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Der Anfang der Geschichte : Studien zur Ursprungsdebatte im 18. Jahrhundert PDF

334 Pages·2003·8.15 MB·German
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Preview Der Anfang der Geschichte : Studien zur Ursprungsdebatte im 18. Jahrhundert

• - • • • �"-'.-�"'fJ.'. i -' • • - � - ... „ • ... „ . , • - • - - • • I • - • - • • • „_ �-- • • - „ .- �i -. • • • • .... Studien zur Ursprungsdebofte Johrhvndert. 18. • ,,... . • Meiner - • .... � � - • • ....J.. ":.. . ..�..... -.· ( ... „ • _ ... „ r ... - •• • - ..•. • .._. „ ... -„. ... - ..-._ · ..4. r.. • • - A ,..,. � I .-- .. ,..,. • • • - ' . - • • „ - - • • -- • ::·:.:- -""'- .. .- -- -....... --. • . - . -·- ,._- • • - t - ·- - • - „ • - ·- - - • • • • • - Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Da­ ten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar. Titelvignette: Titelkupfer aus Jean Le Clerc, Compendium historiae universalis ab initio mundi ad tempora Caroli Magni Imperatoris. Editio secunda, Leipzig 1707 (HAB \Volfenbüttel M: Gb 167) © Felix Meiner Verlag, Hamburg 2003. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Überse12ung, vorbehalten. Dies betrifft auch die Vervielfultigung und Übertragung einzelner Texrabschnitte durch alle Verfahren wie Speicherung und Übertragung auf Papier, Film, Bänder, Platten und andere Medien, soweit es nicht §§ 53 und 54 URG ausdrücklich gestat­ ten. Satz: Gabriele lvlurrer, München. Druck: Strauss, /\1örlenbach. Buchbinderische Verarbeitung: Litges & Dopf, Heppenheim. Werkdruckpapier: alrerungsbeständig nach ANSI-Norm resp. DIN-ISO 9706, hergestellt aus 100°/o chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Printed in Germany. www.meiner.de INH ALT EINLEITUNG Die Bibel als Buch der Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 TEIL I Das Anfangsproblem in der Frühen Neuzeit: The1nen, Thesen, Konflikte 1 1 TEIL II Das Anfangsproblem in der Naturzustandsdebatte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 1. Naturrechtlich erschlossene Anfänge: Samuel Pufendorf . . . . . . . . . . . . . 24 A. Abstraktion von der biblischen Offenbarung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 B. Naturrechtliche Grundlegung der Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 2. Skepsis und politik-historisches Interesse: Johann Peter Ludewig . . . . . . . 34 A. Die Entstehung der Fabeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 B. Prin1at der Neueren Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 TEIL III Das Anfangsproblem in der Philosophiegeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 1. Die Institutionen des \'V'issens: Christian Tho1nasius. . . . . . . . . . . . . . . . 61 A. Erklärung der Erklärungen perfekter Ursprünge . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 B. Das Problen1 der Erziehung und \'V'issensübermittlung . . . . . . . . . . . . 70 2. Die Hebräer unter den Barbaren: Nikolaus Hierony1nus Gundling . . . . . 77 A. Kritik der gelehrten Philosophiegeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 B. Die Errungenschaften menschlicher Vernunft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 C. Die Besonderheit der hebräischen Kultur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 3. Der Ursprung der Philosophie bei den Griechen: Christoph August Heun1ann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 A. \'V'echselseitige Beschränkung von Philosophie und Theologie . . . . . . . 99 B. Philosophiegeschichte als Schule der Freiheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 C. Der Richterstuhl der Vernunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 D. Die Philosophie der Patriarchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 E. Die from1ne Fälschung vo1n perfekten Wissen rekonstruiert . . . . . . . . 