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Der Flug der Adler PDF

404 Pages·2000·0.92 MB·German
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Jack Higgins Der Flug der Adler scanned by unknown corrected by t. Inmitten der blutigen Dramatik des Zweiten Weltkriegs stehen sich die Zwillinge Max und Harry auf feindlichen Seiten gegenüber: Max als »schwarzer Baron« der Deutschen, Harry bei den Westalliierten. Als die beiden Starpiloten zu Mitwissern einer geheimen Politintrige werden, müssen sie sich zwischen Staatstreue und Familienbanden entscheiden und setzen dabei ihr Leben aufs Spiel. ISBN 3-453-16568-3 Originalausgabe »Flight of Eagles« Aus dem Englischen von Stephan Steeger 2000, by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!! Buch Die Zwillingsbrüder Max und Harry sind seit früher Kindheit getrennt. Nach dem Unfalltod ihres Vaters wächst Harry bei seinem Großvater in Amerika auf, während Max als künftiger Baron von Halder auf dem deutschen Familiensitz der Mutter groß wird. Beide entdecken zur gleichen Zeit ihre Leidenschaft für die Fliegerei, und so stehen sie sich bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs auf feindlichen Seiten gegenüber: Harry als amerikanischer Starflieger im Dienste der britischen Royal Air Force, Max als der »schwarze Baron« der deutschen Luftwaffe. Ihrer Tollkühnheit und ihrer guten Stellung haben sie es zu verdanken, daß sie Aufnahme in höchste gesellschaftliche und politische Kreise finden. Doch schon bald werden sie wider Willen in eine großangelegte politische Intrige verwickelt, von deren Ausgang nicht nur ihr Leben und das Schicksal ihrer Familie abhängt, sondern auch die weitere Entwicklung des Krieges … Autor Mit »Der Flug der Adler« knüpft Jack Higgins an seinen Welterfolg »Der Adler ist gelandet« an und legt wieder einen Militärthriller der Spitzenklasse vor. Jack Higgins hat nach einer kurzen Militärkarriere an der University of London Soziologie, Psychologie und Wirtschaft studiert und seinen Doktor in Medienwissenschaften gemacht. Heute ist er ein gefeierter Bestsellerautor. Zahlreiche seiner Romane wurden fürs Kino verfilmt. Für meine Frau Denise, die mir beim Schreiben dieses Buches eine ganz besondere Hilfe war. Neben vielen anderen Vorzügen eine großartige Fliegerin … ÄRMELKANAL 1997 -4- 1 Als uns der Steuerbordmotor ausfiel, war sofort klar, daß wir in großen Schwierigkeiten steckten. Aber die ganze Reise hatte ja von Anfang an unter einem schlechten Stern gestanden. Meine Frau und ich hatten ein paar Tage in unserem Haus auf den Kanalinseln verbracht, auf Jersey. Dort hatte mich ein Anruf erreicht, daß ein bedeutender Hollywood-Produzent darauf brannte, eines meiner Bücher zu verfilmen. Das hieß, daß wir rasch aufs Festland zu unserem Haus in Chichester mußten, um nach einer kurzen Zwischenstation von dort aus weiter nach London zu reisen. Ich rief also bei der Lufttaxifirma an, mit der ich normalerweise fliege, nur um zu erfahren, daß keine Maschine frei war. Man versprach jedoch, für Ersatz zu sorgen. Man organisierte schließlich eine Cessna 310, die uns, aus der Bretagne kommend, hier aufnehmen sollte. Der Pilot war ein älterer Mann namens Dupont, der eigentlich in Granville stationiert war. In der Not frißt der Teufel Fliegen, und ich sagte sofort zu, da die Wettervorhersage nichts Gutes verhieß, weshalb wir auch keine Zeit verlieren wollten. Ich nahm im Heck Platz. Da die 310 eine Doppelsteuerung besaß, entschied sich meine Frau, die eine äußerst erfahrene Pilotin ist, für den Platz rechts vorn neben dem Piloten. Zu unserem Glück. Auf den Kanalinseln und im Ärmelkanal muß stets mit plötzlich aufkommendem Nebel gerechnet werden, der im Handumdrehen alles einhüllt – und genauso kam es an diesem Morgen. Beim Start auf Jersey war noch alles problemlos verlaufen, aber zehn Minuten später hatte der Nebel, der sich nicht nur längs der französischen Küste, sondern bis nach Guernsey erstreckte, alles eingehüllt. Wir nahmen mit Ziel Southampton Kurs auf die Südküste Englands. Seinem Äußeren nach zu urteilen, ging der -5- grauhaarige, etwas übergewichtige Dupont hart auf die Sechzig zu. Als ich ihn beim Bedienen der Geräte beobachtete, fiel mir auf, daß sein Gesicht schweißgebadet war. Denise hatte Kopfhörer auf und reichte mir auch ein Paar. Während Dupont kurz mit der Flugleitung in Verbindung stand, steuerte sie das Flugzeug, dann übernahm wieder er, und sie wandte sich zu mir um. »Wir sind auf fünftausend Fuß. Ziemlich dichter Nebel da unten. Southampton können wir vergessen, alles weiter östlich auch. Wir versuchen es mit Bournemouth, aber es sieht nicht gut aus.