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Der Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe PDF

206 Pages·2011·25.183 MB·German
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Book Beiheft zur zeitschrift für D EUTSCHE PHILOLOGIE Der Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe Herausgegeben von BernHarD FiScHer und norBert oellerS ES erich schmidt verlag BEIHEFTE ZUR ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE PHILOLOGIE Herausgegeben von Werner Besch · Norbert Otto Eke · Eva Geulen · Thomas Klein · Norbert Oellers · Ursula Peters · Hartmut Steinecke · Helmut Tervooren 14 Der Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe Herausgegeben von Bernhard Fischer und Norbert Oellers E R I C H S C H M I D T V E R L A G Weitere Informationen zu diesem Titel finden Sie im Internet unter ESV.info/978 3 503 12256 1 . Mit freundlicher Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung Gedrucktes Werk: ISBN 978 3503 12255 4 eBook: ISBN 978 3 503 12256 1 Alle Rechte vorbehalten © Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 2011 www.ESV.info Ergeben sich zwischen der Version dieses eBooks und dem gedrucktem Werk Abweichungen, ist der Inhalt des gedruckten Werkes verbindlich. INHALT Vorwort.......................................................................................................................... 7 Bernhard Fischer, Literaturpolitik und Pietas. Zum Hintergrund der Erstausgabe des ‚Briefwechsels zwischen Schiller und Goethe‘ bei Cotta (1828/29)................................................................................................ 9 Norbert Oellers, Zur Geschichte des Briefwechsels zwischen Schiller und Goethe............................................................................................................. 23 Wilfried Barner, Brief oder Essay? Gedankenexperimente in Schillers und Goethes Korrespondenz................................................................................ 35 Alice Stašková,Stil und Rhetorik im Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe............................................................................................................. 53 Walter Hinderer, Kreative Gegensätze. Zum ästhetischen Diskurs zwischen Goethe und Schiller.............................................................................. 69 Bernd Witte, Paradoxien der klassischen Literatur. Goethes frühe Mitarbeit an Schillers ‚Horen‘.............................................................................. 85 Shu Ching Ho, Ausgleich der Gegensätze. Zur Bedeutung der Kantischen Philosophie im Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe............................ 101 Volker C. Dörr, Über epische und dramatische Dichtung von Goethe und Schiller............................................................................................................. 121 Rolf-Peter Janz, Kontroversen um den Dilettantismus......................................... 137 Lesley Sharpe, Goethes und Schillers Theaterpartnerschaft. Ästhetik und Praxis im Spiegel ihres Briefwechsels.......................................................... 149 Kurt Wölfel, Ein „Rettungsmittel“? Zu einem Satz in Schillers Brief vom 2. Juli 1796...................................................................................................... 163 Ernst Osterkamp, Wir. Was Goethe und Schiller unter Freundschaft verstehen.................................................................................................................. 179 5 VORWORT Nach dem, was lange Zeit zwischen den beiden stattgefunden oder, mehr noch, was nicht stattgefunden hatte, war es für Schiller überraschend, dass Goethe sich auf seine Werbung vom 13. Juni 1794 überhaupt zur Mitarbeit an den „Horen“ und an deren Redaktionsausschuss bereit erklärte: „Ich werde mit Freuden und von ganzem Herzen von der Gesellschaft seyn“, antwortete er am 24. Juni 1794. Tatsächlich war es, wie sich Goethe nach über 20Jahren lebhaft erinnerte, ein „glückliches Ereigniß“, dass schon am 20. Juli jene legendäre Begegnung in Jena nach einer Zusammenkunft der Naturfor- schenden Gesellschaft stattfand, bei der Schiller die „Urpflanze“, die