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Das System der Politik: Niklas Luhmanns politische Theorie PDF

355 Pages·2003·61.23 MB·German
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Kai-Uwe Hellmann· Karsten Fischer Harald Bluhm (Hrsg.) Das System der Politik Kai-Uwe Hellmann· Karsten Fischer Harald Bluhm (Hrsg.) Das System Politik der Niklas Luhmanns politische Theorie Westdeutscher Verlag Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet uber <http://dnb.ddb.de> abrufbar. 1. Auflage Februar 2003 AIle Rechte vorbehalten © Westdeutscher Verlag GmbH, Wiesbaden 2003 Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Fachverlagsgruppe BertelsmannSpringer. www.westdeutscher-verlag.de Das Werk einschlieElich aIler seiner Teile ist urheberrechtlich geschutzt. Je de Verwertung auflerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustirnrnung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fur VervielfaItigungen, Dbersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass soIche Nanlen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und dahervon jeder mann benutzt werden durften. Umschlaggestaltung: Horst Dieter Burkle, Darmstadt Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier lSBN-13: 978-3-531-13692-9 e-1SBN-13: 978-3-322-80403-7 DOl: 10.1007/978-3-322-80403-7 Inhalt Vorwort der Herausgeber 7 Einleitung Kai-Uwe Hellmann/Karsten Fischer Niklas Luhmanns politische Theorie in der politikwissenschaftlichen Diskussion 9 Teil I: Theorieentwicklung und Theoriediskussion Stefan Jensen Die politische Gesellschaft. Von Luhmann zu Parsons 19 Klaus Holz Politik und Staat. Differenzierungstheoretische Probleme in Niklas Luhmanns Theorie des politischen Systems 34 Achim Brosziewski Die Beobachtung der Macht. Zum Verhaltnis von Macht, Wahrheit und Intelligenz 49 Thorsten Bonacker Die Gemeinschaft der Entscheider. Zur symbolischen Integration im politischen System 62 Andre Brodocz Das politische System und seine strukturellen Kopplungen 80 Jeremias Blaser Die organisatorische Verdichtung struktureller Kopplung am Beispiel des Schweizer Vemehmlassungsverfahrens 95 Michael Beetz Organisation und Offentlichkeit als Mechanismen politischer Koordination 108 Alexander Gorke Das System der Massenmedien, Offentliche Meinung und Offentlichkeit 121 Jan Fuhse Das widersUindige Publikum. Zur Relevanz von alltagsweltlichen Kommunikationsstrukturen fUr die politische Meinungsbildung 136 6 Inhaltsverzeichnis Georg Kneer Politische Inklusion korporativer Personen 150 Maren Lehmann Restprobleme. Anmerkungen zur Differenz InklusionlExklusion 163 Kai-Uwe Hellmann Demokratie und Evolution 179 Andreas Gobel Die Selbstbeschreibungen des politischen Systems. Eine systemtheoretische Perspektive auf die politische Ideengeschichte 213 Teil II: Theorievergleich und Theoriekritik Michael Opielka Die groben Unterschiede. Der Wohlfahrtsstaat nach Parsons und Luhmann 239 J6rn Lamia Kopplung versus Dualitat. Ein Vergleich der Strukturbegriffe von Niklas Luhmann und Anthony Giddens 255 Axel Gorlitz/Silke Adam "Strukturelle Kopplung" als Steuerungstheorie: Rekonstruktion und Kritik 271 Hans-Peter Burth Luhmanns "Politik der Gesellschaft" - individuell-strukturalistisch reformuliert. Skizze eines Theorievergleichs 290 Hannelore Bublitz FoucauIts "Okonomie der Machtverhaltnisse" und Luhmanns "Politik der Gesellschaft". Zum Begriffvon Politik und Macht in den Theorien von Michel Foucault und Niklas Luhmann 314 Hauke Brunkhorst Evolution und Revolution - Hat die Evolution des politischen Systems eine normative Seite? 