BELA BALAZS VERlAG WIIHELM KNAPP HA••E/fAA•F Bela Balazs Der Geist des Films Der internationalen Liga für den künstlerischen Film Der Geist des Films von Bela Balazs VERLAG WILHELM KNAPP / HALLE (SAALE) 1930 Copyright by Wilhelm Knapp, Halle (Saale) Inha.ltsverzeichnis Seite I. Sieben Jahre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Kolumbusfahrt - Bitte umsteigen! - Die Geschichte vom russischen Gutsverwalter - Die neue Sprache - Warum sind alte Filme komisch? - Nicht auf die Kunst kommt es an! - Bildung II. Die produktive Kamera . . . , . . . . . . . . . . . . . 8 Identifizierung - Der Apparat rückt näher - Die neue Dimension - Physiognomie und Melodie - Mimische Dialoge - Die Mikrophysiognomie - Das unsichtbare Antlitz - Einfachheit - Die Technik kommt, wenn man sie braucht - Das unromantische Geo/-cht - Die Flucht vor dem Schauspieler - Das physiognomische Mosaik - Naturspieler - Das Gesicht der Klasse - Mikrodramatik - Das Temperament der Kamera - Krise des Manu skripts - Der Film ohne Helden - Der dramatisierte Zustand III. Einstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Unentrinnbare Subjektivität - Bild im Raum - Raum im Bild - Lyrik der Kamera - Übertreibung - Bild metapher - Bildgebärde -. Das verborgene Bild - Das Auge wittert - Die andere Seite - Die menschliche Sphäre - Impressionismus - Bildphrase - ,,Gestellte" Aufnahmen - Thema con variazione - Der Filmstil - Jeder Stil ist modern - Der Film beschleunigt das Stil bewußtsein IV. Montage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Die dichtende Schere - Man kann Bilder nicht kon jugieren - Montage - Montage der Assoziation - Asso ziation der Montage - Das Montagegleichnis - Ge dankenmontage - Montierte Essays - Rhythmische Wissenschaft - Nur keine Idiogramme! - Rhythmus - Optische Musik - Kontrapunkt - Richtungsmontage - Ornamente der Bewegung - Kontrapunkt verschiedener Sphären V Seite V. Montage ohne Schnitt . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 Abblenden - Die Geistigkeit der Blende - Zeit - Zeit ohne Bewegung - Zeitüberblendung - Die Zeit der Großaufnahme - ,,Das Lied.hafte" - Umgebung ver wandelt sich - Raumwechsel - Raumwechsel ohne Ortwechsel - Formale Überblendung Kamera panoramiert - Raumgefühl-Die Kontinui tät des Raumes - Das Ritardando der Entfernung - Subjektive Montage - Traum Film auf der Bühne - Verspätete Bedenken - Wo liegt der Widerspruch? - Der Tonfilm rettet das Theater - Der Film entfesselt das Theater - Der sichtbare Monolog - Masse VI. Die Flucht vor der Fabel . . . . . . . . . . . . . . . . 84 Wahrheit ohne Wirklichkeit - Flucht nach zwei Rich tungen - Der Film ohne Helden - Querschnittfilm - Massenfilm - Die Atome sind sich gleich - Eisenstein über den Gedankenfilm - Dichten ohne zu erfinden - Lebenskunst - Wirklichkeitsmosaik - Kinoauge - Tagebuch und Autobiographie - Wochenschau - An sichten mit Ansichten - Kriegsfilme - Gegenwart - Kurbelndes Bewußtsein - Naturfilme VD. Der absolute Film 105 Man kommt von sich nicht los - Ein Ding allein - Nur Eindrücke, keine Sache - Keine Begebenheit - Kein Kausalzusammenhang - Innere Tatsachen - Schein der Außenwelt - Der Spiegel zeigt sich selbst - Der absolute Film angewandt - Logik ist nur Mittel, Psychologie ist Zweck - Was fällt Ihnen dazu ein? - Un chien andalou - Seelensegmente? - Injektion durchs Auge - Objek tivation innerer Bilder - Die optische Technik der Kamera - Bedeutung des Tricks - Absolute Bilder - Das visuelle Märchen - Grotesker Inhalt - Groteske Bilder - Bilder kann man nicht töten - Überraschung hat keine Steigerungslinie - ,,La petite Lili" - Felix, der Kater und Oswald, das Kaninchen Der abstrakte Film - Titelschrift - Falsche Ana logie der Musik - Musik ist nioht abstrakt - Zeit und Form -- Die Größe der abstrakten Formen - Form ist Überwindung - Avantgarde VI Seite VDI. Farbentilm und andere Möglichkeiten . . . . . . . . 