ihm Goethe „mit manchen charakteristischen Federstrichen […] vor seinen Augen entstehen“ ließ, als „Idee“ apostrophierte: „das ist keine Erfahrung“. Goethes Verdruss über diese gegen ihn gerichtete Erklärung wich noch im selben Gespräch dem Erstaunen über Schillers „Anziehungskraft“, die durch „Lebensklugheit und Lebensart“ bestimmt war. Schiller nahm Goethe für sich ein, durch die Sicherheit im Urteil, durch den ‚richtigen‘ Ton, durch die Wahrung respektvoller Distanz und ungezwungener Offenheit. „Für mich insbesondere war es ein neuer Frühling, in welchem alles froh neben einander keimte […]. Unsere beiderseitigen Briefe geben davon das unmittelbarste, reinste und vollstän- digste Zeugniß.“ Der Briefwechsel umfasst bis zu Schillers Tod am 9.Mai1805mehr als 1000 Briefe und Billets; er ist fast vollständig im Goethe- und Schiller-Archiv über- liefert. Schillers unmittelbar wirkende Anziehungskraft überwand das Trennende, das vor al- lem Goethe jahrelang neben Schiller hatte herleben, ja ihn hatte geflissentlich vermei- den lassen. Als Schiller im Juli 1787 nach Weimar kam, war Goethe in Italien, als der ungeduldig Erwartete zurück war, nahm er vom Verfasser der „Räuber“, die ihm eine längst glücklich überwundene Epoche seines eigenen Werks repräsentierten, keine No- tiz. Das führte bei Schiller zu heftigen Reaktionen, in denen die Bewunderung des ge- nialen Dichters zurückgedrängt wurde durch den Zorn auf den Menschen Goethe. „Oefters um Goethe zu sein, würde mich unglücklich machen: er hat auch gegen seine nächsten Freunde kein Moment der Ergießung, er ist an nichts zu fassen; ich glaube in der That, er ist ein Egoist in ungewöhnlichem Grade. […] Ein solches Wesen sollten die Menschen nicht um sich herum aufkommen lassen. Mir ist es dadurch verhaßt, ob ich gleich seinen Geist von ganzem Herzen liebe und groß von ihm denke.“ (Brief Schillers an Körner vom 2. Februar 1789.) Bedenkt man, welche Bedeutung der freie ‚Austausch‘ im Seelenleben Schillers hatte, wie sehr sogar sein Philosophieren dem Dialog verpflichtet ist, dann ist seine Enttäu- schung über die von Goethes olympischer Haltung zur Schau gestellte Selbstgenügsam- keit durchaus verständlich. Ebenso verständlich ist aber auch, dass Goethes Haltung seine Anziehungskraft nochmals steigerte, denn: „Wie gros mus das Originalgenie also seyn, das weder in seinem Himmelstrich und Erdreich noch in seinem gesellschaftli- chen Kreis Aufmunterung findet, und aus der Barbarei selbst hervorspringt.“ (Brief Schillers an Reinwald vom 21. Febr. 1783.) Dieses Motiv entfaltet Schillers staunens- werter Werbebrief vom 23. August 1794 in grandioser Weise. Seine Darlegung von Goethes intellektueller Physiognomie und der Eigenart seines Geistes war für Goethe eine einzigartige Begegnung mit sich selbst. Mit der Formulierung, als in die „nordische 7 Vorwort Schöpfung“ geworfener „griechischer Geist“ habe er „auf einem rationalen Wege ein Griechenland […] gebähren“ müssen, fühlte Goethe sich in seinem Widerstand gegen seine eigene Epoche, in seiner Einsamkeit wie in seinem Werk zutiefst verstanden. Schiller, der nur wenig später, am 31. August, auf Goethes ausdrücklichen Wunsch hin eine komplementäre Selbstcharakteristik seines spekulativen Geistes lieferte, weckte als verehrungsvoller und liebenswürdiger Gesprächspartner wie als theoretisches Reflexi- onsmedium sein Interesse. So lebhaft und selbstverständlich ihnen der freie Austausch über den Alltag, über lite- rarische und prosaische Tagesgeschäfte, Spielplan und Inszenierungen des Hoftheaters, Klatsch, die wechselseitigen Charakteristiken und Kritiken von Menschen und Werken wurde, so blieben Goethe und Schiller doch eine Gemeinschaft von „Geistesantipoden“ (Goethe), die sich in ihrer Eigenart anerkannten, ja bestätigten und ergänzten, die sich über grundlegende ästhetische Fragen austauschten und verständigten, ohne dass dies zur Festlegung auf eine gemeinsame oder auch nur persönliche Doktrin geführt hätte. Goethe profitierte von Schillers Erfahrung in Verlagsangelegenheiten (vor allem bei den Verhandlungen mit Cotta), von ihm als Redakteur und ebenso scharfsinnigem wie kon- struktivem Kritiker. Einig waren sie sich fast stets in ihren Ansichten