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Dasselbe noch einmal: Die Ästhetik der Wiederholung PDF

267 Pages·1998·6.065 MB·German
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Carola Hilrnes . Dietrich Mathy (Hrsg.) Dasselbe noch einmal: Die Ästhetik der Wiederholung Kulturwissenschaftliche Studien zur deutschen Literatur Herausgegeben von Dirk Grathoff, Günter Oesterle und Gert Sautermeister In der Reihe "Kulturwissenschaftliche Studien zur deutschen Literatur" wer den Forschungsarbeiten veröffentlicht, die eine Erweiterung der tradierten germanistischen Arbeitsgebiete anstreben. Neben dem traditionellen Kanon ästhetischer Literatur sollen vernachlässigte Textgenres, etwa journalistische Prosa, Briefe und Berichte sowie Darstellungs- und Diskursformen techni sierter Medien wie Radio, Film und Fernsehen berücksichtigt werden. In methodisch-theoretischer Hinsicht werden im Rahmen literaturwissen schaftlicher Analysen unterschiedlicher Ansätze - z. B. der kulturwissenschaft lichen Anthropologie und der Psychoanalyse, des Strukturalismus und der Gesellschaftswissenschaften - integrativ verbunden und auf ihre Ergiebigkeit für die traditionellen hermeneutischen, literarästhetischen und -historischen Verfahren erprobt. Carola Hilmes . Dietrich Mathy (Hrsg.) Dasselbe noch einmal: Die Ästhetik der Wiederholung Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Dasselbenoch einmal: Die Ästethik der Wiederholung 1 Carola Dietrich Mathy (Hrsg.). - Opladen ; Wiesbaden: Westdt. (Wissenschaftliche Studien zur deutschen Literatur) Alle Rechtt> vorbehalten © Springer Fachmedien Wiesbaden 1998 Ursprünglich erschienen bei Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden 1998 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich ge schützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urhe berrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervieliältigungen, Übersetzun gen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. http://www.westdeutschervlg.de Höchste inhaltliche und technische Qualität unserer Produkte ist unser Ziel. Bei der Produktion und Verbreitung unserer Bücher wollen wir die Umwelt schonen: Dieses Buch ist auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die Einschweiß folie besteht aus Polyäthylen und damit aus organischen Grundstoffen, die weder bei der Herstellung noch bei der Verbrennung Schadstoffe freisetzen. Umschlagbild: Jean Baptist Krickser, Frankfurt am Main Umschlaggestaltung: Horst-Dieter Bürkle, Darmstadt ISBN 978-3-531-13144-3 ISBN 978-3-322-93549-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-93549-6 Inhalt Dietrich M athy V orab ergänzend ............................................................. 7 Järg Villwock Wiederholung und Wende Zur Poetik und Philosophie eines Weltgesetzes ............................ 12 Barbara N aumann Geistererscheinungen Wiederholung und Symbolisierung in Goethes Roman » Wilhe1m Meisters W anderj ahre« ............................................ 38 Dietrich M athy »Harmonisch entgegengesetzt eines« Zur Wiederholungsfigur in Hölderlins Dialektik des Kalkulablen ...... 63 Dietrich N aumann Semantisches Rauschen Wiederholungen in Adalbert Stifters Roman » Witiko« ................... 82 Ralph-Rainer Wuthenow Wiederholung im Haiku? .............................................. 109 Eckhard Lobsien Gertrude Steins Poetik der Wiederholung ...................... 121 Carola Hilmes Auf der Suche nach dem surrealistischen Ich Individualität und Wiederholung: Magritte und Breton ................. 135 Hans Zitko Der Ritus der Wiederholung Zur Logik der Serie in der Kunst der Moderne ........................... 159 Rosemarie Boenicke Ritualisierung als Erkenntnisform Präsentative Symbolisierung und die Lernprozesse des Leibs .......... 