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Das Problem der Sklaverei in China PDF

33 Pages·1953·7.715 MB·German
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BERICHTE ÜBER DIE VERHANDLUNGEN DER SÄCHSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU LEIPZIG Philolog isch-historische Klasse Band 100 • Heft 1 EDUARD ERKES DAS PROBLEM DER SKLAVEREI IN CHINA 19 5 2 AKADEMIE-VERLAG • BERLIN Vorgetragen in der Sitzung vom 14. Januar 1952 Manuskript eingeliefert am 17. April 1952 Druckfertig erklärt am 31. August 1952 Erschienen im Akademie-Verlag GmbH., Berlin NW 7, Schiffbauerdamm 19 Veröffentlicht unter der Lizenz-Nummer 1217 des Amtes für Literatur und Verlagswesen der Deutschen Demokratischen Republik Satz und Druck: Tribüne Verlag und Druckereien des FDGB GmbH., Berlin VOB Druckerei III Leipzig 111/18/36 Bestell- und Verlagsnummer 2026/100/1 Preis DM 2,70 Printed in Germany Der Begriff der unfreien Arbeit und des auf dieser Grundlage aufgebauten Gesellschaftssystems, das als Sklavenhaltergesell- schaft bezeichnet zu werden pflegt, spielt in der Sozialgeschichte eine bedeutende Rolle und hat zu der Annahme geführt, die klassenlose Urgesellschaft werde mit Notwendigkeit von einem Zustand abgelöst, in dem ein Teil der Menschen ihrer Selbstän- digkeit beraubt und für den andern zu arbeiten gezwungen sei. Bereits zeigt sich in der Geschichtswissenschaft die Neigung, diese Entwicklung als eine gesetzmäßige anzusehen und von einer Epoche der Sklavenhaltergesellschaft zu reden. Wenn es nun natürlich auch das Ziel aller wirklichen Geschichtsforschung ist, die Gesetzmäßigkeit der historischen Entwicklung festzu- stellen, so muß solchen Deduktionen doch zuerst eine genaue Feststellung der Tatsachen vorangehen, aus denen sie gefolgert werden. Denn nirgends hat es bedenklichere Folgen als in der Geschichtswissenschaft, wenn ohne eine tragfähige positive Grundlage Schlußfolgerungen gezogen werden, so daß, um mit LENIN ZU reden, ,,an Stelle des Studiums und der Analyse des Inhalts die Deklamation tritt". Diese Gefahr ist natürlich um so größer, je weniger das betreffende Gebiet der Geschichte er- forscht und in seinen Einzelheiten aufgehellt ist, und um so verhängnisvoller, je mehr der Gegenstand zu praktisch-politi- schen Schlußfolgerungen zu führen geeignet ist. Es gilt daher für alle historische und insbesondere für alle sozialgeschichtliche Forschung das Wort des russischen Historikers LEONOW: „Nur wenn man vom konkreten Studium der historisch bestimmten Entwicklungsbedingungen einer gegebenen Gesellschaftsordnung ausgeht, kann man die qualitativen Besonderheiten der gege- benen Gesellschaftsstruktur verstehen und den spezifischen Aus- i EDUARD ERKES druck des allgemeinen Bewegungsgesetzes der Geschichte auf- decken."1 Ich wurde zu näherer Beschäftigung mit dem Problem der Sklaverei in China, das in den meisten Darstellungen der chi- nesischen Geschichte eine ebenso große wie unbestimmte Rolle spielt, zuerst geführt durch eine Bonner Dissertation von TONI PIPPON2, die wieder auf einer chinesischen Arbeit des späteren Kuomintang-Außenministers WANG SHIH-CHIE beruht3. Ich habe damals die Aufstellungen der beiden Autoren an Hand des von ihnen stark vernachlässigten Quellenmaterials nach- geprüft und bin zu dem Ergebnis gekommen, daß die von ihnen auf Grund von Analogieschlüssen zur abendländischen Entwick- lung für China gefolgerte, auf Versklavung von Kriegsgefangenen beruhende Arbeitssklaverei in