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Der Historikerstreit und die Suche nach einer nationalen Identität der achtziger Jahre. Frankfurt am PDF

265 Pages·2015·3.56 MB·German
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Jürgen Peter Der Historikerstreit und die Suche nach einer nationalen Identität der achtziger Jahre. Frankfurt am Main 1995 Verlag Peter Lang (= Europäische Hochschulschriften, Reihe 31: Politikwissenschaft, Band 288). 1 Thema dieser geistesgeschichtlichen Arbeit ist der knapp zehn Jahre alte, die wis- senschaftslichen Fachgrenzen weit überschreitende und bis in die Tagespolitik hin- einreichende Historikerstreit. Der Autor stellt diese Kontroverse in ein weites Be- zugsfeld von früheren, ähnlichen Kontroversen und geschichtswissenschaftlichen Fallstudien der frühen Bundesrepublik. Eine leitende These lautet: Im Historikerstreit Mitte der achtziger Jahre sei es nicht nur um die Fragen der Einordnung des Natio- nalsozialismus gegangen, sondern im Kern um ein kollektives politisches Bewusst- sein, um die Inhalte und Notwendigkeit einer nationalen Identität der Deutschen wurde die eigentliche Kontroverse in Westdeutschland geführt. Gerd R. Ueberschär: Hitlers Überfall auf die Sowjetunion 1941 und Stalins Absichten. Die Bewertung in der deutschen Geschichtsschreibung und die neuere „Präventivkriegsthese“. In: Gerd R. Ueberschär und Lew Bezymenskij (Hg:): Der Deutsche Angriff auf die Sowjetunion 1941. Darmstadt 1998, S.55: „Jürgen Peter hat in seiner Untersuchung über den Historikerstreit der acht- ziger Jahre deutlich gemacht, daß die wieder aufgewärmte Präventivkriegs- these vielmehr als Teil der umfänglichen ‘Suche nach einer nationalen Iden- tität’ auf konservativer Seite einzuordnen ist.“ Wolfgang Wippermann: Wessen Schuld? Vom Historikerstreit zur Goldhagen-Kontroverse. Berlin 1997, S.134: „Peter beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Präventivkriegsthese, die etwas im ‘Windschatten des Historikerstreits’ stand, seitdem aber an Bedeu- tung gewonnen hat, weil sie unmittelbar der Stärkung der ‘nationalen Identi- tät’ dient, die von den revisionistischen Historikern angestrebt wird.“ Diese Arbeit wurde im Sommersemester 1994 am Fachbereich Gesell- schaftswissenschaften der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frank- furt am Main als Dissertation angenommen. Dr. Dr. Jürgen Peter ist Priv.-Doz. der Johann Wolfgang Goethe- Universität Frankfurt a. M. Studium der Politologie, Geschichtswissenschaften, Pädagogik und Me- dizin. Staatsexamen für Lehramt an Gymnasien ("mit Auszeichnung"), 1994/95 Promotion mit einer Dissertation zum Thema "Historikerstreit" in Politikwissenschaften am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Frankfurt am Main und mit einer Dissertation zur "Rassenhy- 2 giene" an der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg. Habilita- tion mit einer Monographie zum "Nürnberger Ärzteprozess" an der Uni- versität Frankfurt am Main. Venia legendi für Soziologie und historische Sozialpsychologie. Siehe auch Rezensionen zu Der Einbruch der Rassenhygiene in die Medizin. Auswirkungen rassenhygienischen Denkens auf Denkkollektive und medizinische Fachgebiete 1918 bis 1934. Frankfurt am Main 2004: www.linhard.com/JuergenPeter/JP_REZENSIONEN_zu_der_Einbruch_der_R assenhygiene_in_die_Medizin.pdf ‎www.peter-historikerstreit.com Weitere Buchveröffentlichungen, Monographien: Der Nürnberger Ärzteprozess im Spiegel seiner Aufarbei- tung anhand der drei Dokumentensammlungen von Ale- xander Mitscherlich und Fred Mielke. Münster 1994, 21998. 3. überarbeitete Aufl. Berlin 2013. (440 Seiten) Der Einbruch der Rassenhygiene in die Medizin. Auswir- kungen rassenhygienischen Denkens auf Denkkollektive und medizinische Fachgebiete 1918 bis 1934. Frankfurt am Main 2004 (240 Seiten) Der Nürnberger Ärzteprozess – Rezeption (zugleich Habi- litationsschrift an der Universität Frankfurt). Prof. Dr. Wolfgang U. Eckart, Direktor des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg: "Peter gelingt es in seiner Studie, auf umfassender Quellenbasis eine Rezeptionsgeschichte des Nürnberger Ärzteprozesses zu erarbeiten, die die Aufnahme dieses Prozesses in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit, ausgehend von den Publikationen Alexan- der Mitscherlichs und Fred Mielkes, minutiös rekonstruiert. Er hat damit und durch seine übrigen Schriften zur Thematik einen ganz wesentlichen Beitrag zur westdeutschen Nachkriegsstreitkultur um die NS-Ärzteverbrechen geleistet." Prof. Dr. Ulf Schmidt, University of Kent: "Peter's extensively researched Habili- tation offers detailed insight into the reporting about, and reception of, the Nu- remberg Doctors' Trial, and places the work of Mitscherlich's commission and of 3 other key commentators into a wider historical context within which the role of the post-war German medical profession in coming to terms with its Nazi past is being critically examined ". 