WERKSTATTBUCHER FOR BETRIEBSBEAMTE, KONSTRUKTEURE UND FACH ARBEITER. HERAUSGEBER DR.-ING. H. HAAKE, HAMBURG Jedes Beft 50-70 Seiten stark, mit zahlreichen Tcxtabblldungen Die We r k s tat t b ii c her behandeln das Gesamtgebiet der Werkstattstechnik in kurzen selbstandigen Einzeldarstellungen; anerkannte Fachleute und tiichtige Praktiker bieten hier das Beste aus ihrem Arbeitsfeld, urn ihre Fachgenossen schnell und griindlich in die Betriebspraxis einzufiihren. Die Werkstattbiicher stehen wissenschaftlich und betriebstechnisch auf der Hohe, sind dabei aber im besten Sinne gemeinverstandlich, so daB alle im Betrieb und auch im Biiro Tatigen, vom vorwartsstrebenden Facharbeiter bis zum leitenden Ingenieur, Nutzen aus ihnen ziehen konnen. Indem die Sammlung so den einzelnen zu fordern sucht, wird sie dem Betrieb als Ganzem nutzen und damit auch der deutschen technischen Arbeit im Wettbewerb der Volker. Einteilung der bisher erschienenen Berte nach Fachgebieten I. Werkstoffe, Hilfsstoffe, Rilfsverfahren Heft Das GuBeisen. 2. Aufl. Von Chr. Gilles . . 19 Einwandfreier FormguB. 2. AufI . Von E. Kothny . 30 Stahl- und TemperguB. 2. Auf!. Von E. Kothny . 24 Die Baustahle fUr den Maschinen- und Fahrzeugbau. Von K. Krekeler . 75 Die vVerkzeugstahle. Von H. Herbers . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Nichteisenmetalle I (Kupfer, Messing. Bronze, RotguJ3). 2. AufI . Von R. Hinzmann 45 Nichteisenmetalle II (Leichtmetalle). 2. AufI . Von R. Hinzmann . . . . . . 53 Harten und Vergiiten des Stahles. 5. AufI . Von H. Herbers . . . . . . . . 7 Die Praxis der Warmbehandlung des Stahles. 5. AufI . Von P. Klostermann. 8 Elektrowarme in der Eisen- und Metallindustrie. Von O. Wundram 69 Brennharten. 2. Aufl. Von H. W. GronegreB. (1m Druck) 89 Die Breunstoffe. Von E. Kothny . . . . . . . . . 32 01 im Betrieb. 2. AufI . Von K. Krekeler. . . . • . 48 Farbspritzen. Von R. Klose _ '.' . . . . . . . . . 49 Rezepte fiir die Werkstatt. 4. AufI . Von F. Spitzer. 9 Furniere - Sperrholz - Schichtholz I. Von J. Bittner. 76 Furniere - Sperrholz - Schichtholz II. Von L. Klotz 77 II. Spangebende Formung Die Zerspanbarkeit der Werkstoffe. 2. Aufl. Von K. Krekeler. 61 Hartmetalle in der Werkstatt. Von F. W. Leier ..... . 62 Gewindeschneiden. 4. AufI . Von O. M. Miiller ...... . 1 Wechselraderberechnung fiir Drehbanke. 5. Auf!. Von E. Mayer 4 Das Schleifen und Polieren der Metalle. 4. Auf!. Von O. Werkmeister 5 Bohren. 3. AufI . Von J. Dinnebier ..... . 15 Senken und Reiben. 3. AufI . Von J. Dinnebier . 16 !nnenraumen. 2. Aufl. Von L. Knoll ..... 26 (Fortsetzung 3. Umschlagseite) WERKSTATTBUCHER FOR BETRIEBSBEAMTE, KONSTRUKTEURE UND FACH ARBEITER. HERAUSGEBER DR.-ING. H. HAAKE, HAMBURG =======HEFT38======= Das Vorzeichnen im Kessel- und Apparatebau Von ArnoDorl Bad Diirrenberg Z wei t e, verbesserte Auflage (7. bis 12. Tausend) Mit 82 Abbildungen im Text Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH 1947 ISBN 978-3-662-26778-3 ISBN 978-3-662-26777-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-26777-6 Inhal tsverzeichnis. Vorwort ......... . I. Arbeitsweise und Werkzeuge des Vorzeichners. 3 A. Arbeitsweise des Vorzeichners . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1. Zweck des Vorzeichncns S. 3. - 2. Vorbereitung zum Vorzeichnen S. 4. - 3. Untersuchung der Werkstoffe auf Brauchbarkeit S. 5. - 4. Reihenfolge beim Vorzeichnen S. 5. B. Werkzeuge des Vorzeichners. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 7 5. Allgemeiues iiber die Wcrkzeuge S. 7. - 6. Das RollmaB oder die MeBscheibe S. 7. - 7. Der Stangenzirkel S. 8. - 8. Der Feder-und Spitzzirkel S. 8. - 9. Der Kreiskorner S. 8. - 10. Das Kurvenlineal S. 8. - 11. Das Streichmal3 S. 9. - 12. Sonderstreichmall S. 9. II. Die G run d 1 age n z u m V 0 r z e i c h n en. . . . . . . . . . . . . . . A. Die werkstoffliche Grundlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13. Arten und Giite der Bleche S. 10. - 14. Gewohnliche Bleche S. 10. - 15. Baubleche S. 10. - 16. Kesselbleche S. 10. B. Die mathematische Grundlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 17. Der Kreis S. 11. - 18. Der Winkel S. 12. - 19. Das Dreieck S. 13. - 20. Der Lehrsatz vOn Pythagoras S. 13. - 21. Die Vierecke S. 13. - 22. Das Vieleck S. 14. - 23. Der Kegel (Konus) S. 15. - 24. Die Proportionen S. 16. - 25. Zwischeuwertberechnung (Interpolation) S. 17. C. Die geometrische Grundlage. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26. Die gerade I.i'lie S. 19. - 27. Einteilen von Strecken S. 19. - 28. Konstruktion von Senkrechten S. 20. - 29. Winkelkonstruktionen S. 21. - 30. Bogenkonstruktionen S. 23. - 31. Viclecke konstruieren S. 24. - 32. Zahlentafel fiir Vieleckseiten S. 25. - 33. Konstruktion einer Ellipse S. 25. - 34. Konstruktion eines Mannlochs S. 26. III. V 0 r z e i c h n e nan For m s t ii eke n . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35. Flache Boden vorzeichnen S. 27. - 36. Gewolbte BOden vorzeichnen S. 28. - 37. Einflamm· rohrkesselboden S. 28. - 38. Zweiflammrohrkesselbiiden S. 29. - 39. Winkelringe vorzeichnen S. 29. - 40. Flanschentafel S. 30. - 41. Das Vorzeichnen der Stutzen S. 31. IV. Berechnung der Abwicklungen zylindrischer und kegeliger Man tel s c h ii sse . . . . . 32 A. Die Blechfaser des Vorzeichners :32 42. Die neutrale Faser S. 32. B. Die zylindrischen :l\Iantelschiisse . . . . . . . . . . . 33 43. Der enge und dcr weite Mantelschlll3 S. 33. - 44. Das Schlllpfmall S. 33. - 45. Beispiel zur Berechnung der UmfangsstichmaBe S. 34. - 46. Beispiel zur Berechnung der Hlngenstichmal.le S. 35. C. Die kegeligen Mantelschiisse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 47. Der kegelige Mantelschlll3 S. 35. - 48. Abwicklung mit kleiner BogenhOhe S. 35. - 49. Ab· wicklung mit groller Bogenhohe S. 35. V. N i e t v e r bin dun g en ...............0 . . . . . . . . . . 41 50. Zweck und Arten der Nietverbindungen S. 41. - 51. Die Nieten S. 42. - 52. Verhaltnis· werte der Nietungen S. 43. - 53. Gasometer· und Tankdachnietungen S. 44. - 54. Versenkte Nietullgen S. 44. - 55. Anordnung von Wechsel-und Laschenkopfnietteilungen S. 44. VI. SchweiBverbindungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 56. KontrollriBlinien S. 47. - 57. Richtpunkte S. 48. - 58. StollschweiBungen S. 48. - 59. Eck schweillungen S. 48. - 60. Stutzenschweillungen S. 48. - 61. Dberlappte'WassergasschwciBungen S. 49. VII. B e i s pie 1 e . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 A. WasserbehiiJter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 62. Umfangbestimmung S. 50. - 63. Vorzeichnen des Schablonenbleches fiir den Mantel 50. - 64. Vorzciclmen der Winkelrahmen und des Bodenbleches S. 51. B: Kesseltrommel mit Dampfsammler und Verbindungsstutzen . . . . . . . . 51 65. Vorzeichnen der Mantelbleche S. 52. - 66. Vorbereitung der Kesseltrommel und Boden zum Warmeinziehen der BOden S. 53. - 67. Vorzeichnen der Nietteilung an der Kesseltrommel S. 53.- 68. Vorzeichnen der Heftliicher an den BOden S. 53. - 69. Aufrill zur Abwicklung der Verbin dungsstutzen S. 53. - 70. Abwicklung der Verbindungsstutzen S. 54. - 71. Allgemeines zum Vorzeichnen des Dampfsammlers S. 54. - 72. Die Abwicklung des Dampfsammlers S. 55. C. Zweiflammwellrohrkessel 2200 mm Durchmesser, 9800 mm MantelHinge . . . 55 73. Berechnung der Umfaugs· und Langenstichmalle S. 55. - 74. Berechnung der Bogenhiihe fiir den kcgeligen Schull S. 57. - 75. Der weitc Mantelschul3 S. 57. - 76. Einteilen dcr Heftliicher beim weiten Mautelschul.l S. 58. - 77. Vorzeichnen der Laschen fiir den weiten Mantelschull S. 58. - 78. Der enge Manteischul3 S. 59. - 79. Vorzeichnen der Laschen fiir den engen Mantel schull S. 61. - 80. Der kegelige Mantelschull S. 61. - 81.Vorzeichnen der Boden S. 63. - 82. Ab wicklung des Dommantels S. 63. - 83. Die Flammrohre S.64. Alle Rechte, insbesondere das der Ubersetzunge in fremde Sprachen, vorbehalten. V orwort zur zweiten Auflage. Bei Abfassung der 2. Auflage1 dieses Heftes, welches vollstandig urn· gearbeitet wurde, dachte der Verfasser in erster Linie an die zahlreichen jungen Kesselschmiede und an die Facharbeiter, Monteure und Vorzeichner im Kessel. und Apparatebau. Sie aIle haben das Bediirfnis, sich fiir ihren Beruf ein grund. legendes Wissen anzueignen. Von den elementaren Kenntnissen aU$ der Volks· oder Mittelschule haben fast aIle aIteren Berufskameraden nur wenig uber die Lehrzeit hinweg gerettet und auf Grund des Wenigen erst spater das zum Beruf erforderliche theoretische Wissen aus verschiedenen technischen Biichern miihsam zusammengesucht. Viele jiingere Vorzeichner mogen wohl auch, nach ihrer Lehr. zeit als Kesselschmied, von wohlwollenden alteren Kollegen angeleitet worden sein. Zu jedem technischen Beruf wird in der Berufsschule die Grundlage durch eine mehr oder weniger theoretische AusbiIdung gelegt. Fur den jungen Kesselschmied, der sich zum Vorzeichner biIden will, gibt es jedoch noch keine spezielle Berufs· schule, trotzdem die Tatigkeit eines Vorzeichners voll Verantwortung ist. Dieses Biichlein soll ihn deshalb mit der Arbeit eines Vorzeichners naher vertraut machen und seine in der allgemeinen Berufsschule erworbenen Kenntnisse erweitern, damit er sie bei seiner Arbeit nutzbringend zur Anwendung bringen kann. Bei der FiiIle und Verschiedenheit der an den Vorzeichner herantretenden Aufgaben ist es recht umstandlich und schwierig, allein mit den in der Praxis erworbenen Kenntnissen auszukommen. ,Teder Praktiker muBte iiber so viel Wissen aus der Mathematik verfiigen, daB er die in seinem Beruf auftretenden Berechnungen meistern kann. Ein Vorzeichner Ir\it guten theoretischen Kenntnissen ist viel eher imstande, in Verbindung mit seinen praktischen Erfahrungen die Verantwortung fUr seine Arbeit zu iibernehmen. Einen kurzen Uberblick uber das