Herbert Meschkowski Denkweisen großer Mathematiker Geschichte der Mathematik ____- --.... ~---_ Dokumente zur Geschichte der Mathematik herausgegeben von w. Scharlau Briefwechsel mit Cantor, Dedekind, Heimholtz, Kronecker , Weierstraß und anderen von R. Lipschitz Analysis und Zahlentheorie Vorlesung Hamburg 1920 von E. Hecke Einleitung in die Theorie der analytischen Funktionen Vorlesung Berlin 1878 von K. Weierstraß Mathematische Institute in Deutschland 1800-1945 Ein Jahrhundert Mathematik 1890-1990 Festschrift zum Jubiläum der DMV Denkweisen großer Mathematiker Ein Weg zur Geschichte der Mathematik von H. Meschkowski Geschichte der Mathematik 1700-1900 Ein Abriß herausgegeben von J. Dieudonne Mathematik im Wandel der Kulturen von H. L. Resnikoff / R. o. WeHs ______V ieweg ____________ ~-- ~ Herbert Meschkowski Denkweisen großer Mathematiker Ein Weg zur Geschichte der Mathematik 11 Vleweg CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Meschkowski, Herbert: Denkweisen grosser Mathematiker: ein Weg zur Geschichte der Mathematik / Herbert Meschkowski. - Stark erw. und überarb. Ausg. - Braunschweig: Vieweg, 1990 (Geschichte der Mathematik) ISBN-13: 978-3-322-85074-4 e-ISBN-13: 978-3-322-85073-7 DOI: 10.1007/978-3-322-85073-7 Dieses Buch ist die stark erweiterte und überarbeitete Ausgabe des Werkes Denkweisen großer Mathematiker, das 1961 in einer 1. und 1967 in einer 2., überarbeiteten Auflage im Verlag Vieweg erschienen ist. Das Bild des Schutzumschlags zeigt Euklid nach einem Relief am Dom zu Florenz (Bildstelle des Deutschen Museums, München). Der Verlag Vieweg ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann International. Alle Rechte vorbehalten © Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1990 Softcover reprint ofthe hardcover 1st edition 1990 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzu lässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. ISBN-13: 978-3-322-85074-4 Vorwort Lichtenberg, der geistreiche Spötter, hat über die Mathematiker einmal gesagt: Die Mathematik ist eine gar herrliche Wissenschaft, aber die Mathe matiker taugen oft den Henker nicht. Es ist fast mit der Mathematik wie mit der Theologie. So wie die der letztern Beflissenen, zumal wenn sie in )fmtern stehen, Anspruch auf einen besondern Kredit von Heilig keit und eine nähere Verwandtschaft mit Gott machen, obgleich sehr viele darunter wahre Taugenichtse sind, so verlangt sehr oft der soge nannte Mathematiker für einen tiefen Denker gehalten zu werden, ob es gleich darunter die größten Plunderköpfe gibt, die man nur finden kann, untauglich zu irgendeinem Geschäft, das Nachdenken erfordert, wenn es nicht unmittelbar durch jene leichte Verbindung von Zeichen geschehen kann, die mehr das Werk der Routine, als des Denkens sind. 1) In diesem Buch soll gezeigt werden, daß die Mathematiker nicht alle "Plunder köpfe" im Sinne Lichtenbergs sind. Gerade die Beschäftigung mit der Mathe matik hat zu allen Zeiten zu originellem Denken angeregt; ja, man ist auf diese Weise zu Erkenntnissen gekommen, die weit über die Mathematik hinaus von hoher Bedeutung sind. Wir erinnern an die Folgerungen, die die Pythagoreer aus der Existenz inkommensurabler Strecken gewonnen haben. Weiter ist die Begründung der formalen Logik zu erwähnen und die moderne Grundlagenforschung mit ihren erkenntnistheoretischen Aussagen. Auf der anderen Seite haben Forscher wie Archimedes oder John von Neumann es verstanden, die Einsichten einer formal interpretierten Mathematik für die Lösung schwieriger technischer Probleme zu nutzen. Freilich, wenn man erst herausgefunden hat, wie man das macht, können auch kleine Geister den vorgegebenen Kalkül nutzen. Die Denkweisen der Großen in der Mathematik sind durchaus verschieden. Da gibt es Forscher, die die strenge Axiomatik lieben; andere schätzen die schöpferische Intuition. In diesem Buch soll der Versuch gemacht werden, die Denkweisen bedeutender Mathematiker, von der Pythagoreern bis zu den Forschern des 20. Jahrhunderts, verständlich zu machen. Es werden For- 1) G. E. Lichtenberg, Tag und Dämmerung, Leipzig 1941, S. 305. V schungsergebnisse dargestellt, und meist kommen auch die Mathematiker selbst zu Wort. Da aber das Buch für sich lesbar sein soll, konnten nur Bei spiele ausgewählt werden, die einigermaßen elementar sind. Die beiden ersten Auflagen dieses Buches hatten nur neun Kapitel. Es wurden jetzt sechzehn weitere Beiträge hinzugefügt, u.a. über Euklid, Emmy Noether und John von Neumann. Dem Verlag ist zu danken, daß auch die Ausstattung erheblich verbessert werden konnte. Für treue Hilfe bei der Herstellung des Manuskripts danke ich Frau Hildegard Frey, Frau Anneliese Mallach und Herrn Christian Rose. Berlin, im Dezember 1988 Herbert Meschkowski VI Inhaltsverzeichnis I Die Pythagoreer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Der Orden . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 2 Der Weg zu den "pythagoreischen Zahlen" ............ 4 3 Die Entdeckung der stetigen Teilung ................ 7 11 Euklid ..................................:... 17 1 Zur Biographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 17 2 Der Aufbau der "Elemente" . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 18 3 Definitionen und Grundsätze ..................... 20 4 Euklidische Beweistechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 22 111 Archimedes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 25 1 Die Anwendbarkeit der Mathematik. . . . . . . . . . . . . . . .. 25 2 Die Oberfläche der Kugel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 28 3 Ein heuristisches Verfahren ...................... 33 IV Nikolaus von Cues .............................. 37 Von der "wissenden Unwissenheit" ............. . . .. 37 2 Die Quadratur des Kreises ....................... 40 V Cardano und TartagIia: Kubische Gleichungen . . . . . . . . . . .. 45 1 Anfänge der Gleichungslehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 45 2 Zwei Mathematiker der Renaissance . . . . . . . . . . . . . . . .. 46 3 Ein Gelehrtenstreit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 50 4 über die Regel, die ein Negatives postuliert . . . . . . . . . . .. 53 VI Pierre de Fermat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 55 1 Der Amateur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 55 2 Begründung der modemen Zahlentheorie ............. 56 3 Marginalien zu "Diophant" . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 59 4 Extremalprobleme ............................ 61 VII Blaise Pascal .................................. 65 1 Der Weg eines Wunderkindes. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 65 VII 2 Das Prinzip der vollständigen Induktion .............. 67 3 "Vom geometrischen Beweis" . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 74 VIII Gottfried Wilhelm Leibniz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 77 1 Der Polyhistor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 77 2 Das "harmonische Dreieck" ...................... 79 3 Die Leibnizsche Reihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 83 4 Das "Unendliche Kleine" 85 IX Die Bruder Bemoulli . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 89 1 Die Conqistadoren ............................ 89 2 Johann Bernoullis "Vorlesungen über Differentialrechnung". 92 3 Anfange der Differentialgeometrie . . . . . . . . . . . . . . . . .. 95 4 Das "Gesetz der großen Zahlen" ................... 96 X Leonhard Euler ................................ 103 Die frühen Petersburger Jahre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 103 2 Die Berliner Jahre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 105 3 Die Exponentialfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 107 4 Die zweite Petersburger Epoche. . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 110 5 "Vollständige Anleitung zur Algebra" . . . . . . . . . . . . . . .. 112 XI earl Friedrich Gauß ............................. 113 "Princeps Mathematicorum" . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 113 2 Analytischer Beweis des Fundamentalsatzes der Algebra ... 117 XII Bemard Bolzano. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 123 1 Zwischen Theologie und Mathematik . . . . . . . . . . . . . . .. 123 2 Beiträge zur mathematischen Grundlagenforschung . . . . . .. 126 3 Paradoxien des Unendlichen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 128 XIII Bolyai und Lobatschewsky: Nichteuklidische Geometrie ..... 133 1 Die Dissertation von Klügel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 133 2 Bolyai, Vater und Sohn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 134 3 Das Bild auf der Briefmarke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 139 4 Nikolai Lobatschewsky ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 141 5 Der Parallelwinkel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 143 VIII XIV Ernst Eduard Kummer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 149 1 Von der Theologie zur Mathematik ................. 