326 Alex Demirovic Demokratie, Politik und Staat in der transformistischen Gesellschaft. Vergleichende Anmerkungen zu den Gesellschaftstheorien Niklas Luhmanns und Jiirgen Habermas' 336 Autorenverzeichnis 358 Vorwort Die Sektion Politische Theorien und Ideengeschichte der Deutschen Vereinigung fUr Politische Wissenschaft CDVPW) veranstaltete vom 29. bis 31. Mfu"z 2001 einen KongreB zu Niklas Luhmanns Theorie der Politik. Die Herausgeber des vorliegen den Bandes konnten dies en KongreB Dank der groBziigigen F5rderung durch die Fritz Thyssen Stiftung in den Raumen der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften realisieren. Beiden Institutionen sei fUr ihre kooperative UnterstUt zung gedankt. Den AniaB des Kongresses bildete die postume Ver5ffentlichung von Niklas Luhmanns Buch "Die Politik der Gesellschaft". Ziel der mehr als fUnfzig Vortrage war die erstmalige Bestandsaufnahme des Ertrages von Luhmanns Systemtheorie der Politik fUr die Politikwissenschaft. Die Herausgeber hoffen, mit der Ver5ffentlichung einiger der KongreBbeitrage sowie zusatzlich eingeworbener Aufsatze zur weiteren Diskussion urn die Frucht barkeit von Luhmanns Theorieansatz beizutragen. FUr redaktionelle Arbeiten danken wir Ulf Jensen, Christian Luther und Winfried SchrMer. Kai-Uwe Hellmann Karsten Fischer Harald Bluhm Einleitung: Niklas Luhmanns politische Theorie in der politikwissenschaftlichen Diskussion Kai-Uwe Hellmann/Karsten Fischer Die Anfange der politischen Soziologie Niklas Luhmanns reichen bis in die fi"iihen sechziger Jahre zurUck. Der Schwerpunkt lag zunachst bei organisationssoziologi schen Fragestellungen (vgl. Luhmann 1964; 1966). Zum Ende der sechziger Jahre - moglicherweise durch die Studentenproteste beeinfluI3t - erweiterte Luhmann sein Erkenntnisinteresse dann auf die Politik insgesamt (vgl. Luhmann 1967; 1968; 1969a; 1969b; 1969c; 1970). Inzwischen sind mehr als siebzig Schriften verzeich net, in denen sich Luhmann mit dem "System der Politik" beschaftigt hat. Dabei handelt es sich vorwiegend urn Aufsatze zu Themen 1 wie Macht, Demokratie, Of fentliche Meinung, Parteien, Staat oder Verfassung sowie urn vier Bucher: "Legiti mation durch Verfahren" (1969), "Macht" (1975), "Politische Theorie im Wohl fahrtsstaat" (1981) und schlief3lich sein politikwissenschaftliches Hauptwerk "Die Politik der Gesellschaft", im Jahre 2000 postum verOffentlicht und letztlich unvoll endet geblieben. Entgegen ihrer beachtlichen Bandbreite waren Rezeption und Diskussion der politischen Soziologie Luhmanns lange Zeit nicht sehr ausgepragt, weder in der Soziologie noch in der Politikwissenschaft (vgl. Gobel 2000). Erst in den letzten Jahren ist diese Gemengelage aus Indifferenz und Ignoranz einem starker werdenden Forschungs- und Anwendungsinteresse gewichen, nicht zuletzt seitdem "Die Politik der Gesellschaft" vorliegt. Dabei birgt die politische Theorie Luhmanns ohne Zwei fel noch betrachtliche Probleme, zu deren Klarung Luhmann selbst nicht mehr hat beitragen konnen. Der vorliegende Band versucht die bislang vemachlassigte Rezeption, Diskus sion und Kritik der politischen Theorie Luhmanns ein StUck voranzubringen (vgl. hierzu auch Hellmann/Schmalz-Bruns 2002). Dazu werden zentrale Problemstellun gen wie das Verhaltnis von Politik und Gesellschaft, Demokratie und Offentlicher Meinung, politischer Steuerung und struktureller Kopplung, Politik und Staat be handelt. 