Vorzeichnen in Kessel· und Apparatebau. werkstatten zu geben, hat sich der Verfasser um so lieber entschlossen, als es bis· her an Darstellungen dariiber, vollig fehIte. Auch fUr den Betriebstechniker ent haIt die Arbeit Hinweise, die ihm die Werkstoffbestellung erleichtern werden. Der Konstrukteur wird aus ihr ersehen, welche MaBe fiir den Vorzeichner in den Werk· stattzeichnungen niitzlich sind, und dELdurch vieles Fragen ersparen. Bei dem zur Verfiigung stehenden Raum eines Werkstattbuches war es natiir· lich nicht moglich, auf aIle im Apparatebau vorkommenden Abwicklungen und Durchdringungen einzugehen. Sollten sich bei der Bearbeitung schwieriger Auf· gab en Lucken zeigen, so ist der Verfasser (Anschrift: Bad Diirrenberg, Kleistweg 4) gern zu schriftlichen Auskiinften bereit. I. Arheitsweise und Werkzeuge des V orzeichners. A. Arbeitsweise des Vorzeichners. 1. Zweck des Vorzeichnens. Die Grundlage zu jedem fertigen Werkstiick in Kessel. und Apparatebauwerkstatten liefert der Vorzeichner. Fast aIle EinzeIteile vOn Kesseln, Behaltern und Apparaten miissen seinen Arbeitsplatz durchlaufen, um dort ihre Form und Abmessungen zu erhalten. Nach seinen Angaben werden die EinzeIteile dann durch Schneiden, Brennschneiden, Lochen, Bohren, Hobelll, Abscharfen, Walzen usw. bearbeitet und zu einem Ganzen zusammengestellt. 1 Die 1. Auflage ist 1929 erschienen. 1* 4 Arbeitsweise und Werkzeuge des Vo rzeichners. Kesselboden und andere Formstiicke werden bei ihrer HersteI1ung im warmen Zustande gepreBt oder maschinell bearbeitet. Es ist dem Walz- und Hiittenwerk nicht moglich, sie genau nach bestelltem MaB zu Hefem. Die Lieferwerke behalten sich Abweichungen bis zu plus oder minus 5 °/ auf den Durchmesser vor. In Kessel 00 schmieden SOllen die Kessel-und Behaltermantel usw. zur Vermeidung kostspieliger Anrichtarbeiten immer den Abmessungen der angelieferten Formstiicke angepaBt werden. Die Giite der Arbeit einer Kesselschmiede wird nach dem Umfang der erforderIichen Anrichtarbeiten beurteilt. Die Anriehtarbeiten hangen von der Ge nauigkeit der Arbeiten des Vorzeichners abo Die Arbeit eines Vorzeichners in Kessel- und Apparatebauwerkstatten kann auch bei Reihenfertigung nicht durch Maschinen oder ahnliche Einrichtungen er setzt werden. Der Vorzeichner ist sozusagen der Konstrukteur der Werkstatt, er ist maBgebend und verantwortlich fiir die Ausfiihrung der Gedanken, welche der Konstrukteur im technischen Zeichensaal auf der Werkstattzeichnung zum Aus druck gebracht hat. Die Arbeit eines Vorzeichners ist daher weit mehr geistiger als korperlicher Natur und erfordert deshalb besondere Kenntnisse, und Fahig keiten. Der nach der Werkstattzeichnung gewftnschte Korper wird aus verschie denen einzelnen Blechen oder Formstiicken entweder zusammengenietet oder zu sammengeschweiBt. Da nun solche Korper die verschiedensten Formen annehmen konnen und meistens nicht aus ebenen Flachen bestehen, so ist es erforderlich, aIle Teile schon vor der Formgebung mit den notwendigen Bearbeitungs- und Schnittlinien zu versehen, also vorzuzeichnen. Man spricht in Kessel- und Appa ratebauwerkstatten deshalb von V 0 r z e i c h n e n. In Maschinenbauwerkstatten spricht man dagegen von An rei B e nl, weil hier die einzelnen Teile einer Maschine in Form von GuB- oder Schmiedestiicken uSW. auf der AnreiBplatte angerissen werden. Die Werkstiicke sind bereits in ihrer Form bestimmt, brauchen also nicht erst aus einzelnen ebenen Flaohen zusammengesetzt zu werden. 