4 5 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung........................................................................................................9 2. Der Historikerstreit.....................................................................................15 3. Der Historikerstreit - eine Suche nach nationaler Identität?...............31 3.1 Die Suche nach einer nationalen Identitätsfindung der achtziger Jahre in der Bundesrepublik Deutschland................................................................31 3.2 Nationale Identität und Perspektivenwahl..............................................55 4. Das Geschichtsbild von den Ursachen der Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den ehemaligen Ostgebieten im Spiegel bundesdeutscher Geschichtsbücher...............................................................................................63 4.1 Die Beschlüsse der Kultusministerkonferenz zur Ostkunde und zur Problematik des Totalitarismus......................................................................63 4.2 Überlegungen in der Nachkriegszeit der Bundesrepublik zur Methodik des Geschichtsunterrichts und der Darstellung der „Vertreibung“ der deut- schen Ostbevölkerung.....................................................................................67 4.3 Das „Unternehmen Barbarossa“ und die 1945 erfolgte Vertreibung der deutschen Ostbevölkerung in der Rezeption bundesdeutscher Geschichts- und Sozialkundebücher...................................................................................71 5. Die Historisierung des Nationalsozialismus und der Begriff der „Schuld“ in der nationalen Geschichtsschreibung.......................................77 5.1 Das Für und Wider einer Historisierung des Nationalsozialismus.......77 5.2 Was einer Historisierung des Nationalsozialismus im Wege steht. Das Bekenntnis zur historischen Schuld................................................................89 6. Die Wortmeldungen im so genannten „Historikerstreit“ zur Singulari- tät des Genozids, zur Historisierung und zum Stellenwert des Nationalso- zialismus in der deutschen Geschichte.........................................................100 6.1 Ernst Nolte..............................................................................................100 6.2 Andreas Hillgruber.................................................................................104 6.3 Jürgen Habermas....................................................................................107 6.4 Die Reaktionen auf die Kontroverse zwischen Jürgen Habermas, Ernst Nolte und Andreas Hillgruber.......................................................................111 6.4.1 Die Äußerungen von Joachim Fest, Klaus Hildebrand und Michael Stürmer zum Historikerstreit.........................................................................112 6 6.4.2 Die Äußerungen von Eberhard Jäckel, Heinrich August Winkler, Hans und Wolfgang J. Mommsen und Rudolf Augstein zum Historiker- streit................................................................................................................115 6.4.3 Weitere Beiträge zum Historikerstreit...............................................119 6.5 Die provokativen Äußerungen von Ernst Nolte (1980/86).................125 6.5.1 Die „Kriegserklärung“ der Jewish Agency for Palestine an Nazi- deutschland.....................................................................................................125 6.5.2 Der GULag als ein „Handlungsimpuls“ für die nationalsozialisti- schen Massenvernichtungen und der bolschewistische „Rattenkäfig“......129 6.5.3 Ernst Noltes Interpretation von Kurt Tucholskys Glosse „Dänische Felder“...........................................................................................................132 7. Aspekte eines deutschen „Sonderwegs“..................................................136 7.1 Der deutsche Weg zu einem „Sonderbewusstsein“.............................136 7.2 Entwicklungslinien zu einem Verfassungsstaat in Deutschland. Natio- nalstaat versus Wirtschafts- und Verfassungsstaat......................................140 7.3 Die deutsche „Sonderweg“ - Debatte, ein Vorläufer des Historiker- streits...............................................................................................................144 8. Prämissen und Entwicklung von Hitlers „Programm“ und die von deutschen Historikern geforderte Revision des Geschichtsbildes............154 8.1 Die deutsche Entscheidung für den Angriff auf die Sowjetunion.......164 8.1.1 Hitlers geopolitische Vorstellungen und seine Entscheidung am 31.7.1940 für den Angriff auf die Sowjetunion. Die endgültige Entschei- dung Hitlers für den Ostkrieg am 18.12. 1940, Weisung ‘Nr. 21’.............164 8.1.2 Molotows Visite in Berlin im November 1940.................................169 8.1. Die deutsch-sowjetischen Wirtschaftsbeziehungen. Auslösendes Mo- ment für den deutschen Angriff auf die Sowjetunion?................................175 8.2 Die geforderte Revision des Geschichtsbildes und die Rückkehr zu ei- ner „positiven“ historischen Normalität.......................................................179 8.2.1 Die Kontroverse in den fünfziger Jahren um die deutsche Entschei- dung für den Angriff auf die Sowjetunion und Philipp Fabrys Thesen von 1962................................................................................................................183 8.2.1.1 Der wissenschaftliche Streit Gerhard L. Weinbergs versus Hans- Günther Seraphim und Andreas Hillgruber (1953/1954)............................183 8.2.1.2 Die Thesen von Philipp W. Fabry zum Angriff auf die Sowjetunion (1962)..............................................................................................................187 8.2.2 Die Thesen von Joachim Hoffmann, Viktor Suworow und Günther Gillessen zur deutschen Entscheidung für den Krieg gegen die Sowjetunion (1983/88)........................................................................................................192 8.3 Die Thesen von Schustereit 1988 und Topitsch 1986/90....................201 8.3.1 Die Thesen von Hartmut Schustereit zur Entscheidungsfindung für den Angriff auf die Sowjetunion..................................................................201 7 8.3.2 Die Thesen von Ernst Topitsch zum deutsch-sowjetischen Krieg...208 8.4 Die von Erich Helmdach, Max Klüver und Adolf von Thadden vertre- tene Ansicht eines nationalsozialistischen Präventivkrieges gegen die Sow- jetunion 1941.................................................................................................214 9. Schlussbemerkung.....................................................................................219 10. Quellen- und Literaturverzeichnis........................................................222 8 1. Einleitung Was verbindet die Historikerkontroverse mit dem Begriff der nationalen Identität? Bei dem 1986 von Ernst Nolte ausgelösten Historikerstreit ging es nicht nur um die Vergleichbarkeit des NS-Völkermordes, die Nolte in seinen umstritten Beiträgen angesprochen und auf die Jürgen Habermas reagiert hatte. Nicht um die Methodik der Textinterpretation von neuen historischen Erkenntnissen und um den Stellen- wert von Quellen wurde gestritten, sondern um ein kollektives politisches Bewusst- sein, um die Inhalte und Notwendigkeit einer nationalen Identität der Deutschen wurde die eigentliche Kontroverse in Westdeutschland geführt. Was ist unter natio- naler Identität in Deutschland zu verstehen und wer hat sie geprägt? Im Kapitel 3 sollen die Konturen einer nationalen Identität nachgezeichnet und der Bezug zum Historikerstreit aufgezeigt werden. Es wird der Frage nachgegangen, ob die nationale Identität in Deutschland vor allem von Intellektuellen konstruiert wurde und warum sie hier seit dem 19. Jahrhundert keine institutionellen Wurzeln aufweisen konnte. Nach dem einleitenden Kapitel zum so genannten Historikerstreit, den Kapiteln zur nationalen Identität, zum Geschichtsbild in den bundesdeutschen Schulbüchern und zur Historisierung des Nationalsozialismus, werden im Kapitel 6 die wichtigs- ten Artikel zu dieser Kontroverse und die darin enthaltenen Deutungsmuster darge- stellt. Im Kapitel 5 bespreche ich die Historisierung des Nationalsozialismus. Die in den achtziger Jahren geführte Diskussion um dieses Thema wird mit