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Das Vaterunser in der Geschichte der evangelischen Frömmigkeit PDF

52 Pages·1924·5.373 MB·German
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109 ANER DAS VATERUNSER· KARL ANER Das"Luthervolk. Ein Gang durch die Geschichte seiner Frömmigkeit. I9 I7. Mk. 2.50, geb. Mk. 3.30. Die Apostelgeschichte (in Auswahl). 5· Taus. ( Reli I.- gionsgeschichtliche Volksbücher, R. 6, H 7) I9I5. Mk. -.30, geb. Mk. -.6o. Aus den Briefen des Paulus nach Karinth. Verdeutscht u. a,.usgelegt. 1.-10. Taus. 19I3- ( Religionsgeschichtliche Volksbücher. , R. 6, H. I.) Mk. --30, g·eb. Mk. -.60. Goethes·Religiosität. I9IO- (Sammlung gemeinverständ licher Vorträge. 6o.) Mk. 1.-. * OTTO BAUMGARTEN Bergpredigt und Kultur der Gegenwart. 1 .-3. Taus. I92I. ( Re!igionsgeschichtlz'che Volksbücher. R. 6, H. IO/I2.) Mk. -.90, geb. Mk. I.20. * GEORG WüNSCH Die Bergpredigt bei Luther. Eine Studie zum Verhält ms von Christentum und Welt. I92o. Mk. 4.20. * J. VERLAG VON C. B. MOHR (PAUL SIEBECK) TÜBINGEN VERLAG VON J. C. B. MOHR (PAUL SIEBECK) IN TüBINGEN. _Sammlung _g emeinverständlicher Vorträge und Schriften aus dem. Gebiet der Theologie und Religionsgeschichte. Jedes Heft Mk. 1.-; in der Subskription Mk. -.90. (Die eingeklammerte Zahl bedeutet die Nummer der Sammlung.) Aner, K., Goethe• Religio&ität. 1910, (60) Hanrl, J., Da• Chri&lentum der Urgemeinde - Das Vaterunser in der Geschichte der und da& d. Neuzeit. 1901. (24) evangelischen Frömmigkeit. 19U, (109). Holrmann, H., Die Religion des Goethe,chen Baltzer, 0., Weltan&chauungsfragen, 1909. Zeitalters. 1917. (81) . (öu) Roll, K., Die geistlichen Uebungen des - Glaubensfragen. 1911. (63) IgnatiuB von Loyola. 1906. (41) Barth, Heinrich, Ethi&che Grundgedanken - Die Reohtfertiguljgslehre im Licht der bei Spinoza, Kaut und Fichte. 1U2S. (106) Geschichte des Protestantismus. 2. Auf! .. Bauer, J., Die Agendenreform der Gegen- 1922. (46) , wart. 1911. (66) Jelllnghans,H.,OssiansLebensanschauung. Bauer, K., Antiochia in der ältesten Kirchen- 1904. (39) gescbichte. 1919. (87) K W Beer, G., Pascha oder das jüdi&che Oster- app, •• Bildung ttnd Religion. 1907. (49) fest. 1911. (64) Kautzach, E., Die bleibende Bedeutung - Diesozialeund religiöse StellungderFrau des Alten Testaments, 8. Auf!. 1922. (26) im israelitischen Altertum. 1919. (88) Klostermann, E., Die neuasten Angriffe Bernoulll, C. A., Da8 Konzil von Nloäa. auf die Geschichtlichkelt Jesu. 1912. (68) Neudruck 1921. (I) Knopf, R., Problem" der Paulueforschung. Bertholet, A., Der Verfassung&entwurf des 1913, (77) Hosekiel in &einer religionsgeschicht- Köhler, W., Refornoation nnd Ketzerpro- liehen Bedeutung. Neudruck 1922, (3) ze••· 1901. (~2) ·- Die israelitischen Vorstellungen vom Zu- - Die Entstehung des Problemes Staat und stand nach dem Tode. 2. Auflage.191 4. (16} Kirche. 190S. (36) - Buddhi&mus und Christentum. 2. Auft. - Katholizismu& und moderner Staat, 1909. (28) 1908, (63) - Die Gefilde der Seligen. 