« Da ich bereits als Kind in Shankill in Belfast die Bomben der IRA und Jahre später ein paar kleinere Zwischenfälle in der Armee überlebt hatte, habe ich gelernt, die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen. Ich lächelte unter dem Dröhnen der Motoren, ganz auf die Fähigkeiten meiner Frau vertrauend, schnappte mir die kleine Flasche Moét & Chandon, die man freundlicherweise in der Kühlbox für uns kalt gestellt hatte, und schenkte einen kräftigen Schluck in einen Plastikbecher ein. Wird sich schon alles zum Besten wenden, so lautete stets meine Devise. In diesem Fall wendete sich alles zum Schlimmsten. Denn gerade fiel der Steuerbordmotor aus. Beim Anblick der Rauchfahne, die kurz aufstieg, um gleich wieder zu verschwinden, hätte einem das Herz stehenbleiben können. Dupont schien völlig außer Fassung zu geraten. Er fummelte hektisch an den Instrumenten herum und versuchte die Maschine wieder in den Griff zu bekommen. Vergeblich. Wir verloren schnell an Höhe. In seiner Panik schrie er die Flugleitung in Bournemouth auf französisch um Hilfe an, aber meine Frau gab ihm nur kurz ein Zeichen und übernahm, ganz die Ruhe, mit hinreißender Abgeklärtheit. »Wir haben noch für etwa eine Stunde Sprit«, meldete sie. »Was schlagen Sie vor?« -6- Die Stimme der Flugleiterin war von ähnlicher Besonnenheit. »Garantieren kann ich für nichts, aber am besten, Sie versuchen Ihr Glück in Cornwall. Dort ist der Nebel nicht ganz so dicht. Cold Harbour, ein kleiner Fischerhafen in der Nähe von Lizard Point. Da gibt’s eine alte Landebahn aus dem Zweiten Weltkrieg. Wird bereits seit Jahren nicht mehr angeflogen, ist aber voll funktionstüchtig. Ich werde Ihre Daten an alle Rettungsdienste weitergeben. Viel Glück.« In den nächsten zwanzig Minuten hielten wir uns auf dreitausend Fuß. Der Funkverkehr war äußerst undeutlich und oft von Rauschen überlagert. Der Nebel wirbelte um uns herum, und dann setzte auch noch ein heftiger Regen ein. Dupont schien inzwischen völlig fertig zu sein. Der Schweiß rann ihm das Gesicht hinunter. Gelegentlich sagte er etwas auf französisch. Und irgendwann übernahm wieder Denise. Über Funk drang ein einziger knisternder Wellensalat aus unterschiedlichen Stimmen und ständigem Rauschen zu uns durch. Dann brach auch noch ein Gewitter aus, und das Flugzeug geriet in heftige Turbulenzen. Denise gab mit betont gelassener Stimme unsere Daten durch. »Möglicherweise Mayday. Versuchen, eine Landebahn in Cold Harbour zu erreichen.« Und dann verschwand das Frequenzrauschen, und eine kräftige, unverzerrte Stimme erschallte. »Hier spricht Zec Acland von der Royal National Lifeboat Institution. Sie können hier unmöglich landen, junge Frau. Hier unten kann man die Hand vor Augen nicht sehen.« Diese Nachricht gab Dupont den Rest. Er stöhnte auf, schien förmlich in seinen letzten Zuckungen zu liegen und ließ den Kopf schlaff zur Seite rollen. Das Flugzeug verlor jäh an Höhe, aber Denise fing es sofort wieder ab. Ich beugte mich vor und fühlte den Puls an Duponts Hals. -7- »Sein Puls ist sehr schwach. Sieht nach einem Infarkt aus.« Ich schob ihn von Denise weg. »Die Schwimmweste ist unter seinem Sitz«, sagte sie ruhig. »Zieh sie ihm über, und dann leg dir selbst eine an.« Sie stellte die 310 auf Automatik und schlüpfte in ihre Schwimmweste. Ich kümmerte mich derweil um Dupont und zwängte mich anschließend in meine eigene Schwimmweste. »Müssen wir ein Bad nehmen?« »Ich glaube, uns bleibt keine andere Wahl.« Sie stellte wieder auf manuelle Steuerung um. Ich versuchte witzig zu sein, eine lästige Angewohnheit von mir. »Wir haben März. Also, ist es da nicht ein bißchen zu frisch zum Schwimmen?« »Halt den Mund! Die Lage ist zu ernst für Späßchen«, sagte Denise, und dann, während wir immer tiefer gingen, gab sie wieder eine Meldung über Funk durch. »RNLI, Cold Harbour. Ich muß auf Wasser notlanden. Pilot scheint einen Infarkt erlitten zu haben.