1m ersten Teil geht es urn eine theorieimmanente Auseinandersetzung mit der politischen Soziologie Luhmanns, wahrend der zweite Teil eine theorieverglei chende Funktion hat. Urn einen Uberblick zu geben, welche Problemstellungen sich zumal seit der Veroffentlichung von "Die Politik der Gesellschaft" der politikwissenschaftlichen Debatte anbieten, werden im folgenden fUnf Themenfelder kurz umrissen. Hierbei handelt es sich erstens urn den spezifischen Gegenstand der politischen Soziologie Luhmanns, zweitens urn Moglichkeiten und Grenzen politischer Steuerung, drittens I Vgl. Luhmann 1968; 1969a; 1969b; 1970; 1973; 1974; 1981b; 1981c; 1984b; 1988; 1989a; 1992; 1995a; 1995b; 1998. 10 Kai-Uwe Hellmann/Karsten Fischer urn die theoretische wie empirische Relevanz des Begriffs der strukturellen Kopp lung, viertens urn Luhmanns Demokratiebegriff und fiiliflens urn eine wissenssozio logische Betrachtungsweise des politischen Systems. 1. Kommunikation, System und Code Wenn man die politische Soziologie Luhmanns unter dem Gesichtspunkt ihrer Ein heit betrachtet, stellt man fest, daB sie sich auf eine Soziologie des politischen Sy stems der modemen Gesellschaft konzentriert. Zwar nimmt Luhmann mitunter auch auf vormodeme Erscheinungsformen Bezug, doch zumeist nur, urn iiber einen ge eigneten Kontrapunkt zu verfiigen, anhand dessen sich die Spezifik des politischen Systems in seiner heutigen Auspragung klarer konturieren laBt. Dies trifft im Prinzip auch fiir samtliche politischen Systeme zu, die sich gerade im Ubergang von einer vormodemen zur modemen Gesellschaft befinden, wo also das Prinzip der funktio nalen Differenzierung (noch) keine allgemeine Verbreitung und Akzeptiertheit ge funden hat, wie beispielsweise in den Transformationsstaaten des ehemaligen Ost blocks. Insofem ist der Uberlegung Michael Th. Grevens (2001, S. 209) Recht zu geben, daB Luhmanns Systemtheorie des politis chen Systems mit der Konkurrenz demokratie "nur einen spezifischen Regimetypus auf den angeblich so allgemeinen und empiriefemen Begriff' bringt, wahrend andere politische Systeme wie die kon stitutionelle Monarchie, die Konkordanzdemokratie oder auch die Volksrepublik China von Luhmann regelmaBig vemachlassigt wurden. Nichtsdestotrotz diirfte es von Interesse sein, Luhmanns Theoreme rur die vergleichende Regierungslehre nutzbar zu machen, indem sich beispielsweise Diktaturen als Beschrankung des politischen Codes zugunsten des Organisationsbezuges (in der Regel: auf die Staats partei hin) verstehen lassen (vgl. Luhmann 2000, S. 269 ff.; siehe hierzu auch Pol lack 1990; Haupt 1990). Wie die meisten anderen ist auch Luhmanns politische Soziologie tendenziell auf den Staat bzw. das Zentrum des politischen Systems fixiert. Zwar hat sich Luh mann (1970; 1992; 1998 bzw. 1996) wiederholt zur Offentlichen Meinung oder zum Verhaltnis von Politik und Protest geauBert. In der Regel orientiert sich sein Interes se jedoch an der (demokratischen) Leitdifferenz von Regierung und Opposition, wahrend das weite Feld der iiber das politische System hinausreichenden politischen Kommunikation bei ihm kaum Beachtung findet. Hier miiBte eine Weiterentwick lung der politis chen Soziologie Luhmanns ansetzen, wenn der Ansprueh auf eine einheitliche Theorie nieht nur rur das politische System, sondem rur jede Art von politischer Kommunikation Bestand haben soIl. Doch wie und wo lassen sieh diese beiden Bereiche eindeutig voneinander abgrenzen, und woran erkennt man politi sehe Kommunikation, wenn sie nicht mehr dem