1903. (33) - Idee und Persönlichkeit in der Kirchen- - Das religionsgeschichtliche Problem des geschichte. 1910, (61) Spätjuden turn&. 1909, (66} - Die deutsche Reformation nnd die Stu- - Der Beitrag deB Alten Testaments zur all- deuten, 1917, (84) gemeinen Religionsgeschichte. 1923. (106) Kraetzschmar, R., Prophet und Seher im Bruckner, A., Die Irrlehrer im N euen alten Israel. 1901, (23) Testament. 1902. (26) Krüger, G., Albrech i'haer und die Erzie- Brnnner, E., Die Grenzen der Humanität. hung des Menschengeschlechts. 1913. (73) 1922. (102) - Die Ent&tehung des Neuen Testaments. Curtius, Fr., Die Kirche alB Genossen- 1896. (2) schaft der Gemeinden. 1919. (89) Krueger, Th., Richnrd Dehmel ala religiö&- Devaranne, Th., Chinas Volksreligion, dar- sittlicher Charakt<or, 1921. (95) gestellt nach einer Rundfrage und ver- Lenz, G., Die Bedeutung des Protestantismus glichen mit den Grundlehren des Laotze, für denAufbau einer allgemeinen StaatB- Konfuzius und Buddha. 1924. (107). lehre. 1924. (112) - Chinas Volksreligion. 1923. (107) Lohmeyer, E., Christuskult und Kaiserkult. Duhm, B., Das Geheimnis in der Reli- 1919. (90) gion. 1896. (1) Löhr, M., Der Missi1onsgedanke im Alten - Die Entstehung deB Alten Testaments. 'l'estament. 1896. (5) 2. Auflage. 1909. (6) Lucins, E. , Bonaparte und clie protestant. Eck,S,,Religion und Geschichte, 1907. (46) Kirchen Frankreichs. 1903. (32) Fieblg, P., Talmud und Theologie. 1903. (36) Lülmann, C., Schleiermacher, der Kirchen- - Babel und da8 Neue Testament. 1906. (42) vater d. 19. Jah1·h. 1907, (48) Fischer, P., Die kirchliche Gleichgültig- Hartensen La!sen H., Jesus und die Re- kelt unserer Gebildeten, 1913. (76) hgwnsgeschJChte. 1898. (12) - Bekenntnis und Gewissen. 1920. (94) Meyer, A., Die moderne.Forschung über die Fries, S. A., Moderne Darstellungen der ~esch1c~te des ~rchr~stentumB. 1898,' (8) Geschichte Israels. 1898. (9) ~- 'I.heologiBche :WJs&enschaft und kirch- Fnchs, E., Offenbarung und Entwicklung. liehe BedürfniSse. 1903. (31) 1912, (66) - Das "Leben nach .aem Evangelium Je&u" Grill, J., Die persische Mysterienreligion im 1906. (14) römischen Reich und das Christentum. Mezger,P., DieAbsolutheil d.Christentum• 1903. (H) und die Religionsgeschichte. 1912. (70) Gnthe, H., Luther und die Bibelfor&chung Michelet, S., Israels Propheten als Träger der Gegenwart. 1917, (8S) der Offenbarung. 1897. (18) Fort1enung näch1te Seite ·VERLAG VON J. C. ß. MOHR (PAUL SIEBEOK) IN 'l'"OBINGEN, Sammlung gemeinverständlicher Vorträge und S~hriftell, aus dem Gebiet der Theologie und Religionsgeschichte. Jedes Heft Mk. 1.-; in der Subskription Mk. -.90. (Fortsetzung.) Mulert, H., Bischöfe für das evangelische ·Stöcker, Lydia, Die Frau in der alten Deutschland? 1921. (97) Kirche. 1907, 07) Otto: R., Dipika des Nivasa. Aus dem Ströle, A., Carlyles Sartor Resartus. Sanskrit. 1916. (80) 1913. (72) Paulus, Idealismus und Christentum. 1919. Stöbe, R., Das Zeitalter des Confucius, (92) 191 s. (75) - Fichte und das Neue Testament. 