China in Wirklichkeit nie existiert hat, sondern daß die chinesische Sklaverei ein völlig anderes gesellschaftliches Phänomen darstellt4. Ich habe damals nur die Tatsache als solche festgestellt, da mich andere Probleme be- schäftigten, und bin den Gründen der Erscheinung zunächst nicht nachgegangen. Da mir aber in den letzten Jahren wieder- holt ähnliche Behauptungen begegneten, habe ich meine da- maligen Untersuchungen wieder aufgenommen und vertieft, und bin zu dem Resultat gelangt, daß es nicht nur in China nie Arbeitssklaverei gegeben hat, sondern daß es zu einer solchen auch niemals kommen konnte, weil die Produktionsweise Chinas die Verwendung unfreier Arbeit von jeher unmöglich gemacht hat. Von neueren Arbeiten über die Sklaverei in China ist mir nur wenig bekanntgeworden. Das umfangreichste Spezialwerk, 1 M. A. LEONOW, Kritik und Selbstkritik, p. 16/17. 2 T. PIPPON, Beitrag zum chinesischen Sklavensystem. Tokyo 1936. Mitt. der Deutschen Gesellschalt für Natur- und Völkerkunde Ostasiens, Bd. XXIX, Teil B. 3 I f : ^, ty MißLffl-M (Das chinesische Sklavensystem). 1925. 4 ERKES, Ursprung und Bedeutung der Sklaverei in China. Artibus Asiae VI (1937), 294-308. Das Problem der Sklaverei in China 5 die Arbeit des Amerikaners Wilbtxr1, kenne ich nur aus einer Besprechung von Hebbebt Feanke 2, aus der hervorgeht, daß Wilbtjbs Ergebnisse im wesentlichen mit den meinen überein- stimmen. Eine auch die Resultate einiger mir gleichfalls noch nicht zu Gesicht gekommener neuer chinesischer Arbeiten zu- sammenfassende Darstellung der Russin Stepugina3 kam mir durch die Freundlichkeit des Übersetzers S. Behbsing zu und hat mich zu genauer philologischer und soziologischer Über- prüfung ihrer Ergebnisse veranlaßt, ohne daß ich darum an den meinen etwas zu ändern Anlaß gefunden hätte. Die herkömmliche Meinung über die Entstehung der Skla- verei in China ist die, daß sie analog der alteuropäischen aus einer Versklavung von Kriegsgefangenen hervorgegangen sei, die ihrer Freiheit und Selbstbestimmung beraubt und dadurch zur Arbeit für andere gezwungen worden seien. Wenn wir nun die alte Literatur über diesen Punkt befragen, so ist sie dazu völlig stumm. Ich habe in der ganzen Überlieferung des Alter- tums nur einen einzigen Fall von Versklavung eines Kriegs- gefangenen gefunden, und dieser spielt nicht einmal in China selbst, sondern in dem südostbarbarischen Staate Wu4 und ist außerdem deutlich als ein Ausnahmefall gekennzeichnet. Denn hier wird ein aus dem gleichfalls nichtchinesischen Nachbar- staat Yüe stammender Gefangener durch Abhacken der Füße zum Türhüter gemacht und muß auf dem Hausboot des Fürsten von Wu Dienste tun. Er rächt sich für die ihm zuteilgewordene Behandlung, indem er den Fürsten ersticht, empfand sein Ge- schick also als etwas besonders Schmachvolles, das man ihm nicht hätte antun dürfen. Aus dem eigentlichen China aber wird 1 C. M. Wilbuk, Slavery in China during the Former Han Dynasty. Chi- cago 1943. 2 H. Franke, Neuere Arbeiten zur Soziologie Chinas. Saeculum II (1950), H. 2. 3 T.W. Stepugina, Zur Frage der sozial-ökonomischen Verhältnisse in China vom 14. bis 12. Jhdt. v. u. Z. Sowjetliteratur 1951, H. 1, 109—132. * Tso-chttan IX, 29. 