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Demokratische Gemeinschaft trotz ethnischer Differenz: Theorien, Institutionen und soziale Dynamiken PDF

317 Pages·2009·1.183 MB·German
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Andrea Schlenker-Fischer Demokratische Gemeinschaft trotz ethnischer Differenz Andrea Schlenker-Fischer Demokratische Gemeinschaft trotz ethnischer Differenz Theorien, Institutionen und soziale Dynamiken Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. Gedruckt mit Hilfe der Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften in Ingelheim am Rhein sowie der Ernst-Reuter-Gesellschaft der Freunde, Förderer & Ehemaligen der Freien Universität Berlin e.V. Zugleich Dissertation der Freien Universität Berlin Datum der Disputation: 29. Oktober 2007 . 1. Auflage 2009 Alle Rechte vorbehalten © VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2009 Lektorat: Katrin Emmerich / Marianne Schultheis VS Verlag für Sozialwissenschaften ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes istohneZustimmungdes Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbeson - dere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Ein- speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Druck und buchbinderische Verarbeitung: Rosch-Buch, Scheßlitz Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-531-16495-3 Inhalt 5 Danksagung Meinen tiefsten Dank möchte ich meinem Doktorvater Prof. Dr. Dr. Hans-Dieter Klingemann aussprechen, der stets an mich und meine Arbeit geglaubt hat und mir jederzeit mit wertvollem Rat zu Hilfe war. Dank seiner Vermittlung und der Unterstützung durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst konnte ich zu Beginn meiner Promotion von einem Aufenthalt am Center for the Study of Democracy an der University of California Irvine (USA) profitieren, wo beson- ders Russell Dalton und David Easton mein Dank für ihre Aufmerksamkeit und Betreuung gilt. Auch meinem Zweitbetreuer, Prof. Dr. Gerhard Göhler, sei an dieser Stelle für seine interessanten Anregungen gedankt. Besonderer Dank gilt der Studienstiftung des deutschen Volkes, deren Pro- motionsstipendium diese Arbeit ermöglichte und deren ideelle Förderung stets befruchtend war. Besonders die großzügige Ausweitung der Förderung von Sti- pendiatInnen mit Kindern gab mir die Möglichkeit, die Promotion in Ruhe zu Ende zu bringen. Allerdings gäbe es dieses Buch nicht ohne die geduldige und tatkräftige Un- terstützung meiner Familie. Kein Weg war meinen Eltern zu weit, keine An- strengung zu groß, um mir die Arbeit zu ermöglichen. Meiner Schwester danke ich im Besonderen für das aufmerksame Korrekturlesen. Ebenso möchte ich allen, die mir bei den Aufs und Abs dieser bisweilen einsamen Promotionsphase geduldig zur Seite standen, herzlich danken. Unermüdlich waren hierin vor allem mein Mann und meine Kinder, die mich in schwierigen Phasen aufmunterten und stets unterstützen. Die Dankbarkeit, die ich hierfür empfinde, ist kaum in Worte zu fassen. Meinen Eltern und meinem Mann ist diese Arbeit gewidmet. Inhalt 7 Inhalt Inhalt Verzeichnis der Tabellen und Schaubilder ......................................................9 Einleitung .........................................................................................................11 Fragestellung ..................................................................................................16 Textaufbau .....................................................................................................20 A. Grundlagen: Gemeinschaft als Analysekategorie.....................................23 1 Gemeinschaft und ihre Konstruktion .........................................................24 1.1 Gemeinschaft – ein umstrittener Begriff ..................................................24 1.2 Gemeinschaft durch kollektive Identifikation ..........................................27 1.2.1 Kollektive Identität durch Konstruktion ...........................................27 1.2.2 Codes kollektiver Identitätskonstruktion ..........................................34 1.3 Fazit: Das Gemeinschaftsverständnis dieser Arbeit .................................38 2 Konfliktträchtigkeit ethnischer Differenz?.................................................45 2.1 Verhältnis verschiedener Gemeinschaften................................................45 2.2 Besonderheit ethnischer Gemeinschaften.................................................49 2.3 Dynamik ethnischer Konflikte..................................................................55 