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Der Bauingenieur in der Praxis: Eine Einführung in die wirtschaftlichen und praktischen Aufgaben des Bauingenieurs PDF

503 Pages·1927·26.188 MB·German
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Der Bauingenieur in der Praxis Eine Einfuhrung in die wirtschaftlichen und praktischen Aufgaben des Bauingenieurs von Theodor Janssen Profeuor, Reg.-Baumehter a. D. Zweite, neubearbeitete und erweiterte Auflage Berlin Verlag von Julius Springer 1927 ISBN-13: 978-3-642-89902-7 e-ISBN-13: 978-3-642-91759-2 DOl: 10.1007/978-3-642-91759-2 AIle Bechte, insbesondere das der Obersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Softcover reprint of the hardcover 2nd edition 1927 Vorwort. Die Herausgabe der eraten Auflage diesea Buches im Jahre 1913 war ein Versuch, um dem jungen Bauingenieur den Eintritt in die Praxis zu erleichtern. Dieser Versuch hat Anerkennung und, wie ich zu meiner Freude festatellen kann, auch Nachfolger gefunden. Mancherlei Arbeiten sind inzwischen von Ingenieuren aus dem Gebiete der Bauwirtschaft und des Baubetriebes sowie der allgemeinen Wirtschaftslehre erschienen. Infolge des Krieges und der politischen Umwalzungen vom 9. Nov. 1918 haben sich aber die Auffassungen und die wirtschaftlichen Verhaltnisae wesentlich geandert und auch heute ist noch alles in der Umbildung begriffen. Diesem Neuen mu13te bei der Bearbeitung der neuen Auflage Rechnung getragen werden, neue Fragen durften nicht unberiicksichtigt bleiben. So war eine vollstandige Neubearbeitung notwendig, bei welcher die Wirtschafts- und Sozialpolitik und insbesondere die Kosten berechnungen und Bauausfiihrung eine Erweiterung erfahren haben, wohingegen die allgemeine Wirtschaftslehre eingeschrankt und die Verkehrslehre und Buchfiihrung fortbleiben konnten, weil sie bereits in dem 1925 erschienenen Buche des Verfassers "Technische Wirtschafts lehre" ausfiihrlich behandelt sind. lch hoffe, da13 es mir gelungen ist, dem jungen Bauingenieur auch unter den gegenwartigen schwierigen wirtschaftlichen Verhaltnissen eine Anleitung zur Einarbeitung in die praktische Tatigkeit zu geben. Berlin, im Marz 1927. Theodor Janssen. Inhaltsverzeichnis. I. Wirtschaftslehre. 8e\te 1. Technik und WirtBchaft . . . . . 1 2. Grundbegriffe der Wirtschaftslehre 8 3. Das wirtschaftliche Prinzip . 17 4. Wirtschaftspolitik . . . 20 5. Betriebswirtschaftslehre 30 6. Die Untemehmung . . 53 7. Die Berufsvereine . . . 64 II. Soziallehre. 1. Aligemeines. . . . . . . . . . . . . . 75 2. Soziale Fiirsorge . . . . . . . . 77 a) Krankenversicherung ....... . 83 b) Invaliden- und Hinterbliebenenversicherung 87 c) Unfallversicherung 90 d) Angestelltenversicherung 99 e) Erwerbslosenfiirsorge 103 f) Arbeitnehmerschutz 109 g) Arbeitsnachweis 111 3. Arbeiter und Angestelltenrecht a) Arbeitsvertrag . . . 114 b) Arbeitszeitregelung . 119 c) Arbeitsordnung . . . 122 d) Tarifvertrag . . . . 123 e) Betriebsvertretungen 127 ill. Kostenbereehnungen. 1. Grundlagen der Kostenberechnung 130 2. Die Selbstkostenberechnung 140 3. Die Kostenarten a) Baustoffe ...... . 156 b) Arbeitslohne . . . . . . 183 c) Betriebsmittel . . . . . 202 d) Betriebs- und Hilfsstoffe 219 e) Gemeinkosten ..... 221 4. Die Veranschlagung . . . . . . . . 225 Veranschlagung einer Nebenbahn . 247 IV. Die Bauausfiihrung. 