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Das Verschwinden in der Wand: Destruktive Moderne und Widerspruch eines weiblichen Ich in Ingeborg Bachmanns „Malina“ PDF

219 Pages·1992·22.101 MB·German
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DAS VERSCHWINDEN IN DER WAND Ergebnisse der Frauenforschung Band 28 Herausgegeben im Auftrag des Präsidenten der Freien Universität Berlin von Prof. Anke Bennholdt-Thomsen, Germanistik Dr. Ulla Bock, Soziologe Prof. Marlis Dürkop, Sozialpädagogik Prof. Ingeborg Falck, Medizin Prof. Marion Klewitz, Geschichtsdidaktik Prof. Jutta Limbach, Jura Prof. Hans Oswald, Pädagogik Prof. Renate Rott, Soziologie Dr. Hanna Beate Schöpp-Schilling, Amerikanistik!A nglistik, Germanistik Koordination: Anita Runge Gudrun Kohn-Waechter DAS VERSCHWINDEN INDER WAND Destruktive Moderne und Widerspruch eines weiblichen Ich in Ingeborg Bachmanns "Malina" J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung Stuttgart Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahrne Kohn-Waechter, Gudrun: Das Verschwinden in der Wand: destruktive Moderne und Widerspruch eines weiblichen Ich in Ingeborg Bachmanns "Malina" / Gudrun Kohn-Waechter. - Stuttgart : Metzler, 1992 (Ergebnisse der Frauenforschung ; Bd. 28) ISBN 978-3-476-00836-7 NE:GT ISBN 978-3-476-00836-7 ISBN 978-3-476-03411-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-03411-3 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere flir Vervielfaltigungen, Übersetzungen, Mikro verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 1992 Springer-Verlag GmbH Deutschland Ursprünglich erschienen bei J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart 1992 for Anne wt-ra Die vorliegende Publikation ist die leicht überarbeitete Fassung einer Untersuchung, die im Jahre 1990 abgeschlossen und vom Fachbereich Germanistik der Freien Univer sität Berlin als Dissertation angenommen wurde. Sie wurde durch ein Stipendium des Evangelischen Studienwerks Haus Villigst gefördert. Mein herzlicher Dank gilt allen, deren Unterstützung und Verständnis das Entstehen der Arbeit ermöglicht hat. Berlin, im September 1991 Gudrun Kohn-Waechter INHALT EINFÜHRUNG 9 1. DIE POETOLOGISCHE SELBSTREFLEXION IN MALINA UND DIE METHODE DER LITERATURWISSENSCHAFTLICHEN ANALYSE l. Die poetologischen Positionen des gespaltenen Roman-Ich. Eine Skizze Malina als Repräsentant des Rationalitätsprinzips . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 19 Ein Versuch, das Unsagbare zu sagen ............................. 24 Die Entstehung Malinas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 30 2. Forschungsstand und Methode der Untersuchung Der Tod der Ich-Erzählerin in der Bachmann-Forschung: ein Opfer - aber in welchem Sinn? ..................................... 35 Zum Begriff des religiösen Opfers ............................... 37 Zur Methode der Textanalyse .................................. 39 H. DIE AUFLÖSUNG DES OPFERDISKURSES. EINE ANALYSE DER KilGRANERZÄHLUNG 1. Die Rekonstruktion einer gestörten Erinnerung ..................... 43 Verweise auf andere Texte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 45 Lyrik Paul Celans und Ingeborg Bachmanns - Lyrik des Fin de siecle - Opfertraditionen - Die Bachmann- und Celan-Legende Eine Literaturgeschichte in nuce . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 51 2. Der Zusammenbruch des Opferdiskurses. Textvergleiche Drachentötererzählungen und Heiligenlegenden ..................... 54 Opfer für die Poesie? Romantische Texte .......................... 59 Romantische Topoi - Johannes Kreislers Lehrbrief von E. T.A. Hoffmann - Das Märchen von Atlantis und die Poetologie von Novalis "Die Gnade des Pfeils". Eine Vision Teresa von Avilas ................. 74 3. Ein widersprechender Kommentar zum Opfer Abschied vom Erlöser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 79 Rückfall in den Opfergedanken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 83 7 III. DAS ,ZERSCHREIBEN' MALINAS 1. "Glücklich mit Ivan". Eine widersprechende Antwort und ihre Zerstörung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 85 Begriff einer anderen Rationalität .............................. 