184 Dirk Vanderbeke A last million last moments Beckett und das Warten ...................................................... 196 Tom Holert » ... repetitious, though not necessarily boringly so« Notizen zur schwankenden Reputation der Repetition: Ja zz, Techno etc. . ............................................................. 215 Eva Marquardt Wortwörtlich Formen der Wiederholung im Werk Thomas Bernhards ................ 229 Bernd Stiegler Peter Handke Der Traum von der Überwindung der Zeit durch die Erzählung als neuen Mythos ............................................ 244 Luciano Berio »10 canto, ergo sum« Eine Stellungnahme zum Bearbeitungsmodus Neuer Musik ........... 259 Verzeichnis der Abbildungen ................................... 263 Die Autoren ......................................................... 265 Vorab ergänzend Dietrich M athy »Im Grunde ist alles, was wir schreiben, Plagiat!« (Th. Bernhard) Mit dem Gesetz der Wiederholung, verantwortlich für Bewegung und Ruhe, für Wechsel und Dauer, für Differenz und Identität zugleich, ist ein Prinzip universeller Geltung angesprochen. Aller Weltvollzug, alle immer schon der Physis verdankte Lebensäußerung, jedwede Seiendheit qua Sein des Seinenden überhaupt und im Ganzen partizipiert an diesem Gesetz und ist prinzipiell erfahrbar nur dank seiner. Als tragendes Ele ment von Assimilationsprozessen ist es zudem Mittel des Lernens und der Automatisierung von Funktionen sowie Fundament aller Übung und Gedächtnisproduktion. Wenn es richtig ist, daß kein physischer Zusam menhang, kein physiologischer Vorgang geschweige denn psychischer Prozeß vorstellbar ist, der der Komponente der Wiederholung enträt, gilt dies erst recht für alle Sprache, welche als die Repräsentationsinstanz eines Weltverhältnissses fungiert, das seiner inneren Logik nach eine Lek türe der Wirklichkeit ist. Sprache selber, als Rede, Text und Lektüre in dreifach potenzierter Zeitigung zusammengeschlossen, ist Redundanz phänomen schlechthin und als solches allpräsente, wirkungsmächtige Wiederholungsagentur. Das Gesetz der Wiederholung belehrt darüber, daß Parmenides und Heraklit nicht gegeneinander auszuspielen sind und ihr Konflikt den des Lebens exponiert. Sinnfälliges Demonstrationsfeld sprachlicher Wiederholungszusam menhänge ist die Textlektüre. Während der Text als noch zu zeitigende Konfiguration sich gewärtigt, realisiert die Lektüre im Vollzug die Ver mittlung von literarisch wiederholter Erinnerung wie auch literarisch 8 Dietrich Mathy erinnerter Wiederholung.! Eingelassen in den Gravitationsraum des re tentional Erinnerten und protentional Erwarteten vollstreckt der Lese vorgang im Horizont des Gelesenen die stete Wiederholung dieses Gelesenen, ihm so Kontinuität und Konsistenz verleihend. Der Lektüre akt, der sich mittels Dialektik der Identität von Vorstellungen und ihrer Selbigkeit in der Zeit aufrechterhält, setzt Bewußtseinsakte im Augen blick als Folge von Wiederholungen frei. Dabei ist das wiederholende Ereignis der Wiederholung mit dem wiederholten Ereignis identifizierbar insofern, als nur im Lichte ihrer Identität ihr Nichtidentisches als auf dem Wege der Zeitigung realisierte Verzeitlichung sichtbar wird. Die sprachlich provozierte Konstitution eines Kontinuums von Vorstellun gen ist anders nicht zu haben. Sowenig ein Erstes ist, ehe ein Zweites es zu solchem macht, sowenig ist dies Zweite in seinem Zweitessein souve rän: Nur in Bezug auf ein Zweites ist das Erste - sich selbst ein Letztes - dies Erste, weil nur in Bezug auf ein Erstes das Zweite - sich selbst ein Erstes - dies Zweite ist. »Erstens ist das erste und zweite Ereignis der Wiederholung dasselbe - sonst handelte es sich um Varianz oder Ähn lichkeit. Zweitens ist das erste und zweite Mal der Wiederholung diffe rent, und das Dazwischentretende ist die Zeit - diese Differenz hebt aber die Identität nicht auf, sondern verzeitlicht sie.