1. Die V orbereitungsarbeiten a) Genehmigung der Bauentwiirfe und Bewilligung der (}eldmittel 255 b) Die Bauleitung 256 c) Die Bauerlaubnis 258 d) Der Grunderwerb 262 e) Der Arbeitsplan 265 f) Rechtsfragen 266 Inhaltsverzeichnis. v Selte 2. Die Bauverdingung a) Bauausfiihrung im Eigenbetriebe oder durch Unternehmer 276 b) Das Verdingungswesen 278 c) Die Verdingungsarten 292 d) Das Verdingungsverfahren . 295 e) Die Verdingungsunterlagen 304 3. Der Bauvertrag a) Formen der Vertrage . . . 310 b) Der Werkvertrag 311 c) Die Vertragsbedingungen . . . 325 d) Das schiedsrichterliche Verfahren 330 4. Die Bauarbeiten 342 a) Erdarbeiten . . . . . . . . . . 343 Bodengewinnung . . . . . . . . 344 Bodenforderung '" . . . . . . 362 Kostenberechnung der Baggerbetriebe 384 b) Wasserhaltungsarbeiten . . . . . . . 403 c) Rammarbeiten . . . . . . . . . . . 408 d) Beton- und Maurerarbeiten . . . . . . 418 Holzbedarf und Kosten fiir Schalungen . 420 Kostenberechnung fUr Eisenbetondecken 439 e) Eisenarbeiten ............ 445 5. Preisberechnung fUr eine Eisenbeton-Bogenbrticke 450 Anlagen. 1. Gefahrtarif der Tiefbau-Berufsgenossenschaft . . . . . . . . .. ,.1,61 2. Arbeitsbedingungen fiir Notstandsarbeiter ....... ... 463 3. Allgemeine Bestimmungen tiber die Annahme und Entlassung von Arbeitnehmern beim Bau des Weser-Elbe-Kanals . . . . . . . . 464 4. Allgemeine Bestimmungen tiber die Arbeiterfiirsorge ebenda . . . 466 5. Verordnung tiber die Einstellung und Beschaftigung auslandischer Arbeiter . . . . . . . . . . . . . . . . 470 6. Normalarbeitsordnung fUr das Tiefbaugewerbe . . . . . 475 7. Lohnabkommen fUr das Baujahr 1926. . . . . . . . . 478 8. Reichstarifvertrag fUr die technischen Angestellten im Hoch-, Beton- und Tiefbaugewerbe . . . . . . . . . . . . 480 9. Allgemeine Verbindlichkeit der Vereinbarung tiber die Einrichtung einer besonderen Betriebsvertretung fiir das Baugewerbe 487 Sachverzeichnis ...................... 491 I. Wirtschaftslehre. 1. Technik und Wirtschaft. Die Beziehungen zwischen Technik und Wirtachaftl) waren lange Zeit unterbrochen und nicht erkannt. Wir finden im 18. Jahrhundert noch in Deutschland eine Verbindung von Technik und Wirtschaft in den Kameralwissenschaften, welche einerseits die allgemeinen Lehren von der Land- und Forstwirtschaft, von dem Bergbau, dem Ge werbe und Fabrikwesen, andererseits auch die theoretischen Grund satze der Wirtschaftslehre und der Volkswohlfahrtspflege sowie der Finanzwirtschaft in ihrer urspriinglichen Gestalt umfaBten. Aber die Entwicklung der Kameralwissenschaften wurde Ende des 18. Jahr hunderts durch den iibermachtigen EinfluB der Lehre von Adam Smith unterbrochen, und sie unterlagen dann den neuen englischen Theorien auf dem Gebiete der Volkswirtschaftslehre und Wirtschafts politik. Es fand jetzt eine Trennung von Technik und Wirtschaft statt, die Kameralwissenschaften Wsten sich auf in Technik, Volkswirtschafts lehre, Verwaltungslehre und Finanzwissenschaft. Das Band zwischen der Technik und den Wirtschaftswissenschaften war zerrissen. Technik und Wirtschaftswissenschaften gingen fortan ihre eigenen Wege. Die Wirtschaftswissenschaften entwickelten sich an den Universitaten zu reinen Geisteswissenschaften, und die Technik fand in den polyt ech nischen Schulen ihre selbstandige Pflegestatte, an welcher der technische Fortschritt sozusagen als Selbstzweck betrieben wurde, so daB jegliche organische Bindung mit den Wirtschaftswissenschaften