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Der Bürgerkrieg im amerikanischen Gegenwartsbewußtsein: Analyse von Stellungnahmen anläßlich der Jahrhundertfeier 1961–1965 PDF

208 Pages·1978·11.308 MB·German
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Der Bürgerkrieg im amerikanischen Gegenwartsbewußtsein Analyse von Stellungnahmen anläßlich der Jahrhundertfeier 1961-1965 Dissertation zur Erlangung der Würde des Doktors der Philosophie der Universität Harnburg vorgelegt von EVA MARIA BROWNAW ELL aus Stuttgart Harnburg 1978 Erschienen im J. B. Metzler Verlag und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart 1978 unter dem Titel Die Amerikaner und ihr Krieg Analyse der Jahrhundertfeier des Civil War in den Vereinigten Staaten von Amerika 1961- 1965 ISBN 978-3-476-99548-3 ISBN 978-3-476-99547-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-99547-6 Referent: Professor Dr. Günter Moltmann Korreferent: Professor Dr. Rudolf Haas Abschluß der mündlichen Prüfung: 10. Februar 1977 Inhalt Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1. Teil: DiepolitischeSituationderVereinigtenStaaten 1957-1967 . . 2 2. Teil: Quellenlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 3. Teil: AnlagederArbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Kapitel I. Die Jahrhundertfeier in Planung, V er laufund Kritik . . . . . . . 18 1. Teil: Der KongreßunddieJahrhundertfeier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 2. Teil: Einzelstaatliche und private Initiativen zur Jahrhundertfeier . . 32 3. Teil: EchoundKritik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 Kapitel Il. Der Bürgerkrieg und der SektionaUsmus hundert Jahre später . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 1. Teil: Aspekte zum Selbstverständnis der Sektionen . . . . . . . . . . . . . . 53 a) Der Süden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 b) DerNorden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 2. Teil: Ursachen- und Rechtfertigungsdiskussion in der Sicht der Jahrhundertfeier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 a) Die Kriegsziele und ihre aktuelle Bedeutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 b) Stellungnahmenzur Rekonstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 3. Teil: Sektionale Vorurteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 Kapitel III. Die Rolle des Bürgerkrieges im amerikanischen Geschichtsbildder60er Jahre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 1. Teil: Vorstellungen zur nationalen Bedeutung des Bürgerkrieges . . . 93 a) "OurWar"............................................... 94 b) Die nationale Einheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 c) Bezüge zwischen dem Bürgerkrieg und der Weltstellung Amerikas in den 1960erJahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 2. Teil: PädagogischeMotive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 a) Geschichte als Lehrmeister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 b) Persönlichkeiten als Vorbilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 VI Inhalt Kapitel IV. Rassenproblematik und Jahrhundertfeier . . . . . . . . . . . . . . . 116 1. Teil: Die Jahrhundertfeier in der Perspektive der Neger . . . . . . . . . . 116 2. Teil: Das Thema "Evolution - Revolution" im Kampf um die Gleichberechtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 Anhang zu Kapitell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 Einleitung Die Jahrhundertfeier des amerikanischen Bürgerkrieges wurde, den histori schen Daten entsprechend, offiziell von 1961-1965 begangen. Die gesamte Periode der Vorbereitungen, Feiern und abschließenden Berichte umfaßte je doch zehn Jahre, von 1957-1967. Mit diesem Jahrzehnt ist auch für die fol gende Arbeit der zeitliche Rahmen abgesteckt. Die Planung und Durchführung des ausgedehnten Gedenkprogrammes ge schah auf dem Hintergrund wichtiger weltpolitischer Ereignisse. Besonders für die Vereinigten Staaten zeichneten sich in den genannten zehn Jahren eingrei fende Veränderungen der außen- und innenpolitischen Verhältnisse ab. Er scheint die zehnjährige Kontinuität einer intensiven Beschäftigung mit dem Bürgerkrieg schon an sich bemerkenswert, so fällt im Zeitalter globaler Machtkonstellationen die Tendenz zur nationalhistorischen Besinnung be sonders auf. Es ist eine These dieser Arbeit, daß