Studien zur Hochschuldidaktik und zum Lehren und Lernen mit digitalen Medien in der Mathematik und in der Statistik Thomas Wassong Datenanalyse in der Sekundarstufe I als Fortbildungsthema Theoriegeleitete Konzeption und Evaluation einer Multiplikatorenqualifizierung Studien zur Hochschuldidaktik und zum Lehren und Lernen mit digitalen Medien in der Mathematik und in der Statistik Herausgegeben von R. Biehler, Paderborn, Deutschland Fachbezogene Hochschuldidaktik und das Lehren und Lernen mit digitalen Medien in der Schule, Hochschule und in der Mathematiklehrerbildung sind in ihrer Bedeutung wachsende Felder mathematikdidaktischer Forschung. Mathematik und Statistik spielt in zahlreichen Studienfächern eine wesentliche Rolle. Hier stellen sich zahlreiche didaktische Herausforderungen und For- schungsfragen, ebenso wie im Mathematikstudium im engeren Sinne und im Mathematikstudium aller Lehrämter. Digitale Medien wie Lern- und Kommu- nikationsplattformen, multimediale Lehrmaterialien und Werkzeugsoftware (Computeralgebrasysteme, Tabellenkalkulation, dynamische Geometriesoftware, Statistikprogramme) ermöglichen neue Lehr- und Lernformen in der Schule und in der Hochschule. Die Reihe ist offen für Forschungsarbeiten, insbesondere Dissertationen und Habilitationen, aus diesen Gebieten. Herausgegeben von Prof. Dr. Rolf Biehler Institut für Mathematik, Universität Paderborn, Deutschland Thomas Wassong Datenanalyse in der Sekundarstufe I als Fortbildungsthema Theoriegeleitete Konzeption und Evaluation einer Multiplikatorenqualifizierung Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Rolf Biehler Thomas Wassong Universität Paderborn Deutschland Dissertation Universität Paderborn, Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik, 2016, u.d.T. Thomas Wassong: Moderatorinnen und Moderatoren zum Thema Datenanalyse im Unterricht der Sekundarstufe I qualifizieren. Theoriegeleitete Konzeption, Implementation und Evaluation einer Moderatorenqualifizierung zur Datenanalyse in der Sekundarstufe I. Tag der Disputation: 02.12.2016 Erstgutachter: Prof. Dr. Rolf Biehler Zweitgutachterin: Prof. Dr. Bettina Rösken-Winter OnlinePlus Material zu diesem Buch finden Sie auf http://www.springer.com/978-3-658-18037-9 ISSN 2194-3974 ISSN 2194-3982 (electronic) Studien zur Hochschuldidaktik und zum Lehren und Lernen mit digitalen Medien in der Mathematik und in der Statistik ISBN 978-3-658-18036-2 ISBN 978-3-658-18037-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-18037-9 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer Spektrum © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. 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Gegenstand der Forschung ist das theoriegeleitete Design und die Evaluation einer mehrmonatigen Moderatorenqualifizierungsmaßnahme zum Thema „Datenanalyse in der Sekundarstufe I“, die im ersten Halbjahr des Schuljahres2012/2013 an der Universität Bochum durchgeführt wurde. Moderatorinnen und Moderato- ren in der Studie sind praktizierende Mathematiklehrkräfte, die wöchentli- che Unterrichtsentlastung erhalten, um im Rahmen dieses Zeitkontingents selbst Fortbildungen zu entwickeln und durchzuführen bzw. sich für diese Tätigkeit weiterzuqualifizieren. Der Kurs wurde im DZLM-Team an der Universität Paderborn entwickelt und durchgeführt, in dem Thomas Was- song eine führende Verantwortung trug. Die theoretische Einordnung und Elaboration sowie die Evaluation des Kurses wurde von Thomas Wassong im Rahmen seiner nun vorliegenden Dissertation entwickelt. Als zentra- les empirisches Forschungsinstrument hat Thomas Wassong ein leitfaden- gestütztes Interviewkonzept entwickelt, mit dem die teilnehmenden Mo- deratorinnen und Moderatoren detailliert zu der Qualifikationsmaßnahme und zu ihrem Selbstkonzept als Moderatorinnen und Moderatoren befragt werden.ErgebnissekönnenimSinneeinesDesign-basedResearch-Ansatzes für ein Redesign der Qualifikationsmaßnahme genutzt