Gerald Steiner Das Planetenmodell der kollaborativen Kreativität GABLER RESEARCH Gerald Steiner Das Planetenmodell der kollaborativen Kreativität Systemisch-kreatives Problemlösen für komplexe Herausforderungen RESEARCH Bibliografi sche Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. 1. Aufl age 2011 Alle Rechte vorbehalten © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011 Lektorat: Stefanie Brich | Anita Wilke Gabler Verlag ist eine Marke von Springer Fachmedien. Springer Fachmedien ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.gabler.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspei- cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-8350-0250-0 Für das kreative Kind in uns Vorwort Die heutige Welt eröffnet ungeahnte Möglichkeiten, uns zu entfalten und zu verwirk- lichen, Träume zu träumen und diese auch zu realisieren. Gleichzeitig ist diese Welt auch durch vielfältige Krisen und Turbulenzen, welche es zu bewältigen gilt, gekenn- zeichnet. Dabei hat sich in beiden Fällen gezeigt, dass gewohnte, lang bewährte Vor- gehensweisen vielfach nicht mehr passend sind. Wir stehen heute vor der Heraus- forderung, Antworten auf komplexe Fragestellungen zu entwickeln, die nicht mehr mit bereits vorhandenen und erarbeiteten Lösungsroutinen zu beantworten sind, seien diese auch noch so vielschichtig und/oder fortschrittlich. Will man die komplexen Problemstellungen unserer Gesellschaft (wie etwa ökonomische, technische, soziale, kulturelle, ökologische und religiöse Herausforderungen) bewältigen, sind neben logisch-rational geprägten Herangehensweisen neuartige Lösungswege gefordert, die ihrerseits nicht nur die Nutzung vorhandener Kreativitätspotenziale bedingen, sondern darüber hinaus auch eine Änderung bisheriger Denkweisen erfordern. Das bedeutet, dass logisch-rationales Vorgehen allein genauso wenig zielführend ist wie die irre- führende Vorstellung, dass Kreativitätstechniken und Kreativspiele zur Bewältigung der immer komplexer werdenden Herausforderungen genügen. Um effektive Lösungen zu schaffen, muss das zugrundeliegende System mit seinem Interaktions- verhalten erfasst und im Problemlösungsprozess reflektierend mitentwickelt sowie ein synergetisches Zusammenspiel von logisch-rationalen und intuitiv-assoziativen Denk- weisen erzielt werden; ansonsten kann kein bedeutsamer Zielbeitrag für die großen gegenwärtigen und zukünftigen Fragestellungen geschaffen werden. Die zunehmende Komplexität gesellschaftlicher Fragestellungen erfordert auch ein Umdenken bezüglich der Relevanz von kreativen Individualleistungen in Relation zu kreativen Gruppenleistungen. Denn die Kreativität des Individuums reicht in den wenigsten Fällen aus, um hochkomplexe Probleme zu lösen, sondern es bedarf des Zusammenwirkens der betroffenen Personen mit den jeweiligen Experten. Die Viel- schichtigkeit der am kreativen Prozess beteiligten Akteure bezieht sich nicht nur auf die Besonderheiten der verschiedenen Gesellschafts- und Fachbereiche, sondern vor allem auch auf breitgestreute familiäre, kulturelle, bildungsspezifische, berufliche, sprachliche, erfahrungs- und wertebezogene sowie religiöse Besonderheiten. Zur Nutzung dieses heterogenen Kreativitätspotenzials bedarf es durchdachter Heran- gehensweisen, damit erfahrungs- und zielspezifische Heterogenität nicht hemmend, sondern kreativitäts- und leistungsfördernd wirkt und eine möglichst nachhaltige Systementwicklung ermöglicht wird. vii Eine Brücke zwischen logisch-rationalem und intuitiv-assoziativem respektive konvergentem und divergentem Denken zu bauen und beide Dimensionen als essenzielle Bestandteile kreativen Denkens zu integrieren, ist eine zentrale Zielsetzung dieses Buches. Damit soll auch die Notwendigkeit und das große Potenzial von systemisch-kreativem Problemlösen für komplexe Herausforderungen aufgezeigt werden. Im Mittelpunkt dieser zukunftsgerichteten kreativen Problemlösungsprozesse steht die Einbeziehung der verschiedensten kreativen Personen innerhalb und außer- halb des „eigenen Systems“. Beim betreffenden System kann es sich um eine Organi- sation, wie etwa ein Unternehmen oder eine Non-Profit Organisation, oder beispiels- weise um eine Gruppe Künstler, innovative Akteure des Bildungsbereiches, eine Sportmannschaft oder ein Regierungsteam, aber auch um die Keimzelle der Gesell- schaft, die Familie, handeln. Die Ausrichtung dieses Buches liegt somit auf allen Bereichen, in welchen ein kreativ-innovativer Umgang mit einer herausfordernden Zukunft wesentlich ist. Zur Darstellung des umfassenden kreativen Problemlösungssystems wurde ein völlig neues Modell entwickelt, das Planetenmodell der kollaborativen Kreativität, das bereits international ausgezeichnet wurde und im Rahmen dieses Buches erstmals in einer bislang nicht veröffentlichten Detailliertheit präsentiert wird. Durch eine metaphernhafte Darstellung der Reise des Problemlösungsraumschiffs „Creare“ zwischen Planeten, Monden und kosmischem Ring, soll eine bildhafte Orientierung inmitten der Komplexität des kreativen Problemlösens ermöglicht werden. Dieses Buch soll für die verschiedenen Kreativen, Problemlösungsakteure und Zukunftsgestalter auf ihren „kreativen Reisen“ ein hilfreicher Begleiter sein. Gerald Steiner viii Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ................................................................................................................................ 1 1.1 Motivation ................................................................................................................................ 1 1.2 Stand und Entwicklungstendenzen der Kreativitätsforschung ................................................. 3 1.2.1 Stand der Forschung .......................................................................................................... 3 1.2.2 Handlungsbedarf und Entwicklungstendenzen.................................................................. 5 1.3 Zielsetzung und wissenschaftlicher Beitrag ............................................................................. 7 1.4 Empirie und Aufbau ................................................................................................................. 8 2 Kreativität ............................................................................................................................. 13 2.1 Definitionen von Kreativität .................................................................................................. 13 2.2 Kreativitätsausmaß ................................................................................................................. 17 2.3 Kreativität und Intelligenz ..................................................................................................... 19 2.4 Kreativität und Weisheit ........................................................................................................ 20 2.5 Bedeutung der verschiedenen Bewusstseinsebenen für Kreativität ....................................... 