die Jahrhundertfeier des Bür gerkrieges einem tiefen Bedürfnis entgegenkam: Sie sollte auf spezifische Weise das nationale Selbstverständnis der Amerikaner vertiefen. In der Konfronta tion mit komplizierten und krisenbedingten Lebensumständen seit dem Zwei ten Weltkrieg konnte der Rückblick auf die Bewältigung einer existentiellen Krisensituation, wie sie der Bürgerkrieg dargestellt hatte, helfen, ein nationales Selbstverständnis neu zu definieren und zum Ausdruck zu bringen. Geschichte und Erinnerungspflege sind Teilaspekte eines so komplexen Be griffs wie "nationales Selbstverständnis"; sie finden während einer nationalen Gedenkfeier besondere Beachtung. Andere Inhalte des Begriffes sind die Regie rungsform eines Landes, die Lösung tagespolitischer Probleme und, nicht zu letzt, die jeweilige Statur und die ideologische Konzeption seiner offiziellen Vertreter. Deswegen soll am Anfang eine kurze Skizze des wesentlichen politi schen Geschehens der Jahre 1957-1967 stehen. Sie soll vor allem einen fakti schen Eindruck von der Zeit vermitteln, in der hundert Jahre altes historisches Geschehen neues Interesse und, wie im Laufe der Arbeit zu zeigen sein wird, auch erneute Aktualität fand. 2 Einleitung I. Teil: Die politische Situation der Vereinigten Staaten 1957-1967 (1] Im Jahre 1957, dem ersten Amtsjahr der zweiten Eisenhower-Administration, zeichneten sich drei wesentliche Problembereiche ab, die auch noch die Regie rungsjahre der folgenden zwei Präsidenten, Kennedy und Johnson, in großem Maße beherrschten. Es waren dies 1. die Bewältigung von Krisen des Kalten Krieges, 2. die eng damit verbundene Frage der atomaren Aufrüstung und all gemeinen Verteidigungskonzeption und 3. die explosive Situation der unter privilegierten amerikanischen Negerbevölkerung. Zu Beginn des Jahres standen zwei außenpolitische Ereignisse von 1956 noch ganz im Vordergrund des amerikansichen politischen Interesses: die Su eskrise und der Ungarnaufstand. Die Sueskrise hatte unmittelbar amerikani sche Belange berührt, indem die NATO-Partner England und Frankreich zur Sicherung des Sueskanals militärisch in Ägypten eingegriffen hatten. Außer dem hatte der ägyptische Präsident Nasser die Annahme sowjetischer Unter stützung zum Bau des Assuandammes verkündet und damit im Westen die Furcht geweckt, daß Ägypten unter kommunistischen Einfluß geraten könne. Der Ungarnaufstand von 1956 berührte zwar, politisch und strategisch gese hen, weniger die amerikanischen Belange, hatte jedoch einen großen emotio nalen Effekt auf die Bevölkerung Amerikas. Beide Ereignisse bestimmten die Grundsatzformulierungen, mit denen Eisenhower am 5. Januar 19 57 die neue politische Linie der Vereinigten Staaten festlegte. Die Botschaft des Präsiden ten, die als Eisenhower-Doktrin in die Geschichte einging, verkündete das An gebot direkter militärischer Hilfeleistung an Nationen, die zum Schutze ihrer Grenzen gegen den internationalen Kommunismus um solche bäten. Die Dok trin bezog sich zwar speziell auf den Mittleren Osten, charakterisierte aber auch generell jene militant antikommunistische Tendenz, die in der Amtszeit Eisenhowers immer wieder anklang. Die Eisenhower-Doktrin hatte gewisse Folgen für die militärpolitische Kon zeption der Vereinigten Staaten. Bis 1957 hatte sich die amerikanische Mili tärmaschine vorwiegend auf massive Vergeltungsschläge und den Ausbau der Nuklearmacht eingestellt. Mit der Ankündigung direkter Hilfeleistungen und möglicher Interventionen war ein flexibleres Denken erforderlich: Für be grenzte Militäraktionen war eine konventionelle Streitmacht bereitzuhalten, deren Aufbau bis zur schnellen Einsatzbereitschaft vorangetrieben werden sollte. Eisenhower entsprach nur in gewissem Grade den Forderungen des mili tärischen Establishment. Vorwürfen über ein "missile gab" zur Sowjetunion entgegnete er, daß die amerikanische Kombination von moralischer und phy sischer Macht ausreichend zur Verteidigung des Landes sei. Er weigerte sich, dem Druck nachzugeben, durch höhere Militärausgaben den Aufrüstungs wettlauf mit der Sowjetunion zu forcieren. Er sah eine viel größere Gefahr in dem immer schneller wachsenden "Militärisch-industriellen Komplex", der Die politische Situation der Vereinigten Staaten 1957-1967 3 die Aufrüstung vorantrieb, und warnte noch in seiner Abschiedsrede als Präsi dent am 18. Januar 1961 vor dem wirtschaftlichen