89 Rekonstruktion einer widersprechenden Antwort ................... 91 Metaphernbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 96 2. Die Kagran-Erzählung als Paradigma des Romans Eine Provokation für den Rationalismus ......................... 100 Schreckensträume als Kehrseite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 10 1 "Märchenzeit" mit Malina ................................... 102 3. Die Widerlegung Malinas und der Tod der Ich-Erzähierin Der Grund Malinas ........................................ 105 Antwort auf Ludwig Wittgenstein .............................. 112 Das Verschwinden in der Wand ............................... 114 SCHLUSS .............................................. . .. 123 Anmerkungen ............................................ 133 Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 Namenregister ........................................... 221 8 EINFÜHRUNG 1 In einer 1961 erschienenen Untersuchung behauptet Michel Foucault, daß die Ver nunftkonzeption der Moderne eine Kehrseite, ja einen Doppelgänger habe, den Wahn sinn. Ingeborg Bachmann, so wird sich zeigen, stellt 1971, in ihrem einzigen Roman, etwas Ähnliches dar und etwas anderes. Wer dem Wahnsinn sein Ohr leihe, schreibt Foucault in Histoire Je la Folie, könne "unterhalb" der Geschichte der Vernunft "einen tauben Lärm" hören: "das obstinate Gemurmel einer Sprache, die von allein spricht, ohne sprechendes Subjekt und ohne Gesprächspartner, auf sich selbst gehäuft, in der Gurgel geballt, und die noch zusam menbricht, bevor jegliche Formulierung erreicht ist, und ohne Aufsehen in das Schwei gen zurückkehrt, aus dem sie sich nie befreit hat. Es ist die verkalkte Wurzel des Sinns."! Demnach würde die moderne abendländische Vernunft auf dem Ausschluß einer anderen Sprache beruhen, die infolgedessen als Nicht-Sprache, barbarisches Gestammel erschiene. Das wäre der Wahnsinn. Horkheimer und Adorno hatten be reits den Mythos als Kehrseite der Vernunft bezeichnet? Foucault spitzt das noch zu. Das Vernunftprogramm der Aufklärung war gedacht als Weg, der aus Unmündigkeit und Unterdrückung herausführen sollte: es wäre seinerseits auf Unterdrückung ge gründet. Als der Wahnsinn die europäischen Menschen zu befremden begann, gab es, so Foucault, zunächst noch den Dialog mit diesem Anderen. Seine Stimme wurde zum Beispiel in Shakespeares King Lear noch als kritische anerkannt. Aber bald war er zum Objekt degradiert, und ein polizeilicher und medizinischer Monolog über ihn setzte ein; das Gestammel, unhörbar gemacht, verwandelte sich in Stummheit. Es war eine paradoxe Stummheit, von der die Vernunft sich bedroht fühlte und an die sie doch gebunden war; denn die Möglichkeit ihrer Selbstdarstellung hing von diesem "tauben Lärm" ab, der als Aufzeichnungsfläche und unsichtbarer Gegner funktionierte. Fou cault stellt den Prozeß, der dahin führt, als Entstehungsprozeß der geschlossenen Anstalt dar; Ende des achtzehnten Jahrhunderts ist er abgeschlossen. Die destruktive Dialektik dieses Prozesses führe dazu, "daß es in unserer Kultur keine Vernunft ohne Wahnsinn geben kann" (ebd.). Aus dieser Diagnose ging Foucaults Projekt einer ,,Archäologie" hervor. Die Trüm mer der anderen Sprache sollten gleichsam aus dem Vernunft-Boden gegraben werden. Hoffnung, einen utopischen Bezugspunkt oder auch nur einen eigenständig gebliebe nen Kern des Andern dabei zu finden, hat Foucault sich allerdings nicht gemacht. Dreißig Jahre später ist Foucaults Histoire Je la Folie eine Storia notturna zur Seite gestellt worden. Ihr Autor, der Historiker Carlo Ginzburg, macht eine Randbemer kung zur Entstehung der geschlossenen Anstalt: daß der Internierung der Wahnsinni gen die Internierung der Leprakranken Modell gestanden habe, habe bereits Foucault gezeigt; merkwürdig sei, daß in Foucaults Buch "auf die Leprakranken hingewiesen 9

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