ebook img

Demographische Wirkungen städtebaulicher Maßnahmen: Ein Verfahren zur kleinräumlichen Bevölkerungsprognose auf der Grundlage der Wohnungsbelegung PDF

126 Pages·1981·5.671 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Demographische Wirkungen städtebaulicher Maßnahmen: Ein Verfahren zur kleinräumlichen Bevölkerungsprognose auf der Grundlage der Wohnungsbelegung

FORSCHUNGSBERICHT DES LANDES NORDRHEIN-WESTF ALEN I Nr. 3028 Fachgruppe Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Herausgegeben vom Minister fUr Wissenschaft und Forschung Prof. Dr. rer. nat. Volker Kreibich Dipl. -lng. Rolf Junker cando ing. Walter Kohl Dipl. -lng. Doris Reich Dipl. -lng. Roland Schneider unter Mitarbeit von Violetta Albrecht· Brigitte KieBlich Werner Killing • Gerhard LeBmann Manfred Siry und Bernd Zollo Institut fUr Raumplanung der UniversitAt Dortmund (IRPUD) Demographische Wirkungen sUidteb aulicher Maf3nahmen Ein Verfahren zur kleinrAumlichen BevOlkerungsprognose auf der Grundlage der Wohnungsbelegung Westdeutscher Verlag 1981 CIP-Kurztite1aurnahme der Deutschen Bib1iothek Demographische Wirkungen stadtebau1icher Mass nahmen : e. Verrahren zur k1einraum1. Bev~1ke­ rungsprognose aur d. Grund1age d. wohnungsbe- 1egung / Vo1ker Kreibich ••• Unter Mitarb. von Vio1etta A1brecht ••• - Op1aden : Westdeutscher Ver1ag, 1981. (Forschungsberichte des Landes Nordrhein Westra1en ; Nr. 3028 : Fachgruppe Wirt scharts- u. Sozia1wiss.) ISBN-13: 978-3-531-03028-9 e-ISBN-13: 978-3-322-87748-2 DOl: 10,1007/978-3-322-87748-2 NE: Kreibich, Vo1ker [Mitverr.]; Nordrhein Westra1en: Forschungsberichte des Landes ••• © 1981 by Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Gesamtherstellung: Westdeutscher Verlag ISBN-13: 978-3-531-03028-9 VORBEMERKUNG Die vorliegende Studie berichtet abschlieBend Uber ein Projekt, in dem Daten aus dem Verwaltungsvollzug, die den Statistischen Amtern der Kommunen auf ge setzlicher Grundlage zur VerfUgung stehen, detailliert aufbereitet und fUr die Analyse und Prognose der kleinraumigen Bevolkerungsentwicklung erschlossen wur den. Dabei wurde von der Annahme ausgegangen, daB die kleinraumige Entwicklung der Einwohnerzahlen und die demographische Zusammensetzung der Bevolkerung vor allem von den Strukturen und der Entwicklung des Wohnungsbestandes bestimmt wird. Die Berechnung demographischer Belegungsmuster fUr Wohnungstypen (Wohnungsbe legungsmuster) stand deshalb im Mittelpunkt des Projektes. Die Studie weist die Wohnungsbelegungsmuster empirisch nach und zeigt mogliche Wege zu ihrer Bestimmung auf. Dabei muBte haufig Neuland betreten ~ethodisches werden. So gelang es z.B. zum erstenmal, eine Gebaudedatei auf der Grundlage der Baufertigstellungsstatistik und eine Einwohnerdatei aus dem Meldewesen ge baudeweise zu verknUpfen, urn die Belegung von Gebauden zu analysieren. AuBer dem wurde ein Weg aufgezeigt, urn aus einer Gebaudedatei wohnungsbezogene In formationen zu gewinnen. Damit konnten zum erstenmal Belegungsmuster fUr Woh nungstypen auf der Grundlage regelmaBig anfallender Daten bestimmt werden. Ana lysen und Prognosen der Bevolkerungsentwicklung