fehlte. Man kann das Unterliegen der Kameralwissenschaften heute nur mit groBem Be dauem feststellen, denn die Folgezeit zeigt bis auf den heutigen Tag nur eine groBe Verwirrung der Begriffe und Anschauungen. Die Entwicklung der modemen Technik brachte es mit sich, daB die technischen Wissenschaften einen immer groBer werdenden Umfang annahmen, so daB eine Spezialisierung eintreten muBte. Und so sehen wir denn am Ende des 19. Jahrhunderts diese Entwicklung in einem schrankenlosen Sieg des Spezialismus und in einer Verselbstandigung der Einzelwissenschaften enden. Die Nachteile einer solchen Einseitigkeit blieben aber nicht aus, und es setzen daher jetzt die Bestrebungen ein, 1) Nii.heres iiber die Begriffe sowie die geschichtliche Entwicklung von Technik und Wirtschaft siehe Janssen, Th.: Technische Wirtschaftslehre. Leipzig 1925. Janseen, Baulngenieur. 2. Auf!. 1 2 Wirtschaftslehre. die Verbindung von Technik und Wirtschaft wiederherzustellen. Die beiden Probleme, die mit dem Fortschreiten der Technik in den Bereich der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften einbezogen werden muBten, sind das wirtschaftliche System der Technik und die Technik als Kulturwissenschaft. Der Entwicklungsgang der Technik wurde ausschlaggebend dadurch bestimmt, daB ihre Entfaltung in das Zeitalter des Freihandels, der individualistischen Wirtschaftsordnung fiel. Alle Fortschritte der Technik wurden unmittelbar der Wirtschaft dienst bar gemacht, und daher galt in der ganzen, nach historischer Methode aufgebauten Nationalokonomie die moderne Technik nur als ein Ar beitsmittel im Wirtschaftsleben, als ein Behelf der Wirtschaft. Die Er kenntnis von Wesen und Bedeutung der modernen Technik war der volkswirtschaftlichen Betrachtung vollstandig entriickt, und erst eine neue Wissenschaft, die auf den Naturwissenschaften basierende Theorie der Technik konnte der Volkswirtschaftslehre das Verstandnis der neuen Materie vermitteln1). Die altere Volkswirtschaftslehre hatte sich von den Kameralwissenschaften her eine synthetische Betrachtung aller Vorgange des Kultur- und Wirtschaftslebens bewahrt. So unter scheidet noch Karl Heinrich Rau2) in dem der Arbeit als Giiter quelle gewidmeten Abschnitt seiner "Politischen Okonomie" in der Gruppe der "Wirtschaftlichen Arbeiten" erstens die Urproduktion, Bergbau und Landwirtschaft, und zweitens die Technische Produk tion, umfassend Gewerksarbeit, Industrie, Baukunst usw. Aber die Industrietechnik hatte in der zweiten Halfte des vorigen Jahrhunderts eine derart uniibersehbare und unvermittelte Entwicklung genommen, daB ihr Gebiet einer eingehenden volkswirtschaftlichen Betrachtung immer mehr entriickte. Und wie die handwerksmitBige Oberlieferung in der industrialisierten Bevolkerung rasch verblaBte, so endete die empirische Betrachtung der Maschinentechnik vor der tJbermacht neu artiger, an nichts Bisheriges ankniipfender Erscheinungen. Diese Er scheinungen und damit die gesamte Technik wieder in den Bereich der Betrachtungen der Volkswirtschaft zu ziehen, ist das Verdienst Em an u el H errmanns, des Professors der politischen Okonomie an der Technischen Hochschule Wien3). Seine Untersuchungen bilden den Ausgangspunkt des wissenschaftlichen Systems technischer Arbeitsvorgange. Er geht von der Kulturbedeutung der modernen Technik aus, aber sein System umfaBt ausschlieBlich die Industrietechnik, weil er ihr die groBte ethische Bedeutung beimaB. "Freiheit und Macht sind die Ziele der Menschheit seit ihren ersten Kulturbestrebungen, nur die Wege, dazu zu gelangen, waren verschiedene. Aber der sicherste, wenn auch mUhe vollste Weg unter allen bisherigen (Religion, Kunst, Wissenschaft usw.) ist gewiB jener der technischen Wissenschaft. Auf diesem Wege ent- 1) Brunner, Dr. Karl H.: Baupolitik aIs Wissenschaft. Wien 1925. 