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Der galante Roman PDF

64 Pages·1961·5.081 MB·German
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Sammlung Metzler Herbert Singer Der galante Roman 2. Auflage REALIENBÜCHER FÜR GERMANISTEN ABT. n: - LITERATURGESCHICHTE HERBERT SINGER Der galante Roman 2., dRrchgesehen, Auflag, MCMLXVI J. B.METZLERSCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG STUTTGART I. Auflage 1961 2. Auflage 1966 ISBN 978-3-476-10010-8 ISBN 978-3-476-03803-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-03803-6 M 10 © Springer-Verlag GmbH Deutschland 1961 Ursprünglich erschienen bei J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und earl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart 1961 VORBEMERKUNG Der vorliegende Abriß teilt Materialien und vorläufige Er gebnisse mit, die auf einer ersten planmäßigen Erforschung eines bisher gänzlich vernachlässigten Gebietes der deutschen Literaturgeschichte fußen. Ein Resultat dieser Studien ist meine 1963 erschienene Untersuchung »Der deutsche Roman zwischen Barock und Rokoko«. Es mag befremdlich erscheinen, daß ein erster Bericht über Streifzüge in eine terra incognita im Rahmen einer Sammlung von Realienbüchern vorgelegt wird; doch glauben wir, es sei nicht unerlaubt, angesichts eines Gebietes, das durchaus un erschlossen ist und über das gesicherte Erkenntnisse als un angefochtener Besitzstand der Forschung nicht existieren, erste Fakten und Deutungen solange als "Realien" gelten zu lassen, bis sie durch ausgebreitetere und intensivere Forschungen über holt sein werden. Die vorliegende Auflage unterscheidet sich von der ersten durch zahlreiche Ergänzungen und Berichtigungen von Ein zelheiten. Christa Melchinger danke ich für ihre Hilfe bei den Korrekturarbeiten. Hamburg, im Januar 1966 H.S. INHALT EINLEITUNG I. Gegenstand und Forschungslage 7 2. überlieferung 9 3. Bedeutung des "galanten Romans" 11 I. Hi.rtorischer Oberblick I. Die Romantypen des 17. Jahrhunderts 14 2. Wandlungen vor 1700 16 3. Das 18. Jahrhundert 19 11. Die Macht der Tradition I. Der "niedere" Roman 2. Intrige und Antimärchen 3. Der höfisch-historische Roman 4. Bohses Zeitgenossen ~. August Bohse 111. Hunolds »Adalie« I. Der Autor 2. Der Stoff 3. Die Form 4. Die Welt als "Liebeskabinett" ~. Die Tugend der Anpassung 6. Der Typus des Komödienromans IV. Der KomiitJienroman I. Das Schicksal des Typus 2. Mischformen 3. Melissos »Adelphico« 4. Roman und Publikum REGISTER EINLEITUNG I. Gegenstand und Forschungs/age Der "galante Roman" ist ein Typus von Werken der Er zählkunst, der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ver breitet und beliebt war. Dies wenigstens entnehmen wir den knappen, selten und mit offensichtlichem Unbehagen gegebe nen Auskünften der Literaturgeschichten. Doch hat die literar historische Forschung bisher niemals den Versuch unternom men, die Titel der galanten Romane aufzuzählen und ihre gemeinsamen Merkmale zu bestimmen. Offenbar ist jene Be zeichnung kaum mehr als ein bloßes Wort, wie es wohl, eben wo Begriffe fehlen, zur rechten Zeit sich einstellen mag. Und gewiß wäre das Wort längst durch ein besseres, treffenderes, eindeutigeres ersetzt worden, hätte man sich die - allerdings beträchtliche - Mühe gemacht, die Romanliteratur des frühen 18. Jahrhunderts einer wenn auch nur flüchtigen Prüfung zu unterziehen. Doch die Romane dieser Zeit galten zwei Jahr hunderte lang als verschollen, und verbreitet war die Meinung, es lohne kaum der Mühe, sie dem Staube der Vergangenheit zu entreißen. Wenn wir uns dennoch anschicken, einige Informa tionen über ein so entlegenes und lange vernachlässigtes Ge biet