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Das Zeitalter Iustinians. Bd. 1 PDF

594 Pages·1960·24.772 MB·German
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RUBIN, DAS ZEITALTER IUSTINIANS / ERSTER BAND BERTHOLD RUBIN DAS ZEITALTER IUSTINIANS ERSTER BAND WALTER DE GRUYTER & CO. · BERLIN VORMALS G. J. GOSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG · J. GUTTENTAG, VERLAGSBUCHHANDLUNG GEORG REIMER · KARL J. TRÜBNER . VEIT «c COMP. 1960 © Archiv-Nr. 47 55 59 Printed in Germany. Alle Redite des Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe, der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, auch auszugsweise, vorbehalten. Satz : Walter de Gruyter & Co., Berlin W 35 und Franz Spiller, Berlin SO 36 Druck: Franz Spiller, Berlin SO 36 MEINEN ELTERN Vorwort Jedes Jahrhundert schreibt die Weltgeschichte neu. Katastrophenzeiten beschleu- nigen den Wechsel der Standpunkte. Erlöschen der Menschheit oder triumphaler Ein- zug in den Weltraum, das scheint die Frage von heute. Kommt es nur noch auf die Zukunft an? Oder grinst uns die Fratze der Sinnlosigkeit auch aus der Vergangenheit entgegen? Das Werk, das dieser Band eröffnet, bekennt sich ohne Rücksicht auf die Antwort, die das Sdiicksal bereithält, zur Freude am Erkennen des Vergangenen. Es kümmert sich so wenig um das atomare Nichts wie der Soldat um die Frage: Was kommt nach- her? Noch weniger läßt es sich von den stolzen Aussichten unserer Tage einschüchtern, denn jede Epoche ist unmittelbar zu einem Gott, der wohl, ohne Marx zu fragen, das Antlitz der wechselnden Zeitalter formt. Keine Gegenwart von noch so ungeheuren Möglichkeiten rechtfertigt Feigheit oder Übermut. Aber jede Gegenwart verlangt, daß man auf dem letzten Stand ihrer Fragestellungen steht. Die Fragen der Zukunft lassen sidi nur ahnen. Vom Lebenden aber muß verlangt werden, daß er die Auszeichnung einer Umbruchzeit anzugehören zumindest als Erkennender würdigt. Die Fragestellungen selbst sind umstritten und müssen es sein. Das Geheimnis der Vergangenheit enthüllt sich nicht einer präjudizierten Methode, sondern der Einsicht in die in einem höheren Sinn aktuell gewordene Problematik von Sein und Geschichte. Der Verstoß gegen Rangordnung und Zuständigkeit der Methoden ist eine Todsünde gegen die Wahrheit. Es geht nicht an, daß Zeiten von transzendenter Haltung nach verallgemeinerten Normen des Materialismus beurteilt werden. Politik, Religion und Wirtschaft sind Bereiche, deren Wechselbeziehungen nicht von vorn- herein festgelegt, sondern historisch veränderlich sind. So bekennt sich Band I, in dem es um Politik und Kriegführung geht, über den Positivismus des neunzehnten Jahrhunderts hinaus zur politischen Ideengeschichte. Die kritische Durcharbeitung des möglichst kompletten Materials ist deren selbstver- ständliche Voraussetzung. Der Drang nach Vollständigkeit streift, obwohl ohnehin nie zu verwirklichen, die Gefilde gelehrter Pedanterie.1) Es klänge vornehm und wäre doch nur pretiös zu behaupten, daß die Doppelpflichten des Historikers als speicherndes Gedächtnis und Einbläser lebendigen Odems einander ausschließen. Der Quellenbestand der Zeit Iustinians würde vom Althistoriker als reich, von dem der Neuzeit als dürftig bezeichnet werden. Darum hat die Methode der Alten Geschichte mit ihrem intensiven Bemühen um den Sinn selbst des Fragments zu walten. Eine weitere Voraussetzung und conditio sine qua non ist die künstlerische Belebung des Stoffes, die freilich nicht mit Worten jongliert, sondern der Glut der Durchdringung entspringt. l) Die Nebenuntersudiung „Prokopios von Kaisareia" und die Anmerkungen entlasten den Text soweit möglich. Weitere