DEM KIRCHENVOLK DIE LEVITEN GELESEN Titelkupfer der Predigtsammlung von Athanasius von Dillingen: Argonautica Spiritu-Moralis ad Imortaiem /Eternam Vitam / Geistliche und Sittliche Schijfart aus dem Sterblichen in das Unsterbliche ... (1689). Ein Kapuziner (tier Autor?) rudert ein mit Frommen besetztes Segelschiffi iber die von U'ilsser geistern bevolkerte Unterwelt, von einem Engel aufd ie Dreifoltigkeit hingewie sen; am Schiffsmast der Gekreuzigte, im Himmel die Muttergottes im Strahlen- kranz. Elfriede Moser-Rath DEM KIRCHENVOLK DIE LEVITEN GELESEN Alltag im Spiegel sliddeutscher Barockpredigten J. B. METZLERSCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG STUTTGART CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Moser-Rath, Elfriede: Dem Kirchenvolk die Leviten gelesen : Alltag im Spiegel suddeutscher Barockpredigten / Elfriede Moser-Rath. - Stuttgart: Metzler, 1991 ISBN 978-3-476-00740-7 ISBN 978-3-476-00740-7 ISBN 978-3-476-03344-4 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-03344-4 Dieses Werk einschliefilich aller seiner Teile ist urheberrechdich geschutzt. Jede Verwertung aufierhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fur Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 1991 Springer-Verlag GmbH Deutschland Ursprlinglich erschienen bei J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart 1991 Im Gedenken an Hans Moser der bir in reine letzten Toge am Entrtehen dierer Bucher ro viel Anteil nahm ~-- IN HALT EINFUHRUNG Seite 1 «DA ADAM GRUB I UND EVA SPANN I WO WAR DENN DA DER EDELMANN» Seite 31 Fiirstenlob 34 - Adels- und Hofkritik 41 - Edelleute als Bauernschinder 47 - Lob des Bauernstands 54 «DER MENSCH WIRD ZUR ARBEIT GEBOREN , , ,» Seite 65 Fleifi und Miifiiggang 65 - Die Beamtenschaft 71 - Advokaten und Arzte 74 - Kaufleute 80 - Handwerker 83 - Frauenarbeit 91 Betteln statt arbeiten 94 «WOHLREGULIERTE HAUSHALTUNG» Seite 99 Dienstbotenpflichten 102 - Pflichten der Dienstherren 107 «IRDISCHER HIMMEL DES GUTEN I IRDISCHE HOLLEN DES BOSEN EHESTANDS» Seite 113 Liebschaften vor der Ehe 114 - Heiratslust und Partnerwahl 118 - Die Hochzeit 123 - Ehestand/Wehestand 128 Rollentausch 13 6 VI «WIE DIE ELTERN I SO DIE KINDER ... » Seite 143 Kindersegen 144 - Wickelkinder 147 -Elternliebe 151 Elternpflichten 153 - Strafen 160 - Kinderspiel 163 «WO EIN KIRCH 1ST I DA BAUET DER TEUFEL EIN CAPELLEN DANEBEN» Seite 170 Kirchenbesuch 171-Mangelnde Kirchenzucht 175 Beichten und Beten 177 - Wallfahrten 180 Predigtkritik und Pfaffenschelte 184 «VON DER VILFA.LTIGKEIT UND BOSHEIT DESABERGLAUBENS» Seite 191 Gute und schlechte Vorzeichen 191 - Orakelbrauche 197 Abwehnnittel 201 - Geister- und Gespensterfurcht 208 Hexen- und Teufelswerk 211 «GUTE ALTE GEBRAUCH MUSS MAN NICHT ABKOMMEN LASSEN ... » Seite 221 Advent 223 - Von Weihnachten bis Dreikonig 226 - Fasnacht 234 Ostereier 240 - Maibaum und Johannisfeuer 243 - Kirchweih 248 Martini und Kehraus 255 «KLEIDER MACHEN LEUTE» Seite 261 Kleiderordnungen 263 - Modeneuheiten/Modetorheiten 269 Kosmetik und Haartracht 273 VII «VON FRESSHANSEN I SAUFFGURGELN UND TOBACKBRUDERN» Seite 279 Alltagskost 282 - Die feinere Kuche 287 - Tischsitten und Tischgesprache 293 - Trunkenheit 298 - Der Tabakgenufi 305 «ES 1ST E1N SCHN1TTER I DER HE1SST TOD ... » Seite311 Kriegsnote 314 - Der «Schwarze Tod» 320 Totenbrauche 325 ANHANG Anmerkungen Geweils zur Seite) 331 Worterklarungen 346 ~ellen- und Literaturverzeichnis 351 Register 369 Bildquellen 392 VIII ~----- .. EINFUHRUNG Auf dem Buchmarkt lassen sich in immer ktirzer werdenden Peri fioden Wandlungen des Publikumsgeschmacks ablesen. Noch ist die Welle der Veroffentlichungen zur Kultur des Hoch- und Spatmit tel alters nicht ausgelaufen, begegnen mehr und mehr Titel zur Histo rie der fruhen Neuzeit, und «Barock», ehemals ein eher abfallig gebrauchter Begriff fur schwlilstig Uberiadenes, erfreut sich in allen Sparten der Kunst- und Literaturgeschichte zunehmender Beliebtheit. Ein Wandel vollzog sich jtingst auch im Interesse am gesellschaftlichen Gefuge: Herrschaftsgeschichte erfuhr ihre Erganzung aus Studien tiber die Lebensweise von «hohen und niederen Standspersonen», des «gemeinen Mannes» und der sozial Benachteiligren unterer Schichten. «Volkskultur» wurde zum oft gebrauchten Stichwort. Ftir Rtickschllisse auf Denk-und Verhaltensweisen der Bevolkerung sollte sich die Predigtliteratur der Barockzeit als ungemein ergiebig erweisen. Hatten sich weltliche und geistliche Autoren his ins fiiihe 17. Jahrhundert fast ausschliefilich des Lateinischen bedient, ging man nun zunehmend zu Druckwerken in der Volkssprache tiber. Das waren aus kirchlicher Provenienz zunachst noch haufig Obersetzungen latei nischer Traktate von so namhaften Jesuiten wie etwa Jeremias Drexel oder Georg Stengel, doch mehrten sich von der Jahrhundertmitte an umfangreiche ~art- und Foliobande mit schon im Original deutsch abgefafiten Kanzelreden von Angehorigen diverser Orden und schreib gewandten Pfarrern; da wurden sogar die lateinischen Zitate fur weni ger gebildete Zeitgenossen tibersetzt wiedergegeben. Gemessen an dem im Zeichen der Gegenreformation tiberreichen Angebot der katholischen Kirche an die Glaubigen, den Karwochen und den besonders prachtigen Fronleichnamsprozessionen, Wallfahr ten, Bittgangen, Passionsspielen und Aufftihrungen geisdicher Dramen nahm sich die Alltagsarbeit eines «Ordinari-Predigers» an Sonntagen und den damals so reichlich gehaltenen Festtagen zu Ehren der Heili- 1