6 EDUARD ERKES nie etwas Derartiges berichtet. Das wäre nun, obwohl auffallend, doch noch kein unbedingter Gegengrund; denn ein argumentum ex silentio ist in historischen Fragen ja niemals ausschlag- gebend. Aber wir besitzen auch eine ganze Reihe positiver Zeugnisse, die uns darüber unterrichten, was mit den Kriegs- gefangenen in Wirklichkeit geschah. Die ältesten unmittelbaren Zeitdokumente der chinesischen Geschichte, die unter der zweiten historischen Dynastie Shang (ca. 1550—1050) entstandenen Orakelknochen, lassen erkennen, daß die Kriegsgefangenen, die dort regelmäßig unter dem Namen CH'IANG1 aufgeführt werden, damals als Menschenopfer Verwen- dung fanden. Immer wieder werden Opferlisten aufgeführt, in denen angegeben ist, daß neben so und so vielen Opfertieren, Rindern, Schafen, Schweinen und Hunden, auch eine Anzahl Ch'iang geopfert wurden. Warum man mit den Kriegsgefangenen nichts anderes anzufangen wußte, werden wir nachher sehen; zunächst ist eine Auseinandersetzung mit den Anschauungen der STEPUGINA und ihrer Gewährsmänner notwendig, die in einigen Inschriften Anzeichen für eine beginnende Verwendung der Kriegsgefangenen zur Zwangsarbeit erkennen zu sollen glauben. STEPUGINA weist zunächst mit Recht die Anschauung CHIEN PO-TSAN'S zurück2, die Shang-Zeit sei eine Periode der sich auf- lösenden und in feudale Verhältnisse übergehenden Sklaven- 1 Das Zeichen ch'iang ^ ist aus Mensch Schaf zusammengesetzt, be- zeichnet also Schafhüter und ist seit ältester Zeit ein Name für die Tibeter, deren Kultur seit jeher vor allem auf der Schafzucht beruht, und die im Altertum bedeutend weiter östlich lebten als heute, nämlich im mittleren und westlichen Nordchina, wo noch im Mittelalter Gebiete tibetisch waren, die später völlig sinisiert wurden. Es ist indes sehr wohl möglich, daß auch andere nichtchinesische Stämme unter diesem Namen mit einbegriffen wurden, der Name also soviel wie Ausländer oder Barbaren überhaupt be- zeichnete. 2 In einem 1946 erschienenen „Grundriß der chinesischen Geschichte". Leider sind der Name des Verfassers und der Originaltitel des Werkes nicht angegeben. Das Problem der Sklaverei in China / haltergesellschaft gewesen. Ihre eignen Anschauungen scheinen mir aber ebensowenig vertretbar, da sie auf unhaltbaren Über- setzungen und darauf beruhenden unzutreffenden Interpreta- tionen der in Frage kommenden Knocheninschriften beruhen. In diesem Sinne deutet STEPUGIXA besonders einige auf S. 125 ihrer Abhandlung zusammengestellte Inschriften. Die erste lautet: kuei yen nu, was ST. übersetzt: „die für das Eingraben vorgesehenen Sklaven freilassen". Sie folgert hieraus, daß hier eine Verwendung von Sklaven in der Wirt- schaft vorliege; man habe die Kriegsgefangenen, anstatt sie zu opfern, als Sklaven verwandt. Diese Deutung der Inschrift ist aber ebenso unmöglich wie die ihr zugrunde liegende Über- setzung. Zunächst ist es schon sehr zweifelhaft, ob der weiter unten behandelte Ausdruck nu sich überhaupt auf Kriegs- gefangene bezieht, für die er sonst nicht üblich ist, und es ist durchaus nicht sicher, daß die Menschenopfer unter den Shang nur aus solchen genommen wurden und nicht, wie in der Chou- Zeit, auch verurteilte Verbrecher und gelegentlich auch andere Personen bei den Opfern an die Erdgeister, die nach dem chthonischen Ritus durch Eingraben (yen) erfolgten, und den hiermit eng assoziierten an die Totengeister dargebracht wur- den. Ganz unmöglich ist es aber, kuei durch „freilassen" zu übersetzen und diese Freilassung als eine Art Begnadigung zur Arbeitssklaverei zu deuten, kuei bedeutet vielmehr „zurück- kehren", und da es hier von einem Objekt gefolgt ist, muß es in kausativem Sinne „zurückkehren lassen" aufgefaßt werden, bedeutet also „nach Hause entlassen". Es ergibt sich also aus der Inschrift, daß man Kriegsgefangene — falls es sich um solche gehandelt hat — nach Hause entließ, wenn man sie nicht opferte, daß man also keine andere Verwendung für sie hatte. Ein Be- dürfnis, Kriegsgefangene oder andere unfreie Personen als Ar- beitskräfte zu beschäftigen, bestand zur Shang-Zeit also nicht. Dasselbe ergibt sich aus einer weiteren auf S. 125 gebrachten Inschrift: iC, £§ , ^ TT • ST. übersetzt dies: „Das Orakel wurde befragt: Die Gefangenen sollen entlassen werden, man 8 EDUARD ERKES braucht sie nicht zu opfern." Genau lautet es: „Divination: Man lasse die Gefangenen zurückkehren. Man verlängere die Opfer nicht." Also auch hier hegt wieder der gleiche Tatbestand vor: wenn die Zahl der für das Opfer benötigten Gefangenen (der unten ebenfalls behandelte Ausdruck fu ist hier allerdings wohl auf Kriegsgefangene zu beziehen) voll war, so hatte man für weitere Gefangene keine Verwendung mehr und schickte sie nach Hause. Als Arbeitskräfte waren sie also nicht zu brauchen. Ebenso geht die Interpretation einer auf S. 126 angeführten Inschrift in die Irre, aus der ST. schließen will, man habe die Gefangenen für wirtschaftliche Zwecke ausgenutzt, wenn die eignen Arbeitskräfte im Frühjahr für die Feldarbeiten nicht ausreichten. Die Inschrift heißt: fi , „dieDivination stellt auf: im Frühjahr sperre man nicht ein". Ob sich das auf eine Aufbewahrung von Kriegsgefangenen für Opfer oder auf irgendwelche andere Inhaftierungen bezieht, läßt sich schlechter- dings ebensowenig daraus ersehen wie der Zweck der Maßnahme, der ebensogut hygienische wie religiöse oder ökonomische Gründe gehabt haben und sich ebensowohl auf Freie wie auf Kriegs- gefangene bezogen haben kann. Für eine Verwendung von Ge- fangenen für Arbeiten folgt aus der Inschrift also gar nichts. Ebensowenig besagt auch die folgende Inschrift (S. 126) etwas für Sklavenarbeit beim Ackerbau. Sie lautet: /J> E -fr fä , — ft, was ST. übersetzt: ,,Mögen die Hauptsklaven allen (Leuten) eine Anweisung wegen der Hirse geben, ein Mond." Zunächst ist es unmöglich, hsiao ch'en mit,,Hauptsklave" zu übersetzen; der Ausdruck ch'en bezeichnet einen Beamten, und nichts läßt darauf schließen, daß hier oder an anderen Stellen damit ein Sklave gemeint sei. hsiao heißt nur „klein", hsiao-ch'en hier wie immer „kleiner Beamter"; die Ubersetzung „Hauptsklave" ist lexikalisch immöglich. Die Inschrift besagt also: „Die kleinen Beamten leiten die Menge zum Hirsebau an; einen Monat lang." Das entspricht genau dem üblichen Verhältnis der landwirt- schaftlichen Beamten zu den Bauern, wie es das Chou-li und die übrige Literatur erkennen läßt. Auf die Verwendung von Das Problem der Sklaverei in China 9 Sklaven in der Landwirtschaft aber läßt es nicht das Geringste schließen. Nicht ganz klar ist die folgende Inschrift (S. 126), aus der ST. auf Verwendung von Sklaven in der Viehzucht schließen will. Die Inschrift heißt: Ä ^ ^ c d i . & b . ^ f e^ und wird von ST. folgendermaßen übersetzt: „Am Tage Mou-hsü wurde das Orakel befragt, die in großer Zahl ergriffenen Sklaven mögen das Vieh hüten." Wie diese Ubersetzung zustande gekommen ist, verstehe ich nicht; denn der Text lautet wie folgt: „Am Tage Mou-hsü große Divination. Betreffs der Sklaven wird orakelt, ob man sie das Vieh hüten oder sitzen lassen soll." Von einem „Ergreifen" und einer „großen Zahl" der Sklaven ist nirgends die Rede; es ist also wieder ganz zweifelhaft, ob es