Der basische Herdofenp rozeß Eine Studie von earl Dichmann Ingenieur-Chemiker Zweite, verbesserte Auflage Mit 42 Textfiguren Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH 1920 ISBN 978-3-662-24342-8 ISBN 978-3-662-26459-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-26459-1 Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Copyright 1920 by Springer-Verlag Berlin Heidelberg Ursprünglich erschienen bei Julius Springer in Berlin 1920. Vorwort.. In mehr als 20 jähriger Praxis im Herdofenbetriebe traten mir häufig Fragen entgegen, auf welche ich eine befriedigende Antwort nicht zu finden vermochte. Eine Pause in der praktischen Tätigkeit veranlaßte mich, diese Fragen im Zusammenhange zu untersuchen, und ich zog hierzu die einschlägige Literatur zu Rate soweit sie mir zu gänglich war. . Die dann noch verbleibenden Lücken suchte ich aus zufüllen, so gut ich es vermochte. So entstanden diese Blätter, und wenn ich sie hiermit der Öffentlichkeit übergebe, so geschieht das aus dem Grunde, weil die Literatur über den Herdofenprozeß immer noch sehr dürftig ist, trotzdem dieser Prozeß in der Eisenindustrie von Tag zu Tag an Bedeutung gewinnt, und weil ich hoffe, hierdurch zu weiteren AIbeiten zur Aufhellung der strittigen Probleme anzuregen. Ich ließ mich von dem Bestreben leiten, die Bedingungen aus findig zu machen, welche die beste Ausnützung aller Rohmaterialien gestatten. Da nun ein Vorgang nur dann vollständig erkannt und beherrscht wird, wenn man die Einflüsse aller Faktoren, welche sich am Geschehen desselben beteiligen, auch quantitativ zu bestimmen vermag, so wandte ich dieser quantitativen Seite besondere Aufmerk samkeit zu. Hierdurch erwuchs allerdings die Notwendigkeit, zahl reiche Rechnungen aufzunehmen, die sich mit den elementarsten Hilfs mitteln ausführen lassen. Im Betriebe vermißte ich die Lösung der Frage der Ausnutzung des Brennstoffes, daher beschäftigte ich mich eingehender mit der Theorie der Vergasungsvorgänge. Die ermittelten Resultate scheinen mir der Beachtung wert, obgleich ich noch nicht in der Lage war, alle Schlußfolgerungen durch eigene Versuche nachzuprüfen. Die be treffenden Ausführungen werden vielen wohl zu breit und zu ele mentar erscheinen, ich ließ sie dennoch ungekürzt, da sie gestatten dürften, sich wiederum schnell zu orientieren, wenn einmal das Ge dächtnis versagt, was bei den vielen in Betracht kommenden Werten 1* Ir Vorwort. leicht geschehen kann. Alle entwickelten Formeln sind überdies, so weit sie allgemeine Gültigkeit haben, im Anhange zusammengestellt, so daß man sich ihrer bedienen kann, auch ohne sie im Texte auf suchen zu müssen. Als Unterlage für die chemische Seite des eigentlichen Herdofen betriebes selbst diente mir meine im Jahre 1905 in "Stahl und Eisen" veröffentlichte Arbeit über die Verarbeitung flüssigen Roheisens im basisch zugestellten Herdofen, die ich indessen erweiterte. Dabei er schien es mir notwendig, bei der Berechnung des Eisenoxydbedarfes für die Abscheidung der Reduktionsstoffe einiie Änderungen vorzu nehmen, und zwar auch diejenigen Mengen an Eisenoxydul zu berück sichtigen, welche in der Schlacke verbleiben, die durch die einzelnen Reduktionsstoffe erzeugt werden