2. Vorbereitung zum Vorzeichnen. Nach Erhalt eines Anftrages und der Werk stattzeichnung werden nach der auf der Werkstattzeichnung befindIichen Stiick liste die Werkstoffanforderungsscheine ausgeschrieben und der zustandigen Ab teilung iibergeben. Die Werkstoffe werden dann der Werkstatt, in den meisten Fallen durch die Transportabteilung, zugeleitet. Der Vorzeichner stellt fest, ob die angeIieferten Werkstoffe den geforderten Abmessungen entsprechen und fehler frei sind (vgl. Abschn, 3). Sind die Werkstoffe ohne Fehler oder sind die fehlerhaften zur Verarbeitung freigegeben, so wird Anweisung zum Auflegen der Bleche, Boden, Formstiicke usw. gegeben. Die einzelnen Teile werden derart auf Bocke gelegt, daB ein ungehindertes Umgehen und Arbeiten daran moglich ist. Jetzt werden die Teile dort, wo vor gezeichnet werden solI, mit Schlemmkreide oder Kalkmilch angestrichen. Hierbei werden oft noch iibersehene Fehler in Gestalt von Schlackenlochem gefunden, weil derartige Stellen den Anstrich nicht annehmen. Solche Stellen sind von der Schlacke zu reinigen, und es ist festzustelIen, ob die durch das Einwalzen der Schlacke erzeugte Vertiefung im Werkstiick unbedenklich ist. Der Anstrich hinter laBt nach dem Trocknen einen weiBen Grund, auf dem dann die erforderlichen Linien, Bogen und Konstruktionen mit ReiBnadel, Lfueal und Zirkel aufgetragen werden konnen, Wahrend der Anstrich trocknet, wird die Werkstattzeichnung durchgelesen. Etwaige Unklarheiten werden mit dem Konstrukteur durchgesprochen, Der Vor- l Siehe Heft 3 dieser Sammlung: "Das AnreiBen in Maschinenbauwerkstatten," Arbeitsweise des Vorzeichners. 5 zeichner muB unbedingt iiber seine Aufgabe klar sein, er soUte nicht friiher mit seinen Arbeiten beginnen. Von den Kesselboden oder Formstiicken werden nun die Umfiinge genommen und die UmfangstichmaBe fUr die Mantelbleche danach berechnet. Haben die zu einer Arbeit gehorenden Formstiicke oder Beden verschiedene Umfiinge, so miissen auch die df1zugehorigen Mantelbleche entsprechend berechnet und vorgezeichnet werden. Die Grundbedingung ist, daB Teile, die zusammenkommen sollen, gleiche Teilungen und zusammenpassende Umfiinge haben. Ferner werden von den Formstiicken auch die HohenstichmaBe abgemessen und die LiingenstichmaBe fUr die Mantelbleche entsprechend berechnet. Alle Be rechnungen werden zum moglichen spiiteren Gebrauch in das Berechnungsbuch eingetragen und sorg'fiiltig aufbewahrt. 3. Untersuchung der Werkstoffe auf Brauchbarkeit. Die Bleche und Form stiicke, welche nach den DIN-Werkstoffnormen Stahl und Eisen geliefert werden, miiSEen eine walztechnisch glatte Oberflache haben und diirfen keine Blasen, Risse oder unganze Stellen aufweisen. Walzsplitter cder kleine Schalen konnen mecha nisch entfernt sein. Durch Einwalzen von Schlacke entstandene Vertiefungen sollen durch Ausschmirgeln ausgebessert sein, wenn hierdurch die HaItbarkeit der Bleche nicht beeintrachtigt ist. Dariiber entscheidet bei gewohnlichen oder Bau blechen (Abschn. 