Das Vogelbuch von Conrad Gessner (1516–1565) Conrad Gessner (1516–1565) Katharina B. Springer · Ragnar K. Kinzelbach Das Vogelbuch von Conrad Gessner (1516–1565) Ein Archiv für avifaunistische Daten 123 Dr.KatharinaB.Springer UntererSchachenmühlenweg34 64367Mühltal Prof.Dr.RagnarK.Kinzelbach UniversitätRostock Inst.Biowissenschaften AllgemeineundSpezielleZoologie Universitätsplatz2 18055Rostock ISBN 978-3-540-85284-1 e-ISBN 978-3-540-85285-8 DOI 10.1007/978-3-540-85285-8 BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothek DieDeutscheBibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschenNationalbibliografie; detailliertebibliografischeDatensindimInternetüberhttp://dnb.d-nb.deabrufbar. ©2009Springer-VerlagBerlinHeidelberg DiesesWerkisturheberrechtlich geschützt. Diedadurchbegründeten Rechte, insbesondere dieder Übersetzung,desNachdrucks,desVortrags,derEntnahmevonAbbildungenundTabellen,derFunk- sendung,derMikroverfilmungoderderVervielfältigungaufanderenWegenundderSpeicherungin Datenverarbeitungsanlagen, bleiben,auchbeinurauszugsweiserVerwertung,vorbehalten.EineVer- vielfältigung diesesWerkesodervonTeilendiesesWerkesistauchimEinzelfall nurindenGren- zendergesetzlichenBestimmungendesUrheberrechtsgesetzesderBundesrepublikDeutschlandvom 9.September1965inderjeweilsgeltendenFassungzulässig.Sieistgrundsätzlichvergütungspflichtig. ZuwiderhandlungenunterliegendenStrafbestimmungendesUrheberrechtsgesetzes. Die Wiedergabe vonGebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw.indiesem Werk berechtigtauchohnebesondereKennzeichnungnichtzuderAnnahme,dasssolcheNamenimSinne derWarenzeichen-undMarkenschutz-Gesetzgebung alsfreizubetrachtenwärenunddahervonje- dermannbenutztwerdendürften. Herstellung:le-texpublishingservicesoHG,Leipzig Einbandgestaltung:WMXDesign,Heidelberg EinbandabbildungundAbbildungaufSeiteII:TobiasStimmer:BildnisConradGessner,1564,Ölund TemperaaufLeinwand,48,2×36,8cm,MuseumzuAllerheiligenSchaffhausen GedrucktaufsäurefreiemPapier 987654321 springer.de Vorwort Conrad Gessner (1516–1565) hat ein reiches Leben gelebt. Er hat zu sei- nerZeit Maßstäbe gesetztals Theologe,Sprach-und Literaturwissenschaft- ler, als Arzt, als Naturkundler in allen drei Bereichen (Gesteine, Pflanzen, Tiere); er war ein Ästhet, ein Präparator, ein begabter Zeichner und Aqua- rellist,kurzumeinUniversalistderWissenschaften.Dazukameinespürbare emotionale Seite, als Arzt, als Freund der Natur, denkt man etwa an seine innige,unverdorbeneFreudeüberdieBergweltseinerSchweizerHeimat. Hineingeboren in eine Zeit des Umbruchs und der Neuerung, hat Con- rad Gessnerdie Herausforderungangenommen,ohne leichtfertiges Verwer- fen des Alten sich dem Neuen zu öffnen. Er kritisierte die naturkundliche Tradition in vielen Einzelheiten.Immerwiedermisst erz.B. Plinius, dener füroberflächlichhielt,anseinemeigenenhohenAnspruch;erignoriert,dass dieserimHauptberufGeneralwar.EröffnetesichderReformderReligiosi- tätinihrerzwinglianischenGestalt,beharrtdannaufdereinmalgetroffenen Entscheidung,auchangesichtssozialhochangesiedelter,gutdotierterVerlo- ckungenaus Augsburg, wenngleicher dasGeld, zeitlebens von finanziellen Sorgengeplagt,guthättebrauchenkönnen. Er lebte in der Zeit der großen Persönlichkeiten, der Leuchttürme, der Zugpferde, der Lehrmeister. Er sucht und findet ihre Freundschaft in ganz Europa.EinDialogwurdeungeachtetderbeschränktenReise-jasogarKor- respondenzmöglichkeiten,sorgfältiggepflegt. Seinen Wert belegen die im Buchtext immer wieder auftretenden Re- spektsbezeugungen.DiegemeinsameFreudeamErkennenistanKommenta- renz.B.zumStelzenläufer,abzulesen.VerhaltenerauchhierJubelmitUlrich vonHutten(1488–1523)angesichtsderneuenErkenntnisseundMöglichkei- ten:Otempora,omores! Im Vogelbuch, offenkundig seinem Lieblingswerk, gebraucht Gessner vielfach die Ich-Form. Er lässt in seine Art des Denkens und Fühlens bli- cken. Die Freude am Objekt und an seiner wissenschaftlichen Deutung ist aus einem Guss. Allein das macht das Vogelbuch unsterblich, eigentlich zu v vi Vorwort einem Teil der Weltliteratur. Daneben erweist es sich als Quelle solider In- formation für seine Zeit, für das erreichbare Umfeld. Aus dem nur zufällig ausderAntikeüberlieferten,vonStubengelehrtenunkritischweiterverdreh- ten philologischen Datenwust, ragen seine Stellungnahmen sachkundigund logisch heraus.Unter seineneigenenErkenntnissenfindensich Goldstücke, dieersogutwiemöglichinWortundBild,durchNennungvonZeugenund Quellennachvollziehbarmacht. Zwar erlebte das Vogelbuch zu seiner Zeit eine gute Verbreitung, Über- setzungen ins Deutsche sowie in den „Icones Avium“ sozusagen eine nur bebilderteTaschenbuchauflage.EsfandSchülerinzumLamm(1544–1606) undSchwenckfeldt(1563–1609),verdecktauchinAldrovandi(1503–1609). Letztlich hat jedoch lange nach seinem Tod sein größter publizistischer Er- folg,diedeutscheNeubearbeitungvonGeorgHorstius(1626–1661;erschie- nen1669)diewissenschaftlicheRezeptionweitgehendunterbrochen.Siebe- dientesich desgutenNamensGessners,ignorierte jedochseineDetailtreue, seine