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Demokratie und Internet: Der Einfluss von computervermittelter Kommunikation auf Macht, Repräsentation, Legitimation und Öffentlichkeit PDF

197 Pages·2003·4.429 MB·German
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Arne Rogg Demokratie und Internet Arne Rogg Demokratie und Internet Der Einfluss von computervermittelter Kommunikation auf Macht, Reprasentation, Legitimation und Offentlichkeit Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2003 Gedruckt auf saurefreiem und alterungsbestandigem Papier. Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz fUr die Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhaItlich ISBN 978-3-8100-3884-5 ISBN 978-3-663-09579-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-09579-8 © 2003 Springer Fachmedien Wiesbaden UrsprOnglich erschienen bei Verlag Leske + Budrich, Opladen 2003. Das Werk einschlieBlich a1ler seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des VerJages unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fUr VervielfaItigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Inhalt Einleitung ............................ '" ................................................................. 9 1. Die Fragestellung ...................................................................... 13 1.1 Macht .......................................................................................... 17 1.2 Repriisentation ............................................................................. 18 1.3 Offentlichkeit .............................................................................. 19 1.4 Legitimation ............................................................................... 20 2. Der Begriff des Virtuellen und der virtuellen Gesellschaft ..... 23 3. Computervermittelte Kommunikation ...................................... 31 3.1 Technische Grundlagen ............................................................... 33 3.2 Psychologische und soziologische Grundlagen ............................. 36 3.3 Asynchrone computervermittelte Kommunikation ...................... .37 3.3.1 Electronic Mail ............................................................................ 38 3.3.2 Mailinglisten .............................................................................. .41 3.3.3 Newsgroups ............................................................................... .43 3.4 Synchrone computervermittelte Kommunikation ........................ .45 3.4.1 Der Internet Relay Chat (IRC) .................................................... .46 3.4.2 Die Multiple User Dungeons/Dimensions (MUDs) ..................... .49 3.4.3 Zusammenfassung der synchronen CvK ...................................... 52 3.5 Das World Wide Web ................................................................. 53 3.6 Zusammenfassung der computervermittelten Kommunikation ........................................................................... 55 Macht, Reprasentation, Legitimitat und OffentIichkeit ......................... 59 1. Macht ......................................................................................... 61 1.1 Die Weiterentwicklung und Standardisierung globaler Kommunikation als Herausforderung an staatliche Macht.. .......... 64 5 1.2 Libertare Informationsfi"eiheit und staatliche Zensur ................... 67 1.3 Kryptographie zwischen staatlichem Herrschaftsanspruch und biirgerlicher Freiheit ............................................................. 71 1.4 Trisektora1e Netzwerke einer ,global-public policy' ..................... 75 1.5 Visualisierung demokratischer Macht ......................................... 77 1.6 Macht, Virtualitat und das Leistungsprofil von Demokratien ....... 81 2. Reprasentation .......................................................................... 85 2.1 www.bundestag.de - Die Online-Prasenz des deutschen Pari aments .................................................................................. 87 2.2 Neue Medien - Neue Responsivitat? ............................................ 91 2.3 Parteien als Organisationen der Reprasentation ........................... 95 2.3.1 Die Online-Diskussionsforen der deutschen Parteien ................... 99 2.3.1.1 Die Online-Foren der Parteien - eine Stichprobe ....................... 105 2.3.1.2 Chancen und Grenzen der Online-Foren ................................... 111 2.3.2 Parteitage zwischen Effizienz und Partizipation ........................ 113 2.3.2.1 Das Kommunikations-Design des Virtuellen Parteitags ............. 118 2.3.2.2 Moglichkeiten und Grenzen virtueller Parteitage ....................... 125 2.4 Reprasentation, Virtualitat und das Leistungsprofi1 von Demokratien ............................................................................. 127 3. OffentIichkeit .......................................................................... 131 3.1 Die Rolle der Offentlichkeit in der reprasentativen Demokratie ................................................................................ 132 3.1.1 Von der biirgerlichen zur modernen Offentlichkeit .................... 136 3.1.2 Medienwandel und Funktionswandel im offentlichen Raum ...... 