sich dabei um Kriegsgefangene handelt. Dafür aber wird dem Viehhüten (mu das „Sitzen" (tso gegenübergestellt, ein Tinklarer Ausdruck, bei dem man entweder an eine Aufbewahrung zum Opfer oder aber an eine Beschäftigung mit sitzender Arbeit denken könnte. Die Verwendung als Viehhüter aber würde mit der unten behandelten Beschäftigung der Kriegsgefangenen mit der Tierpflege, wie sie zur Chou-Zeit üblich war, wohl zusam- menstimmen. Ganz verfehlt ist endlich die Interpretation der anschließend auf S. 126 behandelten Inschrift: EE ft ^ • ^ ^ E {£ , was ST. folgendermaßen wiedergibt: „Der wang macht sich zu einem Feldzug gegen Lü auf; viele Sklaven für den Feldzug gegen die Sippe (den Stamm) Lü sammeln." Es heißt aber: „Der König zieht zum Angriff gegen Lü aus. Mit vielen Be- amten (über ch'en s.o.) greift er das Gebiet von Lü an." Ab- gesehen davon, daß der Ausdruck ch'en, wie oben gezeigt, nichts mit Sklaven zu tun hat, und daß fang weder Stamm noch Sippe heißt, sondern ein Landgebiet bezeichnet, ist es unverständlich, was die Übersetzung der Dativpräposition hu ^ „mit"1 durch 1 Es ist spraehgeschichtli eh sehr interessant, daß hu sich in dieser Bedeu- tung bereits so früh findet. Es kommt als Präposition des Dativs vereinzelt in 10 Eduard Erkes ,,sammeln" veranlaßt haben kann1. Jedenfalls ist die Über- setzung lexikalisch ebenso unmöglich wie grammatisch, und die aus ihr gezogenen Schlüsse sind hinfällig. Von einer Verwendung von Kriegsgefangenen oder auch von Sklaven anderer Art in der Landwirtschaft war also nach allen vorliegenden Zeugnissen zur Shang-Zeit keine Rede. Die zeit- genössischen Inschriften zeigen vielmehr, wenn sie richtig ver- standen und interpretiert werden, eindeutig, daß es eine solche nicht gab. Unter der Chou-Dynastie herrschten zum Teil noch dieselben Verhältnisse; auch damals kam es noch vor, daß Kriegsgefangene als Menschenopfer geschlachtet und ihre Köpfe als Siegestrophäen im fürstlichen Ahnentempel dargebracht wurden2. Im allgemeinen wurde diese Sitte aber schon dahin abgemildert, daß man dem Gefangenen nur noch das linke Ohr- läppchen abschnitt und als Substitutionsopfer darbrachte. Der Brauch muß übrigens schon ziemlich weit zurückreichen, da er bereits in den Zeichen ch'ü Ißt „nehmen", das aus Ohr -f Hand zusammengesetzt ist, und shih ,,sammeln", das aus Hand und drei Ohren besteht, zum Ausdruck kommt. Damit, daß man die Kriegsgefangenen am Leben ließ, waren nun auch be- sondere Verwendungen für sie verbunden, die uns die Verfas- sungsurkunde der Chou in ihren Einzelheiten aufbewahrt hat3. der vorklassischen Literatur vor (Shu II, 3, 2; Shih 1, 4, 4; 1, 8, 2; 1, 9, 2; 1,12, 9), verschwindet aber in der früh- und vorklassischen Zeit vollständig, um erst um die Wende des 4-/3. Jahrhunderts (soviel ich sehe, zuerst bei Mo-tse) wieder aufzutauchen, scheint also in der Zwischenzeit eine sozusagen unterirdische Existenz außerhalb des literarischen Sprachgebrauches geführt zu haben. 1 Sollte St. an eine phonetische Zeichenvertauschung mit$£ huo „fangen" gedacht haben ? Das wäre aber, von der Unwahrscheinlichkeit derartiger Ver- tauschungen überhaupt abgesehen, auch lautlich nicht möglich; denn ^ lautet alt *g'o, ffi dagegen *g'wak. S. Nachtrag 2. 2 Solche Fälle werden Tso-chuan X, 5; X, 10; X, 11 (aus den Jahren 537, 532 und 531) berichtet; Darbringung der Köpfe im Ahnentempel Tso- CHTTAN XII, 11. 3 Chou-li 9, 33b/35a (Biot II, 371).

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