3 Demos und Nation: Begriffserörterungen ..................................................67 3.1 Politische Gemeinschaft und ihre Unterstützung......................................67 3.2 Demokratische Gemeinschaft und Legitimität .........................................76 3.3 Verschiedene Verständnisse der Nation ..................................................83 B. Normative Debatten: Inhaltliche Bestimmung politischer Gemeinschaft im Hinblick auf ethnische Differenz .................................93 4 Der Demos: Politische Gemeinschaft bei Liberalen, Republikanern und Kommunitaristen ..................................................................................94 4.1 Liberales Modell politischer Gemeinschaft..............................................94 4.2 Republikanisches Modell politischer Gemeinschaft...............................108 4.3 Kommunitaristisches Modell politischer Gemeinschaft.........................114 4.4 Fazit .......................................................................................................124 5 Multi-ethnischer Demos: Gemäßigter bis starker Multikulturalismus..128 5.1 Versuch eines liberalen Multikulturalismus ...........................................128 5.2 Kommunitaristischer Multikulturalismus ..............................................137 5.3 Konsoziatives Modell von Multikulturalismus.......................................141 8 Inhalt 6 Verhältnis von Demos und Ethnos: Modelle demokratischer Gemeinschaft im Hinblick auf ethnische Differenz..................................151 6.1 Zweidimensionales Feld zur Verortung der Modelle .............................151 6.2 Zwei demokratische Gemeinschaften trotz ethnischer Differenz...........159 C. Umsetzung der Inklusion in die demokratische Gemeinschaft: Institutionen, Partizipationsmuster und Identifikation .........................167 7 Operationalisierung ....................................................................................168 8 Identifikation mit der politischen Gemeinschaft ......................................174 8.1 Nationale und subnationale Identität ......................................................174 8.1.1 Kompatibilität im Vergleich ...........................................................174 8.1.2 Verschiedene Arten der Identifikation ............................................180 8.2 Ethnische Konflikte in Demokratien ......................................................186 9 Institutioneller Einfluss ..............................................................................192 9.1 Demokratieform......................................................................................193 9.1.1 Varianz ethnischer Konflikte ..........................................................193 9.1.2 Varianz der Zustimmung von Wahlverlierern ................................204 9.2 Staatsbürgerschaftsregime .....................................................................210 9.2.1 Varianz in der Toleranz gegenüber ethnischen Minderheiten .........210 9.2.2 Varianz der Selbstidentifikation ethnischer Minderheiten ..............215 9.3 Fazit .......................................................................................................220 10 Gruppenbasierter Einfluss........................................................................224 10.1 Sozialkapital politischer und ethnischer Gemeinschaften.....................224 10.1.1 Sozialkapital und Demokratie........................................................224 10.1.2 Verschiedene Arten von Vereinigungen........................................231 10.2 Strukturelle Diversität des Vereinigungslebens....................................239 10.2.1 Varianz ethnischer Konflikte ........................................................239 10.2.2 Varianz politischer Beteiligung und Orientierungen ethnischer Minderheiten..................................................................................250 10.3 Fazit......................................................................................................258 11 Zusammenfassung der Ergebnisse ..........................................................263 Schluss: Spannungen und Entwicklungstendenzen demokratischer Gemeinschaft trotz ethnischer Differenz......................................................271 Schlussfolgerungen.......................................................................................271 Ausblick .......................................................................................................283 Literaturverzeichnis ......................................................................................289 Inhalt 9 Verzeichnis der Tabellen und Schaubilder Tabelle 1: Drei Codes der Identitätskonstruktion nach den Kriterien der Grenzkonstruktion und -erhaltung sowie der Gestaltung des Binnenraumes..................................................................37 Tabelle 2: Akteursebenen und Dimensionen politischer Gemeinschaftsbildung............................................................75 Tabelle 3: Operationale Definitionen einer demokratischen Gemeinschaft.........................................................................79 Tabelle 4: Nationstyp und Code der Identitätskonstruktion....................89 Tabelle 5: Modelle demokratischer Gemeinschaft in multi- ethnischem Kontext..............................................................159 Tabelle 6: Gegenüberstellung der operationalen Definitionen liberaler und konsoziativer demokratischer Gemeinschaft nach Systemebenen.......................................................................161 Tabelle 7: Die drei Ebenen der Demokratie mit entsprechenden Merkmalen des demokratischen Systems und der demokratischen Gemeinschaft nach liberalem und konsoziativem Modell..........................................................163 Tabelle 8: Muster ethnopolitischen Protests und Rebellion nach politischem Regimetyp (1985-1998)....................................188 Tabelle 9: Politischer Regimetyp und ethnische Diskriminierung (1990-1998)..........................................................................189 Tabelle 10: Mehr bzw. weniger Konflikt je nach politischen Institutionen in 65 ethnisch geteilten Demokratien (1993 bis 1996)....................................................................199 Tabelle 11: Ethnisch stark geteilte Länder nach Konflikttyp, Demokratietyp sowie ethnische Hegemonie mit mehr bzw. weniger Konflikt..................................................................201 Tabelle 12: Vielschichtigkeit von Sozialkapital......................................225 Tabelle 13: Einfluss ethnischer Vereinigungen auf den Zusammenhalt einer demokratischen Gemeinschaft....................................262 10 Verzeichnis der Tabellen und Schaubilder Abbildung 1: Zweidimensionales Feld zur Verortung demokratischer Gemeinschaften in Bezug auf den Umgang mit ethnischer Differenz..............................................................................155 Abbildung 2: Einflussfaktoren auf demokratische Gemeinschaft trotz ethnischer Differenz.............................................................173 Abbildung 3: Politik, ziviles Leben und kommunale Gewalt in Calicut und Aligarh, Hyderabad und Lucknow................................244 Abbildung 4: Zusammenhang von zivilem Leben und interethnischer Gewalt..................................................................................247 Abbildung 5: Interne und externe Struktur von Vereinigungen.................260 Abbildung 6: Ergebnisse der Studien.........................................................269 Einleitung 11 Einleitung Einleitung “What people often mean by getting rid of conflict is getting rid of diversity, and it is of the utmost importance that these should not be considered the same” (Follett 1924: 300). Die Regierungsform der Demokratie hat besonders in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts einen beeindruckenden Siegeszug hinter sich. Immer mehr Länder wurden demokratisch und selbst jene, die es (noch) nicht sind, beteuern, auf dem Weg dorthin zu sein oder die in Wahrheit bessere Demokratie eingeführt zu haben.1 Spätestens seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Ende der sozialistischen Ära in vielen mittel- und osteuropäischen Staaten fehlt eine vor der Weltgesellschaft legitimierbare Systemalternative (Dahl 1998: 1). Diese normative Stärke von Demokratie an sich darf jedoch nicht darüber hinwegtäu- schen, dass ihre Einführung und Aufrechterhaltung ein voraussetzungsvolles Unterfangen ist. Insbesondere die Erfahrung der Transformation demokratischer in autoritäre oder totalitäre politische Systeme ließ die Frage nach den Bedin- gungen für die Funktionsfähigkeit eines demokratischen Systems und seiner Stabilität zu einer leitenden Problemstellung der Politikwissenschaft nach dem Zweiten Weltkrieg werden (vgl. Kaase 1995: 204).2 Antidemokratische Über- zeugungen und Bewegungen gehen heute vor