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Demokratietheorien: Eine Einführung PDF

407 Pages·1995·31.391 MB·German
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Uni-Taschenbücher 1887 U'IB FVRwmsEN SCHAFT Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage Wdhelm Fmk Verlag MÜDChen Gustav Fischer Verlag Jena und Stuttgart Francb Verlag TUbinpn und Basel Paul Haupt Verlag Dem . Stuttgart . Wiell HUdlig Verlagsgemeinschaft Decker & MUlIer GmbH Heidel1;erg Lesb Verlag + Budricb GmbH Opladen J. C. B. Mohr (PauI Siebeck) TUbingen Quelle & Meyer Heidelberg . WJeSbaden Ernst Reinbardt Verlag MÜDCben und Basel Scblffer-Poeschel Verlag Stuttgart Ferdinand Scböningb Verlag Paderbom • MUncben . Wien· ZUricb Eugen Ulmer Verlag Stuttgart Vandenboeck & Ruprecbt in Göttingen und ZUricb Manfred G. Schmidt Demokratietheorien Eine Einführung Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 1995 Der Autor: Dr. Manfred G. Schmidt, Professor für Politische Wissenschaft an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Träger des Gottfried-Wilhelm Leibniz-Preises 1995. ISBN 978-3-8252-1887-4 ISBN 978-3-663-14476-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-14476-2 © 1995 by Springer Fachmedien Wiesbaden Ursprünglich erschienen bei Leske & Budrich, Opladen 1995. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zu stimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Ver vielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Satz: Werkstatt für Typografie, Offenbach UTB-Bestellnummer: 3-8252-1887-2 Inhaltsverzeichnis vorwort ................................................................................................ 9 Einleitung ........................................................................................... 11 Teil I: Vorläufer moderner Demokratietheorien ...................................... 19 1.1 Die aristotelische Lehre von der guten Staatsverfassung und die Herrschaft der Volksversammlung im Staat der Athener ......................................................................................... 23 1.2 Die Idee der "gemäßigten Demokratie": Montesquieu ............... 44 1.3 Radikale Volkssouveränitätslehre: Jean-Jacques Rousseaus Beitrag zur Demokratietheorie ............. 61 1.4 Der Zielkonflikt von Freiheit und Gleichheit: Alexis de Tocqueville über die Demokratie in Amerika .............. 78 1.5 Liberale Theorie der Repräsentati vdemokratie: John Stuart Mill ........................................ :. .................................. 94 1.6 Die Lehre von der revolutionären Direktdemokratie: Karl Marx und die Pariser Kommune ........................................ 107 Teil 11: Moderne Theorien der Demokratie .............................................. 115 2.1 Elitistische Demokratietheorie: Max Weber .............................. 118 2.2 Ökonomische Theorie der Demokratie: Joseph Schumpeter und Anthony Downs .................................. 129 2.3 Die Demokratietheorie der Pluralisten ....................................... 150 2.4 Theorie der Sozialen Demokratie ............................................... 159 2.5 Partizipatorische Demokratietheorie .......................................... 169 2.6 Kritische Theorie der Demokratie .............................................. 180 2.7 Komplexe Demokratietheorie .................................................... 204 Teil III: Vergleichende Demokratieforschung ........................................... 215 3.1 Parlamentarische und präsidentielle Demokratie ....................... 217 3.2 Konkurrenz- und Konkordanzdemokratie .................................. 228 3.3 Mehrheits- und Konsensusdemokratie ....................................... 239 3.4 Direktdemokratie ....................................................................... 253 3.5 Wie demokratisch sind die Demokratien? Messungen demokratischer Staatsverfassungen ............................................ 264 5 3.6 Die Theorie der sozioäkonomischen Funktions- voraussetzungen der Demokratie .............................................. 293 3.7 Übergänge vom autoritären Staat zur Demokratie ..................... 309 Teil IV: Stärken und Schwächen der Demokratie und der Demokratietheorien ....................................................................... 331 4.1 Die Demokratie als Problembewältiger und als Problemerzeuger ........................................................................ 331 4.2 Die Demokratietheorien im Vergleich ....................................... 362 Literaturvel'Zeichnis ......................................................................... 371 6 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Das Ostrogorski-Paradoxon ............................................ 186 Tabelle 2: Hypothetische Stimmenverteilung auf 5 Parteien in 20 Wahlkreisen ...................................................................... 