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Demokratie: Entwicklung — Gestaltung — Problematisierung PDF

154 Pages·2004·4.628 MB·German
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Bernhard Frevel Demokratie Elemente der Politik Herausgeber. Hans-Georg Ehrhart Bernhard Frevel Klaus Schubert Suzanne S. Schuttemeyer Die ELEMENTE DER POLITIK sind eine politikwissenschaftliche Lehr buchreihe. Ausgewiesene Expertinnen und Experten informieren uber wichtige Themen und Grundbegriffe der Politikwissenschaft und stelien sie auf knappem Raum fundiert und verstandlich dar. Die einzelnen Titel der ELEMENTE dienen somit Studierenden und Lehrenden der Politik wissenschaft und benachbarter Facher als EinfUhrung und erste Orientierung zum Gebrauch in Seminaren und vorlesungen, bieten aber auch politisch Interessierten einen soliden Oberblick zum Thema. Bernhard Frevel Demokratie Entwicklung - Gestaltung - Problematisierung I VS VERLAG FOR SOZIALWISSENSCHAFTEN Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet Ober <http://dnb.ddb.de> abrufbar. 1. Auflage April 2004 Unveranderter Nachdruck der 1. Auflage Juni 2006 Aile Rechte vorbehalten © VS verlag fOr Sozialwissenschaften I GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2006 Lektorat: Frank Schindler Der VS Verlag fOr Sozialwissenschaften ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werk einschlieBlich alier seiner Teile ist urheberrecht lich geschOtzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Gren zen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fOr Vervielfaltigungen, Obersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und verarbeitung in elektronischen Systemen. Die wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Mar kenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jeder mann benutzt werden dOrften. Umschlaggestaltung: KOnkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg ISBN 978-3-8100-3895-1 ISBN 978-3-322-93458-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-93458-1 Inhalt 1. Demokratie - Annaherung an einen facettenreichen BegritJ .............. 7 1.1 Zum Demokratie-Begriff .................................................. 9 1.2 Zur Gestaltung des Buches ................................................ 10 2. Vorliiufer der modemen Demokratie ............................. 13 2.1 Urspriinge im antiken Athen .............................................. 14 2.1.1 Die Entwicklung zur Demokratie ....................................... 14 2.1.2 Die Gestaltung der Demokratie ........................ .................. 17 2.1.3 Antike Staatstheorie ........................................................... 19 2.2 Demokratie und die Philosophie der Aufldiirung ............... 24 2.3 Montesquieu vs. Rousseau vs. Mill-oder: Wieviel Yolk darf herrschen? ......................... ... ................ 29 2.3.1 Montesquies Vorstellung der Gewaltenteilung . ................. 30 2.3.2 Rousseaus Idee der Volkssouveriinitat ............................... 33 2.3.3 Mills Vorstellungen der repriisentativen Demokratie ......... 39 2.4 Die US-amerikanischen Demokratieimpulse ..................... 45 2.4.1 Entwicklung der demokratischen politischen Kultur in den USA ........................................................................ 46 2.4.2 Die Federalist Papers ...................................... ................... 48 2.4.3 Alexis de Toqueville: Uber die Demokratie in Amerika .... 50 2.5 Wirkungen der FranzOsischen Revolution ..................... .... 52 2.5.1 Der Dritte Stand und der Nationalstaat .............................. 52 2.5.2 Die politiktheoretische Diskussion ..................................... 54 5 3. Demokratie heute ............................................................ . 57 3.1 Demokratiekriterien ........................................................... 58 3.1.1 Volkssouveranitat .............................................................. 58 3.1.2 Biirgerschaftliche Partizipation .......................................... 60 3.1.3 Politischer und gesellschaftlicher Pluralismus ................... 62 3.1.4 Macht-und Herrschaftsbegrenzung ................................... 63 3.1.5 Rechts-und Sozialstaatlichkeit .......................................... 66 3.2 Demokratietheoretische Grundlagen .................................. 67 3.2.1 Konservative Demokratievorstellungen ............................. 69 3.2.2 Pluralismustheorie .............................................................. 71 3.2.3 Soziale Demokratie und Demokratischer Sozialismus ....... 76 3.3 Demokratische Staats-und Regierungsformen .................. 77 3.3.1 Direkte und reprasentative Demokratie .............................. 78 3.3.2 Parlamentarisches und prasidentielles System ................... 80 3.3.3 Konkurrenz-und Konkordanzdemokratie .......................... 