Unheil, das aus dem unge hinderten Wachstum der Militärmaschine drohe. Der Mittlere Osten blieb ein Krisenherd in den Jahren 1957 und 1958. Ei senhowers Doktrin kam 1958 zur praktischen Anwendung im Zusammen hang mit Staatsstreichversuchen in Jordanien, im Libanon und im Irak. Die Vereinigten Staaten intervenierten im Libanon, bis sich die Lage stabilisierte und die Vereinten Nationen Beobachter in den Mittleren Osten entsandten. Zur selben Zeit hatte Fidel Castros Guerillakrieg in Kuba gegen die korrupte und diktatorische Regierung Battistas Früchte getragen. Castro, dessen Erhe bung anfangs auch in den Vereinigten Staaten auf Sympathien gestoßen war, machte Ernst mit seinen revolutionären Proklamationen. Er begann ein Pro gramm agrarischer Reformen, das die Konfiskation beträchtlichen amerikani schen Besitzes einschloß. Castros Sozialrevolution, die drastische Maßnah men, viel Blutvergießen, politische Inhaftierungen und ideologischen Zwang mit sich brachte, blieb weitgehend unverstanden in den Vereinigten Staaten. Nach der Beschlagnahme amerikanischen Eigentums auf Kuba und einer dar auf folgenden Kürzung der amerikanischen Zuckerimporte von der Insel schloß Kuba ein Abkommen mit der Sowjetunion über Zuckerlieferungen und Millionenkredite (1960). Dies verschärfte in den Vereinigten Staaten den Ver dacht, daß hier, auf der Türschwelle des eigenen Landes, ein Komplott zur Ausdehnung des kommunistischen Machtbereiches geschmiedet würde. So wurden bereits in den letzten Monaten der Eisenhower-Regierung Pläne ent worfen, eine Armee von Exilkubanern aufzustellen und für eine Invasion in ih rem Heimatland und den Sturz der Castco-Regierung zu trainieren. Zwei Krisen der Jahre 1958 und 1960 brachten die Vereinigten Staaten in direkte Konfrontation mit der Sowjetunion. Berlin schien sich als manipulier barer Krisenherd zu eignen, und der sowjetische Ministerpräsident Chruscht schow benutzte die prekäre Lage der Stadt, um die Westmächte zu provozie ren. Ein im November 1958 gestelltes Ultimatum verlangte den Abzug der alli ierten Truppen aus West-Berlin und drohte mit dem Abschluß eines Separat friedensvertrages mit der DDR. Mit einem solchen würde die volle Kontrolle der Zufahrtswege nach West-Berlin an die DDR übergehen. Die Gefahr einer Abschnürung der Stadt vom Westen und ihrer Einverleibung in die DDR war impliziert. Wegen der direkten Konfrontation der zwei Supermächte war die Situtation besonders gefährlich, entspannte sich aber durch eine Amerikareise des sowjetischen Ministerpräsidenten und das gute persönliche Einvernehmen zwischen ihm und Eisenhower in Camp David im September 1959. Dennoch zeigte ein Gipfeltreffen in Paris im Mai 1960 erneut die Spannungen des Kalten Krieges: Der Abschuß eines U2-Flugzeuges über der Sowjetunion wurde zum Anlaß des Scheiteros der Konferenz. Eisenhower hatte nach anfäglichem 4 Einleitung Leugnen angegeben, daß das Flugzeug zu Spionagezwecken von der CIA ein gesetzt worden war. Im dritten Problembereich, dem der Rassenfrage, gab es während der zwei ten Eisenhowerschen Regierungsperiode erste Ansätze zu eingreifenden inner amerikanischen Veränderungen. Eisenhower hatte für die Bürgerrechte der schwarzen Amerikaner von vomeherein Sympathie und Unterstützung ge zeigt. Er besetzte zum Beispiel4 7 wichtige Amtstellen mit Negern, schaffte die Rassensegregation in den Militärhospitälern und den Schulen auf Militärba sen ab und vollendete die Integration der Streitmächte. Außerdem benutzte er seinen Einfluß, Arbeitsstellen, die auf Regierungskontrakten beruhten, ohne Diskriminierung jedem, ungeachtet der Hautfarbe, zugänglich zu machen. 1957 wurde im Kongreß ein Bürgerrechtsgesetz verabschiedet, demzufolge eine Commission on Civil Rights zur Untersuchung von Diskriminierungen eingesetzt wurde und der Justizminister verstärktes Interventionsrecht bei der Verletzung von Bürgerrechten erhielt. 