189 Tabelle 3: Stimmen- und Mandatsverteilungen nach Wahl- systemen ..................................................................................... 191 Tabelle 4: Präsidentielle und parlamentarische Demokratie im internationalen Vergleich ...................................................... 221 Tabelle 5: Konkurrenzdemokratie, Konkordanzdemokratie und Mischformen im Industrieländervergleich .......................... 233 Tabelle 6: Staatstätigkeit und politisch-ökonomische Lei stungsprofile in konkurrenz- und konkordanzdemo- kratischen Ländern ..................................................................... 238 Tabelle 7: Operationalisierung der theoretischen Konzepte von Lijpharts Mehrheits- und Konsensusdemokratie ................. 243 Tabelle 8: Standardisierte Durchschnittwerte der Konsen sus-Mehrheits- und der Föderalismus-Unitarismus- Dimension in demokratischen Verfassungsstaaten .................... 244 Tabelle 9: Modeme "gemäßigte Demokratien": institutio- nelle Schranken der Exekutive in demokratischen Ver- fassungsstaaten ........................................................................... 252 Tabelle 10: Polyarchien und Beinahe-Polyarchien nach R. Dahl, Zeitpunkt ca. 1969 ............................................................ 267 Tabelle 11: Demokratisierung des Wahlrechts im Natio- nenvergleich ............................................................................... 269 Tabelle 12: Demokratieskaien für souveräne Staaten der Welt, 1878-1994 ........................................................................ 285 Tabelle 13: Zusammenhänge zwischen Demokratisie rungsgrad und Verteilung der Machtressourcen in den Staaten der Welt in den 80er und 90er Jahren des 20. Jahrhunderts ............................................................................... 299 Tabelle 14: Die "dritte Demokratisierungswelle" (Beobachtungszeitraum 1973-1994) .......................................... 314 Tabelle 15: Demokratie als Problembewältiger - Ein Überblick über die wichtigsten Argumente ............................... 339 Tabelle 16: Demokratie als Problemerzeuger und ihre Achillesferse - Die wichtigsten Argumente im Über- blick ........................................................................................... 343 Tabelle 17: Demokratietheorien im Vergleich ................................. 368 7 Vorwort Das vorliegende Buch ist eine Einführung in ältere und modeme Theorien der Demokratie. Es schlägt einen Bogen von der demokra tiekritischen Staatsformenlehre von Aristoteles über die Schriften von Montesquieu, Jean-Jacques Rousseau, Alexis de Tocqueville, Karl Marx, Max Weber, Joseph Schumpeter, Anthony Downs und anderen Theoretikern bis hin zur vordersten Front der historisch und interna tional vergleichenden Demokratieforschung. Zu den Demokratietheo rien gehören normative - Soll-Zustände abwägende - Lehren und empirische oder "realistische" Theorien, die hauptsächlich der exakten Beschreibung und Erklärung dienen. Beide kommen in diesem Buch zur Sprache. Insoweit folgt es gebräuchlichen Einführungen zur De mokratietheorie. Allerdings will die vorliegende Schrift mehr. Sie dient auch der Unterrichtung über den neuesten Stand des Zweiges der Politikwis senschaft, der sich mit dem Vergleich von Demokratien beschäftigt. Er wird im folgenden abkürzend als Vergleichende Demokratiefor schung bezeichnet. Hiermit informiert dieses Buch über einen beson ders wichtigen Zweig der Demokratietheorie, der von vielen Theoreti kern und den meisten Verfassern von Einführungen zur Demokratie vernachlässigt wird. Die Vergleichende Demokratieforschung widmet sich hauptsächlich den Gemeinsamkeiten und Unterschieden ver schiedener Demokratietypen und deren jeweiligen Stärken und Schwächen. Auch erörtert sie die Funktionsvoraussetzungen der De mokratie und die Bedingungen ihres Zusammenbruchs. Ferner erkun det sie die Wege, die vom autoritären Staat zur Demokratie führen und die Hindernisse, die dabei zu überwinden sind. Überdies beschäf tigt sich die Vergleichende Demokratieforschung mit der möglichst exakten Erfassung des Unterschieds von Demokratie und nichtdemo kratischer Staatsverfassung. Das setzt die exakte Messung des Demo kratie- und des Autokratiegehalts von Staatsverfassungen und ihrer Verfassungswirklichkeit voraus. Wie demokratisch ist die Bundesre publik Deutschland im Vergleich zum politischen System Mexikos, Japans, Indiens, Rußlands, Süd- und Nordkoreas, der Türkei, der Volksrepublik China und vieler anderer souveräner Staaten? Diese Frage und viele andere werden im folgenden erörtert und - soweit es der Forschungsstand zu Beginn des Jahres 1995 zuläßt - beantwortet. Schließlich soll mit dem vorliegenden Buch eine Bilanz der Vorzüge und der Nachteile der Demokratie und der Theorien über die Demo kratie gezogen werden. 9 Mit dieser Konzeption betritt die hier vorlegte Einführung alte und neue Wege. Sie ist bestrebt, das hohe Niveau der wichtigsten Einfüh rungen zum Thema zu halten - zu nennen sind für andere C.F. Cnud de und D.E. Neubauer (1969), W.