14) in den meisten Fallen der Betriebsleiter. Alle Bleche sollen walzgerade sein und keine groBen Wellen aufweisen. Werkstoffe fiir BehaIter, Kessel, Druckfasser usw., welche der Bauiiberwachung (Abschn. 16) unterliegen und nach den Werkstoff- und Bauvorschriften fiir Land und SchiffE:dampfkesseI geliefert werden, sind besonders sorgfaltig zu untersuchen. Die Starke wird genau gemessen, dabei sollen die MeBpunkte mindestens 100 mm von der Blechecke und 40 mm von der Blechkante entfernt liegen. Die Bleche werden durch AbIiiuten gepriift, urn versteckte Blasen oder unganze Stellen auf zufinden. Zum A b I aut e n wird das Blech mittels Kloben durch den Kran senkrecht aufgehoben, so daB es frei schwebt. Mit einem leichten Handhammer wird nun das freischwebende Blech, am besten an der Schmalseite, leicht angeschlagen. Klingt es hell an mit langsam ausschwingendem Ton, so ist es fehlerfrei. Klingt der Ton dagegen dumpf und schwingt nicht aus, so ist im Blech ein versteckter Fehler. Dieser Fehler wird gesucht, indem man durch leichtes Anschlagen mit dem Handhammer, iiber die ganze Fliiche gehend, das Blech abhammert. Der Fehler, in Form einer Blase oder unganzen .Stelle, sitzt dort, wo das Blech hohl klingt oder klappert. Weist ein Blech solche Fehler auf, so kann es natiirlich nicht ohne weiteres verarbeitet werden. Das AbIiiuten der KesseIbIeche soUte an Sonn tagen, wenn der Betrieb ruht und kein Liirm das Abhoren stort, durchgefiihrt werden. Die nach den Werkstoff- und Bauvorschriften fUr Land- und Schiffsdampfkessel gelieferten Bleche sind seitens der Lieferwerke mit Priifnummer, Giitestempel und Werkstempel versehen (Abschn. 16). Die Stempel miissen gut lesbar sein und mit der gelieferten Abnahmebescheinigung iibereinstimmen. Ob Bleche, Boden oder Formstiicke, bei denen Fehler gefunden wurden, fiir Apparate verarbeitet werden diirfen, die der Bauiiberwachung unterliegen, entscheidet der Sachverstan dige des zustiindigen Technischen Uberwachungsvereins (abgekiirzt T. U. V.). 4. Reihenfolge beim Yorzeichnen. a) Bod e n, For m s t ii c k e. Die Boden oder Formstiicke werden zuerst vorgezeichnet. Parallel zur Wi.ilbung, nach vorgeschrie benem MaB, wird auf dem Bord die NietriBlinie, das ist die Linie, auf welcher die Nietteilung vorgenommen wird, gezogen. Bei geschweiBten Behaltern gilt die Niet- 6 Arbeitsweise und Werkzeuge des Vorzeichners. riBlinie als KontrollriBlinie. Dann wird der Boden oder das Formstiick ausgewinkelt, die Achsen durch die Mitte werden gezeichnet, und der Umfang auf der NietriB linie oder KontroUriBlinie wird entsprechend eingeteilt. Die Teilungen werden gut spitz und tier angekornt. Bei genieteten Behiiltern werden Heftlocher abgeziihlt und mit Kreiskorner versehen. Bei geschweiBten Behiiltern werden Richtpunkte fiir den spiiteren Zusammenbau abgeteilt und dauerhaft durch MeiBelhiebe ge zeichnet. Dann werden aUI der Wolbungsflache etwaige Stutzenlocher oder Rohr locher vorgezeichnet und ebenfalls gut spitz angekornt. Sind die Biid3n oder Formstiicke so weit fertig vorgezeichnet, wird aIles iiber priift und werden Abmessungen zum spateren Gebrauch notiert. Die Werks- und Giitestempel werden mit Olfarbe iiberstrichen, um bei del' spiiteren BaJlpriifung durch den Sachverstandigen des T.U.V. das Auffinden zu erleichtern. Zur Weiter bearbeitung erforderliche Angaben, wie