124 EINLEITUNG Die Bibel als Buch der Geschichte Für das n1oderne Nachdenken über Geschichte ist es keine beunruhigende Vor­ stellung, daß die Anfänge der Geschichte »itn Dunkeln« liegen. Geschichte ist für die kritische Geschichtswissenschaft nur als zeitlicher Ausschnitt der Totalität vergange­ nen Geschehens faßbar. Dagegen war die Auffassung einer prinzipiellen Deckung von Geschichte und Historie für die jüdisch-christliche Geschichtstheologie konstitutiv: Daß Anfang und Ende der Geschichte in1 Licht der Offenbarung erkannt und aus­ Ü gelegt \Verden können, eben dieser Vorzug markierte die berlegenheit der »heiligen Geschichte« gegenüber den profanen Geschichten. Von daher erklärt sich das theolo­ gische Ge\vicht, das Anfang und Ende der Geschichte hatten, erklärt sich die Brisanz, die das Ursprungsprobletn gewann, als sich frühneuzeitliche Gelehrte tnit den spär­ lichen Informationen, die die biblischen Bücher zur Frühgeschichte liefern, nicht tnehr zufrieden geben n1ochten. Von daher wird auch verständlich, warum der Anfang der Geschichte zutn Gegenstand unablässiger Neugierde wurde. Denn daß die Universalgeschichte itn Blick auf ihre Anfänge »mangelhaft« sei, davon waren, konstatierte Gianbattista Vico, »alle« Gelehrten überzeugt.1 Während Vico n1it einer »neuen Wissenschaft« noch beanspruchte, das Anfangs­ problem endgültig gelöst zu haben, ist dessen unlösbare Offenheit heute ein unhin­ tergehbares Prinzip seiner wissenschaftlichen Erforschung. Zugleich ist die Frage nach den1 Ursprung der n1enschlichen Geschichte ein nüchternes The1na, das spezi­ elle Fachdisziplinen mit un1grenzten Fragestellungen und Methoden erforschen. Da­ gegen vvar das Anfangsproblen1 bis in das 19. Jahrhundert hinein Gegenstand, gleich­ san1 springender Punkt einer Debatte, die fachübergreifend geführt wurde. Der An­ fang der Geschichte, nach dem biblischen Bericht die Zeit vor der Sintflut, \Var noch im 18. Jahrhundert keineswegs ein »vorsintflutliches« Then1a, vieln1ehr ein Prob­ le1nbezirk, ein Ort angespannten Nachdenkens, wo sich theologische, philosophi­ sche, juristische und philologisch-historische, ja sogar politische Interessen über­ kreuzten und ineinander vervvickelren. Liest n1an das Anfangsproblem in1 pragmatischen Kontext der Ablösung einer über »lectio« und »interpretatio« bestimtnter Bücher geordneter {gleich\vohl von1 »Buch der Bücher« beherrschter) Fächer und der sich zugleich da1nit über die Heraus- 1 Gianbattista Yico, P in ipien einer neuen Wissenschaft über die gen1einsa111e Natur der Völ­ r z ker, 2 Bde., hg. u. übers. v. Yittorio Hösle u. Christoph Jermann, Han1burg 1990, Erstes Buch, Kap. 51. Die Bibel als Buch der Geschichte 3 drang unsres Jahrhunderts«6 gezeichnetes und son1it anachronistisches Unternehmen. Interesse verdient es \Veniger hinsichtlich der einzelnen Argun1ente, n1it denen Zöck­ ler den biblischen Bericht verteidigt, beispielsweise in einer Auseinandersetzung mit fossilen Funden wie dem »famosen Neanderthal=Schädel«.7 Interessant ist vieln1ehr bei eine1n Theologen des späten 19. Jahrhunderts die erstaunliche Lebendigkeit von Fragestellungen und Methoden, n1it denen bereits in1 18. Jahrhundert nicht nur die Theologie das Problen1 des Anfangs der Geschichte zu lösen versuchte. So erörtert Zöckler ausführlich die Frage nach den1 »Ursitz des Menschengeschlechts« {»wo gele­ gen? ob einer? ob 1nehrere?