-D. Narr und F. Naschold (1973), F. Grube und Richter (1975), E. Wiesendahl (1981), D. Held (1987) und G. Sartori (1992) - und vor allem im Bereich der Vergleichenden Demokratieforschung und der Bilanzierung der Stärken und der Schwächen der Demokratie weiterzuführen. Geschrieben wurde dieses Buch für ein größeres Publikum. Es wendet sich gleichermaßen an Studierende, Lehrende und Absolven ten des Faches Politikwissenschaft und angrenzender Disziplinen, ins besondere der Erziehungswissenschaft, der Geschichtswissenschaft, der Philosophie, der Rechtswissenschaft, der Soziologie und der Wirt schaftswissenschaft, sowie an alle an Fragen der Demokratie Interes sierte. Der vorliegende Text ist die grundlegend überarbeitete und aktualisierte Fassung einer Schrift, die 1992 für die Fernuniversität Hagen verfaßt wurde, dort 1993 als Studienbrief erschien und in Vor lesungen und Seminaren an der Universität Heidelberg erprobt und weiterentwickelt wurde. In die Buchfassung wurde - soweit zugäng lich - das fach wissenschaftliche Schrifttum zur Theorie und Praxis der Demokratie und zum Vergleich demokratischer Systeme - vor allem das deutsch- und englischsprachige Schrifttum - eingearbeitet, das bis zum ersten Quartal 1995 veröffentlicht wurde. Redaktionsschluß war der 1. Juni 1995. Bei der Anfertigung des vorliegenden Buches kam mir jederzeit zu verlässige Mitarbeit zugute. Marianne Nies, Sekretärin an meinem Lehrstuhl an der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg, hat die Textverarbeitung der verschiedenen Manuskriptfassungen präzise und zuverlässig durchgeführt. Helge-Lothar Batt war mir bei der Literatur beschaffung und beim Korrekturenlesen behilflich, Thomas Bauer bei der Gestaltung der Tabellen und Christi an Buschmann bei der Sammlung und Kodierung eines Teils der Daten zur Messung von Demokratien. Für die mir hierdurch zuteil werdende Unterstützung danke ich herzlich. Mein Dank schließt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ein. Ein Teil der Forschungsmittel des Leibniz-Preises 1995 der DFG wurde zur Finanzierung von Recherchen verwendet, die für den drit ten und vierten Teil der hier vorgelegten Schrift, den Demokratien vergleich, anfielen. Heidelberg, im Juni 1995 10 Einleitung "Demokratie" ist ein dem Griechischen entstammender Fachausdruck des politischen und des wissenschaftlichen Sprachgebrauchs. Er setzt sich zusammen aus "demos" - dem griechischen Wort für Volk, Volksmasse oder Vollbürgerschaft - und "kratein", was soviel wie "herrschen" oder "Macht ausüben" heißt. Insoweit kann man Demo kratie knapp und bündig als - unmittelbare oder mittelbare - Herr schaft oder Machtausübung des Demos, Volksherrschaft oder Herr schaft der Vielen definieren (Meier u.a. 1972). Im spezielleren Sinne kann Demokratie auch Herrschaft oder Machtausübung einer Volks versammlung bedeuten, so wie sie erstmals in den Gemeinwesen der griechischen Stadtstaaten in der Antike etwa vom 5. bis zum 4. Jahr hundert vor Christi Geburt praktiziert wurde (Hansen 1991). Der Staatsformen lehre der aristoteli'schen Schule zufolge ist Demo kratie die Herrschafts- oder Staatsform, in der viele herrschen. Die Demokratie unterscheidet sich dieser Lehre zufolge fundamental von den älteren Regierungsformen der Wenigen, wie in der Aristokratie und der Oligarchie, und der Einerherrschaft, wie in der Monarchie und der Tyrannis. Sie unterscheidet sich von ihnen vor allem durch die große Zahl derjenigen, die maßgeblich an der Regelung öffentlicher Angelegenheiten mitwirken, die Rechenschaftspflichtigkeit der Herr schenden gegenüber den Beherrschten und durch die Gleichberechti gung de,r Vollbürger. Mittlerweile ist Demokratie ein Oberbegriff für eine Vielzahl politi scher Ordnungen geworden. Nur noch die wenigsten unter ihnen sind der Volksversammlungsherrschaft der griechischen Antike verwandt, die meisten unterscheiden sich von ihr durch die Repräsentativdemo kratie, den viel größeren Anteil der Teilhabeberechtigten an der er wachsenen Bevölkerung und die Hervorhebung der Gesetzesherr schaft über der Herrschaft der Volksversammlung oder der Volksver tretungen. Doch allen älteren und modernen Demokratien ist der An spruch gemeinsam, die Herrschaft im Staate auf die Norm politischer Gleichheit der Vollbürger zu verpflichten, auf den Willen des Volkes (im Sinne von Demos) oder zumindest eines maßgebenden Teils der Stimmbürgerschaft zu gründen und mit der Rechenschaftspflichtigkeit der Herrschenden gegenüber den Beherrschten zu verbinden. Über die älteren und neueren Demokratien wurde eine Vielzahl von Theorien verfaßt. Von diesen Theorien und von der Wirklichkeit de mokratischer "Staatsverfassungen" - so der Begriff der aristotelischen Schule für Verfassung und Verfassungswirklichkeit eines politischen 11

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