84 3.3.4 Mehrheits-und Konsensusdemokratie ............................... 86 3.4 Demokratische Prozesse und ihre Akteure ......................... 89 3.4.1 Die Biirger als Wiihler, Kontrolleure und Mitentscheider .. 90 3.4.2 Parteien .............................................................................. 94 3.4.3 Organisierte Interessen ....................................................... 99 3.4.4 Regierung und Verwaltung ................................................ 105 4. Siegeszug der Demokratie? ........................................ ..... 113 4.1 Problematisierung ............... ............ ..... ............ ............ ...... 114 4.2 "Wir sind das Volk!" - Wege zu mehr Volkssouveranitat. 120 4.3 Demokratiekritik in etablierten Demokratien ..................... 129 4.4 Probleme der Intemationalisierung und Globalisierung .. ... 136 4.5 Transformation und Transition zur Demokratie . ....... ......... 142 Literatur ....................................................................................... 151 Kommentierte Literaturhinweise ................................................. 155 6 1. Demokratie - Annaherung an einen facettenreichen Begriff Der alltagliche Blick in die Tageszeitung und das Betrachten der Fem sehnachrichten konfrontiert den politisch Interessierten in groBer Re ge1mii8igkeit mit dem Begriff ,,Demokratie". Es wird von demokrati sehen Wahlen berichtet, der Demokratisierungsprozess in einem femen Land betrachtet, die innerparteiliehe Demokratie thematisiert und vom demokratisehen Wenbewerb gesprochen. Das Parlament tibt seine demo kratisehe Kontrolle aus, tiber mehr direkte Demokratie wird nachgedacht und die Verletzung des demokratisehen Anstands beklagt. Es wird ge mahnt, dass die demokratischen Parteien im Kampf gegen den Extre mismus zusammenstehen sollen, und auch Demokratiedejizite werden befiirchtet, wenn Dicht die politische Bildung der lugend verbessert wer de. Es ist der Grundtenor der seriosen Medien, dass Demokratie etwas Gutes, Schtitzenswertes, Pflegebediirftiges ist, und antidemokratisches Denken und Handeln wird beklagt, angeprangert und kritisch beleuchtet. Auf der anderen Seite finden sich jedoch auch kritische Stimmen zur Demokratie bzw. zum Zustand der Demokratie: Demokratische Ent scheidungsprozesse seien hliufig zu langsam, dort errungene Kompro misse seien verwiissert, die demokratische Partizipation weise Schwach stellen auf, die politische Effizienz der Demokratie sei Dicht besonders hoch und die Verantwortlichkeit der politischen Akteure sei in einem Meer an Demokratie Dicht zu erkennen. Viele, die so1che Kritik auBern, verstehen sich durchaus als Demokraten und sie streben eine Verbesse rung der Demokratie an. Doch gibt es auch andere, die die Demokratie an sich ablehnen, anderen Herrschaftsformen anhiingen und beispiels weise ein autoritiires Fiihrersystem, eine Riiterepubllk, eine diktatori sche Elitenregierung oder auch anarchistische Formen bevorzugen. Wenn im 20. lahrhundert und zu Beginn des 21. lahrhunderts das hohe Lied der Demokratie gesungen wurde und wird, tiberdeckt die Lautstiirke des Chores, dass 7 die Demokratie des aktuellen Demokratieverstlindnisses noch eine recht junge Regierungsform ist, ihre Verankerung in den Kopfen und Herzen der Biirger mitunter recht briichig ist, andere Regierungsformen in einigen Aspekten den Vergleich zur Demokratie gar nicht scheuen mussen, Demokratie der Begriff fUr eine schillemde Vielfalt an Regierungs formen ist, wo "Demokratie" drauf steht, gar nicht immer "Demokratie" drin ist. Winston Churchill, der friihere Premierminister GroBbritanniens - immerhin eine anerkannte Demokratie -, bezeichnete die Demokratie gar einmal im Londoner Unterhaus als die schlechteste Regierungs form ("worst form of government"), urn dann jedoch einzuschrlinken, dies gelte abgesehen von all den anderen bislang ausprobierten Regie rungsformen (Churchill 1974: 7566). Die kritischen Haltungen zur Demokratie sind Legion. Bezeichnete schon Aristoteles (384-322 v. Chr.) die Demokratie als eine Entar tungsform der Herrschaft, bei der der Pobel, also das niedere V olk die Macht ausiibe, fiirchtete der deutsche Philosoph Immanuel Kant 1795 in seiner Schrift "Vom ewigen Frieden", dass eine Demokratie, in der aile Burger die Herrschergewalt besitzen, "notwendig ein Despotism" sei (1981: 207). Platon (427-347 v. Chr.) erkannte in der Demokratie eine "Staatsform des Verfalls". Thomas Hobbes sab im 17. Iahrhun dert die Gefahren von Gunstlingswirtschaft und verfiihrender Dem agogie. Auch im 20. und bis ins beginnende 21. Iahrhundert lieBe sich eine Liste von Demokratiekritikem von Carl Schmitt bis Gerhard Frey ausweiten und ihre Positionen lieBen sich gegen die Haltungen der Demokratiebefiirworter stellen. Meinen die aile eigentlich dasselbe, wenn sie von Demokratie reden und