2) Rau, Dr. K. H.: Lehrbuch der politischen Okonomie. 8. Aufl. Heidelberg 1868. 3) Herrmann, Dr. E.: Prinzipien der Wirtschaft. Wien 1878, und Technische Fragen und Probleme der modemen Volkswirtschaft. Leip zig 1891. Technik und Wirtschaft. 3 ringen wir uns dem Absolutismus des Himmels, der Schonheit, des Schwertes, der Meinung am vollstandigsten und werden auf die exak teste Weise frei nach allen Richtungen, auf diesem Wege bezwingen wir die Natur und uns selbst." Wenn hiernach Herrman auch nicht im entferntesten an einen MiBbraueh der Technik dachte, so waren ihm doch die Gefahren, welehe dieser erstrebten Freiheit eben durch die einseitige Pflege der Wirtschaft drohten, noch nicht gewartig, sonst hatte er seinem System der technischen Wirtschaft gewiB ein solches der sozialen Forderungen beigegeben. Eine organische Verbindung fand das wirtschaftliche System der Teehnik mit der Volkswirtschaft dann durch Julius Wolf, indem er erstmalig 1892 und ausfiihrlicher in seiner "Nationalokonomie als exakte Wissenschaft"l) zu den von der klassischen Volkswirtschafts lehre anerkannten Produktionsfaktoren: Natur, Arbeit und Kapital, den der "Technischen Idee" zufiigte. Hierin lag ein bedeutender Fort schritt, daB nunmehr die aller angewandten, schaffenden Technik zu grunde liegende Idee erkannt und gewertet wurde. Die Theorie der Technik wurde zuerst in grundlegender Weise von Reuleaux angebahnt, der die technische Wissenschaft als einer der ersten iiber die Grenzen ihrer Spezialgebiete fiihrte und in einem Vor trage im Niederosterreichischen Gewerbeverein vom Jahre 18842) die Frage aufwarf: "Welehe Stellung nimmt die Technik unserer Tage eigent lich in der Gesamttatigkeit am Kulturproblem ein? Eine Stellung, von welcher wir uns, wie mir scheint, lange nicht so genau Rechenschaft geben aIs von der sozialen und okonomischen Wichtigkeit, welche wir der Technik beimessen". Reuleaux schopfte damals aIs erster die Er kenntnis, daB die "wissenschaftliche Technik die Tragerin der Kultur, der kraftvollen unermiidlichen Arbeiterin im Dienste der Gesittung und Bildung des Menschengesehleehtes" sei. Die weitere Behandlung des Problems blieb aber vereinzelt, und es klingt wieder wie aus moderner Ansehauung gesproehen, wenn Professor Ad. Ernst in einer dem gleiehen Thema gewidmeten Festrede im Polyteehnikum Stuttgart im Jahre 18883) erklart: "Die sozialen Ver haltnisse riehten an die gebildeten Vertreter der Teehnik die eindring liche Mahnung, nicht nur wissenschaftliche und wirtschaftliche Produkte zu liefern, Lohn und Brot unter die arbeitenden Klassen auszuteilen, sondern auch mit der Entschlossenheit eines festen Charakters fiir die sittlichen Wahrheiten einzutreten, welche sich dem Industriellen wie dem Forscher stets offenbaren." Ernst wandte sich in seiner Rede ins besondere gegen die Geringschatzung des Baugewerbes und gegen das Vorherrschen des nackten Niitzlichkeitsprinzips im technischen Schaffen. Man stand damaIs noch vollstandig unter der Vorherrschaft des rein okonomischen Denkens, und nur schrittweise machten sich in der vor wiegend auf das okonomische Moment eingestellten Nationalokonomie 1) Wolf, Julius: NationalOkonomie als exakte Wissensehaft. Leip zig 1908. 