ebook img

Der Arzt am Krankenbett: Eine Charakteristik in Bildern aus fünf Jahrhunderten PDF

159 Pages·1984·9.554 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Der Arzt am Krankenbett: Eine Charakteristik in Bildern aus fünf Jahrhunderten

Helmut Vogt . Der Arzt am Krankenbett Gewidmet dem Flensburger Arzteverein zu Selnem hundertjiihrigen Jubiliium 1884-1984 Der Arzt am Kranl{enbett Eine Charakteristik in Bildern aus fiinf Jahrhunderten Zusammengestellt und kommentiert von Helmut Vogt J. F. Bergmann Verlag· Miinchen 1984 Prof. Dr. med. Helmut Vogt Liliencronweg 6, 2390 Flensburg ISBN -13 :978-3-642-80504-2 e-ISBN- 13 :978-3-642-80503-5 DOl: 10.1007/978-3-642-80503-5 CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek: Vogt, Helmut: Der Arzt am Krankenbett: e. Charakteristik in Bildem aus 5 Jh.; [1884-1984, gewidmet d. Flensburger Arzteverein zu seinem hundertjahrlgen Jubilaum] 1 zsgest. u. kommentiert von Helmut Vogt. - Munchen: J. F. Bergmann, 1984. Das Werk ist urheberrechtlich geschutzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbesondere die der Obersetzung, des Nachdruckes, die Entnahme von Abbildungen, der Funksendungen, der Wiedergabe auf photomechanischem oder ahnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Die Vergiitungsanspriiche des § 54, Abs. 2 UrhG werden durch die "Verwertungsgesellschaft Wort", Miinchen, wahrgenommen. © J. F. Bergmann Verlag, Munchen 1984 Reprint of the original edition 1984 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden diirften. Gesamtherstellung: Kosel, Kempten 2329/3321 - 543210 Zur Einfiihrung "Wie fruehtbar ist der klemste Kreis Wenn man ihn wohl zu pflegen weiK" (Goethe, Xenien, 6. Bueh) Gibt es einen kleineren, personlicheren Kreis als den zwischen zwei Menschen? Den zwischen Freunden, zwischen Liebenden wird man als selbstverstandlich schnell akzeptieren, was aber ist mit dem ,kleinen' Kreis der Verbindung zwischen Arzt und Patient? Wie solI man ihn - mit Goethe - "wohl zu pflegen" wissen? Und: darf dieser Kreis sich beschranken auf die Verbindung zwischen Arzt und Patient allein? Sicherlich nicht. Wie noch zu zeigen sein wird, weitet sich diese Verb ind ung nach verschiedenen Seiten hin aus. Tritt der Doktor erstmalig an ein Krankenbett, so steht er einem Menschen gegeniiber, der ihm vielfaltige, teilweise sogar einander widersprechende Gefiihle entgegenbringt. Da ist die Hoffnung auf Heilung. Sie setzt voraus, daB ein guter Mediziner die Krankheit richtig zu erfassen und zu behandeln weiB. Aber wenn er sie auch erkennt, solI er dem Fiebernden stets die erschopfende Diagnose sagen? Eine alte medizinische Weisheit mahnt: "Was der Arzt sagt, muB wahr sein, abernicht alles, was wahr ist, muB er auch sagen." Erkennt derArzt etwa mit Sicherheit eine todliche Krankheit, ist es unmenschlich und auch unarztlich, dieses, zumal ohne Vorbereitung, dem Kranken mitzuteilen. Bei kompromiBlos gebrachter Wahrheit raubt man dem Kranken das starkste, lebensfOrdernde Prinzip: die Hoffnung. Dem Mediziner Schiller schwebte ahnliches vor: "Noch am Grabe - pflanzte er die Hoffnung auf." Beim Uberdenken dieser Verhaltnisse wird man finden, daB kein "kleinster Kreis" emotional vielschichtiger und existentiell tiefgreifender sich darstellt als der urn Arzt und Schwerkranken. Dieser Kreis ist von dem medizinischen Partner "wohl zu pflegen", urn zur Besserung des Kranken beizutragen. Der Helfer solI Zuversicht einfloBen, Autoritat ausstrahlen. Der Aufbau dieses Vertrau ens erfordert Zeit, Einfiihlsamkeit und eine geiibte Be£ragung. Die Festigung des Vertrauens ist keine leichte Aufgabe, auch ist sie nicht einzig Sache der Mediziner. Er steht nicht allein auf weiter Flur. Vieles kommtdazu. Der Kreis weitet sich ahnlich aus wie die erste Rundwelle, die der in einen stillen Teich gefallene Stein aufwirft und der immer weitere, groBere Wellen folgen. Der Mediziner laBt zunachst - etwa bei Quetschungen, Wunden, Schmerzen - dem Kranken korperliche Pflege angedeihen, verbindet und stillt Blutungen, verordnet Medikamente. Hinzu kommen: seelische Fiirsprache, geistige Aufrichtung sowie