GroBe del' Nietlocher, Rohrlocher usw., sowie die Auftragnummer werden mit Ol£arbe auf das Werkstiick geschrieben. b) Man tel b 1 e c h e. Zu jedem Boden, Formstiick usw. wird nun ein auf den Umfang passendes Mantelblech vorgezeichnet. Es wird moglichst danach ge trachtet, mehrere Mantelbleche von gleichen Abmessungen zu erhalten und nul' das Mantelblech fiir den zweiten Boden auf del' Bodenseite, wenn erforderlich, groBer odeI' kleiner im Umfang vorzuzeichnen. Handelte es sich um Reihenfertigung, so werden von jedem Blech Schablonen vorgezeichnet, wonach die anderen gleichen Bleche dann durchgekornt werden. Sind NietriBlinien odeI' KontrollriBlinien £iiI' Umfang und Lange auf dem Mantelblech aufgetragen, werden die Nietteilungen odeI' die Richtpunkte fiir den spateren Zusammenbau eingeteilt, aUes genau iiber priift, nachgemessen und die Teilungen gezahlt, ob sie mit den dazugehorigen Teilen ii bereinstimmen. Urnfange und Langen werden immer auf der NietriBlinie odeI' KontrollriBlinie gemessen und gerollt. Es wird dadurch erreicht, daB die NietriBlinien immer wieder aufeinanderkommen odeI' die KontrollriBlinien parallellaufen. Die Langen stichmaBe von NietriB zu NietriB erleichtern das Bestimmen del' ganzen Lange eines Mantels, der aus mehreren Schiissen zusammengenietet wird. Bei der Ab wicklung von kegeligen (konischen) Schiissen £iir genietete Kessel, Apparate und Behalter ist es unbedingt notwendig, nur mit StichmaBen zu arbeiten, die sich auf die NietriBlinie beziehen; denn es ergeben sich bei derartigen Abwicklungen auf jeder Lange andere Umfange. Wenn Kegelabwicklungen £iiI' geschweiBte Kessel, Apparate und Behalter vorgezeichnet werden, so wird der Umfang auf der Bordel lillie oder, wenn nicht gebordelt wird, auf del' Schnittlinie abgerollt. Die Niet teilungen werden gut spitz gekornt, notigenfalls Heftlocher abgeztihlt und mit der LochgroBe entsprechenden Kreiskornern geringelt. Fiir geschweiBte Behlilter usw. miissen Richtpunkte fiir den spiiteren Zusammenbau durch MeiBelhiebe dauerhaft gezeichllet werden. Die Blechecken, die auszuschitrfen sind, werden mit OHar'be und Pfeil, nach welcher Richtllng ausgescharft wird, gekennzeichnet. Auftrag nummer, Durchmesser, nach dem del' SchuB gewalzt, LochgroBe del' NietlOcher und Angaben libel' das Bearbeiten def Blechkanten sowie dariiber, ob das Blech VOl' dem Walzen gewendet werden mu13, werden ebenfalls mit Olfarbe auf d'1s Blech geschrieben. Die Werks- und Giitestempel werden mit Olfarbe liberstrichen. Das Blech muB VOl' dem Walzen so gewendet \verden, daB diese Stempel nach del' Fertigstellung del' Kessel usw. auf del' AuSenseite liegen und gut sichtbar sind. Die meisten Fehler, die sich belm Vorzeichnen einschleichen, haben ihre Quelle d1rin, daB del' Vorzeichner falsche Angaben auf das Werkstiick schreibt, wcdurch dasselbe dann natiirlich falsch bearbeitet wird. Der VOl' zeichner muS sich schon bei Beginn der Arbeit klar dariiber sein, welche Seite des Bleches die innere, Werkzeuge des Vorzeichners. 