muß. Hierdurch sind die Zahlen für den Bedarf an Eisenoxyd für das Silizium größer, für den Kohlenstoff aber kleiner geworden, während umgekehrt der Zubrand für das Silizium geringer, für den Kohlenstoff aber größer erscheint, als in der er wähnten Abhandlung. Die meisten Anregungen verdanke ich zwei lehrreichen Büchern, und zwar dem I. Teile des Leitfadens zur Eisenhüttenkunde, der "Feuerungskunde" von Th. Beckert, welcher durch seine Hinweise und seine Tabellen der Werte der spezifischen Wärmen der Gase bei ver schiedenen Temperaturen die Möglichkeit zur Errechnung der Reaktions temperaturen gab, und dem Buche "The Manufa.ctury of Iron & Steel" von H. H. Camp bell, welches eine Fülle neuer Gesichtspunkte er öffnete. Diesen sowie den vielen übrigen Herren, welche im Texte ge nannt sind, sage ich hiermit verbindlichsten Dank! Riga, November 1909. earl Dichnlann. Y orwort zur zweiten Auflage. Für die zweite Auflage des vorliegenden Buches mußte Verfa.sser sich darauf besckränken, einige inzwischen gereifte Gedanken über das Wesen der Flamme und der Reduktion des Eisens, sowie einige neuere Erfahrungen aus dem Generatorbetriebe und dem Erzroheisenprozeß aufzunehmen, von denen er annimmt, daß sie von Interesse sein werden. Dagegen mußte von einer Neuberechnung aller Zahlenwerte auf Grund neuerer Angaben für die spezifische Wärme und die Ver bindungswärme der einzelnen Stoffe, die eigentlich geplant war, ab gesehen werden. Es dürfte dies auch ziemlich belanglos sein, da nicht zu erwarten ist, daß der Charakter der betrachteten Erscheinungen durch Berücksichtigung der neueren Arbeiten auf diesem Gebiete in wesent lich anderem Lichte erscheinen könnte. Auch eine Umarbeitung des Kapitels "Der basische Herdofen prozeß und die Windfrischverfahren" mußte der anormalen Zeiten wegen unterbleiben, da es nicht möglich war, die heute geltenden Unterlagen für diese Frage zu beschaffen. In der vorliegenden Form ist das Kapitel allerdings nicht viel mehr als eine' historische Re miniszenz, allein sie führt die sonst allzu leicht in Vergessenheit ge ratende Tatsache vor, daß erst sehr kurze Zeit verflossen ist, seit wir jene märchenhaft billigen Preise hatten, Preise, bei denen wir doch alle unser sehr gutes Auskommen gehabt haben. Möchte die Erinnerung daran mithelfen zu Bestrebungen anzuregen, das Wirt schaftsleben bald wieder in gesunde Bahnen zurück zu lenken! Im. Juli 1920. Der Verfasser. Inhaltsverzeichnis. Seite 1. Einleitung. . . . . . . . . . • . • . . • . . . . 1 2. Physikalische Bedingungen in einem Herdofensystem. Auftrieb. 5 3. Allgemeines über Generatorgas . . . . . . . . . . 13 4. Die Rohstoffe für den Generatorbetrieb . . . . .. 16 a) Die festen Brennstoffe . . . . . . . . . . 16 b) Der zur Vergasung erforderliche Sauerstoff 17 5. Die Reaktionen bei der Vergasnng im Generator. Stöchiometrische Be- ziehungen ............................ . 1H a) Kohlendioxyd CO2, Verhältnis von C zu 0 und Gasvolum, das aus 1 kg C erhalten wird. . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 b) CO-Bildung. Luftgas. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . :!1 c\ Gleichzeitige Bildung von COt und CO bei der Verbrennung des C durch Luft . . . • . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 d) Verg'asung des reinen C durch Wasserdampf ..•..... 22 ei Erzeugung von CO und Haus C uud ·Wasserdampf, Wasser- gas I .......................... . 23 f) Erzeugung von CO2 und H aus reinem C und Wasserdampf, Wassergas II ...... . 24 g) Mischgas . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 h) Kohlenstoffgehalt der Gase. . . . . . . . . . 26 6. Thermische Bedingungen flir die Vergasung des Kohlenstoffes 26 7. Einfl uB der einzelnen Reaktionen auf die Reaktionstemperatur . 32 a) Energiegehalt bzw. Verbrennungswärme des Kohlenstoffes 32 b) Die Temperatur im Reaktionsraume bei der Erzeugung von Luftgas ......................... . 34 c) Einfluß der Prodnkte der Gaserzeugung auf die Reaktions- temperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 d) Mischgas mit reiner CO-Bildung . . . . . . . . . . . . . . 38 e) Der Brennwert der erzeugten Gase und der Nutzeffekt des Generators . . . . . . . ., ............. . 41 f) Die Erzengung von Mischgas mit höherem Wasserstoffgehalt . 43 g) Die Mischgaserzeugung mit vorgewärmter Vergasnngsluft 48 8. Einfluß der Unvollständigkeit der Reaktionen . . . . . 49 9. Das Destillationsgas . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 10. Das Generatorgas . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 11. Beurteilnng des Generatorganges nach der Gasanalyse. 63 12. Die Temperaturen im Generator . . . . . . . . . . . 75 Theorie und Praxis des Generatorprozesses . . . 77 Der Gehalt des Generatorgases an Wasserdampf. 82 13. Die Veränderung der Zusammensetzung des Generatorgases in Leitung und Kammern. . . . . • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 Inhaltsverzeichnis. VII Seite 14. Luftbedarf zur Verbrennung der Gase im Herdofen . . . . . . . .. 87 Luftbedarf ftir schlechtes Gas . . . . . . . . . . . . . . .. 88 15. Die Temperaturen und die Wärmeübertragung im Herdraume des Herd- ofens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 90 Einfluß der Gasqualität auf die AusnUtzung der Wärme im Herdraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 Die Ausnutzung der Wärme in den Kammern. . . . . 99 Wärmeverlust durch die Abgase beim Herdofenbetrieb . 100 16. Gas und Luft auf ihrem Wege durch das Ofensystem . . . . 102 Die Regulierung der Temperatur im Herdraum . . . . 106 Die Chemie des basischen Herdofenprozesses. 17. Rednktions- und Oxydationsprozesse . 124 18. Die chemische Wirkung der }'Iamme. . . .. . 135 ai Die Gliihspanbildung . . . . . . . . . 135 b) Die Schlaekenbildung. . . . . . . . . 136 cl Die Hilfsstoffe ftir die Schlackenbildung 139 d) Metall und Schlacke im Herdofen . . . 141 e Die Abscheidung der Verunreinigungen aus dem Eisen und i das Verhalten ihrer Oxydationsprodnkte in der Schlacke 142 1. Das Silizium. 143 2. Der Phosphor . . . . . . . . . . . 145 3. Das Mangan. . . . . . . . . . . . 147 4. Der Kohlenstoff . . . . . . . . . . 100 5. Der Schwefel im basischen Herdofen 152 6. Sauerstoff im Eisen . . . . . . . . 155 fj Zusammensetzung und Eigenschaften der Schlacke 157 a; Gehalt der Schlacke an Metalloxyden . . . . 157 b) Mengenverhältnisse zwischen Säuren und Erdbasen in den Endschlacken . 