134 Mein Irrtum - Bewegungsgestalt - Bewegung der Farben - Farbenmontage - Die Farbenkontinuität - Tiefen perspektiven - Plastische Bilder im Kurzschnitt - Er weiterung des Bildkaders - Erweiterung der Projektions fläche ......................... IX. Tonfilm 142 Geschichte geht weiter - Erst der Löffel, dann die Suppe - Forderung - Die akustische Umwelt - Die Entdeckung des Geräusches - Bedingung der Ton filmkunst - Das unzulängliche Hörspiel - Das un gebildete Ohr Ton und Raum - Der Ton wirft keine Schatten - Lokalisierung des Tones - Der Ton bleibt nicht hängen - Tonperspektive - Theorie spart Geld - Der Raum charakter des Tons - Wunder des Mikrophons - Die Stille - Stille und Einsamkeit - Stille und Raum - Die produktive Tonkamera - Toneinstellung - Der Ton wird nicht dargestellt - Die optische Ein stellung ist gehindert - Trotz alledem! - Der Tonaus schnitt - Tonsteuerung - Tongroßaufnahme - Ein Mensch erklingt Tonmontage - Bildrhythmus und Tonrhythmus - Gesprochene Landschaft - Synchrone und asynchrone Toneffekte - Akustische Ergänzung - Asynchrone Mon tage und Nachpanoramieren - Asynchrone Wirklichkeit - Synchrone Darstellung - Subjektive Tonmontage - Tonüberblendung - Absolute Tonmontage - Absoluter Tonfilm - Psychotechnische Schwierigkeiten - Psychi sche Synchronisierung - Geräuschsymphonie - Begleit musik Der Dialog - Optische Nachteile - Wie war es mit den Titeln? - Verwendung des Dialogs Tonfilmideen - Musik mit dramatischer Begleitung - Musikalische Einlagen - Optische Untermalung - Tonftlmdialoge - Krise des Übergangs - Endgültigkeit der Interpretation - Tonfilmgrotesken - Neuland X. Die letzten Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 Skeptiker VD Seite XI. Ideologische Bemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . 186 Kunstgeschichte ohne ästhetische Wertung - Popularität - Technische Kollektivität - Ästhetischer Wert und Popularität - Der Kleinbiirger als Basis der Film produktion - Der Kodex des Will Hays - Romantik als Abwehrmaßnahme - Liebe - Familie - "Gemiit lichkeit" - Abreagieren - Der Detektiv - Die um gekehrte Romantik - Proletarische Filme - Der ent romantisierte Held - Sachlichkeit und Wirklichkeit - Die falsche Opposition - Der Mensch gehört dazu - Russische Entwicklung - Drei Etappen - Dichtung und Wirklichkeit - Dichter lügen nicht - Die Ideologie des absoluten und abstrakten Films - Der asoziale Surrealismus - Kitsch - Pathos - Opposition gegen den Kitsch Trotz alledem! Vill Sieben Jahre Sieben Jahre sind es her, daß die erste Theorie des stummen Films: ,,Der sichtbare Mensch" erschienen ist. Es war die Theorie einer Kunst, die damals aus der Kintoppkolportage sich eben erst zu entwickeln begonnen hatte. Es war eine Vortheorie gewesen. Berechnung, Traum, Prophetie und Forderung einer großen Möglichkeit, die jetzt anscheinend aufgehört hat bevor sie noch ganz verwirklicht werden konnte. Der Tonfilm ist dazwischen gekommen. Zeit, Bilanz zu machen und eine Nachtheorie zu schreiben. Kolumbusfa.hrt Vor sieben Jahren mußte ich mich entschuldigen und sagen: „ Theorie ist gar nicht grau. Sie ist die Land.karte für den Wanderer der Kunst, die alle Wege und Möglichkeiten zeigt. Sie ist es, die den Mut zu Kolumbusfahrten gibt." Nun, Kolumbus ist auch nicht bis nach Indien gelangt. Auch er ist in Amerika stecken geblieben. Aber die Erde ist trotzdem rund! Und der Film ist immerhin noch ein gutes Stück über Hollywood hinausgekommen. Vor sieben Jahren schrieb ich im„Der sichtbare Mensch": ,,Eine wirklich neue Kunst wäre wie ein neues Sinnesorgan". Der Film ist es inzwischen geworden. Ein neues Organ des Menschen, die Welt zu erleben, das sich rapid entwickelt hat. Diese Entwicklung, die doch ein Stück Menschen- Bela Balus 1 1