Abbas Poya Denken jenseits von Dichotomien Globaler lokaler Islam Für Elias und Noah AbbasPoya(PDDr.phil.)leitetdieNachwuchsforschergruppe»Norm,Normati- vität und Normenwandel« an der Universität Erlangen-Nürnberg. Seine For- schungsschwerpunktesindGeschichteundTheoriedesislamischenRechts,Re- ligiöserPluralismusunddieIdeederToleranz,NormenwandelunddasKonzept der Gerechtigkeit, Intellektuelle Geschichte im Islam, Moderne intellektuelle Diskurse im Iran und Geschichte/soziale Struktur/Literatur in Afghanistan. Abbas Poya Denken jenseits von Dichotomien Iranisch-religiöse Diskurse im postkolonialen Kontext BBiibblliiooggrraaffiisscchhee IInnffoorrmmaattiioonn ddeerr DDeeuuttsscchheenn NNaattiioonnaallbbiibblliiootthheekk Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deut- schen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ©© 22001144 ttrraannssccrriipptt VVeerrllaagg,, BBiieelleeffeelldd Die Verwertung der Texte und Bilder ist ohne Zustimmung des Verlages ur- heberrechtswidrigundstrafbar.DasgiltauchfürVervielfältigungen,Überset- zungen,MikroverfilmungenundfürdieVerarbeitungmitelektronischenSys- temen. Umschlagkonzept: Kordula Röckenhaus, Bielefeld Umschlagabbildung: Irina / photocase.com Lektorat: Abbas Poya, Karoline Tschuggnall Satz: Michael Rauscher, Bielefeld Druck: Majuskel Medienproduktion GmbH, Wetzlar Print-ISBN 978-3-8376-2590-5 PDF-ISBN 978-3-8394-2590-9 Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier mit chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Besuchen Sie uns im Internet: http://www.transcript-verlag.de Bitte fordern Sie unser Gesamtverzeichnis und andere Broschüren an unter: [email protected] Inhalt Danksagung | 7 Einleitung | 9 Intellektuelle Bewegung im Islam im Zeitalter der Moderne Ein historischer Überblick | 37 JalÁl Àl-e Ahmad und der Diskurs gharbzadegi | 63 ÝAli ShariÝati und die islamische Ideologie | 95 ÝAbdolkarim Sorush: Der religiöse Intellektuelle | 131 MostafÁ MalekyÁn: Die Affinität zwischen Rationalität und Spiritualität | 171 Schlusswort | 199 Literatur | 211 Internetquellen | 223 Anhang | 225 JalÁl Àl-e Ahmad Der amerikanische Ehemann | 231 ÝAli ShariÝati Rückkehr zu sich selbst | 243 ÝAbdolkarim Sorush Der demokratisch-religiöse Staat | 249 MostafÁ MalekyÁn Über das Verhältnis von Islam und Liberalismus | 261 Danksagung Die vorliegende Arbeit ist um einen Perspektiven-/Paradigmenwechsel bei der Analyse muslimischer Diskurse bemüht. Ziel der Studie ist es, anhand einiger Texte ausgewählter iranischer Autoren den Wandlungsprozess in den gegenwärtigen intellektuell-religiösen Auseinandersetzungen im Lichte global vorherrschender postkolonialer Zustände zu untersuchen. Die heuti- ge Welt ist postkolonial, weil einerseits eine euro-amerikanische Vor- machtstellung, wenn auch an sich widersprüchlich und nicht unwiderspro- chen, die mit dem Kolonialismus begann, inzwischen in den unterschied- lichsten Lebens- oder Wissensbereichen sichtbar und wirksam ist, und weil andererseits die „Anderen“ das „Westliche“ längst in das „Eigene“ inte- griert und neue ‚vermischte‘ Konzepte entworfen haben. Durch diesen Zu- stand sind Analysekategorien wie modern/westlich, traditionell oder/und authentisch unbrauchbar geworden. Wer den Grenzgang wagt, kann die Komplexität heutiger Gesellschaften und Gedanken verstehen. Auch die hier behandelten Autoren zeichnen sich durch ihre hybride und die Grenzen des „Eigenen“ und des „Westlichen“ überschreitende Ar- gumentationsweise aus, sich mit sozialen/ethischen/politischen Fragen aus- einanderzusetzen. Dabei sind sie stets darauf bedacht, dem „Eigenen“ – Wissenstradierungen und -konstruktionen, die aus den für modern befunde- nen westlichen Theorien ausgeblendet wurden/werden – einen Platz in ihren Argumentationen einzuräumen. Auf diese Weise entstehen hybride Ideen, die schwer mit dichotomisierenden Kategorien wie modern/westlich oder traditionell/islam(ist)isch zu erfassen sind. So diskutieren die vorge- stellten Autoren Konzepte wie die Verwestlichung, die islamische Ideolo- gie, den demokratisch-religiösen Staat oder die rationalisierte Religion – in- tellektuelle