politisehen System im engeren Sinne zugehort? Niklas Luhmanns politische Theorie in der Diskussion 11 2. Funktion, Autonomie und politische Steuerung Eine Besonderheit des politischen Systems ist seine Funktion der Herstellung kol lektiv bindender Entscheidungen. Die Politik stellt damit das einzige System dar, das tiber eine derart direkte Moglichkeit der gesamtgesellschaftlichen EinfluBnahme verfligt, wahrend alle anderen Funktionssysteme zwar ebenfalls eine universale Zustandigkeit flir sich in Anspruch nehmen konnen, jedoch ohne eine funktional aquivalente Moglichkeit zu haben, zentral zu entscheiden, diesen Entscheidungen Geltung flir die Gesamtgesellschaft zu verleihen und sie auch noch durchsetzen zu konnen (siehe hierzu auch den Beitrag von Jensen in diesem Band). Nicht zuletzt deshalb wird von der Politik standig gefordert, daB sie sich flir samtliche Probleme verantwortlich zeigt, die anderswo ungelost bleiben, und bisweilen wird von ihr sogar erwartet, flir die "Integration" der Gesamtgesellschaft zu sorgen (siehe hierzu auch Bonacker in diesem Band). Freilich ist diese Erwartung nur realistisch, wenn nicht davon ausgegangen wird, daB jedes funktionale Teilsystem der Gesellschaft autonom ist und jede Intervention von auBen fur das betroffene System dysfunktio nale Konsequenzen haben kann. Daher ist grundsatzlich zu fragen, wie das politi sche System seiner Funktion unter diesen Umstanden noch gerecht werden kann: Wie steht es urn die Chancen und Risiken politischer Steuerung? Und was heiBt kollektiv bindende Entscheidung, wenn die Bindungsfahigkeit einer Entscheidung davon abhangig ist, daB die Systemautonomie erhalten bleibt? Dies betrifft auch das Zusammenspiel von Funktion, Leistung und Reflexion: Wie kann das politische System seiner Funktion nachkommen, wenn es urn das Angebot bestimmter Lei stungen geht, das von anderen Funktionssystemen nachgefragt wird? Und wie ist die Reflexion auf das angemessene Entsprechungsverhaltnis zwischen Funktion und Leistung denkbar, wenn sich die Frage der Angemessenheit einer Leistung nur aus der Sicht eines nachfragenden Systems angemessen beantworten laBt?2 Weitgehende Obereinstimmung herrscht wohl dahingehend, daB Steuerung nur noch Selbststeuerung heiBen kann. Ftir die politische Steuerung folgt daraus die strikte Beschrankung der EinfluBsphare auf das politische System, wahrend eine Steuerung einzelner Systeme in der Umwelt des politischen Systems - von der Ge samtgesellschaft ganz zu schweigen - durch das politische System nicht mehr in Frage kommt, sofern man soziale Systeme generell als operational geschlossen ver steht (vg\. Luhmann 1989b; 1993a; Willke 1983; 1997). Was aber kann politische 2 Vgl. Luhmann (1983), wo Luhmann filr das Funktionssystem Medizin zeigt, wie es infolge der gesell schaftlichen Evolution und des medizinischen Fortschritts zu einer Inflation der Ansprilche an das Krank heitsbehandlungssystem gekommen ist: Sobald Behandlung mit einer auch nur theoretischen Erfolgs chance mtiglich ist, darf sie nicht ausbleiben, und Ungleichbehandlungen werden gesellschaftlich und politisch nicht akzeptiert. Finanzielle Probleme des auf einem Solidarversicherungsprinzip basierenden Systems sind die Folge. Der Versuch einer zentralen, politisch gelenkten Kostenreduzierung verstoBt gegen die Autonomie des medizinischen Systems, weil dessen Leitmaxime der Leidensminimierung mit dem tikonomischen Kalkill kollidiert, so daB die Verantwortlichen in der klinischen Praxis wie in der Forschung gezwungen sind, fachgerechte Regulierungsvorschlage zu machen, die wiederum auf politi scher Ebene mit expertokratischen anstelle demokratischen Entscheidungsverfahren konfrontiert werden. Dieses Hineinregieren in die Autonomie des gesellschaftlichen Teilsystems Medizin wirft aber nicht nur ein Legitimitatsproblem aut~ sondern widerspricht auch der Logik des Systems. 