über das niveau- lose Publikum, über die Herrschaft des Mittelmaßes in Kunst und Moral sowie über die Wechselfälle des politischen Lebens. Wie innig der Bund war, in dem „im Grunde keiner ohne den andern leben konnte“, zeigt, dass Goethe, als er mit der Ordnung seines Nachlasses und der „Ausgabe letzter Hand“ Leben und Werk in eine, wie er hoffte, bleibende Form brachte, durch den 1828/29 von Cotta verlegten „Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1794 bis 1805“ seinem „hohen Freund“ Schiller und ihrer Freundschaft ein stattliches Denkmal setzte. Der in nicht wenigen Ausgaben verbreitete Briefwechsel wurde zu Schillers 250. Ge- burtstag zum ersten Mal nach den Prinzipien einer historisch-kritischen Edition veröf- fentlicht. Aus diesem Anlass fand vom 1. bis zum 3.Oktober2009 in Weimar ein von der Fritz Thyssen Stiftung und dem Reclam Verlag gefördertes Internationales Sympo- sium statt, dessen Ergebnisse – in den zu Aufsätzen erweiterten Vorträgen – im vorlie- genden Beiheft zur „Zeitschrift für deutsche Philologie“ zusammengefasst sind. In den vorliegenden Beiträgen werden die Briefe der Korrespondenz zwischen Goethe und Schiller einheitlich zitiert nach: Friedrich Schiller/Johann Wolfgang Goethe. Der Briefwechsel. Historisch-kritische Ausgabe, hg. von Norbert Oellers unter Mitarbeit von Georg Kurscheidt, Stuttgart (Philipp Reclam jun.) 2009; Band 1 (= „BW 1“): Text, Band 2 (= „BW 2“): Kommentar. Weimar und Bonn, Mai2010 Bernhard Fischer und Norbert Oellers 8 LITERATURPOLITIK UND PIETAS. Zum Hintergrund der Erstausgabe des ‚Briefwechsels zwischen Schiller und Goethe‘ bei Cotta (1828/29) von Bernhard Fischer, Weimar Abstract Der Aufsatz behandelt die literaturpolitische Motivation der Erstausgabe hinsichtlich der zeitgenössichen Literatur und im Blick auf den Widmungsadressaten König Ludwig I. von Bayern im Zusammenhang mit der Typologie der bei Cotta erschienenen Klassikeraus- gaben. This article reviews the literature on the political motivation of the first edition of the cor- respondence between Schiller and Goethe from the perspective of contemporary literature and in view of the dedication addressed to King Ludwig I of Bavaria in connection with the typology of the editions of the classics published by Cotta. Die Ausgabe des „Briefwechsels zwischen Schiller und Goethe“ war für Cotta zweifel- los ein Denkmal tief gefühlter Verbundenheit mit den beiden Autoren1, deren Werk zu verlegen, mit denen nicht nur geschäftlich, sondern auch persönlich, freundschaftlich umgehen zu dürfen, er zu seinem höchsten Glück zählte. Insofern wollte es eine beson- ders unselige Ironie der Ereignisse, dass es über dieser Ausgabe durch die Gier der Söh- ne um ein Haar zum Bruch zwischen Goethe und ihm gekommen wäre. Schillers Söhne waren bei Cotta verschuldet; um einer Verrechnung des Honorars mit ihren Schulden zu entgehen und an Bares zu kommen, benutzten sie Goethe, dass er erst nach der Be- zahlung das Manuskript an Cotta ausliefern wollte.2 Goethes Hinweis, dass er sich we- gen seiner Verantwortlichkeit gegenüber den Schillerschen Erben „auf alle Fälle vorzu- sehen“ habe, traf Cotta so sehr, dass er Goethe in tiefstem Selbstmitleid und voller Selbstgerechtigkeit seine immer bewiesene Großzügigkeit bis auf den Taler vorrechne- te.3 Goethe fand das „von der Art, daß man mit Ehren darauf nicht antworten kann“.4 Siglen: DLA/CA Deutsches Literaturarchiv Marbach/Cotta-Archiv (Stiftung der „Stuttgarter Zeitung“) GSA Goethe- und Schiller-Archiv, Klassik Stiftung Weimar 1 S.J.F. Cotta an Goethe, 8.Mai1824 (Goethe und Cotta. Briefwechsel 1797–1832. Textkriti- sche und kommentierte Ausgabe in 3 Bänden, hg. von Dorothea Kuhn. Stuttgart 1979–1983 [Ver- öffentlichungen der Deutschen Schillergesellschaft 31.–33.2.], im Folgenden zit. als: Kuhn I–III. 2; hier: Kuhn II, S.113) mit dem Wunsch, „daß ich seinerZeit die Originalien besizen möchte, als ein theures seltenes Denkmal für meine Nachkommen –“ 2 Goethe an J.F. Cotta, 17. Dezember1827 (Kuhn II [Anm.1], S.228). 3 J.F. Cotta an Goethe, 11.Februar1828 (Kuhn II [Anm.1], S.227.) 4 Goethe an Sulpiz Boisserée, 8.März1828 (Kuhn, Bd.III. 2 [Anm.1], S.182.) 9

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