1919. Titius, A., Der Bremer Radikalismus. (98) 1908. (54) Peiaker, M., Die Geschichtlichkeit Jesu Traub, F., Rudolf Steiner als Philosoph und Christi und der christliche Glanbe. 'l'heosoph. 2. Auf!. 1921, (91) · 1913. (74) Troeltsch, E., Die wissenschaftliche Lage Rade, M., Das religiöse Wunder und An- und ihre Anforderungen an die Theolo- deres. 1909. (66) gie. 1UOO. (~0) - Die Kirche nach dem Kriege. 1915. (79) Vlscher, E., Albrecht Ritschls Anschauung - LuthersRechtfertigungsglaube und seine 1 von evangelischem Glauben und Leben. Bedeutung für uns. 1916. (82) 1900. (18) - Das königliche Priestertum der Gläubi- - Die Zukunft d. evangelisch-theologischen gen. 1918. (86) Fakultäten. 1913. (71) - Christentum und Frieden. 1922. (101) - Albrecht Ritschl. Zu seinem 100. Geburh- Rittelmeyer, Buddha oder Christqs? ta.g. 1922. (103) 1909. Unveränd. Abdruck 1921. (67) Völker, K., Die Stellung der praktischen- Sabatler, A., Die Religion und die moderne Theologie in der theologischen Wissen- Kultur. 1898. {11) schaft. 1921. (96) de Ia SauBia)'e, Cllanteple, P. D., Die - Die religiöse Wurzel des englischen Im- vergleichende R..u.poaaforwhungund der perialismus. 1924. (108) religiöse Gla.u'-:e • .11188, (7) Völter, D., Der Ursprungdeo Mönchtumo. Scheel, 0., Luthera "StelbmiJ zur heiligen 1 1900. (21) Schrift. 1902. (i9) Volz,P., Das Neujahrsfest Jahwes. 1912. (87) Schlele,Fr.M., Die kirchliche Einigung des - Das Dämonische in Jahwe. 1924. (110) evange.lischen Deutschland im 19. Jahr- Welnel, H., Pauluo als kirchlicher Organi- hundert. 1908. (69) sator, 1899. (17) Schmidt, F. W., Wilhelm Herrmann. 1922. Welnrelch, 0., Neue Urkunden zur Sarapio- (100) Religion. 1919. (86) Schmledei,O.,Dje Hauptprobleme der Leben- Wenck, K., Die heilige Elisabeth, 1908. J esu-Forochung. ll. Auß. 1906. (27) (52) Seil, K., Zukunftsaufgaben deo deuteeben Wernle, P., Paulus ala Heidenmiooionar. Proteatantismua im neuen Jahrhundert. 2, Auf!, 1909, (14) 1900. (19) - Die Renaissance des Christentumo im Soederblom, N., Die Religion und die so- 16. Jahrh. 1904. ('O) ziale Entwickelung. 1898. (10) -Leasing und das Chriatentum. 1912. (69) - Vater, Sohn nnd Geist unter den heiligen - Melanchthon und Schleiermacher. 1921, Dreiheiten und vor der religiöaen Denk· (98) weise der. Gegenwart. 1909, (68) Wielandt, R., Das Programm der Reli- Staehelin, E., Von Cbarles Secr6tan und gionspsychologie. 1910. (62) den drei theologischen Aemtern.1923.1104) Wlldeboer, G., Jahvedienst und Volkareli·· · Staerk, W., Religion und Politik im alten gion in Israel in ihrem gegenaejtio;ren Israel. 1906. (43) Verhältnis. 1899. (16) Stave, E., Der Einfluso d. Bibelkritik auf d. Wrede, W., Charakter und Tendenz deo christliche Glaubenaleben. 1902. (30) Joh.-Evang. 1903. (37) Stephan, H., Der Pietismus ala 'l'räger des Zickeud1•aht, K., Kante Gedanken über Fortachritte in Kirche, Theologie und Krieg und Frieden. 1922. (99) allgem. Geioteobildung. 1908. (61) Zlller, F., Die biblischen Wunder in - Religion und Gott im modernen Geistes· ihrer Beziehung zu den biblischen Welt· leben. 