«), behandelt die Gründe für die »Langlebigkeit der Patriarchen als Nachglanz der Paradiesherrlichkeit« und verteidigt das auf biblischer Grundlage berechnete »Alter des Menschengeschlechts« als zentrales Axion1, dessen Aufgabe dazu zwingen würde, sich der »Auffassung der Menschheit als eines rein na­ türlichen Ennvicklungsproducts der seit Hunderttausenden von Jahren unsern Plane­ ten bevvohnenden Thiervvelt«8 anzuschließen. Zöckler artikuliert dasselbe Bedürfnis, das bis zun1 18. Jahrhundert die Bestim­ n1ung des Verhältnisses von Vernunft und Offenbarung als Bedingung der Möglich­ keit einer Lösung des Anfangsproblen1s betrachten ließ. Doch er bringt seine Be­ stin1mung dieses Verhältnisses in ein grundlegend verändertes \vissenschafrliches Ordnungsgefüge ein, \Vorin theologisch motivierte Proble1natisierungsansätze ins Leere laufen. »Für viele«, beklagt Zöckler das fehlende Interesse an der Frage nach der historischen Wahrheit des »biblischen Urstands«, »sind diese Fragen schon längst nicht mehr Fragen«. Mochte Zöckler auch »feierlich davvider protestiren, daß n1an die Sache als in den1 bekannten Sinne abgethan und erledigt betrachte«9 - für die \vissen­ schafrlichen Disziplinen, welche i1n 19. Jahrhundert die Frühgeschichte spezialisiert erforschten, war ein solcher Protest ebenso wie für die historische Bibelkritik, die den Text der Bibel seiner heiligen Aura entkleidete, nur mehr Ausdruck n1an­ gelnder Wissenschaftlichkeit. Der von theologischen Fragestellungen en1anzipierte Forschungsdrang brauchte sich von ih1n nicht berühren zu lassen. Zöckler selbst gibt dafür in einer Auseinandersetzung n1it den1 »Ueberhandnehn1en da1winistischer Spe­ culationen« ein Beispiel. Als 1868 ein \'V'issenschaftler bei einer Archäologenver­ sam1nlung in Bonn die Urgeschichte der Menschheit »in1 Sinne des einseitigsten Evolutionismus« behandelte, wurde der Widerspruch eines Gegners der Evolutions­ theorie vo1n Vorsitzenden der Versan11nlung »Unter zien1lich allgen1eine1n Beifalle als Producte dogmatischer Befangenheit«10 zurückgewiesen. 6 Ebd., 124. 7 Ebd., 159. s Ebd., 292. 9 Ebd., Einleitung, 7. 10 Ebd., 146. 4 Einleicung l1n 18. Jahrhundert dagegen besaßen die Fragen Zöcklers keinesvvegs den Status erledigter Proble1ne, auch vvar von ihnen nicht nur die Theologie bzw. eine (konserva­ tive) theologische Fraktion betrofef n. Neuere Forschungen haben gezeigt, daß die The­ se, »ein gewachsener Falsifikations- oder l1nprobabilisationsdruck seitens Erfahrung und Vernunft habe die inhaltliche Glaubvvürdigkeit der >llistoria sacra< untergraben und so zu der Notvvendigkeit geführt, die universalhistorische Erkenntnis radikal von ihrer bisherigen, revelatorischen, auf eine philosophische Grundlage un1zustellen«, ebenso wenig einer genaueren Überprüfung standhält vvie die Ansicht, »das 18. Jahr­ hundert habe, auch nur seinen1 eigenen Eindruck nach, über historische Erkenntnisse und Vernunftschlüsse verfugt, die sich inhaltlich mit der >historia sacra< nicht länger 11 vereinbaren ließen«. Läßt inan, ausgehend von dieser kritischen Perspektive, gängi­ ge Vorstellungen und Synthesen zur Enrvvicklung des n1odernen historischen Den­ kens und seiner Methodisierung Revue passieren, so erweisen sich Zuschreibungen vvie die »Verabsolutierung der Profangeschichte i1n Humanismus und in der Auf­ klärung« als fragvvürdige Thesen.12 Sie ergeben sich aus einer Sichrvveise, die, von gegenwärtigen Disziplingrenzen ausgehend, Geschichte als eine weitgehend autono­ n1e Disziplin voraussetzt und dadurch das Konfliktpotential ausblendet, \velches das Verhältnis von heiligen und profanen Erklärungs- und Auslegungsinstanzen noch in1 18. Jahrhundert besaß. Das Anfangsproble1n betraf in1 18. Jahrhundert theologische, naturrechtliche, phi­ losophische und historische Fragestellungen und Interessen. Mit dein Anfang der Ge­ schichte standen die Entstehung des Kosn1os und der Erde, der Ursprung des Men­ schen und der Menschheit, die Ursprünge der Gesellschaft, Zivilisation und Kultur, der Wissenschaft und Philosophie zur Verhandlung. l1n 18. Jahrhundert \varen diese Fragen nicht spezialisiert organisiert, sondern Gegenstand fachübergreifender De­ batten, die in der Auseinandersetzung mit der »llistoria sacra« und ihren theologi­ schen Auslegungsinstanzen einen gemeinsan1en Diskussionshorizont besaßen. Ü Scheinbar festgefügte berzeugungen der Moderne wie die vom Ursprung der Philo­ sophie im antiken Griechenland waren in1 18. Jahrhundert u1nstrittene Positionen. Aufklärer, die die Entstehung der Wissenschaften als Errungenschaft der Menschheit auslegten, hatten sich n1it philosophisch-theologisch aufgeladenen Figuren eines per­ fekten Ursprungswissens auseinanderzusetzen, so mit der Vorstellung von Adan1 als dein ersten, n1it besonderen Einsichten begabten Philosophen. Die Aufaf ssung, daß politische und soziale Ordnungen von1 Menschen ge1nachte, besonderen historischen 11 Arno Seifere, Von der heiligen zur philosophischen Geschichce. Die Racionalisierung der uni­ versalhiscorischen Erkenncnis in1 Zeicalcer der Aufklärung, in: AKG 68 ( 1986) 81-117, hier 88. Ulrich Muhlack, Geschichrswissenschafc in1 Hun1anisn1us und in der Aufklärung. Die 12 Yorgeschichce des Hiscorisnltts, München 1991, 196; zur Kricik der These Yerf„ »in1 Griff der Geschichte«: Zur Hiscoriographiegeschichce der f1ühen Neuzeic, in: HJb 112 ( 1992) 436-456. Die Bibel als Buch der Geschichte 5 Bedingungen geschuldete und deshalb veränderbare Ordnungen sind, war noch in1 18. Jahrhundert konfrontiert n1it der Auffassung ihrer überzeitlichen, durch göttliche Vern1ittlung gestifteten Gestalcen. In diesen1 Buch ist die Debatte über den Anfang der Geschichte in1 18. Jahrhun­ dert nicht in ihrem ganzen then1atischen Spektrun1 und in allen einschlägigen Texten Gegenstand der Untersuchung. Fragen des Sprach- und Völkerursprungs spielen nur an1 Rande eine Rolle. Dazu hat Arno Borst Belege und Quellentexte in kaum zu über­ treffender Materialfülle aufbereitet.13 Sein volun1inöses Werk hat ein bis in die Gegen­ vvart nicht abreißendes Interesse an speziell dieser Fragestellung angeregc.14 Weitge­ hend ausgespart bleiben auch Fragen der Kos1nogonie und der Geogonie. Sie besaßen schon in1 18. Jahrhundert ein relativ eigenständiges n1ethodisches Profil und vvaren von den Spannungen zvvischen biblischer Auslegung und vernünftiger Erklärung, de­ nen die folgende Studie besondere Aufn1erksan1keit vvidmet, weniger berührc.15 Das Buch von Paolo Rossi 1nit dein schönen englischen Titel The Dark Abyss of 1 Time 6 ennöglicht einen guten Einblick in diese und weitere Ursprungsdebatten be­ sonders des 17. und frühen 18. Jahrhunderts. Den einzelnen Kapiteln, in denen Rossi die Schwerpunkte der Debatte an Hand von prägnanten Fällen verdeutlicht, verdankt die vorliegende Arbeit wichtige Einsichten. Anknüpfungspunkte bieten weiterhin vor allen1 neuere französische Forschungen zur Historiographiegeschichte des 18. Jahr­ hunderts sowie zur Debatte über die Sintfluc.17 Orientierung über das \veitverz\veigte Netz der Ursprungsdebatte in1 18. Jahrhundert ern1öglicht außerde1n eine Reihe von 13 Arno Borst, Der Turmbau von Babel. Geschichte der Meinungen über Ursprung und Vielfalt der Sprachen und Völker, 4 Tle. in 6 Bdn„ Stuttgart 1957-1963. 14 Insbesondere. zun1 Sprachursprung, dazu u. a. Un1berto Eco, Die Suche nach der vollkon1- 111enen Sprache, München 1994 (zuerst Ron1-Bari 1993: La ricerca della lingua perfetta nella cul­ tura europea), vgl. auch die Beiträge in: The Language of Adan1. Die Sprache Adan1s, hg. v. Allison Coudert, Wiesbaden 1999. P. 15 Vgl. Arno Seifert, »Verzeidichung«. Zur Kritik einer neueren Frühneuzeitkategorie, in: ZHF 10 (1983) 447-477. 