Quellen, seine kritischen Stellungnahmen,seine oft sehr guten Abbil- dungen. Sie war gedachtals Verkaufsschlager, der einer nach dem Dreißig- jährigenKrieggeistigausgelaugtenBevölkerungwiederBildungzugänglich zumachenversprach.DarinistsieindenKernpunktengescheitert. Mit ihr auch Gessner, denn sein authentisches Werk in Latein geriet von daan in Vergessenheit.NurCarl vonLinné(1707–1778)stellte sichbeider NamensgebungderVögelnocheinmalinseineTradition.FürdiezumEnde des 18. Jh. aufblühendemoderne Ornithologie, die ihn nur vom Horstschen Machwerkherkannte,warerzunächstkeineernstzunehmendeQuellemehr. Eine Wiederentdeckung erfuhr er, zusammen mit dem gesamten Daten- schatz der historischen Ornithologie, erst im 20. Jahrhundert, als die quan- titativen und qualitativen Verschiebungen in der Vogelwelt im Gefolge von Klima-undUmweltveränderungenunübersehbarwurden.Esstelltesichneu die FragenachderVorgeschichteumdasaktuelle Geschehenbesserzu ver- stehen.GefragtsindverlässlicheProxydaten. In diesen Kontext fügt sich das vorliegende Buch. Zugleich ist es eine Hommage an den großen Landsmann der Autorin und an einen verehrten HumanistenfürdenAutor. DarmstadtundRostock KatharinaSpringer 16.November2008 RagnarKinzelbach Inhaltsverzeichnis TeilI ConradGessneralsWissenschaftler 1 Historisch-faunistischeDaten ............................. 3 1.1 Einführung.......................................... 3 1.2 PotenzialundNutzung ................................ 4 1.3 MotivationfürdieBefassungmitGessnersWerk .......... 5 2 Forschungsziele ......................................... 7 2.1 GewinnungwissenschaftlichtragfähigerDaten............ 7 2.2 WirksameGrößen.................................... 8 2.3 Wirkungsgeschichte .................................. 8 2.4 Systematik .......................................... 8 3 Methoden .............................................. 9 3.1 Editionen ........................................... 10 3.2 TextgliederungundStruktur ........................... 12 3.3 BestimmungderArten ................................ 17 3.4 UmwelthistorischeAuswertung ........................ 19 3.5 Quellenkritik(historischeMethoden).................... 20 3.6 Methodenkritik ...................................... 23 4 GessneralsWissenschaftlerderFrühenNeuzeitinZürich ... 27 4.1 Bedeutung .......................................... 27 4.2 StandderForschung.................................. 30 4.3 Biografisches........................................ 35 4.4 „Deaviumnatura“alszentralesDokumentdes16.Jh. füravifaunistischeDateninMitteleuropa ................ 45 4.5 GessnersNaturverständnis............................. 48 vii viii Inhaltsverzeichnis 4.6 NomenklaturundSystematik .......................... 58 4.6.1 DasOrdnennachdemAlphabet .................. 61 4.6.2 Genusvs.Species .............................. 61 4.6.3 PragmatischeSystematik: dichotomeBestimmungsschlüssel................. 62 4.6.4 DasplatonischeOrdnungsprinzip ................. 64 4.6.5 VonderÄhnlichkeitzur„Verwandtschaft“.......... 70 4.6.6 Quellen....................................... 71 4.7 DarstellungderLeistungen ............................ 74 4.7.1 NomenklaturbeiGessnerundLinné............... 75 4.7.2 WegbereiterdermodernenOrnithologie............ 79 TeilII DieVogelarten 5 Einführung ............................................. 89 6 SystematischesVerzeichnis ............................... 91 TeilIII OriginaleundvolkssprachlicheAusgaben 7 Einführung ............................................. 385 8 AnalyseundWürdigung ................................. 387 9 ErläuterungenundDetails................................ 389 10 OriginaleundÜbersetzungen ............................. 393 10.1 DieOriginale........................................ 394 10.1.1ConradGessner(1555).......................... 394 10.1.2ConradGessner(1585).......................... 394 10.2 DieÜbersetzungen ................................... 395 10.2.1GessnernachHeusslin(1557) .................... 395 10.2.2GessnernachHorst(1669)....................... 398 11 DieAbbildungen ........................................ 401 11.1 CharakterisierungderVorlagen......................... 402 11.2 DeutungundBestimmungderBilder .................... 411 11.3 KünstlerundHolzschneider............................ 414 11.4 GessnersAbbildungen ................................ 414 12 Text-undSachquellen ................................... 417 12.1 WissenschaftlicheKorrespondenten ..................... 417 12.2 LiterarischesMaterial................................. 422 13 DieIllustrationenimVergleich............................ 425 Inhaltsverzeichnis ix ZitierteLiteratur............................................ 547 Originalgrößen ............................................. 569 IndexderVogelnamen ....................................... 577 WissenschaftlicheNamen.................................. 577 DeutscheNamen ......................................... 580
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