fUr kleine Teilgebiete schei terten bisher an den kleinen Einwohnerzahlen und an der kleinen Menge demogra phi scher Ereignisse, die keine statistisch signifikanten Berechnungen zulie Ben. Zur Losung dieses grundlegenden Problems wurden verschiedene Typisierungs verfahren angewandt. SchlieBlich wurde noch die Grundversion fUr ein Prognose modell entworfen, programmiert und mit Beispielen aus der stadtebaulichen Pra xis getestet. Mit dem Verfahren erhalt der Planer ein Instrument zur Abschat zung der demographischen Folgen wohnungsbezogener MaBnahmen in der Bauleitpla nung und in Modernisierungs- und Sanierungsprogrammen. Die Studie wendet sich an die wissenschaftliche Offentlichkeit (Demographen, Sozialwissenschaftler, Stadt-, Bau- und Wohnungsforschung) und an die kommu nale Planungs- und Verwaltungspraxis (Kommunalstatistik, Stadtplanung und Stadt entwicklung). Sie stellt wichtige Informationen und methodische Hilfen fUr stadtebauliche Wirkungsanalysen, fUr die kleinraumige Raumbeobachtung und fUr die Prognose des Infrastrukturbedarfs zur VerfUgung. Das Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Amt fUr Statistik und Wahlen der Stadt Dortmund durchgefUhrt. Seinem Leiter, Herrn Noske sowie Herrn Dohla und Herrn GneiBe sind wir deshalb zu ganz besonderem Dank verpflichtet. Das Stadtamt 10 unterstUtzte uns bei der Aufbereitung der Ausgangsdaten und das Stadtamt 62/2 bei der ErschlieBung des kleinraumigen Gliederungs- und Zuord nungssystems der Stadt Dortmund. Herrn Betz yom Stadtamt 02 haben wir fUr die verstandnisvolle UnterstUtzung unserer Bitte urn Zusammenarbeit zu danken. Die Fortsetzung der fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen der Stadt Dortmund und dem Institut fUr Raumplanung, die dieses Projekt erst moglich machte, und die Anwendung der Ergebnisse auch in anderen Kommunen wUrde die beste Grundlage fUr die Diskussion und Weiterentwicklung dieses neuen Verfahrens zur teilraumlichen Analyse und Prognose der Bevolkerungsentwicklung schaffen. - v - INHALT Seite Kapitel 1 AUSGANGSLAGE 1 Kapitel 2 DAS MDDELLKONZEPT DISPRO 4 1. VorUberlegungen 4 2. Modellkonzept 6 Kapitel 3 DATENBASIS 8 1. Amtliche Statistik 9 1.1. Aktua 1 itat 9 1.2. Regionalisierbarkeit 9 1.3. Zuordnungsfahigkeit 10 2. Stadtestatistik und Verwaltungsvollzug 12 3. Datenbasis des Modells 15 3.1. Daten zum Bevolkerungsbestand 15 3.1.1. Haushaltsbegriff 15 3.1.2. Beschaftigungsbegriff 15 3.1.3. Erweiterungsmaglichkeiten 15 3.2. Daten zum Wohnungsbestand 15 3.3. Daten zur Belegung der Wohngebaude 19 3.4. Daten zur Bevolkerungsbewegung 19 Kapitel 4 WOHNUNGSTYPEN 20 1. Gebaudetypen 21 1.1. Heuristische Typisierung der Gebaude 22 1. 