138 3.2 Computervermitteite demokratische Offentlichkeit .................... 143 3.3 Die Internet-Offentlichkeit im Lichte der Normen der Diskursivitat ............................................................................. 145 3.3.1 Gleiche Teilhabe ....................................................................... 145 3.3.2 Offenheit des Diskurses: Aufinerksamkeit im Usenet und im WWW ........................................................................... 152 3.3.3 Vier Dimensionen der Medienkompetenz .................................. 157 6 3.3.4 Diskursive Struktur und Rationalitat ......................................... 160 3.4 Offentlichkeit, Virtualitat und das Leistungsprofil von Demokratien ............................................................................. 161 4. Legitimation ............................................................................. 165 4.1 Online-Wahlen ......................................................................... 167 4.2 Virtuelle direktdemokratische Konsultativverfahren .................. 175 4.3 Virtuelle direktdemokratische Initiativverfahren ........................ 177 4.4 Legitimation, Virtualitat und das Leistungsprofil von Demokratien .............................................................................. 178 Demokratie und Virtualitiit .................................................................. 181 1. Abschlie8ende Zusammenfassung der Veriinderungen ......... 181 2. Demokratie - ,digitaJy remastered'? ...................................... 187 Literaturverzeichnis ............................................................................. 191 7 Einleitung Eine demokratische Gesellschaftsordnung und mit ihr das demokratische politische System entwickeln und bestatigen sich in einem fortwahrenden kommunikativen Prozess. Die grundsatzlichen gesellschaftlichen Normen und Werte miissen behauptet, vermittelt und bewusst gemacht werden. Denn in ihnen "griinden verfassungspolitische ,Geltungsiiberzeugungen' auf Zu stimmung" (Oberreuter 1997: 12). Die Kommunikation muss in einer De mokratie dabei immer unter bestimmten Voraussetzungen gedacht werden. Die Kommunikation, die auf politische Willensbildung zielt, muss frei sein. In einem solchen Ansatz kommunikativer Demokratie gehen "die durchaus autonom zu sehenden Diskussionsbereiche von Parlament, Regierung, Par teien, Verbanden und Wahlerschaft sowie der Kommunikationsmedien doch ein Verhaltnis der Interdependenz ein" (Oberreuter 1997: 13), urn Demokra tie zu ermoglichen. Und letztlich wird dem "demokratische[n] Selbstver standnis nach [ ... ] Macht kommunikativ zugeteilt und kommunikativ entzo gen. [ ... ] Wenn Demokratie auf diese Weise gleichsam durch Kommunikati onsfreiheit definiert ist, empfiehlt es sich mit Nachdruck, den Zustand und die Funktionsweise ihres Kommunikationssystems im Auge zu behalten, denn sie wirken auf den Zustand der Demokratie zuriick" (Oberreuter 1997: 14). Die Aufgabe der Medien1 Iiegt in einer Demokratie - in einer ersten An naherung - idealerweise also darin, die einzelnen Institutionen der Gesell schaft miteinander zu verbinden und einen freien Fluss der Informationen zwischen ihnen zu gewahrleisten. Diese kommunikative Festlegung der Demokratie fallt im ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert zusammen mit dem Entstehen eines neuen groBtechnischen Kommunikationssystems: der weitraumig vernetzten digitalen Kommunikation. Dass ein Zusammenhang existiert zwischen der Art und Weise, wie sich «GroBe Technische Systeme» entwickeln, sich organisieren und funktionieren und der jeweils bestehenden Regierungsformen der Gesamtgesellschaft, ist schon vielfach beschrieben worden (Mayntz 1993: 97-108). Da die Neuen Medien, besonders das Inter net, ein solches «GroBes Technisches System» darstellen, "wird die Aus brei tung des Internet und ahnlicher Netze politisch nicht folgenlos sein. Das Internet steht fiir ein neues Modell der Entwicklung und Funktion groBer technischer Systeme, dessen sozio-technische Funktionsbedingungen und "Medien" wird hier zunachst in einem alltagssprachlichen Gebrauch verwendet, nach dem hierunter Zeitungen, Zeitschriften, Hiirfunk und Fernsehen aber auch Computer verstanden werden. Diese Bedeutung wird immer genutzt, wenn nicht ausdriicklich auf die Verwendung eines strikten Medienbegriffes hingewiesen wird. 9 Folgen theoretisch noch keineswegs hinreichend geklart sind" (Leib 1998: 81). Eine zentrale politikwissenschaftliche Frage ist dabei, was aus der re priisentativen Demokratie wird, "wenn sich der flir sie konstitutive offentli che Raum individualisiert und globalisiert" (Gellner 1997: 26), wenn sich politische Kommunikation auf vielen Ebenen digitalisiert und wenn sich eine neue Sozial-und Kulturtechnik als Grundlage politischen Engagements ausbildet, die einen GroBteil der BevOlkerung bisher ausschlieBt. Fiir Wi nand Gellner ist dabei der Obergang von einer Informationsgesellschaft2 zu einer global en Kommunikationsgesellschaft, der zuweilen vermerkt wird und in der Metapher yom ,global village' mitschwingt, noch keinesfalls vollzogen. Als sicheres Ergebnis der bisherigen Forschung kann jedoch gelten, dass die Medien spatestens mit dem Fernsehen zu Sozialisationsfak toren