Entlastung hätte ein RE-Artikel „Iustinian" gebracht. Vili Vorwort Das Hauptgewicht dieses Bandes liegt aber auf Herkunft und Eigenart der poli- tischen Gedankenwelt einer Epoche. Die Manier, jede ideengeschichtliche Untersuchung als Zeugnis „bürgerlich" idealistischer Versponnenheit über die Achsel anzusehen, verletzt das Grundgesetz der Geschichtschreibung. Die Methoden der Sozialökonomik, der Wirtschaftsgeschichte, Soziologie sind wissenschaftlich zu kostbar, um als rote Brille zu dienen, die unterschiedslos jedes Gewächs zu färben bestimmt ist, das Gottes Hand entstammt. Maßstäbe der Wirtschaftswissenschaft bleiben daher den Kapiteln dieses Werkes vorbehalten, die der Rolle der Wirtschaft in Frühbyzanz gewidmet sind. Das Wirtschaftsdenken beschränkte sich damals nodi auf das Gebiet seiner Zuständig- keit, die gewiß nicht unwichtige Magenfrage. Seinen weltanschaulichen Sündenfall hatte es noch fast anderthalb Jahrtausende vor sich. Auch jeder andere Bereich des Zeitalters wird nach den für ihn geltenden Gesetzen abgehandelt. Wenn jedoch gewissen Maßstäben und Bereichen ein übergreifen- der Charakter zuzusprechen ist, dann sind für die Feststellung eines solchen Vorzugs weder die speziellen Erfahrungen im frühkapitalistischen England noch die Wünsche des zwanzigsten Jahrhunderts noch weltanschauliche Axiome irgendwelcher Natur maßgeblich, sondern allein die Maßstäbe des sechsten Jahrhunderts. Daher kann der erste Band keinen anderen Dominantakkord besitzen als die bis zur Überwucherung der Realpolitik sich steigende Verbindung von christlicher Religiosität und römischer Tradition im Zeitalter Iustinians. Die Formel dieser Legierung gilt für ganz Byzanz, doch erfolgten unter Iustinian entscheidende Reaktionen des geistigen Prozesses. Heuristische Hilfen verdankt der Verfasser nicht pseudowissenschaftlichen Axiomen, sondern dem Erlebnis seiner Gegenwart. Das Zeitalter der beiden Weltkriege hat seinen Generationen das Gefühl für jede Form von Ideologie und Propaganda geschärft. Ge- wisse Geheimnise der Menschenführung von Rom und Byzanz legen den Verdacht des ideengeschichtlichen Ahnenverlustes moderner Strömungen nahe, der seltsame Ver- wandtschaftsverhältnisse aufdeckt. Alle Geschichte war einmal Gegenwart und setzt daher zu ihrem Verständnis nicht nur Kalkül, sondern Erfahrung auf dem Gebiete der Verhaltensweisen der menschlichen Gesellschaft voraus. Ein Geschichtswerk darf nicht zeitverfälscht geschrieben sein, muß aber zeitnah bleiben. Die Hilfestellung des Zeitgeschehens für den Erkenntnisakt der Historiker ist freilich von unterschiedlichem Wert. Der Eros des Begreifens historischer Krisen kann sich nur an einer beweg- ten Gegenwart entzünden. Wer in unserer Epoche des ewigen Krieges welt- anschaulicher Fronten die Geschichte der Vergangenheit schreibt, der hat als Lohn unzähliger Leiden und Zeitverluste wenigstens dieses eine den „glücklicheren" Gene- rationen (und Zeitgenossen) voraus. Zur Diagnose politischer Ideologie, dem Hauptanliegen dieses Bandes, verweise ich zunächst auf eine Stimme aus der diplomatischen Routinearbeit. Der derzeitige italienische Botschafter in Bonn, Exz. Dr. Pietro Quaroni, zieht auf der Suche nach Beispielen für die heute in Moskau zu beobachtende Vorherrschaft politischer Ideo- logie über die Realpolitik zwar nicht Iustinian, dafür aber Ludwig IX. von Frank- reich und Philipp II. von Spanien heran, die wohl begabte Politiker waren, aber keine Realpolitiker im Sinne Friedrichs II. von Hohenstaufen. Dem Heiligen Lud- wig und Philipp II. wären jede Handlung politischer Verschlagenheit zuzutrauen —

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