2) Reuleaux, F.: Vortrag iiber Kultur und Technik. Wien 1884. 3) Ernst, Ad.: Kultur und Technik, Z. d. V. d. I., 1888. 1* 4 Wirtschaftslehre. Lehrmeinungen geltend, welche geeignet waren, der Technik zu ihrer richtigen, kulturellen Einschatzung zu verhelfen. Werner Som bart Buchta die Technik ala den Inbegriff aller derjenigen Fahigkeiten und Kenntnisse zu fassen, die dazu dienen, in zweckmaBiger Weise die Dinge der auBeren Natur zu niitzen. Gegeniiber der Gebundenheit der Wirtschaft ala "geordneter Unterhaltsfiirsorge" erklart er, in "Ober einstimmung mit Emanuel Herrmann, ala das Entwicklungsprinzip der Technik die "Freiheit", die Befreiung der Menschen von den Schranken der Natur, von ortlicher wie zeitlicher Gebundenheit, und zwar nicht die Befreiung des einzelnen, sondern vielmehr die Be freiung der Menschheit ala Ganzes!). Von grundlegender Bedeutung fiir die Bestrebungen der neueren Zeit, das Gesamtgebiet der Technik in Bezug zur Volkwirtschaftslehre zu bringen, sind die Werke von Max Kraft2), welcher lange Jahre ala Professor der Technologie an der Technischen Hochschule in Graz wirkte. In seinem Werke "System der technischen Arbeit" und in der spateren Schrift "Giiterherstellung und Ingenieur in der Volkswirt schaft" hat er der bisherigen Sonderstellung der technischen Wissen schaften dadurch ein Ende bereitet, daB er die Gesamtmaterie der Technik von Gesichtspunkten der Volkswirtschaft beleuchtet und fur die erhOhte Anerkennung ihrer wirtschaftlichen Bedeutung eintritt. Kraft ging nicht von der historischen Richtung der NationalOkonomie (Roscher, Schmoller u. a.) aus, sondern schuf einen neuen, das Ge samtgebiet der wirtschaftlich nutzbar gemachten Technik urspriinglich erfassenden Aufbau des Stoffes durch dessen Gliederung nach den Produktionselementen: Energie, Materie, Zeit und Raum. Seine Lehre war fur die richtige Erkenntnis der wesentlichen Inhalte technischen Schaffens in der Volkswirtschaft von groBter Bedeutung, aber mit seiner rein mechanischen und energetischen EinsteHung konnte er doch dem modernen Bau- und Verkehrswesen nicht gerecht werden. Wenn er bei der Erorterung der Wechselwirkung von Materie und Energie in Zeit und Raum im Abschnitt uber die "Sicherung des Raumes als Hilfsmittel des technischen Arbeitsvorganges" aHe als Arbeitsraum dienenden Oh jekte, wie Fundamente, Geruste, Umfriedungen, aber auch StraBen decken, Magazine, Werkstatten, Stalle, Wohnraume usw. also "alIe diejenigen Produkte, deren Herstellung Zweck des Tief- und Hoch baues ist", einordnet und im Abschnitt uber die "Hilfsmittel zur "Ober leitung der aktuellen Energie auf das Produkt", zu einem SammeI begriff der industriellen Transportgerate und der Verkehrswege ein schlieBlich der StraBen- und Eisenbahnen als die "Hilfsmittel zur Her stellung und Verwendung der kinetischen Energie im Luftmedium auf fester Grundlage, Landtransport" gelangt, so muBte er mit dieser ein seitigen Begriffsbildung zu unfruchtbaren Theorien kommen. DaB daher 1) Som bart, Werner: Technik und Wirtschaft. Leipzig 1901, Ders.: Deutsche Volkswirtschaft im 19. Jahrhundert. Berlin 1913. 