160 g~ Die Schlackenmenge . . . . . . . . . . . . . 165 h) Abbrand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 i) Das Fazit der chemischen Wirkung der Flamme 167 19. Die Wärmearbeit im Herdofen. . . . . . . . . . . . . 174 a) Der absolute Wärmegehalt von Stahl und Schlacken 174 b; Einfluß der Beimengungen des Eisens auf den Wärmebedarf bei der Stahlerzeugung . . . . . . . . . . . . . . . . " 177 20. Die Erhöhung der oxydierenden Wirkung der Flamme . . . . . . . 183 a) Reaktionen zwischen Eisenoxyd und den Reduktionsstoffen im Eisen und Eisenoxydbedarf für die Abscheidung derselben . 186 b) Energieändemngen bei der Einwirkung von Eisenoxyd auf die Reduktionsstoffe im Eisen. . . . . . . . . . . . . . . . . 187 c) Einwirkung von Eisenoxyd auf die Reduktionsstoffe im flüssigen Eisen 0 h n e Mithilfe äußerer Wärme . . . . . . . . . . .. 190 d) Einwirkung von Eisenoxyden auf die Reduktionsstoffe im Eisen unter Mithilfe der Ofenwärme . . . . . . . . . . . 192 e) Eisenoxydbedarf und Abbrand bei der Stahlerzeugnng aus flüssigem Eisen. • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196 f) Einfluß der Abscheidung der Reduktionsstoffe durch Eisenoxyd auf den Wärmebedarf ftir die Stahlerzeugnng. 202 21. Die Vorgänge im Herdofen und ihre Beurteilung . . . 202 a) Die Beurteilung der Temperatur des Metalles. 203 b; Die Beurteilung des Härtegrades des Metalles 203 VIII Inhaltsverzeichnis. 8eite cl Gase im Eisen . . . . . . . . . . . . . . . 207 dl Desoxydation. . . . . . . . . . . . . . . . 208 eJ Die Rückkohlung . . . . . . . . . . . . . 211 fl Erscheinungen beim Vergießen und Erstarren. 211 22. Die hauptsächlichsten Arbeitsverfahren des basischen Herdofenprozesses 215 al Der Schrottroheisenprozeß. . . . . . . . . . 215 b) Der Schrottkohlenstoffprozeß . . . . . . . . 2"22 cl Der Roheisenerzprozeß mit festem Einsatz. . 223 dl Der Roheisenerzprozeß mit flüssigem Einsatz. 227 1. Der Talbot-Prozeß. . . . . . 228 2. Die kombinierten Verfahren . 230 3. Das Bertrand-Thiel-Verfahren 231 4. Der Monell-l'rozeß. . . . . . 233 5. Roheismerzprozeß mit fliissigem Roheisen im gewöhn- lichen feststehenden Herdofen . . . . . . 233 23. Die Verwertung des PhosphorgehaItes des Roheisens. . . 258 24. Der basische Herdofenprozeß und die Windfrischverfahren 264 Anhang. Tabellen und Formeln. . . . 273 Drnckfehlerverzeichnis. 6322 . 100" 6322,100" Seite 42 Zeile 14 von oben lies" 8080 statt" 8080 . 52 " 9 von unten lies "C02: 7,00 cbm N" statt "CO: 7,00 cbm N"~ 4 " " 54 " 15 von oben lies ,,4 kg H-0,0899 4 " statt ,,4 kg H - 0,0899 + + 60 links Zeile 8 von oben lies ,,8,8 0,5" statt ,,3,8 0,5". " 60 rechts " 5" " "CmHn" statt "CmH1". 60" "12",, "ab freies 0" statt "ab feines 0". 10,4·100" 60 " 18 und 19 von unten lies " " 114,2 10,4· 100" statt "114·-2- . ,,+ ,,+ 67 Zeile 4 von oben lies 15,6%" statt 1,56%'~ 155 ,,22 "" "Schlacke" statt "Schacke". 170 Tabelle, Rubrik Schlacke, Zeile 1 lies u. a. i Al20ai" und \MgO'" statt \Al.,O\" und IMgi" ",; 0//O !: "/00/ \ " 07-0; " I' O/0/. 1 . 173 Zeile 10 von unten lies "verhindern" statt "verändern". 225 14 von oben lies "Erzsatz" statt "Ersatz". " " 237 11 von unten lies "gebundenem" statt "gebundenen". 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