1.1. Baua lter 22 1.1.2. Ausstattung 22 1.1.3. Gebaudealter 23 1.1.4. Eigentumsverhaltnisse 25 1.1.5. Finanzierungsart 25 1.1.6. Zusammenfassung 25 1.2. Statistische Typisierung der Gebaude 29 1.2.1. Zusammenhange zwischen den Merkmalen 29 1.2.2. Multivariate Typisierung 30 - VI - Seite 2. Wohnungstypen 30 2.1. WohnraumgroBenklassen 30 2.2. Simulation einer Wohnungsdatei 32 Kapitel 5 WOHNUNGSBELEGUNG 33 Kapitel 6 GEBIETSTYPEN 37 1. Bildung der Gebietstypen 37 2. Interpretation der Gebietstypen 40 Kapitel 7 CAS DEMOGRAPHISCHE FORTSCHREIBUNGSMODELL 42 1. Gebietstypische demographische Parameter 43 1.1. Berechnung der demographischen Parameter 43 1.1.1. Fruchtbarkeitsziffern 43 1.1.2. Sterbewahrscheinlichkeiten 43 1.1.3. Wanderungsziffern 44 1.1.4. Bestandsbevolkerung 45 1.2. Analyse der' gebietstypischen demographischen,Parameter 45 1.2.1. Gebietstypische Fruchtbarkeit 45 1.2.2. Gebietstypische lluzUge': 47 1.2.3. Gebietstypische FortzUge 47 1.3. Zusammenfassung 47 Kapitel 8 VERANDERUNGEN DES WOHNUNGSBESTANDES 51 1. Zur Erfassung von Wohnungsbestandsveranderungen 51 1.1. GebaudeabriB 51 1.2. Wohnungsneubau 51 1.3. Wohnungsmodernisierung 51 2. Abbildung der Wohnungsbestandveranderungen im Modell 52 Kapitel 9 CAS MODELL ZUR BEVOLKERUNGSVERTEILUNG 60 1. Rahmenmodell 60 2. Kernmode 11 60 - VII - Seite Kapitel 10 AN"I:NDUNG DES r«lDELLS 73 1. Modernisierung 73 2. Sanierung einer Arbeitersiedlung 74 3. Bewertung der Alternativen zur Modernisierung einer Zechensiedlung 74 4. Bewertung alternativer Neubauprogranne 77 5. Demographische Wirkungen stadtebaulicher Ma6nahmen 78 Kapitel 11 ABSCHLIESSENDE BEWERTUNG UND AUSBLICK 81 A N HAN G Merkmalsdefinitionen und Erlauterwngen zur Gebaudedatei 85 Anmerkungen 88 Litera turverzei chni s 92 Tabellen 95 Abbil dungen 104 - VIII - Verzeichnis der Tabellen Tabelle Seite 2.1 Prognoseansatze 5 3.1 GroBzahlungen in der Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg 8 3.2 Schema des Tabellenprogramms der Volks- und Berufszah- lung 1981 (1) 10 4.1 Zusammenfassung der Gebaudemerkmale 24 4.2 Gebaudetypen 26 4.3 Zusammenhange zwischen Gebaudemerkmalen 27 4.4 Der Dortmunder Wohnungsbestand nach der Zahl der Wohn- raume am 31.12.1976 30 4.5 Gebaudetypen nach der WohnungsgroBe 31 4.6 WohnraumgroBenklassen 32 5.1 Merkmale zur Wohnungsbelegung 33 5.2 Belegungstypen 34 5.3 Charakteristische Merkmale der Belegungstypen 35 5.4 Verteilung der Altersstruktur auf die Belegungstypen (Per- sonen pro 100 Wohnungen) 36 6.1 Verteilung der Belegungstypen auf die Gebietstypen 38 6.3 Verteilung der Altersklassen auf die Gebietstypen 38 6.4 Rangfolge der Wohnungsbelegungstypen in den Gebietstypen 41 7.1 Demographische Profile der Gebietstypen 50 8.1 Eingabe von MaBnahmen zur Wohnungsbestandsveranderung 54 10.1 Wohnungsbestandsveranderungen, Bevolkerungsbestandsver- anderungen 74 10.2 WOhnungsbestandsveranderungen, Bevolkerungsbestandsver- anderungen 76 10.3 Wohnungsbestandsveranderungen, Bevolkerungsbestandsver- anderungen 76/77 10.4 Alternative Wohnungsbestandsdaten, Bevolkerungsbestandsdaten 77/78 Anhang, Tabelle Dortmunder Datenbestande (Teil 1) 95 Dortmunder Datenbestande (Teil 2) 2 Hauseinwohnersummendatei Dortmund 96 3 Gebaudedatei 97 4 Gebaudebelegungsdatei (GEBA,HASU) 99 5 Einwohnerfortschreibungsdatei 101 6 Allgemeine Sterbetafel fUr das Land NRW 103 - IX - Verzeichnis der Abbildungen Abb. Seite 3.1 Schema der Objektbereiche 11 3.2 Topographisches und abstraktes Gliederungssystem Dortmund 14 3.3 Bezugraumsystematik Bremen 16 3.4 VerknUpfung der Hauseinwohnersummen mit der Gebaudedatei 18 4.1 