Entwürfe, die ihre Anstrengungen zur Lösung sozialpolitischer 8 | Denken jenseits von Dichotomien Probleme in Iran und in der islamischen Welt zeigen, und in welche sowohl sogenannte islamische/orientalische Ideen als auch vermeintlich säkula- re/westliche Vorstellungen eingeflossen sind. Das vorliegende Buch hätte nicht in dieser Form entstehen können ohne die Unterstützung zahlreicher Menschen, die meine Bemühungen mit Sym- pathie, Geduld und Tatkraft begleitet haben. Insbesondere haben Tanja Amini, Nabiela Farouq, Marianus Hundhammer, Stefanie Karl, Philipp Farid Suleiman, Jonas Wegerer und Miriam Younes auf unterschiedliche Art und Weise dieses Buchprojekt unterstützt. Ihnen allen möchte ich hier herzlich danken. Kien Nghi Ha und Markus Schmitz danke ich sehr für viele anre- gende Gespräche und ihre Schriften, deren Einfluss an mehreren Stellen dieser Arbeit erkennbar ist. PD Dr. Rainer Brunner, PD Dr. Benjamin Jokisch, Prof. Johanna Pink, Prof. Ulrich Rebstock, Prof. Maurus Reinkowski sind mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Ihnen allen sei an dieser Stel- le von Herzen gedankt. Außerdem bin ich Karoline Tschuggnall, die den Text lektoriert und ihm den letzten Schliff gegeben hat, zu großem Dank verpflichtet. Die finanziellen Mittel zur Drucklegung des Buches wurden dankenswerterweise vom BMBF (Bundesministerium für Bildung und For- schung) bereitgestellt. Die KollegInnen am DIRS (Department Islamisch- Religiöse Studien) der Universität Erlangen-Nürnberg, Prof. Maha El Kaisy- Friemuth, Prof. Harry Behr, Prof. Reza Hajatpour, Dr. Tarek Badawia und Dr. Lars Allolio-Näcke haben das Anliegen wohlwollend unterstützt. Ihnen allen bin ich zu besonderem Dank verpflichtet. Meine Frau Mariam Popal hat den meisten Anteil an dem intellektuel- len Reifeprozess des Buches. Oft hat sie meine im Kern analytische Heran- gehensweise durch ihre „pfiffige“ dekonstruktivistische Sichtweise korri- giert und ihr die notwendige kritische Schärfe verliehen. Ihr gilt mein größ- ter Dank. Vor allem möchte ich mich aber bei meinen Kindern Elias und Noah bedanken, weil sie mit ihrer Art, die Welt zu sehen, mich stets daran erinnert haben, dass es noch wichtigere Dinge im Leben gibt, als wissen- schaftliche Texte zu produzieren. Ihr werdet es mir hoffentlich verzeihen, wenn ich in vielen Arbeitsphasen für Euch nicht erreichbar blieb. Abbas Poya Nürnberg 2014 Einleitung „Ich glaube, die kulturelle Identität ist nicht fixiert, sie ist immer hybrid.“1 Im Mai 2010 erhielt der ehemalige islamische Revolutionswächter Akbar Ganji den Milton Friedman Liberty Prize,2 benannt nach dem bekannten amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler, der für eine konsequent freie Marktwirtschaft sowie für den Liberalismus steht. Geprägt von den islamisch-revolutionären Ideen ShariÝatis und faszi- niert von Khomeinis Charisma beteiligte sich der junge Ganji (geb. 1960) an den Demonstrationen und Straßenschlachten gegen das Schah-Regime. Nach dem Sieg der Islamischen Revolution 1979 war er immer an vorderster Front zu sehen: als Mitglied der Islamischen Revolutionsgarde, zeitweise als Leibwächter von Revolutionsführer Ayatollah Khomeini, als Mitstreiter von SaÝid HajjÁreyan, einem der Mitbegründer des Geheimdienstministe- riums, und als Kulturvertreter der iranischen Botschaft in der Türkei. In den 1990er Jahren, nach dem Tod von Khomeini, mischte er sich in die Reihen der eslÁh-talabÁn („Reformwilligen“), die sich aus einst revolutionären und später von den Entwicklungen enttäuschten AktivistInnen rekrutierten. Die- se Bewegung wurde theoretisch stark von ÝAbdolkarim Sorush beeinflusst, der den durch revolutionäre DenkerInnen wie ÝAli ShariÝati „ideologisier- ten“ Islam konsequent kritisiert und für eine „liberale“ Islamauffassung steht. Ganji engagierte sich nicht mehr für die herrschende islamische 1 Hall, Stuart (2000): „Die Formierung eines Diaspora-Intellektuellen“ (Inter- view). In: Ders. (Hrsg.): Cultural Studies. Ein politisches Theorieprojekt. Aus- gewählte Schriften. Bd. 3. Hamburg, S. 8-33, hier S. 48. 2 http://www.cato.org/special/friedman/ganji/index.html (11.07.2011).