werden. Die Studie vonThomasWassongliefertdarüberhinausaberauchwertvolleallgemeine Erkenntnisse über das Selbstkonzept, die Fortbildungsinteressen und Rah- menbedingungenvonModeratorinnenundModeratorenbeiderTeilnahme in vergleichbaren Fortbildungen, die für vergleichbare Maßnahmen auch zu anderen Themen als zur Datenanalyse von hoher Relevanz sind. Auch forschungsmethodischwirdhiereinAnsatzfürdieModeratorenbeforschung vorgelegt,mitdemerfolgreichwissenschaftlichesNeulandbetretenwirdund vi Geleitwort der andere Vorhaben zur Moderatorenbeforschung befruchten wird. For- schungen zu Mathematikmoderatorinnen und -moderatoren befinden sich national wie international in den Anfängen. Eine vergleichbar umfassende, mehrere Monate andauernde Qualifizierungsmaßnahme für Moderatorin- nen und Moderatoren wurde bisher noch nicht derart gründlich erforscht. Das theoriegeleitete Design umfasst drei Domänen. Als erste Domäne wird der mathematische Inhalt der Qualifizierung (Datenanalyse in der Se- kundarstufe I mit digitalen Werkzeugen) sehr kenntnisreich in die aktuelle Didaktik der Stochastik eingebettet und die Auswahl und Ausrichtung der Inhaltedifferenzierttheoretischbegründet.EinezweitezentraleGrundlage füreineQualifizierungsmaßnahmeistdieFrage,welcheKompetenzenLehr- personen entwickeln müssen, um diese Thematik in der Schule unterrich- ten zu können. Hierzu entwickelt Thomas Wassong ein Professionswissens- strukturmodell, das sehr gut in der Forschung zu professionellem Wissen von Lehrkräften verankert ist. Das Professionswissensstrukturmodell hat gleichsam eine doppelte Funktion: Es ist Designgrundlage des Kurses, der die Moderatorinnen und Moderatoren als Lehrkräfte anspricht und liefert zugleich eine konzeptionelle Struktur für die Moderatorinnen und Modera- toren selbst, die ja qualifiziert werden sollen, Fortbildungen für Lehrkräf- te zum Thema Datenanalyse durchzuführen und dafür auch eine theoreti- scheGrundlagefürdasDesignihrerKursevermitteltbekommensollen.Da dieMaßnahmeeineModeratorenqualifizierungwarundkeineLehrerfortbil- dung, ist klar, dass eine dritte theoretische Grundlage im Wissen darüber zusuchenist,welcheKompetenzennunspezifischModeratorinnenundMo- deratorenbenötigen,welchemehrundwelcheandersalsdieLehrkräfte,die fortgebildet werden sollen. Ferner stellt sich die Frage, wie man Kurse für Moderatorinnen und Moderatoren methodisch und inhaltlich gestaltet, die die Spezifika der Lernprozesse, Lernvoraussetzungen und Lerninteressen der Moderatorinnen und Moderatoren berücksichtigen. Die leitenden Forschungsfragen lassen sich in zwei Komplexe untertei- len, die zunächst separat beforscht, in der Interpretation der Ergebnisse jedoch zusammengebracht werden. Der Komplex I dreht sich um die Ziele der Qualifizierung aus Sicht der Moderatorinnen und Moderatoren (Rele- vanzbewertung, Erreichtheitsgrad der Ziele, andere von den Moderatorin- nen und Moderatoren gewünschte oder erwartete Ziele). Eine Stärke der Analyse sind neben den Übersichten über die Zielerreichungen die vielen konkret zitierten und in der Regel lokal gut interpretierten Ausführungen der Moderatorinnen und Moderatoren, die Einstellungen sehr anschaulich sichtbar machen. Geleitwort vii DerFragenkomplexIIzieltaufdiefürdieModeratorenqualifikationfun- damentale Frage, worin sich die Qualifikationen von Lehrkräften und Mo- deratorinnen und Moderatoren unterscheiden (sollen) und was ein gemein- samerKernist(seinsollte).DieserFragekannmansichimSinneeinerBe- dingungsforschung auch ohne jegliche Durchführung einer Qualifizierungs- maßnahmenähern,indemmanModeratorinnenundModeratoren„schlicht“ danach befragt. Der Vorteil der Wassongschen Studie besteht darin, dass dieTeilnahmederModeratorinnenundModeratorenaneinersolchenQua- lifizierungsmaßnahme eine hervorragende Basis abgibt, um zu dieser Frage sehr viel differenziertere Erkenntnisse zu generieren, weil sich die Mode- ratorinnen und Moderatoren auf eine konkrete