19U. (78) und Gotteavorstellungen. 1904. (38) DRUCK VON H. LAUPP JR IN TÜBINGEN. SAMMLUNG GEMEINVERSTÄNDLICHER VORTRÄGE UND SCHRIFTEN AUS DEM. GEBIET DER THEOLOGIE UND RELIGIONSGESCHICHTE Das Vaterunser in der Geschichte der evangelischen Frömmigkeit von Lic. Dr. Karl Aner Privatdozent für histor. 'l'heologie in Halle Tübingen Verlag von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1924 Inhalt. Seite Einleitung 3 I. Der katechistische Typus 5 Il. Der symbolistische Typus 27 III. ·Der spekulative Typus 34,. IV. Der monumentalistische Typus 40 Alle Rechte vorbehalten. Druck von H. Lau p p jr in Tübingen. 3 Die frömmigke1tsgeschichtliche Forschung ist der jüngste Zweig der Kirchenhistorie. Sie unterscheidet sich von den älteren Schwesterdisziplinen dadurch, daß sie ihren Stoff nicht durchweg periodisch zu disponieren vermag. Die Entwicklung der objektiven Aeußerungen des christlichen Lebens, die im Kultus, im Dogma, in der Verfassung und in karitativen Or ganisationen vorliegen, läßt sich in deutlich voneinander sich ab hebende, nicht selten durch bestimmte Daten fixierbare Zeitab schnitte zerlegen. Der Komplex aber, den wir mit dem Wort Frömmigkeit bezeichnen, widerstrebt der chronologischen Be handlung. Die Sphäre der subjektiven Phänomene zeigt eine vorherrschende Konstanz der Typen. Die verschiedenen reli giösen Bedürfnisse, Mittel, Erlebnisse, Bewertungen, Triebe und Energien kehren im Lauf der Geschichte immer wieder. Mischung und Färbung wechseln; aber die Grundformen bleiben. Daher wird der Historiker der Frömmigkeit an die Fülle seines Stoffes nicht mit dem allgemeinen kirchengeschichtlichen Perioden schema herantreten 1), sondern zunächst auf eine Unterscheidung 1) Wenn meine Skizze "Das Luthervolk. Ein Gang durch die Ge schichte seiner Frömmigkeit• (Tübingen J. C. B. Mohr 1917) den periodi sierenden Weg geht, so erklärt es sich aus der Erstmaligkeit des Ver suchs, in den Urwald des Stoffes eine durchlaufende Lichtung zu hauen. Derartige Gesamtdarstellungen werden immer so verfahren müssen. Ihr registrativer Charakter bewahrt sie vor der Gefahr, das Einzelobjekt dem Geist des betreffenden Zeitalters stilisierend anzugleichen. Hin gegen schlagen S p e z i a 1 darstellungen wie Friedrich Heilers Werk .Das Gebet• (München 1918) den oben im Text befürworteten typo logischen Weg ein. G e s a m t dar.tellungen in einem f o r t g e - c s h ritten e n Stadium der frömmigkeitsgeschichtlichen Disziplin, die auch nicht mehr unter der Raumbeschränkung leiden werden wie mein 1* 4 von Typen bedacht sein. Er wird als eine zweite Beobachtung feststellen, daß gewisse Typen in bestimmten Perioden einen besonders günstigen Nährboden haben und sich üppiger ent falten; doch seine erste Aufgabe ist es, die Typen herauszu arbeiten. Die Typen sind ja zu allen Zeiten vorhanden. Wer dies verkennt und nicht von da seinen Ausgang nimmt, über schätzt die Nüancen in Färbung und Mischung und gelangt von da aus zu Konstruktionen statt zu verständnisvollem Er fassen der geschichtlichen Wirklichkeit. Würde