geworden sind, ,Ja geradezu zu Wirklichkeitskonstrukteuren, die das Individuum mit der AuBenwelt verkniipfen" (Biirklin 1997: 56). Abzuwar ten bleibt, in welch em MaBe die Neuen Medien, hier besonders das Internet, diese Rolle der Weltvermittlung - und somit auch Politik- und Demokratie vermittlung - in Zukunft iibernehmen konnen und auch iibernehmen wer den. Ein erstes Abschreiten der Grenzen und Moglichkeiten soll in dieser Arbeit erfolgen. Wird die oben erwiihnte Funktion, die den Medien in der Gesellschaft zugedacht wird, weiter aufgeschliisselt, so lassen sich drei Dimensionen unterteilen: Die Medien soIl en erstens die Institutionen des Gesellschafts systems miteinander verkniipfen. Sie sollen zweitens Mittel der demokra tisch unverzichtbaren Kommunikation zwischen den politischen Subjekten, wie auch drittens Portale des Kontaktes mit dem politisch administrativen System flir das Individuum sein.3 Die Veranderungen, die sich durch die neuen Kommunikationsformen flir die Demokratie als Gesellschafts- und Regierungsform ergeben und noch ergeben konnen, greifen auf allen Ebe nen, weshalb auch alle Ebenen in dieser Arbeit zum Gegenstand werden. Es ist ebenso oft versucht worden, aus aktuellen technischen Entwick lungen soziale oder politische Prognosen abzuleiten, wie diese Versuche dann von den Nachfolgenden als gescheitert angesehen wurden. Zwei Bei spiele aus einer langen Reihe sind die Planungseuphorie der Politik und Verwaltung, die mit dem Autkommen der ersten Computer einsetzte, sowie die Chancen flir eine Revitalisierung der Demokratie, wie sie aus der Tech nik des Kabelfernsehens zuniichst herausgelesen wurden. Die sich hieraus ergebende notwendige Vorsicht betriffi auch den Gegenstand dieser Arbeit. Auch wenn es seit den ersten Tagen der Computer flir die technische Wei terentwicklung ,Gesetze' gibt, die sich bisher als erstaunlich treffsicher er- 2 Fiir verschiedene Definitionen zur Inforrnationsgesellschaft: BiihI 1997: 3347. 3 Aus systemtheoretischer Perspektive kiinnte hier noch hinzu gefiigt werden, dass die Medien natiirlich auch auf der Makroebene der Gesellschaft als eigenes System gegenwiirtig sind. 10 wiesen haben,4 sind die sozialen Auswirkungen der Computertechnik und der durch sie jetzt moglich gewordenen Kommunikationsweisen in der For schung bisher unterschiedlich interpretiert worden. Den einen scheinen die partizipativen Moglichkeiten, sowohl innerhalb reprasentativer Systeme als auch im Sinne einer Starkung direktdemokratischer Elemente, am bedeu tendsten (Rheingold 1994: 95-121). Andere sehen eine neue Bruchlinie in der sozialen Schichtung der Gesellschaft entstehen: auf der einen Seite die Informationsarmen, auf der anderen die Informationsreichen (Norris 2001). Eine dritte Sichtweise betont weniger den politischen und sozialen Wandel, sondern eher die Moglichkeiten, die sich fiir ein digitales ,New Public Ma nagement' durch ,e-government' ergeben. Rier stehen Biirgerportale und ,Einwohnermeldeamt-online' im Zentrum der Aufinerksamkeit (Kaiser 2001: 57-68). Unabhiingig von dem jeweiligen Fokus der Aufinerksamkeit, den Er wartungen an Online-Kommunikation und den theoretischen Fundierungen lasst sich allerdings festhalten, dass die computervermittelte Kommunika tion durch ihre technischen Eigenschaften - die Wahl zwischen synchroner und asynchroner Kommunikation, die Wahl zwischen one-to-one, one-to many oder many-to-many Kommunikationsmodi sowie die noch weiterge hende Individualisierung und Personalisierung der Kommunikation, urn nur ein paar dieser Eigenschaften zu nennen - dazu einladt, auch die sozialen und vor all em die politischen Effekte aus einer liberalen Perspektive zu betrachten und ebenso zu deuten. Aus einer anderen kritischen Perspektive lasst sich anmerken, dass es immer zur Rhetorik des Verkaufens gehort, dass neue Technik etwas Neues - auch fiir die Gesellschaft - verspricht. Diese Rhetorik kann auch deswegen vergleichsweise erfolgreich sein, weil die Technik eine Losung fiir reale und dringende gesellschaftliche Probleme anzubieten scheint. Die in der vorliegenden Arbeit gewahlte kritische Per spektive versucht demgegeniiber aufzuzeigen, inwiefern der bisher sehr technikzentriert gefiihrte Diskurs urn die Auswirkungen der Mediennutzung die Pointe dieser Nutzung verfehlt. Denn obwohl die Anwendung und Nutz barmachung der Technik fiir verschiedenste Bereiche eine Antwort auf den festgestellten Modernisierungsbedarf bietet - dies gilt fiir die Parteien, fiir die offentliche Verwaltung, wie letztlich auch fiir die Strukturen des Ar beitsmarktes und der Wirtschaft -, ist doch die soziale und politische Be deutung der Technologie nur zu einem Teil der Leistungsflihigkeit der Technologie geschuldet. Ebenso wichtig sind hier gesellschaftliche Durch dringung und die Anschlussrahigkeit an gesellschaftliche Subsysteme. Vie les von dem, was derzeit an computervermittelter Kommunikation Einzug in 4 So verdoppelt sich tatsachlich etwa aile achtzehn Monate die Prozessorleistung und auch die Menge der verfiigbaren Infonnationen scheint - fulls dies iiberhaupt noch gemessen werden kann -wie vorhergesagt ungeflihr exponential zur Anzahl der ans Netz angeschlossenen Hosts zu wachsen. II

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