Qualifizierungsmaßnahme beziehen können, so dass implizite Einstellungen sehr viel klarer sichtbarer gemacht werden können. Auf der Basis seiner Analysen entwickelt Thomas Wassong sehr diffe- renzierteundüberzeugendeVorschlägezurVerbesserungderModeratoren- fortbildung und liefert damit einen wesentlichen abschließenden Baustein imRahmendesDesign-basedResearch-Paradigmas,derdasausderStudie Gelernte auf einer konzeptionellen Ebene konstruktiv umsetzt, auch wenn der entwickelte Kurs unter denselben Rahmenbedingungen nicht nochmal durchgeführtwerdenkonnte.DieVorschlägesindsehrüberzeugendundauf einer allgemeineren Transferebene auch bereits in andere Stochastikfortbil- dungen des DZLM eingeflossen. InsgesamtliegteineerfreulichewissenschaftlicheArbeitvor,dieeinenfür dieForschungrelativneuenGegenstandsbereichmitmethodischundinhalt- lich überzeugenden Ansätzen erschließt und für die konkret durchgeführ- te Qualifizierungsmaßnahme sehr differenzierte Erkenntnisse hervorbringt. DiesesindfürweitereQualifizierungsmaßnahmenvonModeratorinnenund Moderatoren und Lehrerfortbildungen von wichtiger Bedeutung. Paderborn, im Februar 2017 Prof. Dr. Rolf Biehler Danke … … Rolf Biehler für die großartige Unterstützung in den letzten Jahren, ohne die dieses Buch nie einen Anfang und ein Ende gefunden hätte! … Bettina Rösken-Winter für die intensiven Rückmeldungen! … Wiebke Karsjens, Friederike Kleeschulte und Ruben Loest für die mühevolle Transkription der Interviews! … der Arbeitsgruppe Biehler und der Fachgruppe Mathematikdidaktik für die kollegiale Arbeitsatmosphäre! … meinem Bürokollegen Tobias Mai, der meine Launen und Zweifel ausdauernd ertragen hat! … Alena für alles, was Du in den letzten Jahren geleistet hast! … Till für die Geduld! Das große Buch ist jetzt fertig. Zusammenfassung Um Innovationen des Mathematikunterrichts in die Breite zu tragen, be- darf es Lehrerfortbildungen, die den Lehrpersonen helfen, diese Neuerun- gen in ihrem Unterricht umzusetzen. Die Dozentinnen und Dozenten von Lehrerfortbildungenwiederumbenötigeneineumfassende,wissenschaftlich fundierte Qualifikation, um Lehrerfortbildungen erfolgreich gestalten und umsetzen zu können. Die Ausbildung bzw. Qualifizierung dieser Dozentin- nen und Dozenten, sogenannter Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, für das Fach Mathematik ist eines der Schwerpunktthemen des Deutschen Zentrums für Lehrerbildung Mathematik (DZLM). Im Rahmen des DZLM wurde2012einPilotprojektzurQualifizierungvonMultiplikatorinnenund Multiplikatoren im Bundesland Nordrhein-Westfalen initiiert. In diesem Bundesland wurde mit den sogenannten Kompetenzteams eine Struktur geschaffen, die auf Landkreisebene für die Planung und Durchführung von Lehrerfortbildungen zuständig ist. Mitglieder der Kompetenzteams sind Lehrpersonen, diemit einemTeilihrer Stundenfürdie Arbeitinden Kom- petenzteams abgeordnet sind. Aufgabe in diesem Pilotprojekt war es, eine ModeratorenqualifizierungfürModeratorinnenundModeratoreninderSe- kundarstufe I zu entwickeln, durchzuführen und zu evaluieren. Die Quali- fizierung wurde in zwei Module aufgeteilt. Das erste Modul befasste sich mit dem kompetenzorientierten Mathematikunterricht aus inhaltsbezoge- nerPerspektiveamBeispielderStochastik,insbesonderederDatenanalyse. DaszweiteModulbeschäftigtesichmitdemkompetenzorientiertenMathe- matikunterricht aus prozessbezogener Perspektive. Das erste Modul bildet den Gegenstand der vorliegenden Studie, wobei das Forschungsinteresse in derErarbeitungvonEigenschafteneinerModeratorenqualifizierunglag,um die Moderatorinnen und Moderatoren zur Entwicklung und Durchführung von Fortbildungen zur Datenanalyse in der Sek. I zu befähigen. Die Studie ist im Sinne des Design-based Research-Forschungsparadig- mas (Plomp, 2010) angelegt. Im ersten Schritt werden die theoretischen GrundlagenzudenInhaltenundZielenderQualifizierungerläutert.Hierzu gehört die Entwicklung eines Professionswissensstrukturmodells für Lehr-