21 2.6 Inkubation .............................................................................................................................. 23 2.7 Kreatives Denkens ................................................................................................................. 27 2.7.1 Modelle des kreativen Denkens ....................................................................................... 27 2.7.1.1 Denkmodell von Koestler: Bisoziationsprozesse ...................................................... 27 2.7.1.2 Denkmodell von de Bono: Das Zusammenspiel von vertikalem und lateralem Denken ...................................................................................................... 28 2.7.1.3 Denkmodell von Getzels/Jackson/Hudson: Das Zusammenspiel von konvergentem und divergentem Denken .................................................................. 32 2.7.2 Implikationen der Denkmodelle für das kreative Denken ............................................... 34 2.7.3 Kreativität aus systemischer Perspektive ....................................................................... 37 3 Gezielter Umgang mit Kreativität ...................................................................................... 39 3.1 Kreativitätshemmende Faktoren ............................................................................................ 39 3.2 Ausgewählte Modelle des kreativen Problemlösens .............................................................. 44 3.2.1 Der kreative Prozess nach Wallas ................................................................................... 45 3.2.2 Das Systemmodell individueller Kreativität nach Csikszentmihalyi .............................. 47 3.2.3 Kreativität in Organisationen nach Ford/Gioia................................................................ 49 3.3 Notwendigkeit eines systemischen Kreativitätsmanagementmodells .................................... 51 3.3.1 Kreativität in einer sich dynamisch ändernden Umwelt .................................................. 52 3.3.2 Zwischen Chaos und Struktur.......................................................................................... 54 3.3.3 Zwischen inkrementellen und radikalen Innovationen .................................................... 56 3.4 Anforderungen an ein systemisches Kreativitätsmanagementmodell .................................... 58 ix 3.5 Thematische Einordnung und Abgrenzungen ........................................................................ 61 3.5.1 Kreativitätsmanagement und Ideenmanagement ............................................................. 61 3.5.2 Kreativitätsmanagement und Wissensmanagement ........................................................ 62 3.5.3 Kreativitätsmanagement und Innovationsmanagement ................................................... 62 4 Das Planetenmodell der kollaborativen Kreativität ......................................................... 65 4.1 Aufbau und Funktionsweise des Planetenmodells ................................................................. 67 4.2 Das Problemlösungsraumschiff „Creare“ .............................................................................. 72 4.2.1 Individuelles kreatives Leistungsvermögen .................................................................... 73 4.2.1.1 Kontext (Domäne) .................................................................................................... 75 4.2.1.2 Denk- und Verhaltensmuster .................................................................................... 76 4.2.1.3 Motivation ................................................................................................................. 79 4.2.1.4 Aufmerksamkeit ........................................................................................................ 80 4.2.1.5 Wissen ....................................................................................................................... 83 4.2.1.6 Fertigkeiten ............................................................................................................... 85 4.2.1.7 Emotionale Verfassung ............................................................................................. 86 4.2.1.8 Arbeitsumfeld des Individuums ................................................................................ 86 4.2.2 Kollaboratives kreatives Leistungsvermögen .................................................................. 88 4.2.2.1 Individuelles kreatives Leistungsvermögen .............................................................. 90 4.2.2.2 Zusammensetzung ..................................................................................................... 90 4.2.2.3 Ziele .......................................................................................................................... 92 4.2.2.4 Kompetenzen ............................................................................................................ 92 4.2.2.4.1 Aktionsbereiche ................................................................................................... 97 4.2.2.4.2 Kompetenzausstattung ......................................................................................... 98 4.2.2.5 Produktivität .............................................................................................................. 99 4.2.2.6 Kommunikation ...................................................................................................... 100 4.2.2.7 Arbeitsumfeld für die Zusammenarbeit .................................................................. 101 4.2.3 Spezifische Formen kollaborativer Kreativität .............................................................. 103 4.2.3.1 Organisationale Kreativität ..................................................................................... 103 4.2.3.2 Offene Kreativität ................................................................................................... 104 4.3 Die Sonne als „Kreative Leistung“ ...................................................................................... 105 4.3.1 Einordnung der kreativen Leistung im Planetenmodell der kollaborativen Kreativität ...................................................................................................................... 106 4.3.2 Ausprägungen der kreativen Leistung ........................................................................... 108 4.3.3 Indikatoren der kreativen Leistung ................................................................................ 110 4.3.3.1 Originalität .............................................................................................................. 110 4.3.3.2 Adäquanz ................................................................................................................ 111 4.3.3.3 Ästhetik ................................................................................................................... 111 x