schreiben? Wurden die alten Philosophen auch die heutigen For men von Demokratie als entartet, despotisch oder verfallend werten? Augenscheinlich sind Demokratie und Demokratie nicht das Gleiche - weder in den ZeitHiuften, noch in den politischen Ideologien, noch zwischen den vielen demokratischen Staaten. Eine weitere Annahe rung an den Demokratiebegriff tut Not... 8 1.1 Zum Demokratie-Begriff Der Ursprung des Wortes Demokratie ist griechisch, es ist eine Zu sammenfiihrung der Worter "demos" - das Volk und "kratein" - herr schen. Demokratie steht also fUr die "Herrschaft des Volkes". Diese Volksherrschaft steht zunachst in Abgrenzung zu anderen Herrschafts formen wie der Monarchie, also der Herrschaft des Einzelnen z.B. ei nes Konigs, der Aristokratie (der Herrschaft des Adels) oder der Oli garchie, einer Herrschaft der Wenigen, wie sie z.B. von Militlirregi men ausgefibt wird. Diese Abgrenzung zu anderen Herrschaftsformen sagt jedoch selbst noch nicht so viel fiber die Demokratie selbst aus, vielmehr stellen sich eine Menge Fragen, wenn fiber deren Inhalt und Gestaltung nachgedacht wird: Wer ist das herrschende Yolk? Sind es nur die waffenfabigen Man ner (wie im alten Griechenland) oder auch die Frauen (wie in der Schweiz erst seit 1971)? Sollen auch Auslander an der Volksherrschaft teilhaben? Die Frage, ob Schwarzhautige an der Herrschaft beteiligt werden dUrfen, wurde nicht nur in den USA bis weit ins 19. JahrllUndert eher mit ,nein' beantwortet, sondem auch in den Apartheitsstaaten SUd afrika und Sfidrhodesien bis 1994 bzw. 1980. Kann vielleicht innerhalb des Volkes noch die Herrschaftsbeteiligung differenziert werden, z.B. zwischen viel Steuer zahlenden und wenig Steuem zahlenden Biirgem, zwischen Gebildeten und Ungebildeten? Gehfuen zum herrschenden Yolk auch Kinder und Jugendliche? Bedarf es einer wie auch immer zu messenden oder zu erfassenden Intelligenz oder Reife, urn an der VoIks herrschaft teilzuhaben? 1st Teilhabe an der Volksherrschaft ein Recht des einzelnen BUrgers oder kann er dazu auch verpflichtet werden? ... Wie kann das Volk herrschen? Kann das Volk vielleicht fiber alle Fragen, die die Gemeinschaft betreffen, direkt gemeinsam abstimmen - wie in der griechischen Antike, beim germanischen Ting unter der Dorflinde oder in den schweizerischen Gemeindeversammlungen, den sog. "Landsgemeinden"? Reicht es aus, wenn das Volk ein Herr schaftsgremiurn bestimmt oder die Regierung kontrolliert? Kann von Demokratie gesprochen werden, wenn eine wie auch immer geartete Elite ,,im Namen des Volkes" herrscht (oder dieses vorgibt)? Muss sich das herrschende Volk (weitgehend) einig sein in seinen Herr schaftsbeschlfissen oder darf die Mehrheit des Volkes fiber die Min derheit bestimmen? 9 Urn es vorwegzunehmen: Eine eindeutige Antwort auf diese Fragen gibt es nicht. Hunderte von Philosophen, Politikem und Politikwissen schaftlem geben unterschiedlichste Antworten, setzen verschiedene Schwerpunkte und fiihren komplizierte theoretische Diskurse fiber die "wahre" oder auch nur "richtige" Form der Demokratie. Der Blick in die Werke der vergleichenden Demokratieforschung und zur politi schen Theorie zeigt die verwirrende Vielfalt an Demokratien, z.B.: Direkte Demokratie Konsensusdemokratie Ckonomische Demokratie Representative Demokratie Pariamentarische Priisidentielle Demokratie Demokratie Konkurrenzdemokratie Plebiszitiire Radikale Demokratie Fuhrerdemokratie Mehrheitsdemokratie Soziale Demokratie Konkordanzdemokratie Demokratischer Sozialismus Pluralistische Demokratie Sie unterscheiden sich sowohl in der Frage wer das herrschende Volk ist als auch in der Einschlitzung wie das Volk herrscht bzw. staatliche Herrschaft legitimiert. Sie haben unterschiedliche Vorstellungen dar fiber, wie weit Demokratie lediglich als Staats- und Regierungs- oder erweitert gar als Lebensform anzusehen ist. Abraham Lincoln (1809-1865), der 16. Prlisident der Vereinigten Staaten von Amerika, sagte in seiner beruhmt gewordenen Gettysburg Address am 19. November 1863, Demokratie sei "government of the people, by the people, for the people", also Herrschaft, die aus dem Volk hervorgeht (oj), durch das Volk (by) und in seinem Interesse (jor) ausgefibt wird. Angesichts der vielen vorgenannten Fragen mag diese politische Definition von Demokratie noch immer nicht befriedigen. Sie eroffnet jedoch diverse Moglichkeiten, in Theorie oder Praxis vor handene Demokratien daraufhin zu uberprufen, wie sehr sie die drei Dimensionen des ,of', ,by' und ,for' berucksichtigen. 1.2 Zur Gestaltung des Ruches In dem vorliegenden ELEMENTE-Band werden zunlichst historische und strukturelle Grundlagen der Demokratie betrachtet. Ausgehend von den Fruhformen der Demokratie im antiken Griechenland werden an schlieBend wesentliche Impulse fur die modeme Demokratie nachvoll- 10

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