Birgit Oldopp Das politische System der USA Birgit Oldopp Das pol itische System der USA Eine EinfOhrung I VS VERLAG FOR SOZIALWISSENSCHAFTEN - III VS VERLAG FOR SOZIALWISSENSCHAFTEN vs verlag fUr Sozialwissenschaften Entstanden mit Beginn des Jahres 2004 aus den beiden Hausern Leske+Budrich und Westdeutscher verlag. Die breite Basis fUr sozialwissenschaftliches Publizieren Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet Ober <http://dnb.ddb.de> abrufbar. 1. Auflage August 2005 Aile Rechte vorbehalten © vs Verlag fUr Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2005 Lektorat: Frank Schindler Der VS verlag fUr Sozialwissenschaften ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Die wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden dOrften. umschlaggestaltung: KOnkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier ISBN-13:978-3-531-13874-9 e-ISBN-13:978-3-322-80440-2 DOl: 10.1007/978-3-322-80440-2 Inhalt 1 Einleitung 9 2 Die Entstehung der USA 12 3 Der Bundesstaat 20 3.1 Bundesverfassung und Foderalismus 20 3.2 Der amerikanische Wirtschafls- und Sozialstaat: Auslegung der foderalen Verfassungsbestimmungen durch den Supreme Court 23 3.3 Vom dualen zum kooperativen Foderalismus 26 3.4 Bundeszuschilsse (Federal grants in aid) 29 3.5 Die Struktur der Bundesstaaten 33 3.6 Fazit 34 4 Der Kongress 36 4.1 Sonderrechte der Kongresskammern 37 4.2 Die Filhrungsteams der Parteien im Kongress 38 4.3 Kongressausschilsse 40 4.4 Der Gesetzgebungsprozess 47 4.5 Abstimmungsverhalten der Kongressmitglieder 54 4.6 Die Mannschaflen der Abgeordneten und Senatoren 56 4.7 Amtsinhabervorteile 59 4.8 Fazit 61 5 Der Prasident 63 5.1 Die Beziehungen zum Kongress 64 5.2 Der Priisident und die Bilrokratie 74 5.2.1 Die Regierungsbiirokratie 74 5.2.2 Die PrasidialbehOrde 78 5.3 Nationaler Notstand (Emergency Powers) 81 5.4 1mpeachment-Verfahren 82 5.4.1 Verfahrensregeln 83 5.4.2 Eingeleitete Amtsenthebungsverfahren gegen Prasidenten 84 6 Inhalt 5.5 Der Vizepriisident 85 5.6 Fazit 86 6 Die Bundesgerichte 88 6.1 Aujbau des Bundesgerichtswesens 88 6.2 Zustiindigkeit der Bundesgerichte 90 6.3 Zugang zum Supreme Court 92 6.4 Der Supreme Court als Verfassungsgericht 95 6.5 Interne Abliiufe am Obersten Bundesgericht 100 6.6 Die Entscheidungsgrundlagen der Richter 103 6.7 Bestellung der Bundesrichter lO4 6.8 Reaktionsmoglichkeiten des Kongresses aufUrteile des Supreme Court lO9 6.9 Fazit III 7 Die amerikanischen Parteien 113 7.1 Vergleich der Parteien in den USA und in Deutschland 113 7.2 Drittparteien und unabhiingige Kandidaten 118 7.3 Die Parteiensysteme 121 7.3.1 Das erste Parteiensystem 121 7.3.2 Das zweite Parteiensystem 123 7.3.3 Das dritte Parteiensystem 125 7.3.4 Das vierte Parteiensystem 127 7.3.5 Das f'iinfte Parteiensystem oder gar das sechste? 128 7.4 Fazit 133 8 Die Interessenverbiinde 135 8.1 Okonomisch und nichtokonomisch orientierte Interessenverbiinde 135 8.2 Sonderinteressen gegen Gemeinwohl? 140 8.3 Methoden der Interessenverbiinde 142 8.3.l Die Insider-Methoden 143 8.3.2 Die Qutsider-Methoden 146 8.4 Die Judikative und die Interessengruppen 150 8.5 Kontrolle der InteressenverbiindelLobbyisten 152 8.6 Ableger der Interessenverbiinde: Die Politis chen Aktionskomitees 154 8.7 Fazit 157 Inhalt 7 9 Wahlen in den USA 159 9.1 Priisidentschaftswahlen 159 9.1.1 Die Nominierungsforen 159 9.1.2 Die Hauptwahlen 164 9.1.3 Die Finanzierung der Prasidentschaftswahlen 167 9.2 Die Kongresswahlen 171 9.2.1 Der zweistufige Kandidatenauswahlprozess: Nominierung und Hauptwahl 174 9.2.2 