders als in Erinnerung, Besinnung und symbolischer Reprä sentation >begegnen< kann, klingt der Ausschluß der persönlich er innerten Vergangenheit seltsam künstlich. »Das Vergangene ist nicht 2 tot; es ist nicht einmal vergangen« (Christa Wolf: Kindheitsmuster) - das könnte als Motto über manchen historischen Romanen stehen. 3. Die >Mittel der Dichtung< zu identifizieren hieße, auf eine all gemeine Poetik zurückgreifen zu können, die es jedoch gerade für die gattungsgeschichtlich relevante Zeit (19. und 20. Jahrhundert) nicht gibt. Gesetzt den Fall jedoch, daß Fiktion und Narrativität we sentliche, konstitutive Kräfte seien, so hört mit dieser Einengung die Schwierigkeit keineswegs auf, da einerseits heute die Wirkung beider Kräfte auch in der Historiographie beobachtet wird, andererseits die Entwicklung des historischen Romans ebenfalls Phasen kennt, die das Fiktionale einzuschränken oder das Narrative durch andere Dar stellungsprinzipien zu ersetzen suchen. 4. Selbst der unverfängliche Ausdruck des Verlebendigens spielt im gattungstheoretisch einschlägigen Zusammenhang eine eher heikle Rolle. Er steht im Verdacht, Kostümzauber oder unlautere Leichenfledderei zu betreiben, so daß bedeutende Autoren des Gen res sich gerade diese Wirkungsabsicht zu versagen scheinen. Selbst wenn >Verlebendigung< nur als anschaulicher Ausdruck für >Ver ständlichmachung< dient, bleibt der gattungs geschichtlich typische Konflikt zwischen >verstehbarer Geschichte<, >Fiktion der Versteh barkeit< und >Verweigerung von verstehbaren Illusionen< erhalten. Eine >Poetik< des historischen Romans braucht nicht am Null punkt zu beginnen. Ungeachtet der Frage, ob sie im Vergleich mit einer allgemeinen Roman-Theorie überhaupt zu gesonderten Be stimmungen gelangen würde, kann sie ihr spezifisches Thema als >Spitze< einer sich kegelförmig zur Basis erweiternden Werktheorie darstellen. In diesem Sinn erweist sich der Geschichtsroman als eine Möglichkeit des historischen Erzählens; dieses wiederum gehört zum umfassenden Kreis der historischen Dichtung, die ihrerseits ei nen Teil der an Stoffen orientierten Schreibweise darstellt. Die Be sonderheiten des historischen Romans resultieren also aus Merkma len, die unterschiedlichen Ebenen angehören; sein >spezifisches Ge wicht< berechnet sich aus der Herkunft der Merkmale im geschichteten Modell des dichterischen Schaffens. 1.1. Der geschichtliche Stoff Die allgemeinste, elementare Voraussetzung für den historischen Roman liegt in der Entscheidung zwischen freiem und stoffverarbei tendem Schreiben, also zwischen >Erfinden< und >Finden< (Spielha gen), imaginärem und realem oder >chimärischem< und >gegebenem< 3

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