«2 Einseitiges Beharren auf dem Identitätsaspekt im Wiederholungsmodus dementiert diesen, weil ein Folgendes nicht zugleich ein Voraufgegangenes ist, wie umgekehrt einseitiges Beharren auf dem Differenzaspekt im Wiederholungsmodus diesen dementiert, weil eine Differenzerfahrung stets Identifikation voraussetzt, womit die Bestimmung der Wiederholung nur als Identität und Differenz ihrer Momente zugleich festzuhalten ist. Nur durcheinan der vermittelt haben Identität und Differenz Bestand. Bekanntlich zollt bereits die antike Rhetorik dem Wiederholungsfall eine hohe Aufmerksamkeit. Neben Repetitionsfiguren von Einzelwör tern oder Wendungen - wie Anapher, Epipher und Symploke, wie Dia pher, Epanalepse, Anadiplose und Epiploke, wie Klimax, Kyklos, Polyptoton und Paronomasie - sind Variantionsfiguren epischer !tertion von Bedeutung - die verschiedenen Parallelismen proleptischen, chiasti schen, asyndetischen oder polysyndetischen Baus -, deren Wirkung als Echo, Anspielung oder Reprise zu Buche schlägt, oder von der Para phrase bis zur Imitation, vom Zitat bis zum Plagiat reicht. Über die in dieser Hinsicht bis heute aktuelle linguistisch orientierte Stil-, Rhetorik und Dialogforschung hinaus3 bleibt die Kategorie der Wiederholung Vorab ergänzend 9 auch philosophisch bis in die Moderne hinein relevant. Einstehen hierfür können Namen wie Kierkegaard oder Nietzsche, wie Husserl, Heideg ger, Freud oder Benjamin, wie Sartre oder Deleuze, Namen, welche ver schiedene Programme signalisieren, Wiederholung als Zeitigung zu den ken. Die Frage »Ja, gäbe es keine Wiederholung, was wäre dann das Leben?«, welche den thematischen Kern in Kierkegaards Werk Die Wie derholung markiert, wendet den Begriff der Wiederholung existenzdia lektisch zu jener Kategorie, welche den Anspruch der Wirklichkeit und den Ernst des Daseins präsent hält. In einem die Amoralität des Ästheti kers konterkarierenden Denken des Ethikers verleiht die Wiederholung gerade der Existenz Kontinuität und Geschichtlichkeit, weil sie mittels der kraft Zeitigung erfahrenen Krankheit zum Tode der Flüchtigkeit des Beliebigen enthebt. Der solchermaßen als Existenzkategorie gefaßte Wiederholungsbegriff ist so Ausdruck der Dialektik von Erinnern und Wiederholen: Ist das erinnerte Gewesene nach rückwärts wiederholt, wird das wiederholte Gewesene nach vorwärts erinnert. Einen ganz anderen Typus von zeitigender Wiederholung und wie derholender Zeitigung findet sich bei dem Antimetaphysiker Nietzsche. Ihm geht es um die Vereinbarkeit seines Wiederkunftgedankens mit sei ner Lehre vom Willen zur Macht, die ihrerseits auf dem Willen zum Willen basiert. Werden die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Wille zur Macht auf einander bezogen, so meint die ewige Wiederkehr nicht ein letztes Faktum, sondern vielmehr den schwersten Gedanken, wie Nietzsche im Zarathustra sagt, den Gedanken der Gedanken, wie umge kehrt der Wille zur Macht nicht Gedanke ist, sondern eine letzte Fakti zität. Indem die ewige Wiederkehr und der Wille zur Macht indes im Augenblick des ewigen Mittags in eins fallen, wird Wille zur Macht als ewige Wiederkehr, wird Sein als Zeit gedacht. Und insofern die ewige Wiederkehr des Gleichen als Zusammenschluß des Seienden qua Werden und des Seienden qua Beständigkeit und Beharren aufgefaßt wird, ist letztlich eine Amalgamierung von Heraklit und Parmenides vollzogen. Angesichts dessen bleibt zu fragen, ob die poststrukturalistische Deu tung, die Deleuze in seiner eine repräsentations- und identitätskritische Ontologie der Simulakren vortragenden Schrift Differenz und Wieder holung liefert, angemessen ist, wonach Nietzsche den Gedanken der ewigen Wiederkehr als Verabschiedung der Identität und Affirmation der Differenz vorgetragen habe.

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