Das Wahlkampffinanzierungsgesetz von 1971 und seine Novellierungen 177 9.2.3 Das Wahlkampffinanzierungsgesetz in der Praxis 182 9.2.4 Das Reparaturgesetz: Der Bipartisan Campaign Reform Act von 2002 184 9.3 Fazit 189 10 Politische Kultur 191 Verzeichnis der Abkiirzungen 198 Verzeichnis der Abbildungen 199 Verzeichnis der Tabellen 199 Glossar 201 Literatur 212 1 Einleitung Dieses Buch richtet sich an Studentinnen und Studenten der Politikwissenschaft, die sich mit dem politischen System der USA vertraut machen wollen. Es ver mittelt Basiswissen. Wo es zur Illustrierung wesentlicher Unterschiede hilfreich scheint, werden Parallelen zum politischen System der Bundesrepublik Deutsch land gezogen. Was erwartet Sie nun in diesem Buch? Einiges verdit bereits der Buchtitel mit seiner Formulierung "politisches System". Regierungssystem und politisches System sind Grundbegriffe der Politikwissenschaft und meinen Unterschiedli ches. Unter Regierungssystem werden die staatlichen Institutionen (Parlament, Regierung und Verwaltung, Justiz) und ihr Zusammenwirken im politischen Willensbildungsprozess verstanden. Politisches System ist we iter gefasst und bezieht die Gesellschaft, d.h. nichtstaatliche Akteure, mit ein. Zum politischen System gehoren nicht nur Regierung und Parlament, sondern auch die politi schen Parteien und die Interessenverbande. Es geht nicht nur urn den Gesetzge bungsprozess, sondern generell urn die politische Einflussnahme. Das Regierungssystem ist Teilmenge des politischen Systems. Kenntnisse der Institutionen eines Regierungssystems und ihres Zusammenspiels im politi schen Alltag sind eine unabdingbare Voraussetzung fUr die Beschaftigung mit dem politischen System. Auch in diesem Buch nehmen sie einen breiten Raum ein. Der Hauptadressat von Einflussbemuhungen der Interessenverbande ist in den USA der Kongress, in Deutschland ist es die Regierungsburokratie. Warum das so ist, kHirt sich in der Beschaftigung mit Parlament und Regierung. Politik funktioniert nicht oder zumindest nicht ausschlieBlich nach den Buchstaben einer Verfassung. Es haben sich informelle Praktiken etabliert. Sie sind Bestandteil der landesublichen Politik. Wenn wir wissen wollen, wie Politik wirklich funktioniert, mussen die informellen Politikwege beriicksichtigt werden. Damit kommen wir zum nachsten Punkt. Vieles in den USA scheint uns vertraut. Vertraut Erscheinendes gleich als bekannt abzuhaken ist eine allzu menschliche Verfahrensweise. Ausschusse kennt man schlieBlich schon aus dem Bundestag, die Ausschusse im Kongress werden ihre Aufgaben sicher ahnlich wahrnehmen. So1che Ubertragungen fUhren zu Trugschliissen. EinfUhrungsbucher konnen bestenfalls einen ersten Uberblick uber das poli tische System eines Landes geben. Detailfragen und Vertiefungen mussen mit Hilfe der angegebenen Literatur selbstandig in Angriff genommen werden. Aus dem Grund findet sich am Ende eines Kapitels weiterfUhrende Literatur. 10 1 Einleitung Eine Eingrenzung bzw. Auswahl der zu behandelnden Themenbereiche vorzunehmen heiBt gleichzeitig, andere wichtige Aspekte zu vemachlassigen. Das gilt auch fur dieses Buch. Dieses Manko konnen Sie nur beheben, indem Sie weitere Bticher zur Hand nehmen - deutschsprachige wie englische. Das vorlie gende Buch konzentriert sich auf die Bundesebene. Der Stoff dieses Buches gliedert sich wie folgt: Die historischen und verfassungsrechtlichen Grundlagen der amerikanischen Republik werden im zweiten Kapitel behandelt. Dabei werden die historischen Begleitumstande, die zur Abfassung der Unabhangigkeitserklarung und zur noch heute gtiltigen Bundesverfassung fuhrten, erlautert. Auch die KonfOderiertenarti kel, die erste amerikanische Verfassung, werden behandelt. Das dritte Kapitel widmet sich dem formalen Staatsaufbau - der Bundes ebene und den Einzelstaaten. Wie ist der Bundesstaat in der Verfassung konzi piert? Hat die Ursprungskonstruktion noch mit der heutigen Realitat zu tun? Wenn nein, warum nicht? 