Statistisches Verfahren zur Gebaudetypisierung 28 6.1 Verteilung der statistischen Unterbezirke auf die Gebiets typen 39 7.1 Altersspezifische Fruchtbarkeitsziffern, Gebietstypen 1-6 46 7.2 Altersspezifische Zuzugsziffern, Gebietstypen 1-6 48 7.3 Altersspezifische Fortzugsziffern, Gebietstypen 1-6 49 8.1 Teilmodell V-Beleg: Ablaufdiagramm 53 8.2 Aufbau von Optionskarten und Datensatzen: GebaudeabriB 57 8.3 Aufbau von Optionskarten und Datensatzen: Neubau 58 8.4 Aufbau von Optionskarten und Datensatzen: Modernisierung 59 9.1 Rahmenmodell: Ablaufdiagramm 61 9.2 Rahmenmodell 62 9.3 Kernmodell Ablaufdiagramm 65 9.4 Kernmodell 10.1 Anwendungsbeispiele 1 und 2 75 10.2 Anwendungsbeispiel 3 79 10.3 Anwendungsbeispiel 4 80 Anhang Abb. 1 Statistische Unterbezirke 104 2 Statistische Ableitung der Gebietstypen Dendrogramm der Clusteranalyse 105 3 Altersaufbau der Wohnbevolkerung 106 4 Herstellung der Gebaudebelegungsdatei (GEBA,HASU) 112 5 Aufbereitung der Geburtendatei 113 6 Aufbereitung der Wanderungsdatei 114 7 Aufbereitung der Umzugsdatei 115 8 Zusammenfassung der ZuzUge aus Wanderungen und UmzUgen 116 9 Zusammenfassung der WegzUge aus Wanderungen und UmzUgen 117 10 Gebietstypen Zu- und WegzUge 118 - 1 - Kapitel 1 AUSGANGSLAGE Die Nachfrage nach demographischen Analysen und Prognosen, die als Entscheidungs hilfen fUr Aufgaben der raumlichen Planung dienen konnen, nimmt zu. Eine Ursache fUr diese Entwicklung ist die wachsende Bedeutung demograghischer BestimmungsgroBen fUr die Entwicklung der Wohnungsversorgung. Der Geburtenruckgang der 60er Jahre und die anhaltend niedrigen Geburtenziffern lieBen die Kinderjahrgange schrumpfen und veranderten den Altersaufbau der Bevolkerung grundlegend. Neue gesellschaft liche Normen und Einstellungen fUhrten zu einer weitreichenden Veranderung der Haushaltsstrukturen und Verschiebungen in der Einkommensverteilung und im priva ten Investitionsverhalten zu einer stark und noch immer steigenden Nachfrage nach Wohnraum. Diese Determinanten der Wohnungsversorgung konnen mit den klassischen, hoch aggregierten Modellen nicht angemessen abgebildet werden. Selbst die Erkennt nismoglichkeiten, die eine Analyse regelmaBig anfallender Daten aus dem Verwal tungsvollzug bieten wUrde, wurden bisher nicht ausgeschopft. Die Nachfrage nach differenzierten demographischen Analysen wird auch durch die zunehmende Konzentration der kommunalen Planung auf Teilraume des Stadtgebietes gefordert. Diese "kleinraumige Perspektive" zeigt sich z.B. in der AblOsung der Stadtentwicklung durch die Stadtteilplanung, im Obergang von der groBflachigen Sanierung zur objektbezogenen Erneuerung und in der Tendenz, auf den Neubau kom plexer Versorgungseinrichtungen zugunsten der Mehrfach- oder Mehrzwecknutzung be reits vorhandener Anlagen zu verzichten. Die Entwicklung demographischer Entscheidungsgrundlagen, die diesen neuen Bedin gungen angemessen waren, wird durch den auffallend schwachen Theoriebezug vieler demographischer Analyseverfahren und Prognosemodelle behindert. Die meisten Ver fahren zur Bevolkerungsprognose, die in der kommunalen Planung eingesetzt werden, verwenden