man die Ge schichte der evangelischen V aterunserbewertung, um die es sich in vorliegender Studie 1) handelt, nach dem chronologischen Schema (Reformation, Orthodoxie, Pietismus, Frühaufklärung, Neologie, Rationalismus usw.) disponieren, so bliebe die Dar stellung entweder eine bloße Registrierarbeit unter zeitlichen Rubriken 2), oder der Wunsch, die Periodeneinteilung sachlich zu rechtfertigen, verführte zu einer gewaltsamen Betonung der "charakteristischen" Züge des jeweiligen Zeitabschnitts, wobei sehr viel Tatsachenmaterial ungebührlich beiseite geschoben ivürde oder ganz unter den Tisch fiele. Wir machen statt dessen den Ve rsuch, vor allem d i e v e r s c h i e d e n e n T y p e n e v a n g e 1 i s c h e r V a t e r u n s e r b e w e r t u n g zu damaliges Buch, werden innerhalb einer chronologischen Grunddispo sition gleichfalls auf die Verfolgung von Typen ihr Hauptaugenmerk richten. 1) Ihr Gegenstand hat bisher noch keine literarische Behandlung er fahren. Von spärlichen Notizen abgesehen, geht auch F. Heilers ge nanntes Werk ebenso wie einst C. F. Stäudlins "Geschichte der Vor stellungen der Lebren vom Gebet" (1824) an ibm vorüber. 2) Eine solche wäre in ihrem rein äußerlichen Schematismus me• thodisch nicht viel besser als die auf jede Ordnung verzichtende Anek dotensammlung des fränkischen Pf,,,rrers Thomas Schmidt aus dem Jahre 1705: Historica et memorabilia, d. i. hist.o•·ische Merllkwürdigkeiten, so sich mit dem allerheiligsten Gebet des HERRN oder Vater Unser ereig net und zugetragen, aus vielen Auetoribus und der Erfahrung selbsten mit Fleiß und Freuden zusammen geschrieben (Gedruckt und verlegt in Altenburg durch Joh. Ludwig Richtern). 5 fixieren. Freilich darf es nicht bei einer bloß aneinanderreihen-· den Beschreibung bleiben. Wir sehen die einzelnen Typen in bestimmten Epochen entstehen oder zur Blüte gelangen. Daraus ergibt sich eine h i s t o ri s c h e 0 r d n u n g. A her diese will keineswegs besagen, daß ein Typus auf eine bestimmte Zeit beschränkt gewesen sei. I. Der katechistische Typus. Das Gemeinsame der evangelischen Vaterunserbewertung ist der Gegensatz gegen die kultische Formelhaftigkeit, die seinen Gebrauch in der katholischen Kirche kennzeichnet. Frühe schon war das Gebet des HE!rrn der Praxis mechanischer An dachtsübung verfallen; die "Zwölfapostellehre", eine Kirchen· ordnung aus der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts, knüpfte an die Rezitation des Vaterunsers die Vorschrift: "Dreimal am Tage sollt ihr also beten." Demgegenüber forderte die evange lische Frömmigkeit von Anfang ab unter starker Kritik des herkömmlichen Paternoster-Betriebs die innerliche Aneignung und Verwertung des Herrengebetes. 