1m vierten und funften Kapitel werden die zentralen Institutionen in Wa shington behandelt - der Kongress und der Prasident. Die Arbeitsweise der Insti tutionen wird vorgestellt, Politikprozesse erklart. Wie werden gesamtgesell schaftlich verbindliche Entscheidungen getroffen? Wie sieht das Zusammenspiel der politis chen Akteure in diesem Entscheidungsfindungsprozess aus? Wie ist das Verhaltnis von Prasident und Kongress? Dabei interessieren uns die tatsach lichen Funktionsweisen der staatlichen Entscheidungsorgane. Die Bundesgerichte sind das Thema des sechsten Kapitels. GemaB seiner Bedeutung liegt der Schwerpunkt des Kapitels auf dem Supreme Court. Neben dem Aufbau des Bundesgerichtswesens und den Zustandigkeiten der Bundesge richte werden der Zugang zum Supreme Court, die intemen Ablaufe am Gericht, die Entscheidungsgrundlagen der Richter und ihr Berufungsverfahren vorge stellt. Die politische Bedeutung der Gerichtsbarkeit wird eben so wenig ausge spart wie die Reaktionsmoglichkeiten des Kongresses auf Urteile des Supreme Court. Kapitel sieben und acht widmen sich zwei Tragem der politis chen Willens bildung, den Parteien und Verbanden. Das Kapitel tiber Parteien beginnt mit einer Abgrenzung der amerikanischen von den deutschen Parteien. Dies erleich tert dem deutschen Leser die Rolle der US-Parteien im politischen System zu beurteilen. Weitere Themen sind die Drittparteien und der Auf- und Abstieg der amerikanischen Parteien im Laufe der lahrhunderte. 1m achten Kapitel interes siert uns insbesondere, wie Interessengruppen das Regierungsgeschehen mit bestimmen. Wie gehen sie vor, und welche Techniken setzen sie ein? 1 Einleitung 11 1m neunten Kapitel geht es urn Wahlen in den USA. Den Wahlen in den USA wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Und das aus gutem Grund. Wahl, Wiederwahl und Abwahl bestimmen den Zyklus einer reprasentativen Demokratie. Wahlen sind zentrale Ereignisse. Sie verleihen politische Macht auf Zeit. Wahlausgange entscheiden, wer als Prasident und wer im Senat oder im Reprasentantenhaus die Geschicke des Landes bestimmt. Wahlen in den USA gehoren zu den teuersten uberhaupt. Daher beschaftigt sich dieses Einflihrungs buch ausfiihrlich mit dem Bereich der Wahlkampffinanzierung. Andere Lander sind schwer zu verstehen, wenn die politische Kultur des Landes nicht in Betracht gezogen wird. Menschen werden in verschiedenen politischen Kulturen sozialisiert. Sie haben unterschiedliche Erwartungen an den Staat. Korruption ist in Afrika gangige Praxis, in den USA ist sie verpont. Der amerikanische Traum ist fester Bestandteil der politischen Kultur der USA, in Deutschland gibt es nichts Vergleichbares. In diesem abschlieBenden Kapitel beschaftigen wir uns damit, was das "Amerikanersein" ausmacht. (Wenn in die sem Buch von Amerika oder Amerikanem gesprochen wird, sind die USA bzw. US-Amerikaner gemeint.) In kurzen Faziten am Ende der Kapitel wird das Wichtigste noch einmal zu sammengefasst. Wenn es zweckmaBig erscheint, wird auf Deutschland rekur riert. Das Glossar stellt englische Fachtermini vor, die in dies em Buch verwendet wurden.