ausschlieBlich demographische Daten und sind deshalb auf demographische Erscheinungen fixiert. Kausalbeziehungen bleiben unbeachtet, und der Erklarungs wert der Modelle ist gering. Daten zum Gebaude- und Wohnungsbestand, dessen Entwicklung in ursachlichen Zusam menhang mit demographischen Prozessen gesetzt werden muB, sind im Vergleich zu demographischen Daten schlecht erschlossen. Nur wenige Kommunen haben die Gebaude und Wohnungszahlung von 1968 mit der Baufertigstellungsstatistik fortgeschrieben, um eine Gebaude- und Wohnungsdatei zu erhalten. Auch die kleinraumige Zuordnung der Datensatze aus der Baufertigstellungsstatistik wurde nur vereinzelt versucht. Es war deshalb bisher noch nicht moglich, Datensatze fUr Gebaude und Wohnungen mit Einwohnerdaten zu verknUpfen, um den kausalen Zusammenhang zwischen der Entwicklung des Wohnungsbestandes und der Einwohnerverteilung abzubilden. Die strukturelle Entwicklung und die raumliche Verteilung der Bevolkerung wurden vielmehr "autochthon", d.h. beschrankt auf demographische Erscheinungen, erklart. Daraus ergaben sich ein Obergewicht der "natUrlichen" Komponente der Bevolkerungs entwicklung, die in vielen Prognoseansatzen nachgewiesen werden kann, und die Be schrankung auf statistische Analysen demographischer Trends. Bei der Suche nach Kausalfaktoren wurden Praferenz- und Motivationstheorien herangezogen, die einen in allen Teilmarkten ausgeglichenen Wohnungsmarkt voraussetzen, und die materiel len Ursachen regionaler Mobilitat, die von der Entwicklung und Verteilung des Wohnungsbestandes in den Verdichtungsraumen gesetzt werden, vernachlassigt. Damit wurde die vorherrschende Perspektive der regional en Wohnungsmarktanalysen, die versuchen, die Siedlungsentwicklung durch die Nachfrage nach Wohnraum zu erkla ren, auch fUr Analysen und Prognosen der Bevolkerungsentwicklung Ubernommen. - 2 - Wohnungsmarktanalysen bauen auf Bevolkerungsprognosen auf, da die Einwohnerent wicklung, vor allem jedoch die Entwicklung der Haushalte als tatsachliche Nach frageeinheiten, die wichtigste RahmengroBe fUr die Vorausschatzung des Wohnungs bedarfs oder der Wohnungsnachfrage darstellt. "Bei Wohnungs(markt)analysen und -prognosen ist grundsatzlich zwischen Bedarfs- und Nachfrageansatzen zu unterschei den. Bedarfsansatze gehen von normativen, z.T. politischen Zielen der Wohnraum- bzw. Wohnflachenversorgung aus" (BALDERMANN u.a. 1979, S.58) und setzen weiter voraus, "daB der Staat mit Hilfe von Subventionen die LUcke zwischen Bedarf und Nachfrage ausgleicht" (RISSE 1976, S.153). Diese Annahme ist jedoch durch die tatsachliche Entwicklung in den vergangenen Jahren widerlegt worden (GREVE/JUNKER 1979, S.28) und ist auch theoretisch nicht haltbar (RISSE 1976, S.153). Nachfrageansatze gelten dagegen prinzipiell als besser geeignet, das zu erwartende Nachfragevolumen der Haushalte als Trager der Wohnungsnachfrage zu bestimmen. 