Entlastung von psychischem Druck. Diese Grundziige der Arzt-Patienten-Bezie hung sind seit der klassischen griechischen Zeit durch aIle Jahrhunderte gleich geblieben. Hippokrates (5.14. Jahrhundert vor Christus) hat sie ahnlich geiibt wie Galen (129-199 nach Chr.) oder Paracelsus (1493-1541). Auf manche in unserer Zeit entstandene Unterschiedlichkeiten wird spater einzugehen sein. Welle auf Welle folgt. Zunachst wird man £iir eine verniinftige Bettstatt, eine weiche Unterlage und eine warme Decke Sorge tragen. Hat der Doktor die Diagnose fest und den Behandlungsplan entworfen, stellt sich die Frage der Betreuung. Friiher oblag vor allem den Ehefrauen die Fiirsorge, in schweren Fallen griff man auf gewerbsma Bige Pflegerinnen zuriick. Hielt der Kollege damals Schropfen, AderlaB oder Klistier fiir notig, erschien ein Feldscher oder Bader auf dem Plan. 5 Falls die hausliche Betreuung nicht ausreichte, kam der PHegling ins Krankenhaus. Die Hospitaler waren im Mittelalter meist klerikal und wurden von Geistlichen geleitet und von Nonnen und Monchen betreut. Arzte spielten in ihnen anfangs eine untergeordnete Rolle, und erst nach der Wandlung des Weltbildes durch Renaissance und Reformation gewann mit den Naturwissenschaften auch die Medizin groBere Bedeutung. Die Krankenhauser wurden zunehmend stadtisch, nur daB man noch lange auf christliche Ordensschwestern zuriickgriff . Was hier in Worten dargestellt, wird durch Bilder erganzt. Man mochte ihnen sogar das Prima t zuerkennen. SchlieBlich finden sich unter der groBen Zahl medizingeschichtlicher Biicher manche, die die Rolle des Arztes besonders anvisieren und beleuchten. Aber ein Bildwerk iiber die historische Entwicklung des Mediziners in der Beziehung zu seinen Patienten hat es - so weit ich sehe - bisher noch nicht gegeben. Dies Werk beginnt mit dem Aufkommen des Buchdrucks um 1450, verfolgt die Entwicklung iiber die Ja hrhunderte bis in unsere Zeit. Die Abbildungen stammen z. T. aus medizinischen oder aus popularen Biichern, z. T. sind es Motive der Genre Malerei und -Zeichnung sowie in den letzten beiden Jahrhunderten Bilder satirischer Zeitschriften. Es sind Produkte meist unbekannter Zeichner, die mit Stift, Schnitzmesser, Stichel, Radiernadel sowie Lithographen kreide gearbeitet haben. Auch einige renommierte Kiinstler sind darunter. Dber sie und ihren Zeitstil wird einiges zu sagen sein. Doch unabhangig davon spiiren wir auf manchen der Bilder das Vertrauen, das Leidende den Helfern entgegenbringen. In dem Dargestellten selbst steckt viel Kulturgeschichtliches: das im Zuge der Zeit sich andernde Meublement der Zimmer, die Form und Fiillung des Bettes, seine Stellung im Raum, iiberdies die Gliederung und Ausstattung der Krankensale der Hospitaler. Dazu kommt die verschiedenartige Kleidung der Arzte und des arztlichen Hilfspersonals. Auch verfolgen wir die vielgestaltiger und komplizierter werdenden diagnostischen und therapeutischen MaBnahmen. In der Darstellungsart und dem Dargestellten lassen sich die Stilarten der Kunst vortrefflich verfolgen. Gotisch sind die ersten Bilder, es herrscht die rheinische Stilrichtung vor. Das Umschlagen in die Renaissance-Kunst geht von Italien aus. Das 17. Jahrhundert ist das Zeitalter des Barock, der im 18. in die zierliche Eleganz des Rokoko auslauft. In diesem Jahrhundert schieben sich auch Karikaturen in die bisher ernsten Darstellungen, die im 19. fast vorherrschen. Paracelsus betont: "Arzt ist, wer Not wendet./I Diese zentrale Menschheitsaufgabe sei in den nachfolgenden Blattern unter vielerlei Blickwinkeln betrachtet und besprochen. 6 Inhalt Zur Einfuhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 5 Medizingeschichtliche Erscheinungsformen im Spiegel der Lander 15. Jahrhundert. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 8 16. Jahrhundert. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 27 17. Jahrhundert. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 50 18. Jahrhundert. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 86 19. Jahrhundert .......................... 114 20. Jahrhundert (bis in die Gegenwart) ........ 