unserer literarischen Überlieferung mitzuteilen, so will dies Unternehmen nicht verstanden werden als Überblick über eine wohlangebaute Kulturlandschaft, sondern als Bericht über eine Forschungsreise in eine terra incognita, über die bislang nur spärliche und unverbürgte Nachrichten kursierten. Die Grenzen dieses weißen Flecks auf der Landkarte der deutschen Literaturgeschichte sind die der schon einigermaßen erschlossenen umliegenden Gebiete. Die Kenntnis der Roman tradition bis zu Anton Ulrich von Braunschweig, Lohenstein und Ziegler und von Wieland ab ist Gemeingut der Forschung. WOLFGANG KAYSER geht - in seinem Zusammenhang zu Recht - unvermittelt von Lohensteins »Arminius« (1689) zu 7 Wielands »Don Sylvio von Rosalva« (1764) über und bemerkt dazu lapidar und treffend: "Für mehrere Jahrzehnte sinkt der Roman ab zur Unterhaltungsliteratur« (S. 12). Es sind dies immerhin siebeneinhalb Jahrzehnte. Autoren von Literatur geschichten - und die einzige Gattungsgeschichte des Romans, die von BORCHERDT, macht darin keine Ausnahme - pflegen diese klaffende Lücke teils durch geschickte Kapiteleinteilung zu vertuschen, teils durch Nennung zweier Titel höchst not dürftig zu überbrücken: der »Insel Felsenburg« (»Wunder liche Fata einiger See-Fahrer ... «, 1731 ff.) von Johann Gott fried Schnabel und von Gellerts »Leben der Schwedischen Gräfinn von G***« (1747/48). Doch diese Hilfskonstruktion ist nicht nur ungenügend, sondern auch gattungs geschichtlich irreführend. Es ist nämlich der Forschung nicht verborgen geblieben, daß der von der Antike her überlieferte Gegensatz zwischen dem "hohen" und dem "niederen" Stil bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts stets erkennbar bleibt und auch für den Ro man zwischen Ziegler und Wieland gattungsbestimmend ist. Schnabels »Insel Felsenburg« ist eindeutig dem "niederen" Genus zuzuordnen, Gellerts Roman ist ein überaus inter essanter, aber kaum ganz geglückter Versuch, die beiden Strö mungen in ein Bett zu leiten. Indes haben spezielle Untersuchungen, die ausschließlich den Umkreis des "niederen" Romans zum Gegenstand haben, die terra incognita weiter eingeengt. Die Robinsonaden sind untersucht, die Simpliziaden als Mystifikation entlarvt, die Pseudo-Robinsonaden wenigstens bibliographisch erfaßt wor den. Schon hier zeigte sich, was sich beim "galanten Roman" wieder zeigen wird: daß Gruppenbildungen ins Bewußtsein der Literaturgeschichte gedrungen sind, die nur deshalb eine Scheinexistenz führen, weil geschäftstüchtige Verleger die Titel ihrer Bücher mit zugkräftigen Kennworten ausstatteten. Be deutsam ist weiter die materialreiche Untersuchung von MAx GÖTZ, der den "bürgerlichen Roman", nämlich die gesamte Masse des "niederen" Romans der ersten Hälfte des Jahr hunderts, soweit sie ihm erreichbar war, aufgearbeitet hat. Wichtiger noch sind die Studien von ARNOLD HIRSCH (gest. 1954). Hirsch hat die bürgerlichen Elemente in einer Fülle 8 von Romanen des ausgehenden 17. Jahrhunderts aufgespürt, eine Vielzahl von verschollenen Texten wiederentdeckt und ihre literarhistorische, soziologische und kulturgeschichtliche Bedeutung erwiesen. Er hat sich vorbehalten, seine For schungen durch die Untersuchung des Kavaliersromans im 18. Jahrhundert zu ergänzen. Dieser "Kavaliersroman", das Korpus von Romanen, die von den unterhaltsamen Aben teuern adliger Personen in höfischen oder wenigstens vor nehmen Umgebungen berichten, ist bisher unbekannt. Und diese Romane müssen es sein, die man als "galant" bezeichnet hat. Der Terminus ist ohne Zweifel eine Analogie zu der Be nennung "heroisch-galanter Roman", die sich als Bezeichnung für die großen höfischen Romane des 17. Jahrhunderts