1m Gegensatz zu Bedarfsanalysen, die sich vor allem am Ansatz DUWENDAGS (DUWENDAG 1970) orientieren, liegt jedoch bei den Marktanalysen kein einheitlicher, theoretisch ab gesicherter Ansatz vor. In neuester Zeit wurdm in mehreren Gemeinden (z.B. Dortmund, DUsseldorf, Frankfurt, MUnchen, NUrnberg) Simulationsmodelle eingesetzt, die wesentliche Fortschritte aufweisen: - Integration von Befragungsergebnissen (Wohnwunsch- und Wanderungsmotivbefragun gen) mit den Bevolkerungs- und Wohnungsmarktprognosen, - simultane Bestimmung von Bevolkerungsentwicklung, Wohnungsmarktentwicklung und Wohnungsbelegung und - Einbeziehung von demographischen und okonomischen Variablen zur Erklarung des Wohnungsmarktgeschehens (AFHELDT u.a. 1977, S.120-121). Diese Modelle sind auf eine umfangreiche Datenbasis angewiesen, die aufwendige Son dererhebungen notwendig macht. DarUberhinaus verlangen die komplizierten Modell strukturen einen hohen 'Wartungsaufwand' (GABRIEL 1978). Die Haushaltsstruktur wird mit HaushaltsgroBenklassen auf gesamtstadtischer Ebene abgebildet (GEWOS 1977, S.77 und Iff; INFAS 1979, S.155 ff) und bestimmt (bei Nachfrageprognosen) die Prognosegenauigkeit der Wohnungsmarktprognose hinsichtlich der raumlichen und sachlichen Aggregationsstufe. Das Modell, Uber das im folgenden berichtet wird, bezieht die entgegengesetzte Per spektive: Die strukturelle Entwicklung und die raumliche Verteilung der Bevolkerung werden mit der Entwicklung und Verteilung des Wohnungsbestandes erklart. Damit wird der Auffassung entsprochen, daB "die Chancen, Probleme kleinraumiger Bevolke rungsprognosen allein mit Wanderungsansatzen zu losen" (HARFST 1977, S.204), gering erscheinen. Hinter dieser Vorgehensweise, die von den gangigen Prognosen der Bevolkerungsentwick lung und der Wohnungsnachfrage abweicht, steht eine unterschiedliche Einschatzung der z.Zt. zu beobachtenden Wohnungsmarktprozesse. Wahrend die meisten vorhandenen Modellansatze versuchen, das Nachfrageverhalten zu prognostizieren, da davon ausge gangen wird, daB das Wohnungsangebot auf eine bestimmte Nachfrage reagiert (vgl. z.B. KELM u.a. 1976, S.539), stellt der Ansatz des DISPRO-Modells die Angebotsorientie rung in den Mittelpunkt, da nur wenige wohnungssuchende Haushalte gleichzeitig zwischen mehreren Wohnungen wahlen konnen. "Von einem echten Markt, in dem sich Nachfrage und Angebot ausgleichen konnen, kann nur bei dem kleinen Teilmarkt der Eigentums- und Luxuswohnungen gesprochen werden. Leerstehende Wohnungen dUrfen nicht darUber hinwegtauschen, daB fUr die Masse der wohnungssuchenden Haushalte nur sehr begrenzte Wahlmoglichkeiten bestehen" (KREIBICH 1977, S.162). Die Wohnungsbelegung wird yom Haushaltseinkommen, das den Zugang zu den einzelnen Wohnungsteilmarkten steuert und von der HaushaltsgroBe, die eine bestimmte Woh nungsgroBe verlangt, ganz wesentlich bestimmt. Als entscheidende Einflu~groBe ist das Haushaltseinkommen'anzusehen, durch das die Mietzahlungsfahigkeit und -bereitschaft festgelegt wird. Es ist empirisch belegt, daB mit wachsendem Haus haltsnettoeinkommen die Zahl der Privathaushalte, die Uber Haus- und Grundeigen tum verfUgen, steigt (KORNEMANN 1977, S.124) und daB einkommensstarke Haushalte im Durchschnitt in groBeren und qualitativ besseren Wohnungen leben (HERLYN/HERLYN 1976, S.lll).

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.