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Das Schubert-Lied und seine Interpreten PDF

239 Pages·1996·21.699 MB·German
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Das Schubert-Lied und seine Interpreten Sabine Näher Das Schubert-Lied und seine Interpreten J. V erlag B. Metzler Stuttgart · Weimar Die Deutsche Bibliothek-CIP-Einheitsaufnahme Näher, Sabine: Das Schubert-Lied und seine Interpreten I Sabine Näher. - Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1996 ISBN 978-3-476-01329-3 ISBN 978-3-476-01329-3 ISBN 978-3-476-03616-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-03616-2 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 1996 Springer-Verlag GmbH Deutschland Ursprünglich erschienen bei J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart 1996 Inhalt OlafBär Eine Seelenwanderung 1 ]uliane Banse Schuberts Genie ist eben unfaßbar 13 Barbara Bonney Das Herz öffnen und die Seele zeigen 21 Christian Elsner Durch verschiedene Gefühlswelten wandern 31 Brigitte Fassbaender Menschlich und wahrhaftig interpretieren 41 Dietrich Fiseher-Dieskau Ein Dichter in Tönen 55 Irwin Gage Eintauchen in die Welt der Romantik 75 Matthias Görne Eingriff in die menschliche Seele 87 Thomas Hampson Die Uhr unserer Lebenszeit für ein Weilchen anhalten 97 Robert Hall Die ideale Verbindung zwischen Musik und Poesie 111 Graham ]ohnson Eine Künstlerpersönlichkeit von universellem Rang 125 Christoph Pn?gardien Mit wirklich großer Musik wird man nie fertig 139 Hermann Prey Nicht begeistern- sondern bewegen 149 Thomas Quasthoff Mut zur Emotion 159 Anneliese Rothenberger Schuberts Lieder sind die innigsten 171 Christine Schäfer Schubert zu singen macht einfach glücklich 177 Andreas Schmidt Anwalt der unbekannten Lieder bekannter Komponisten 185 Peter Schreier Die glückliche Verbindung von Kunst und Einfachheit 197 Mitsuko Shirai/Hartmut Höll Konsequent und kompromißlos 209 Biographischer Anhang 223 Nachbemerkung 235 Bildquellen 23 7 VI Ola(Bär Eine Seelenwanderung Herr Bär, Sie waren Mitglied des Dresdner Kreuzchores: Was gibt einem das mit auf den musikalischen, vielleicht auch den sonstigen Lebensweg? Zunächst einmal verbringt man in diesem Chor eine lange Zeit seines Lebens: Ich war Kruzianer- so heißen die Mitglieder des Kreuzchores - von meinem neunten bis zum achtzehnten Lebensjahr, also bis zum Abitur, das damals in der DDR nach zwölf Schulklassen abgelegt wurde. Der musikalische Ertrag ist sicher für jeden einzelnen Kruzianer sehr unterschiedlich. Eine hervorragende Schule ist es für jeden insofern, als man spielend - in dem Alter ist der Zugang zur Musik zunächst ja noch ein spiele rischer - lernt, auf hohem Niveau mit Musik umzugehen. Hat man zudem eine musikalische Begabung oder ein besonderes Talent, dann kann man relativ schnell sehr vieles lernen. Mir fällt heute zum Beispiel auf, daß ich große Probleme habe, auswendig zu ler nen. Das kommt daher, daß ich Musik gut lesen und ziemlich sicher vom Blatt singen kann. Das Auswendiglernen ist dann ein mühsamer Prozeß! Kollegen, die hingegen viel Zeit für das Ein studieren aufwenden müssen, lernen nebenbei ganz von selbst aus wendig. Mir bleibt nichts anderes übrig, als mich mit den Noten hinzusetzen - und zu pauken ... Ein großer Vorteil war sicher auch, daß wir im Kreuzchor sehr viele stilistische Richtungen kennengelernt haben. Außerdem übt man sich darin, seine Ohren offenzuhalten, denn im Chor kann man eben nicht für sich allein singen, sondern muß immer auf das reagieren, was um einen her um passiert. Das betrifft die Chorarbeit natürlich in besonderem Maße, gilt aber auch darüber hinaus: Man lernt, sich auf andere einzustellen - immerhin leben da 120 Knaben und junge Männer miteinander. Die verschiedenen Altersstufen auf engem Raum, die gewiß für jeden schwierige Zeit der Pubertät, die Schule und die damit verbundenen Prüfungen - da können schon komplizier te Situationen entstehen! Jedenfalls lernt man in einem solchen Institut, mit vielen Menschen zurechtzukommen. Außerdem ent- 1 0/a(Bär wickelt sich eine gewisse Selbständigkeit; schließlich verbringt man nur sehr wenig Zeit zu Hause bei den Eltern. Und ein weite rer Punkt, den ich anführen möchte: Man hat sich zu disziplinie ren. In einer solchen Gemeinschaft ist Disziplin das A und 0. Und zwar nicht nur musikalische Disziplin, sondern grundsätz lich, alle Lebensbereiche betreffend. Haben