ein gebürgert hat. Der treffendere Terminus "höftsch-historischer Roman", den GÜNTHER MÜLLER vorgeschlagen hat, hat sich noch nicht durchsetzen können. Gleichwohl werden wir ihn im Folgenden verwenden. So wäre also der galante Roman eine Weiterbildung des "heroisch-galanten", ein Romantypus, der Liebesgeschichten in der Art des höfisch-historischen Romans erzählte, ohne sie mit heroischen Abenteuern oder staatspoli tischen Vorgängen zu verbinden. Es wird sich zeigen, daß diese vorläufige Definition ausreicht, um den gesuchten Ra mantypus aufzufinden, nicht aber, ihn zu beschreiben. 2. Oberlieferung Die neueren Bibliographen verzeichnen nur einen kleinen Teil der in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts er schienenen Romane. HAYN-GOTENDORF und vor allem FABER DU F AUR können, ihrer Anlage nach, nur einen zufälligen Aus schnitt bieten; doch auch GOEDEKE nimmt nur die bekannteren Autoren auf, vernachlässigt aber die pseudonym und anonym erschienenen Schriften fast gänzlich. Und eben diese bilden die Hauptmasse der in Rede stehenden Romane. Die älteren Bibliographien hingegen, vor allem GEORGI und HEINSIUS, sind nicht nur gleichfalls unvollständig, sondern enthalten einen verwirrenden Wust von Originalromanen, Übersetzun gen oder Bearbeitungen französischer Originale, die zum Teil 9 ihrerseits verschollen sind, von Biographien, Memoiren, Re lationen und maskierten theoretischen, satirischen und didak tischen Schriften. Auch die MESSKATALOGE der Zeit, die man ches niemals Erschienene verzeichnen, manches Gedruckte aber vermissen lassen, geben keine verläßliche Auskunft. Zudem stand die Gattung Roman bei den Zeitgenossen in recht geringem Ansehen. Romane wurden meist nachlässig gedruckt und schlecht ausgestattet. Sie waren zur flüchtigen Lektüre von Müßiggängern bestimmt, nicht dazu, gehütet und in Ehren gehalten zu werden. Seriöse Bibliotheken sammelten sie nicht, Gelehrte nahmen sie nicht zur Kenntnis, Zeitschrif ten besprachen sie nicht, Prediger warnten vor ihnen. Diese Einschätzung der Gattung dürfte auch, neben der Furcht vor dem Zensor und der Freude am Versteckspiel, die Roman autoren veranIaßt haben, die Werke ihrer "Nebenstunden" ohne ihren Namen erscheinen zu lassen. Die Verfertigung so beargwöhnter Schriften vertrug sich nicht mit der bürger lichen Reputation; darum verbarg sich der Autor, oft schon den Zeitgenossen unkenntlich, hinter wechselnden Pseudonymen, hinter falschen Druckorten und fingierten Verlegern. Die Ver lagsangabe "Cöln, bey Peter Marteau" ist ein halbes Jahr hundert beliebt gewesen. Während zu Beginn des Jahrhunderts noch ein paar Autoren erkennbar sind, die bibliographischen Ermittlungen auch mit dem tatsächlichen Bestand weitgehend übereinstimmen, ver wirrt sich die Überlieferung bis zur Jahrhundertmitte mehr und mehr. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, ist die Ge schichte des Romans von etwa 1710 ab eine "Literatur geschichte ohne Namen". Wer sie erforschen will, muß sich in die großen Magazine der Vergangenheit begeben: in die Westdeutsche Bibliothek inMarburg, die die Bestände der frühe ren Preußischen Staatsbibliothek aufbewahrt, in die Universi tätsbibliothek Göttingen und die Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel; er muß die bescheideneren Bestände in Heidel berg, Stuttgart und an vielen anderen Orten heranziehen, darf auch die Sammlungen in Yale, der Pariser Bibliotheque Natio nale und im British Museum nicht außer acht lassen, will er nur einen Überblick über das noch Vorhandene gewinnen. Und bei allem Bemühen wird er vieles damals Gedruckte, auch manches 10

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