allem mit fanatischem Nationalis- mus oder religiösem Fundamentalismus einher. Besonders aktuell hinsichtlich der Stabilitätsbedingungen einer Demokratie ist vor diesem Hintergrund die Frage, ob demokratische Werte in der Bevölkerung verankert sind, also die Frage nach der politischen Kultur eines Landes. Die politische Kultur sollte mit der politischen Struktur übereinstimmen – so lautet die Grundprämisse der politischen Kulturforschung. Die Stabilität einer politischen Ordnung ist dann gesichert, wenn zentrale Elemente der politischen Struktur, d.h. des etablierten Musters politischer Rollen, und der politischen 1 123 der heute 193 unabhängigen Länder weltweit werden als elektorale Demokratien klassifiziert, 90 davon auch von Freedom House hinsichtlich der politischen Rechte und bürgerlichen Freiheiten als frei eingeschätzt (Paddington 2007: 127). 2 Die Fülle an Einflussfaktoren und Entwicklungspfaden, die in der Demokratie- und Transformati- onsforschung analysiert werden, legt den Schluss nahe, dass es keinen linearen Weg zu Demokratie gibt. Während Vertreter eines soziostrukturellen Ansatzes als wesentliche Funktionsvoraussetzung den Entwicklungsstand eines Landes (Lipset 1959; Przeworski et al. 1996) oder die Streuung gesell- schaftlicher Machtressourcen (Vanhanen 1997) nennen, betonen andere die Bedeutung externer Faktoren wie Weltwirtschaft oder Kriege (Schmidt 1997: 299f). 12 Einleitung Kultur, also der psychologischen Dimension von Politik3, in Einklang sind (Al- mond/ Powell 1978: 12). Auch wenn über Konzept und Methode dieses Ansatzes viel diskutiert wird, kann er nach Eckstein (1988: 789) neben der Theorie ratio- naler Wahl als „one of the two still viable general approaches to political theory and explanation“ betrachtet werden.4 Da Demokratie Volkssouveränität und die gegenseitige Anerkennung als Freie und Gleiche meint, ist sie in besonderem Maße von der Unterstützung durch die Bevölkerung abhängig. Die Bevölkerung in einer Demokratie sollte diesem Ansatz folgend eine durch demokratische Werte gebundene politische Gemeinschaft bilden. Als solche ist sie jedoch ihrerseits eingebettet in das ge- sellschaftliche System, das durch tiefer liegende kulturelle Prägungen charakteri- siert ist. Diese kulturellen Traditionen eines Landes bilden die Grundlage seiner politischen Kultur. Wird das Maß an Übereinstimmung grundlegender politi- scher Werte in einer Gesellschaft als entscheidend für die Stabilität eines demo- kratischen Regimes insgesamt angesehen, kann sich eine besondere Schwierig- keit dann ergeben, wenn die politische Gemeinschaft nicht mit der kulturellen übereinstimmt, wenn also das politische System mehrere kulturelle Ge- meinschaften umfasst. Diese können sich in ihren Einstellungen und Werten in einer Weise unterscheiden, dass es irreführend wäre, der Gesamtbevölkerung eine gemeinsame politische Kultur zuzuschreiben. Kein Staat besteht jedoch aus einer so kleinen Einheit, dass er in jeder Be- ziehung homogen ist. Ganz im Gegenteil steigt die kulturelle Diversität vieler existierender Nationalstaaten, da Kulturen und Völker immer weniger an ein bestimmtes Territorium gebunden sind. Spätestens seit Mitte der sechziger Jahre ist der Vielvölkerstaat in der internationalen Staatenwelt nicht mehr die Aus- nahme, sondern die Regel.5 Man spricht von fragmentierten, segmentierten oder pluralen Gesellschaften, wobei die Begriffe häufig synonym verwendet werden. Unter einem weit gefassten Begriff von Ethnizität sind nicht nur gemeinsame Abstammung, sondern auch gemeinsame Sprache, Religion oder andere Merk- male kultureller Identität zu verstehen. Ethnische Gruppen in diesem Sinne sind Völker, Volksgruppen, Religionsgemeinschaften – Gruppen, die sich aufgrund eines oder mehrerer kultureller Merkmale von anderen unterscheiden (Horowitz 3 Die Einstellungen, Überzeugungen und Werte der Bürgerinnen und Bürger gegenüber der Politik. 4 Das Konzept der politischen Kultur hat seit dem Ende der 1980er Jahre eine bemerkenswerte Wie- derbelebung erfahren (vgl. Fuchs 2007; Almond 1996; Inglehart 1990). 5 Walker Connor (1972: 320) errechnete, dass von den damals bestehenden Staaten nur 9 Prozent ethnisch homogen waren. 28 Prozent wiesen eine Mehrheitsgemeinschaft auf, die mehr als drei Viertel aller Einwohner umfasste. In 23 Prozent aller Fälle stellte die Mehrheitsgruppe zwischen der Hälfte und drei Vierteln, und in 30 Prozent, also der größten Gruppe von Staaten, hat keine Gruppe die Mehrheit.

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