Sie jemals die Erfahrung gemacht, daß aus Ihrer Zeit als Kruzianer eine gewisse Erwartungshaltung des Publikums resul tiert - etwa, daß man festgelegt ist aufs oratorische Fach oder zu mindest auf >brave< Rollen? Nun, ich erinnere mich: Wenn wir mit dem Kreuzchor aufRei sen waren, hatte man uns meistens in Privatquartieren unterge bracht. Mitunter wohnte man beim Ffarrer oder anderen, sagen wir mal, kirchlich gebundenen Leuten. Oft wurde man dann nach dem Berufswunsch gefragt und die Antwort, man möchte Sänger werden, rief Begeisterung hervor. Fiel dann aber zusätzlich der Begriff »Theater<<, dann waren die Leute oftmals schockiert, daß der brave Junge, der da gerade am Altar noch Bach oder Schütz gesungen hatte, tatsächlich an so etwas denken konnte. Gerade in kleineren Dörfern hatte das durchaus noch etwas Anrüchiges ... Heute jedoch begegnet mir diese Voreingenommenheit kaum. Allerdings hatte man zu Anfang des Studiums selbst einige größere Hemmschwellen abzubauen. Schließlich war man daran gewöhnt, im dunklen Anzug möglichst diszipliniert und ordentlich aufge reiht auf der Bühne zu stehen. Als ich dann im sogenannten dra matischen Unterricht meine erste Liebesszene zu spielen hatte - das war schon eher lächerlich ... Aber ich denke, Probleme mit dem Spiel auf der Bühne haben die anderen Anfänger, die ja schließlich allesamt nicht Schauspieler, sondern Sänger werden wollen, ge nauso. Der Besitz einer guten, schönen Stimme ist schließlich noch kein Garant dafür, daß man sich auf der Bühne vernünftig bewe gen kann. Das sieht man ja auch allerorten. Von einigen Kruzia nern, die ebenfalls Sänger geworden sind, weiß ich aber, daß sie mittlerweile auch großen Spaß am Agieren auf der Bühne haben. Von mir selbst kann ich das auf jeden Fall behaupten. Wo sehen Sie heute die Schwerpunkte Ihrer künstlerischen Arbeit? Ich fühle mich - wahrscheinlich auch durch den Einfluß des Kreuzchores - sehr dem Lied verpflichtet. Das hängt andererseits 2 Ola(Bär auch damit zusammen, daß ich die Lyrik der Romantik sehr mag: Heine, Eichendorff, um jetzt nur diese beiden bekanntesten Namen herauszugreifen. Ich denke, daß diese Lyrik gerade für unsere Zeit sehr wichtig ist, weil uns diese Beziehung zu den urmensch liehen Problemen abhanden kommt: Liebe, Eifersucht, Schmerz, Einsamkeit, Freude, Trauer- alle diese emotionalen Bereiche des Lebens. Sie finden vor allem in der Kammermusik, zu der das Lied ja zählt, ihren Ausdruck. Das steht mir sehr nahe - und damit möchte ich als Sänger umgehen. Hinzu kommt, daß ich eine lyrische Baritonstimme habe, was dazu führte, daß ich mich zu Beginn meiner Karriere in der Oper hier oder dort etwas zu rückgehalten habe, um die Stimme auf natürlichem Wege wach sen zu lassen. Heute, da ich mich stimmtechnisch sicher fühle und auch genau weiß, welchen künstlerischen Weg ich gehen will - schließlich muß man an diesen Punkt durch Erfahrung erst einmal kommen - versuche ich zunehmend, eine Balance zu finden zwi schen Lied und Oper. Ich stehe wirklich gerne auf der Bühne; es macht mir unglaublichen Spaß, mich zu verkleiden - ich finde es faszinierend, in eine fremde Haut hineinzuschlüpfen. Anderer seits: In die großen Liedzyklen >>Winterreise«, >>Schöne Müllerin<< oder >>Dichterliebe<< kann man so viel Persönliches einbringen! Die großen oratorischen Werke, von Bachs >>Matthäus-Passion<< und >>Weihnachtsoratorium<< über >>Die Schöpfung<< von Haydn bis zum >>Deutschen Requiem<< von Brahms, sind die musikalische Welt, mit der ich aufgewachsen bin. Und bei der Aufführung die ser Werke möchte ich natürlich auch immer wieder mitwirken. Das gehört für mich einfach dazu. Welche Bedeutung hat der Lied-Komponist Schubert für Sie? Franz Schubert und sein immenses Liedschaffen von über 600 Werken - wo soll man da anfangen, wo aufhören? Ich glaube, ein Leben reicht nicht aus, um diese Fülle auch nur zu begreifen ... Er ist zweifellos der Liedkomponist; ich möchte fast sagen: der Erfin der des Liedes. Das klingt nun vielleicht plakativ, aber je mehr man sich mit seinen Liedern beschäftigt, desto mehr kann man immer wieder entdecken. Allerdings muß man einräumen, daß der gute Meister Schubert es schon verstanden hat, die Lieder >leicht< aus sehen zu lassen - und dabei sind sie so unglaublich schwer ... Es ist eben immer das Einfache, was schwer zu machen ist. Insofern ist 3

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