16 Paolo Rossi, The Dark Abyss ofTi111e. The History of the Earth and the History of Nations fron1 Hooke to Vico, Chicago-London 1984 (zuerst Milano 1979: 1 segni del te111po. Storia della terra e storia delle nazioni Hooke a Vico). da 17 Vgl. Chantal Grell, Le Dix-huitien1e siede et l'antiquite en France, 2 Bde., Oxford 1995; Claudine Poulouin, Le ten1ps des origines. J.:Eden, le Deluge et »les ten1ps recules«. De Pascal a J.:Encydopedie, Paris 1998; tvlaria Susana Seguin, Science et religion dans la pensee fran�aise du XVllle siede: le n1ythe du Deluge universel, Paris 200 Einen knappen, doch instruktiven Über­ l. blick zur Ursprungsdebatte von der Antike bis zur Gegenwart verfaßte Dirk van Laak: »An1 An­ fang war das Wort «. Über die Theorien zun1 Beginn der Geschichte, in: Saeculun1 40 (J 989) „. 296-312; zur deutschen Debatte in1 19. Jahrhundert n1it Rückblicken auf die frühe Neuzeit: Stephan Cartier, Licht ins Dunkel des Anfangs. Studien zur Rezeption der Prähistorik in der deut­ schen Welt- und Kulturgeschichrsschreibung des 19. Jahrhunderrs, Herdecke 2000. 6 Einleicung Untersuchungen zu einzelnen Aspekten des Anfangsproblen1s. Hinweise darauf fin­ den sich in den folgenden Kapiteln. Das vorliegende Buch legt den Schwerpunkt auf bislang nicht oder wenig berück­ sichtigte Ursprungsdebatten im 18. Jahrhundert. In1 Zentrum steht dabei die deut­ sche Diskussion. Es ist jedoch nicht das Anliegen dieser Studie, eine vollständige Ge­ nealogie von Texten und Auffassungen zu1n Anfangsproblen1 und zur Frühgeschichte des Menschen im Deutschland des 18. Jahrhunderts zu erstellen. \'V'ürden Texte bloß als Repräsentanten von Ideen in eine chronologische Reihe von Annvorten auf die Frage nach dein Anfang der Geschichte gestellt, ginge ihnen jene historische Di1nen­ sion verloren, die in den folgenden Untersuchungen vor allein Aufmerksan1keit bean­ sprucht. Inden1 versucht wird, den Texten den Problen1horizont, aber auch das Kon­ fliktpotential zurückzugeben, welche sie im Kontext ihrer Zeit besessen haben, inter­ essieren vor allem die Fragen und Probleme, auf vvelche die Texte Annvorten geben. Diese Fragen und Probleme liegen nicht einfach vor, sie 1nüssen u. a. 1nit Hilfe der Texte erst herausgearbeitet werden. Un1 es mit den Worten des französischen Histo­ rikers Maurice Olender auszudrücken, würden die folgenden Seiten »gern den behan­ delten Texten ein wenig von der Kon1plexität der Werke zurückgeben, aus welchen sie stan1n1en«. Denn einen »Text vvieder mit den Fragen zu verbinden, die ihn veranlaßt haben, von den Proble1nen eingeschlagenen Wegen zu folgen, auf die \'V'ahl der Me­ taphern und unvennuteten Bildverbindungen acht zu geben, erlaubt ZU\veilen, ein 18 Denken in seiner \'V'andelbarkeit zu erfassen«. An den Texten interessieren deshalb ihre Problen1atisierungsweisen, aber auch die besonderen biographischen Konstellationen und institutionellen Praktiken, die sie prägen, die Lektüren, aus denen sie sich zusan1n1ensetzen, sowie die Methoden ihrer (Text-)Organisation. \'V'eiterhin ist bei der i1n 18. Jahrhundert stärker als in1 19. Jahr­ hundert europäisch vernetzten \vissenschaftlichen Kom1nunikation gerade in1 Blick auf die Ursprungsdebatte der europäische Diskussionshorizont 1nit einzubeziehen, über dessen produktive Rezeption sich besti1nn1te Behandlungsweisen der Anfangs­ frage gerade in Deutschland erst konstituieren. Aus diesen Anliegen ergab sich die Notwendigkeit einer intensiven Auseinandersetzung 1nit einzelnen Texten, die 1nehr als nur einzelne Texte sind, indem sie als Diskussionsschwerpunkte gelesen vverden können. Historische Phänomene vverden lebendig, inden1 sie n1it Ideen und Fragen verbun­ den \Verden. Mit ihrer Hilfe gelingt es, wie Paul Veyne einn1al sagte, das Wirkliche »der Selbstverständlichkeit, der Fraglosigkeit, der Selbständigkeit zu entreißen«.19 Die 18 tvlaurice Olender, Die Sprachen des Paradieses. Religion, Philologie und Rassencheorie in1 19. Jahrhunderc, Frankfurc a. M. 1995, 28 (zuersc Paris 1989: Les langues du Paradis. A1yens ec Sen1ices: un couple providenciel). 19 Paul Veyne, Ein lnvencar der Differenzen. Ancriccsvorlesung an1 College de France, in: Ders„

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