1 u t her nennt in seiner Gebetsanweisung für Meister Peter, den Wittenberger Barbier, (1534) das Vaterunser den "größten Märtyrer auf Erden": jedermann plage und mißbrauche es, wenige nur verständen, · es zu trösten und durch rechten Gebrauch fröhlich zu machen. • Und ist jamer uber jamer, das sol('.h gebet solchs Meisters sol also on alle andacht zu plappert und zu klappert werden jnn aller welt. Viel beten des jars viieicht etlich tausent Pater noster, Und wenn sie tau ~ent jar also solten beten, so hetten sie doch nicht einen buchstaben oder tüttel davon geschmeckt noch gebettet"1). Dieser Klage des Schöpfers protestantischer Frömmigkeit reihe sich der Spruch eines der großen Väter des Neuprote stantismus an : Herder stellt das "Battologieren" des Vater unsers unter das Gericht des Jesuswortes Matth. 6, 7 und ver- 1) Weim. Ausg. 38, S. 364. 6 . gleicht es mit dem heidnischen V adj im Zend-Avesta. Seine Kritik hat nicht bloß die katholiscpe Rosenkranzpraxis im Auge. • Auch wir haben Battologie daraus gemacht ... So lehren wir's die Kinder plappern, daß sie auf ihr ganzes Leben, selbst wenn sie's nachher verstehen lernen, nicht mehr die Gedanken dabei sammeln und es also nimmermehr b e t e n werden" 1). Die eben angeführte Auslegung für Meister Peter ist nicht die einzige aus Luthers Feder. Neben den beiden bekanntesten 1m kleinen und großen Katechismus (1529) steht eine Anzahl von Traktaten - darunter drei aus dem Jahre 1519 2) -, dann eine mehrfache Behandlung in Predigten aus den Jahren 1523, 1528, 1530 ff., endlich die dichterische Bearbeitung in dem Lied "Vaterunser im Himmelreich", das zuerst in der Naumb~rger Kirchenordnung 1537 erwähnt wird. In der Häufig keit dieser Erklärungen kommt nicht pur die Macht der ka techetischen Tradition zum Ausdruck, sondern auch die per sönliche Herzensstellung zum Gebet des Herrn. Es ist ihm "an tzweyfel das hochste, edelste und beste gebeth" 3). Es geht 1) Erlltuterungen zum Neuen Testament aus einer neueröffneten morgenländischen Quelle 1775. II. Buch. 5. Kap. Herder will damit keineswegs das Vaterunser dem Jugendunterricht entziehen. .Das Herz der Kinder ist diesem Gebete, eben seiner Einfalt wegen, auf eine wun derbare Art offen, wenn wir nur nicht selbst die sind, die die Einfalt \rerwirren" · (Ebenda). 2) 1. Auslegung deutsch des VU. für die einfältigen Laien. W. A. 2. S. 74-130. 2. Eine kurze Form, das PaternoHter zu verstehen und zu beten. W. A. 6. S. 9-19. Wiederholt in: Eine kurze Form der zehn Gebote, e. k. F. des Glaubens, e. k. F. des Vaterunsers 1520 und im Betbüchleiu 1522. 3. Eine kurze und gute Auslegung des Vatei:unsers vor sich und hinter sich. W. A. 6. S. 20-22. Der selt 'same Titel bezieht sich auf den Unter~chied zwischen denen, die es in der richtigen Reihenfolg-e, gleichsam vorwärts, beten, wobei die Heiligung des göttlichen Namens als das Allerwichtigste erseheint, und solchen, die es gleichsam · von hinten anfangen, sofern ihn!ln das eigene Freisein vom Uebel die Hauptsache ist. 3) Auslegung W. A. 2. S. 82. V gl. Tischreden ·w. A. I. Nr. 88: Gebet über alle Gebete, eine Freude über alle Freuden. Nr. 421: Es ist .mein Gebet", Nr. 700: Es bindet die Leute zusammen und in einander. Nr. 757: Litania liLaniarum .. omnia copiosissime, optime, pulcherrime

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