« Wieder erschallte die kräftige Stimme von vorhin. »Wissen Sie auch, was Sie da tun, junge Frau?« »O ja. Ist übrigens noch ein dritter Passagier an Bord.« »Ich habe bereits der Royal Navy Bescheid gegeben, damit die einen Hubschrauber losschicken, aber die können in dieser Waschküche auch nicht viel ausrichten. Das Rettungsboot aus Cold Harbour ist bereits auf See, und ich bin an Bord. Geben Sie mir so präzise wie möglich Ihre Position durch.« Glücklicherweise war das Flugzeug mit einem satellitengestützten Global Positioning System ausgestattet. Denise mußte die Daten nur ablesen. »Ich gehe jetzt runter«, sagte sie. »Mein Gott, Sie haben echt Mut, Mädel. Wir werden da sein, keine Angst.« -8- Meine Frau unterhält sich oft mit mir über ihre Fliegerei. Die Schwierigkeiten, mit einer kleinen Zweimot auf hoher See zu landen, waren mir also durchaus bewußt. Man mußte das Manöver mit eingefahrenem Fahrgestell angehen, mit weit geöffneten Landeklappen bei relativ hoher Geschwindigkeit, was natürlich problematisch ist, wenn einer der Motoren ausgefallen ist. Bei leichtem Wind und schwachem Seegang wird gegen den Wind gelandet; bei heftigem Wind und hochschlagenden Wellen muß parallel zu den Wellenkämmen gelandet werden. Wir hatten allerdings keine Ahnung, was für ein Seegang uns dort unten erwartete. Wir hatten überhaupt keine Sicht. Denise verlangsamte etwas, und ich fixierte den Höhenmesser, während wir hinuntergingen. Tausend Fuß, dann fünfhundert. Man konnte nicht das geringste sehen – absolut nichts –, und dann waren es nur noch zweihundert Fuß, um uns herum Nebelschwaden, das Meer unter uns schließlich undeutlich zu erkennen, schwacher Seegang, weshalb uns Denise also in den Wind fallen ließ. In jenen wenigen Augenblicken wurde sie meiner Meinung nach zu einer wahrhaft großen Pilotin. Wir schlugen auf dem Wasser auf, glitten über die Wellen und kamen schließlich zum Stehen. Der Aufprall war ziemlich heftig gewesen, aber sie hatte die Kabinentür im Nu offen. »Nimm ihn mit«, rief sie noch und huschte dann schnell auf die Tragfläche. Ich beugte mich vor, löste Duponts Sitzgurt und schob ihn mit dem Kopf voran durch die Tür. Denise streckte den Arm nach ihm aus, ließ sich von der Tragfläche ins Wasser hinuntergleiten und zog ihn hinter sich her. Dann war ich an der Reihe. Ich mußte an Statistiken über Landemanöver auf See denken, die sie mir einmal gezeigt hatte. Im Durchschnitt dauerte es neunzig -9- Sekunden, bevor ein Flugzeug versank. Denise hielt Dupont umklammert, und die beiden trieben in ihren gelben Schwimmwesten davon. Als ich ihnen folgte – die Maschine war bereits am Sinken, rief sie: »O Gott, Tarquin ist noch da drin!« Das sollte ich näher erklären. Tarquin war ein Teddybär, und zwar ein ganz besonderer. Wir haben ihn in Brighton in einem Antiquitätenladen gefunden. Er trug die lederne Flugmütze der Royal Air Force aus dem Zweiten Weltkrieg, dazu die passenden Stiefel und den blauen Overall. Er trug auch noch das Abzeichen des Royal Flying Corps aus dem Ersten Weltkrieg. Er hatte einen geheimnisvollen Gesichtsausdruck, was alles andere als verwunderlich sei, wie uns der Händler erklärte, da er mit seinem vormaligen Besitzer, einem Kampfpiloten, wiederholt in die Luftschlacht um England eingegriffen habe. Es war eine romantisch verklärte Geschichte, aber ich war geneigt, sie zu glauben, und ich weiß, daß meine Frau sie auf jeden Fall glaubte, denn schon rein äußerlich wirkte er wie ein Bär, der in seinem Leben viel herumgekommen war und schon einiges erlebt hatte. Wie dem auch sei, er wurde zu Denise’ Maskottchen und war stets an ihrer Seite, wenn sie flog. Es war also völlig ausgeschlossen, ihn einfach zurückzulassen. Wir hatten ihn ins Kabinenheck gesetzt, in einer Einkaufstüte aus einem Supermarkt. Ich zögerte keine Sekunde und wirbelte herum, langte nach dem Griff der hinteren Kabinentür, öffnete sie und zog Tarquin aus der Tüte heraus. »Komm schon, Kumpel, wir gehen jetzt schwimmen«, sagte ich. Gott, war das Wasser kalt. Es fühlte sich an wie Säure, die sich in die Knochen fraß. Auf Dauer war das, wie ich wußte, tödlich. Im Ärmelkanal ist das Überleben ein Wettlauf gegen die Uhr, wie schon viele RAF- und Luftwaffen-Piloten hatten bitter erfahren müssen. -10-

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