7 welche die auBere ist, welche Blechecke ausgescharft wird und wie die Blechkanten behobelt werden mussen. Dabei ist zu beachten, daB an einer Ecke des Bleches, an der zwei ungleiche Hobelkanten zusammenstoBen, wenn Vernietung vorgesehen ist, immer ausgescharft wird. Bei geschweiBten Behaltern wird naturIich nicht ausgescharft, auch wenn ungleiche Hobelkanten zusammenlaufen. c) Pro f i 1st a h I r i n g e. Ringe und Rahmen aus Profilstahl werden erst nach dem Walzen und Biegen auf genauen Umfang abgerollt, notigenfalls nach geschnitten und dann geschweiBt. Nachdem die so gefertigten Ringe oder Rahmen nochmals gut gerichtet und gegebenenfalls auf MaB gedreht sind, werden Niet teilungen, Schraubenteilungen oder Richtpunkte vorgezeichnet und gut gekornt s()wie mit Kreiskornern oder MeiBelhieben versehen. AIle Teile, die zusammengenietet oder geschraubt werden, sollen moglichst stets zusammen durchgebohrt sein, damit die Locher einwandfrei passen. Ringe und Hahmen, die als Flanschen dienen sollen, werden mit ihren Flanschen aufeinander gelegt und zusammen durchbohrt. So wie die Flanschen beim Bohren gelegen haben, mussen sie dann gezeichnet und spater beim Zusammenbau wieder zu sammengebracht ·werden. Die Schraubenlocher pass en dann gut. Fur die Reihen fertigung groBerer Mengen von Ringen, Flanschen, Rahmen usw. werden Bohr schablonen gefertigt, wodurch sogar das Vorzeichnen dieserTeile erspart werden kann. d) G e b 0 I'd e I t eWe I' k stu eke. Domkrempen, angebOrdelte Stutzen fhnschen, del' Bord an zylindrischen Manteln, der Bord an KegelmanteJn, gebordelte StutzenlOcher und uberhaupt aIle warm odeI' kalt gebordelten Teile werden nach dem Bordeln vorgezeichnet. Die Umfange und Abmessungen werden kontrolliert, ob sie mit den anschlieBenden Teilen ubereinstimmen, und dann die Einteilungen fiir NietlOcher odeI' Richtpunkte vorgenommen. Zum Behauen der SchweiB- odeI' Stemmkanten werden die vorgezeichneten Linien gut gekornt. Es muB ange schrieben sein, nach welcher Seite die Kanten schrag gehauen werden sollen. Die Nietlocher werden in del' ublichen Weise mit Kreiskorner versehen. B. Werkzeuge des Vorzeiclmers. o. Allgemeines tiber die Werkzeuge. Die Werkzeuge des Vorzeichners sind dureh weg einfacher Art und nicht so vielseitig wie die del' AnreiBer in Maschinenbau werkstatten. Als Hauptwerkzeuge gelten wohl: Lin~al, Federlineal, ReiBnadel, Zirkel ,Winkel von 90° mit und ohne Anschlag, Schmiegen, StreichmaB, Korner, Kreiskorner und leichte Handhammer. Die MeBwerkzeuge sind gewohnlich in erster Linie: RollmaB, StahlbandmaB, StahlmaBstab, Mikrometersehraube und die sogenannten Zollst0cke. Die MeB werkzeuge sollen in ihren Angaben ubereinstimmen; das RollmaB muB sich min destens auf 10 m. Lange mit dem StahlbandmaB decken. Lineal und Winkel mussen von Zeit zu Zeit nachgepruft und auch die MeBwerkzeuge of tel'S verglichen werden. Ungenauigkeiten sind sorgfaltig zu beseitigen. Seine "\Verkzeuge solI del' Vorzeichner nicht verleihen, ~ da sie yom Entleiher gewohnlich nicht gut behandelt .. . werden. Die wichtigsten diesel' "\Verkzeuge sollen kurz ! o· besprochen und ihre Anwendung solI erlautert werden. 6. Das Rollma6 oder die Me6scheibe (Abb. I). Zur Abb.1. Rollmall zum Abrollen von Umfiingen. Hesiimmung von inneren Umfi-ingen und Einteilllngen an Boden, StutzenhaJsen, Flammrohren undWinkelringen wird das RollmaB odeI' die MeBscheibe verwandt. Es besteht aus einer Stahlscheibe, welche in einer an einem Holzgriff befestigten Gabel gelagert ist. Die Stahlscheibe legt dei jedel'