einbezogen. Eine Historisierung des NS-Systems, im Sinne „einer wissenschaftlich distanzier- te[n] Erfassung der NS-Zeit“, wird auch von Jürgen Habermas nicht in Frage ge- stellt.1 Im Windschatten des Historikerstreits wurde die Präventivkriegsthese präsentiert. Eine Historikerkontroverse ist in den achtziger Jahren auch um die These eines deutschen Präventivkrieges gegen die Sowjetunion ausgetragen worden, die eine Fortsetzung und Wiederaufnahme der Diskussion der fünfziger und frühen sechzi- ger Jahre ist. Der Frage nach den Prämissen und der Entwicklung von Hitlers „Pro- gramm“ wird im Kapitel 8 nachgegangen. Mit dem Streit um die These vom deutschen Sonderweg, der Präventivkriegsthese, der Diskussion um die Notwendigkeit der nationalen Identität und den nationalisti- schen Forderungen von Bernard Willms, Hellmut Diwald, Hans-Joachim Arndt und anderen, werden Inhalte der Historikerdebatte zu Beginn der achtziger Jahre bereits antizipiert, der Historikerstreit wurde nicht von ungefähr in dieser Zeit geführt. Kon- 1 Habermas (1989), S.149. 9 trovers wurde Anfang der achtziger Jahre in Westdeutschland um die These des deutschen Sonderwegs diskutiert, die ich im Kapitel 7 vorstelle. Weiter ist es für das Thema von Interesse, die Meta-Ebene des Historikerstreits her- auszuarbeiten. Wenn auch nationalpädagogische Intentionen bei einem Teil der deutschen Historikerschaft bestehen, so existiert keine Konspiration einer bestimm- ten gesellschaftlichen Gruppe die Geschichte dienstbar machen und ein nationales Geschichtsbild inszenieren will. Es ist nicht davon auszugehen, dass die deutschen Historiker den Streit führten, - bei einer Anzahl von ca. 650 Professoren für Ge- schichte und einer Berufshistorikerzahl von etwa 5000 in Westdeutschland - son- dern nur ein kleiner Teil in die Kontroverse mit einbezogen war, obwohl es sich hierbei zweifelsohne um prominente Repräsentanten ihres Faches handelt.2 Neben dem Motiv Einfluss auf politische Entscheidungen, fern von der Tagespolitik, zu nehmen, den ein Teil der Historikerzunft für sich reklamiert, sollte wohl auch das schwindende Sozialprestige des deutschen Universitätsprofessors der ehemaligen Philosophischen Fakultät in der Gesellschaft aufgewertet werden. Das soziale Ge- füge ist heute in Deutschland ein anderes als um die Jahrhundertwende und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Forderung nach „Ganzheit“, die der Uni- versität die „Suche nach einer ‘totalen’, philosophischen Wahrheit“ zuwies, war, nach Ringer, „ein Axiom in der Doktrin des Mandarinentums“.3 Die Universitäten hatten zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Deutschland „das Ansehen nationaler Heiligtümer“. Sie galten als „Gralsburgen“ der Wissenschaften, die keine utilitaristi- schen, sondern idealistische Ansprüche, fern einer beruflichen Spezialisierung, erfül- len sollten.4 Die „Vermassung“ der Bildungseinrichtungen führte zu einem vehe- menten sozialen Wandel im deutschen Kaiserreich.5 Die soziale Herkunft der Stu- denten, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bei 50% des Bildungsbürger- tums, dem traditionellen Kulturträger, lag, veränderte sich im Kaiserreich der Ho- henzollern nur langsam zugunsten des neuen unternehmerischen Bürgertums6 und trug vor allem an den Realschulen (Realgymnasien und Oberrealschulen) und an den Technischen 2 Vgl. Rolf-Dieter Müller (1987), S.137; vgl. Repgen (1987), S.17-18; vgl. Statistisches Jahrbuch (1992), 431. 3 Ringer (1969), S.100. 4 Ebd., S.98 f. 5 Ebd., S.46 f.. So waren die Studentenzahlen von 27.000 im Jahre 1885 auf fast 56.000 im Jahre 1911 gestiegen und mit der wachsenden Industrialisierung bekamen die aus den Polytechniken hervorgegangenen Technischen Hochschulen zunehmend Bedeutung. Das traditionelle Gym- nasium büßte im gleichen Zeitraum an Attraktivität ein. 6 Vgl. Giesen (1993), S.234; vgl. Ringer (1969), S.61: „Die zunehmende Einschreibung von Stu- denten aus dem kommerziellen und industriellen Sektor war vermutlich eher eine leichte ‘Plutokratisierung’ als eine wirkliche ‘Demokratisierung’.“ Vgl. von Ferber (1956), S.326 f. vgl. Ringer (1980), S.5-35. 10

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6.4.2 Die Äußerungen von Eberhard Jäckel, Heinrich August Winkler, Denkschrift an Himmler empfiehlt der Facharzt für Haut- und Geschlechtskranhei- .. Gruppierungen wie dem Marxistischen Studentenbund (MSB) machten,
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