1960 folgte eine weitere Gesetzgebung, die vor allem das Wahlrecht der Neger schützen sollte, indem demjenigen Strafgebühren und Gefängnis drohten, der schwarze Bürger an der Ausübung ihres W abirechtes hinderte. Der Ausbruch von Protestaktionen schwarzer und weißer Bürgerrechtler er folgte auch nicht anläßlich der Politik der Eisenhower-Administration, son dern hatte seinen Ausgangspunkt in der Entscheidung des Obersten Gerichts hofes von 1954 im FalleBrown versus Topeka Board ofEducation. Diese Ent scheidung lehnte die Schulsegregation als ungesetzlich ab ("separate educational facilities are inherently unequal"). Die Durchführung des Ge richtsbeschlusses fand in jedem Staat des amerikanischen Südens heftigen Wi derstand; es wurden alle gesetzlichen (teilweise auch ungesetzlichen) Mittel benutzt, um die Schulintegration doch noch zu verhindern. Das Jahr 1957 brachte die erste gewaltsame Konfrontation in dieser Frage. Sie fand in Little Rock, Arkansas, statt, wo einem Desegregationsplan zufolge die Oberschulen 1957 integriert werden sollten. Eine Organisation weißer Mütter, unterstützt von Orval M. Faubus, dem Gouverneur des Staates, wi dersetzte sich einem Bundesgerichtsentscheid, das die Einhaltung des Desegre gationsplanes verlangte. Staatstruppen verhinderten den Schulbesuch der schwarzen Kinder. Allgemeiner Aufruhr und Gewaltanwendungen brachten Präsident Eisenhower zum Handeln: Nachdem eine Proklamation gegen die Obstruktion der Bundesgesetze nicht befolgt wurde, unterstellte er die Staats miliz seinem Befehl und sandte zusätzlich 1000 "Paratroopers" nach Little Rock. Obwohl Fanbus gegen die "militärische Besetzung" demonstrierte, konnten nun die neun schwarzen Kinder ungehindert die Schule besuchen. Ruhe kehrte bald in Little Rock ein, jedoch brachen an fünfzig anderen Orten Rassenunruhen aus. Die politische Situation der Vereinigten Staaten 1957-1967 5 1958 gab es neue Schwierigkeiten mit Little Rocks Desegregationsplan: Wiederum hatte Gouverneur Faubus die Hand im Spiel, als die Schulen ge schlossen wurden und dann zu Privatschulen erklärt wurden. Mit einem neuer lichen Bundesgerichtsentscheid wurden aber 1959 endgültig die Schulen in Little Rock integriert. Der Kampf gegen die Rassensegregation hatte jedoch erst angefangen. Bei Kennedys Amtsantritt war der tiefe Süden der Vereinigten Staaten noch ganz beherrscht vom Widerstand der Gouverneure, Staatsparlamente, Citizens' Councils und des Ku Klux Klan. Die drei Präsidenten, die während der Jahrhundertfeier im Amt waren, ver körperten die unterschiedlichen politischen Vorstellungen ihrer jeweiligen Partei. Sie brachten aber auch aufgrundihrer Persönlichkeiten jeweils einen ei genen Regierungsstil mit. Mehr als alles andere war es zunächst eine Frage des Stils, was die Veränderung von der Eisenhower-zur Kennedy-Regierung aus machte. Der neue Stil und mit ihm eine frische, schwungvolle Stimmung hatten Auswirkungen in gesellschaftlicher wie politischer Hinsicht: sie gaben den Ton für neue politische und intellektuelle Impulse an, die bis dahin unter den Zwängen des Kalten Krieges und der Angst vor einem nuklearen Armageddon nicht zur Entwicklung gekommen waren. Von den drei Problembereichen, die in Eisenhowers zweiter Amtsperiode dominiert hatten, schien der der äußeren Krisenbewältigung unter Kennedy zunächst am wenigsten eine neue politische Konzeption zu erfordern. Kenne dys erstes und größtes Fiasko war noch ein direktes Erbe der Politik Eisenhow ers gegenüber Kuba: Am 17. April 1961 fand die geplante Invasion in der Schweinebucht statt. Das Projekt basierte auf der irrigen Annahme, daß Ca stro ohne Schwierigkeiten gestürzt werden könne, weil die Einwohner Kubas die Invasionsarmee voll unterstützen würden. Innerhalb von 72 Stunden aber hatte Castros Armee den Invasionstruppen eine Niederlage bereitet. Kennedy erfuhr schärfste Kritik für sein Vorgehen: Er wurde einerseits als Versager ge stempelt, weil er die Invasion nicht mit Hilfe angemessener militärischer Un terstützung durchgesetzt hatte, und andererseits als Aggressor verurteilt, weil er den internationalen Code gutnachbarschaftlicher Beziehungen verletzt hät te. Ganz noch im Rahmen der Eisenhowerschen Ost-West-Strategie stand auch das Vorgehen Kennedys in Südostasien. Guerillakämpfe in Laos und Vietnam wurden bald nach Kennedys Amtsantritt intensiver. Eine Warnung des ameri kanischen Präsidenten an die sowjetische Adresse brachte keinen Nachlaß der Aktivitäten, und da weitere Maßnahmen der Vereinigten Staaten unterblie ben, sah sich Chruschtschow in seiner Meinung bestärkt, daß er es mit einem unerfahrenen und leicht einzuschüchternden amerikanischen Präsidenten zu tun habe. Kennedys Politik in Südostasien mußte zwar Rückschläge in Laos hinnehmen, unterstützte aber mit militärischer und wirtschaftlicher Hilfe tat-

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