142 Schrifttum ............................... 159 Bildnachweis ............................. 160 Das 15. Jahrhundert Die Wende zur Neuzeit bahnt sich an. Das mittelalterliche Empfinden wird durch ein neues Lebensgefiihl abgelost. Der im theozentrischen Weltbild himmelwarts gerichtete Blick wendet sich jetzt mit Neugier und Teilnahme dem Irdischen zu. Viel mehr als dem christlichen Universum gilt nun dem menschlichen Individuum das Interesse. Auf fast allen Gebieten treten Veranderungen, Entdeckungen zutage. Das ein Jahrhundert vorher von dem Monch Berthold Schwarz eingefiihrte Schiegpulver ermoglicht den Gebrauch von Feuerwaffen, die dem Rittertum argen Abbruch tun. Zum Schwarzpulver kommt die schwarze Kunst des Buchdrucks. Die Malerei bliiht. Meisterwerke von Botticelli, Raffael und Leonardo entstehen im ausgehenden Jahrhundert. Der Humanismus belebt auf Schulen und Universitaten Geist und Literatur der Antike aufs neue. 1492 betritt Christoph Kolumbus als erster Europaer amerikanischen Boden. Dies ist die Zeit unserer ersten Bilder. Das rechts stehende alteste entstammt wahrscheinlich der ersten Jahrhunderthalfte und ist eine Illustration aus einem franzosischen Manuskript. In den Klostern hatte sich eine Buchkunst entwickelt, die wir heute noch bewundern. Auf einer kalligraphischen Seite steht neben der Schrift das Bild, manchmal eine einfach kolorierte line are Zeichnung, ein andermal ein hiibsches kleines Gemalde in leuchtenden Farben: griin sowie verschiedene Nuancen von rot und blau werden bevorzugt. Der Uberzug von Eiklar-Firnis ergibt eine starkere Farbsattigung. Auf dem hier wiedergegebenen Bilde besuchen zwei Arzte einen Patienten. Der eine fiihlt den PuIs und unterhalt sich angeregt mit seinem Kollegen. Rechts stehen am Bett eines anderen Kranken vier Pflegerinnen, anscheinend Laienschwestern. Die Klostermedizin stand damals in BIiite. Manche Fratres waren medizinisch hoch erfahren. Nicht nur deshalb war der Zulauf zu den klerikalen Krankenabteilungen groK Hinzu kam die seelische Konstellation der Kranken, auf die an Hand der nachsten Bilder eingegangen wird. Abb. 1 Franzosisches Manusknpt aus dem Beginn des 15. Jahrhunderts. Nationalblbliothek Paris. 8 9 Satanismus und Damonisierung wurden yom Klerus eifrig propagiert. Nicht ohne Grund: Angst trieb die Menschen in die Kirchen. Zwar horte man in den Predigten, daB das Ende der Welt nahe, das Reich des Bosen angebrochen sei. Doch helfe dagegen Frommigkeit und BuEiertigkeit, seien magisch-sakrale Heilmittel und Reliquien wirksam. Man stilisierte Heilige zu Helfern bei speziellen Leiden hoch. Allein 28 Patrone sollten gegen die eheliche Unfruchtbarkeit, 20 gegen die Gicht wirksam sein {Stein bart}. Auf unserm Holzschnitt erscheinen dem betenden Sterbenden Gott Vater und SohnI ein Engel, je zwei heilige Jungfrauen und Monche. Deren Wirkung: ein Teufel purzelt davon, ein anderer verkriecht sich unter dem Bett. - Es ist dies ein sog. Einblattholzschnitt. Solche gab es bereits im 14. Jahrhundert, im 15. stieg ihre Verbreitung sprunghaft an. Es galt, das Bildbediirfnis der Massen zu befriedigen. Auch kirchlich gewannen sie bei Wallfahrten und Prozessionen propagandistische Bedeutung. Meist fanden sich dabei Zeichner, Holzschneider und Drucker zusammen. Unter dem Bild stand ein mehrzeiliger, erklarender Text, der mit in die Holzplatte geschnitten war. Bei ihrer groBen Beliebtheit und Verbreitung kann man sie als Vorlaufer der heutigen Zeitung ansehen. Ihren Verbreitungsgipfel erreichten sie zwischen 1520 und 1540, wo diese Blatter der sich ausbreiten den Reformation dienten - und auch der Gegenoffensive des Papismus. Leider sind die allermeisten der damaligen Einblattdrucke verlorengegangen. Doch wie man an den erhaltenen erkennen kann, stellen sie - urwiichsig und ausdrucksstark - eine Kunstform dar, die vielfach Ahnlichkeit mit den Holzschnitten des Expressionismus unseres Jahrhunderts hat - einer von dieser Kunstrichtung vorziiglich gepflegten Technik. [> Abb.2 Einblattholzschnitt zum Ars-moriendi-Thema. Urn 1470 10

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.