12 Kai-Uwe Hellmann/Karsten Fischer Steuerung dann noch konkret ausrichten, wenn es urn das "Gemeinwohl" der Gesell schaft geht? 3. System, U mwelt und strukturelle Kopplung Was in den sechziger Jahren noch Autonomie hieB, firmiert seit der "autopoietischen Wende" Luhmanns, die mit "Soziale Systeme" (1984) vollzogen war, als operatio nale Geschlossenheit. Dabei bedeutet operationale Geschlossenheit nicht etwa Au tarkie, also v611ige Selbstgeniigsamkeit und Unabhangigkeit. Vielmehr bleiben Sy stem und Umwelt auch weiterhin aufeinander bezogen. Nur muB die Verbindung zwischen System und Umwelt anders gedacht bzw. bezeichnet werden, da es eine direkte Einbeziehung der Umwelt ins System nicht (mehr) geben kann. In Anlehnung an Maturana hat Luhmann hierfUr den Begriff der strukturellen Kopplung gewahlt, wobei jede strukturelle Kopplung wiederum eine Struktur dar stellt, die gleichsam Schamierfunktion besitzt, weil sie von beiden System en benutzt wird, ohne zur Uberlappung oder Verschmelzung einzelner Systemoperationen zu fUhren. Obgleich der Begriff der strukturellen Kopplung langst zum festen Inventar der Systemtheorie gehort und die Beschaftigung mit ihm stetig zunimmt, ist ihm noch immer eine eigentUmliche Vagheit und Widerspriichlichkeit eigen (siehe hierzu Brodocz in diesem Band). Allein der Fragenkomplex, wie die strukturellen Kopp lungen des politischen Systems zu anderen Funktionssystemen, zu systemintemen wie -extemen Organisationen oder auch gegeniiber dem in der Person eines Mit glieds oder Nicht-Mitglieds, als Entscheider oder Betroffener in Erscheinung treten den BewuBtseins geartet sind, diirfte die Forschung noch eine ganze Weile in Atem halten (siehe hierzu auch Garlitz/Adam sowie Blaser in diesem Band). 4. Demokratie als RealiHit und Norm Die Systemtheorie Luhmanns ist nicht gerade dafur bekannt, eine besondere Vorl ie be fur normative Vorgaben zu haben (vgl. Luhmann 1991; 1997). Gleichwohl gibt es auch fUr die Systemtheorie mancherlei Gelegenheit, sich gleichsam auf zweiter Ebene normativ zu verhalten. So steht hinter Luhmanns vehementem Eintreten fUr eine hOhere Amoralitat aller Funktionssysteme - insbesondere der Politik3 - die Annahme, daB die modeme Gesellschaft nur bestandsfahig ist, wenn die Funktionssysteme in ihrer Autonomie ungestort bleiben und keiner EinfluBnahme durch Moral, Religion oder einer ande ren Supercodierung unterliegen (kritisch Offe 1986; Neckel/Wolf 1988; HOffe 1991). Eine so\che Position lauft letztlich aber darauf hinaus, daB die funktionale Differenzierung der modemen Gesellschaft selbst zur Norm erhoben wird (vgl. hier zu Barben 1996 sowie Brunkhorst in diesem Band). 1 Vgl. Luhmann 1993b, femer Barben 1996; Hellmann 2002a.

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In der Politikwissenschaft steht eine breitere Rezeption Luhmanns noch aus. Die Publikation seines Nachlasswerkes "Die Politik der Gesellschaft" bietet den geeigneten Anlass für die dringend nötige Bilanzierung, was die Politikwissenschaft von Luhmanns Systemtheorie lernen kann. Dies betrifft insb
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