149 2 Das Fermatsche Problem .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 150 3 Kummer als Hochschullehrer ..................... 150 4 Eine Leibniz-Rede ............................ 151 xv George Boote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 155 1 Der Autodidakt .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 155 2 Eine neue Algebra. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 159 3 Anwendung auf die Wahrscheinlichkeitsrechnung . . . . . . .. 164 4 Boolesche Algebra heute ........................ 165 XVI Weierstraß und seine Schule 169 Arithmetisierung der Analysis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 169 2 Ein Brief von H. A. Schwarz an Georg Cantor .......... 172 XVII Bernhard Riemann .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .... 175 Vita. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 175 2 Geometrische Funktionentheorie. . . . . . . . . . . . . . . . . .. 177 3 "Über die Hypothesen, welche der Geometrie zu Grunde liegen" . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 179 XVIII Georg Cantor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 185 1 Ein umstrittenes "Paradies" .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 185 2 Ein Brief von Georg Cantor an F. Goldscheider ......... 189 3 Beispiel einer nicht abzählbaren Menge . . . . . . . . . . . . . .. 196 XIX Felix Klein ................................... 199 Universität und Schule. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 199 2 Der Forscher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 201 3 Wissenschaft und Technik ....................... 203 4 Das Kleinsehe Modell der nichteuklidischen Geometrie .... 204 xx Henri Poincare . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 211 1 Die mathematischen Physiker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 211 2 Die Uniformisierung ..................... _ . . . .. 212 3 Nichteuklidische Geometrie ...................... 215 IX 4 Das Poincare-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 218 5 Grundlagenfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 220 XXI David Hilbert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 223 1 Mathematische Fantasie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 223 2 Lebensgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 224 3 Die "Grundlagen der Geometrie" . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 226 4 Die "Neubegründung" . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 229 5 Einwände .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 233 XXII Erhard Schmidt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 235 1 Der baltische Aristokrat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 235 2 Von Dorpat nach Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 236 3 Die Rektoratsrede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 237 4 Beiträge zur Forschung ......................... 242 XXIII Luitzen Egbertus Jan Brouwer ...................... 245 1 Der Vorläufer ............................... 245 2 Beiträge zur Topologie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 246 3 Der Intuitionismus .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 248 4 Auseinandersetzung mit Hilbert . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 251 5 Der "Krieg der Frösche und der Mäuse" . . . . . . . . . . . . .. 252 6 Konstruktive Mathematik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 253 XXN Emmy Noether ................................ 255 1 Frauen in der Mathematik ....................... 255 2 Lebensgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 258 3 "Moderne Algebra" . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 260 4 Rationale Funktionenkörper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 261 xxv John von Neumann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 265 1 "Doctor miraculus" ........................... 265 2 Der Brief an Zermelo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 268 3 Axiomatisierung der Mengenlehre .................. 273 4 Rechentechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 277 Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 279 Bildquellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 286 x
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