2) Kraft, Max: Das System der technischen Arbeit. Leipzig 1902. - Ders.: Guterherstellung und Ingenieur in derVolkswirtschaft, in deren Lehre und Politik. Wien 1910. Technik und Wirtschsft. 5 bei den staatswissenschaftlich vorgebildeten Volkswirtschaftlern eine V oreingenommenheit gegen seine theoretischen Erkenntnisse geweckt wurde, ist um so leichter zu verstehen, als Krafts Bestreben vor aHem auf eine erhOhte Einschiitzung des Ingenieurs in der Wirtschaft und in der offentlichen Verwaltung gerichtet war, wahrend nach der damals noch vorherrschenden Denkungsart in der Technik lediglich ein Behelf der Wirt8chaft und ein Arbeitsmittel im Wirtschaftsleben gesehen wurde. Knfts Verdienst liegt also darin, daB er nicht allein die richtige Er kenntnis der wesentlichen Inhalte technischen Schaffens in der Volks wirtschaft gefordert hat, sondern auch ein unermiidlicher, selbstloser Vorkampfer fiir die Stellung des Ingenieurs in der Volkswirtschaft ge wesen ist. Die Fortschritte der Technik wurden unmittelbar der Wirtschaft dienstbar gemacht und die Folge war, daB auch die Begriffe Technik und Wirtschaft vielfach gleichgestellt wurden. Erst die jiingsten Untersuchungen der Volkswirtschaftslehre haben hier eine Anderung gebracht. Die nach dem heutigen Stande der Wissenschaft erschOpfendste Darstellung fanden die Wechselbeziehungen zwischen Technik und Wirt schaft durch Professor Friedrich von Gottl-Ottilienfeld1). Er schuf, zum Teil auf dem Werke Krafts basierend, eine liickenlose Lehre von den wirtschaftlichen Prinzipien der Giitererzeugung. Diese Be schrankung auf die Produktionstechnik wird aber der gesamten Technik nicht gerecht, die EinsteHung der Produktionslehre aHein auf die Her stellung industrieller und gewerblicher Giiter, welche dem Konsum oder dem Export dienen und so die Grundlage fiir Handel und Trans portwesen bilden, ist unvollstandig und geht an dem Wesen des Bau und Verkehrswesens vorbei. Wir finden im Rahmen der Produktionslehre die Bauunternehmung als eine Raumgiiter erzeugende Tatigkeit und das Bauwesen als den Inbegriff dieser Raumgiiter hingestellt. Diese Auffassung ist aber un vollkommen und widerspricht den volkswirtschaftlichen Begriffen. Denn die Erzeugnisse des Bauwesens sind keine Giiter im wirtschaft lichen Sinne. Wenn auch ein Wohn- oder Geschaftshaus noch insofern den Charakter eines wirtschaftlichen Gutes hat, als es verkauflich ist und den Gesetzen von Angebot und Nachfrage unterliegt, so trifft dies fiir offentliche Anlagen und Gebaude nicht mehr zu. Es wird bei der Definition der Erzeugnisse des Bauwesens als Raumgiiter iibersehen, daB im ProzeB des Bauens das Wesentliche die Veranderung der Zwecke ist. Durch diesen ProzeB wird der wirt8chaftliche Charakter der Baumaterialien und der Bauherstellung auf Grund des der Arbeit zugrunde liegenden Programmes, ihres Zweckes, in einen sozialen Charakter des fertigen Baues umgebildet. Das Bauwesen wurde in der Begriffsbildung der Technik bei der Betrachtung von rein theoretisch technischer oder von kultur-philosophischer Seite gewissermaBen nur mitgenommen, d. h. seinem innersten Sinne nach iibergangen. Das 1) von Gottl-Ottilienfeld, Friedr.: Der wirtschaftliche Charakter der technischen Arheit. Berlin 1910. - Ders.: Wirtschaft und Technik, im Grundri13 der SozialOkonomik, II. Aht. 2. Teil. Tiihingen 1923.

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