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Das Membransyndrom der Früh- und Neugeborenen: Anatomie, Klinik, Ätiologie, Pathogenese und Therapie des Syndroms der pulmonalen hyalinen Membranen und verwandter Krankheitsbilder PDF

158 Pages·1965·3.919 MB·German
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Experimentelle Medizin, Pathologie und Klinik Band 16 Herausgegeben von R. Hegglin . F. Leuthardt . R. Schoen H. Schwiegk • H. U. Zollinger Das Mernbransyndrorn der Friih- und Neugeborenen Anatomie, Klinik, Atiologie, Pathogenese und Therapie des Syndroms der pulmonalen hyalin en Memhranen und verwandter Krankheitshilder Ulrich Keuth Mit 10 Abbildungen Springer-Verlag' Berlin' Heidelberg' New York' 1965 Privatdozent Dr. med. ULRICH KEUTH, Universitats-Kinderklinik Kaln Aus der Univ.-Kinderklinik Kaln (Direktor: Prof. Dr. C. BENNHOLDT-THOMSEN) Aile Rechte, insbesondere das der Dbersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrliddiche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photo mechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) oder auf andere Art Zu vervielfaltigen © by Springer-Verlag Berlin· Heidelberg 1965 Library of Congress Catalog Card Number 65-21135 Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1965 ISBN-13: 978-3-642-86070-6 e-ISBN-13: 978-3-642-86069-0 DOl: 10.1007/978-3-642-86069-0 Die Wiedergabe von Gehrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht Zu der Annahme, dail solche Namen im Sinn der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei Zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden dUrften Titel-Nr. 6539 Inhaltsverzeichnis I. Einleitung . . . . . II. Pathologische Anatomie 2 1. Makroskopische Befunde 2 2. Mikroskopische Befunde 4 3. Vorkommen und Haufigkeit des pathologisch-anatomischen Befundes 7 4. Starke, zeitliche Korrelation und Wertigkeit des pathologisch-anato- mischen Befundes 10 III. Klinik 12 1. Geburtsanamnese und Krankheitsbeginn 12 2. Atmung und Atemorgane. . . . . 16 3. Herz und Kreislauf . . . . . . . 21 4. Odematose und andere klinische Befunde . 24 5. Blutgase, Saure-Base-Haushalt, Elektrolyte etc. . 27 6. Klinische Diagnose 40 7. Klinische Haufigkeit . 45 8. Verlauf und Prognose 47 9. Komplikationen 54 10. Riickbildung der Lungenveranderungen 57 IV. ~tiologie und Pathogenese . . . . 60 1. Aspirations-, Nekrotisierungs- und Irritationstheorien 61 2. Hyperoxie-Theorie. . . . . . 62 3. Die Rolle der Hyperkapnie. . . 65 4. Die Rolle von Acidose und Hypoxie 70 5. Die zentrale Stellung der Asphyxie . 73 6. Die Bedeutung des Atemzentrums . 76 7. Die atiologische und pathogenetische Rolle der Unreife (insbesondere der unreifen Lungen- und Nierenfunktion). . . . . . 81 8. Die Entstehung und Bedeutung der Kongestion, die Rolle von Herz und Kreislauf . . . . . . . . . . 85 9. Schock . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 10. Entstehung und Bedeutung der Atelektasen . . . . . 92 11. Entstehung und Bedeutung der Extravasate, insbesondere der Membranen . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 VI Inhal tsverzeichnis 12. Zum Verteilungsmuster der Lungenveranderungen . 101 13. Todesursache . 103 14. Zusammenfassung . 106 V. Prophylaxe und Therapie . 108 1. Therapieversuche, die an Lunge, Kreislauf, GefaBen oder Extra- vasa ten ansetzen . 108 2. Versuche einer Beeinflussung von Gasaustausch und Energiehaushalt 111 3. Natriumbicarbonat-(bzw. THAM-)Glucose-Infusion 113 Literatur 118 Sachverzeichnis 149 I. Einleitung Die Sauglingssterblichkeit ist heute weitgehend eine Neugeborenensterb lichkeit geworden. Diese Verschiebung ist einerseits Folge der ruhmreichen Bekampfung der Sterblichkeit jenseits der Neugeborenenperiode, anderer seits aber Zeichen dafiir, daB unseren prophylaktischen und therapeutischen Bemiihungen innerhalb der Neugeborenenperiode bisher vergleichsweise nur geringere Erfolge beschieden waren. Bei dem groBten Teil der Neugebore nentodesfalle handelt es sich urn Friihgeborene. In iiber 30010 aller Friih geborenensektionen, seltener auch bei reifen Neugeborenen, findet sich das anatomische Syndrom der pulmonalen hyalinen Membranen, sei es als Haupt- oder als Nebenbefund. Es hangt, wie gezeigt werden wird, eng zusammen mit dem Problem der intrauterinen und postnatalen akuten und chronis chen asphyktischen Storungen. Schon von der Statistik her gesehen haben wir es also bei dem Membransyndrom und verwandten Syndromen, wie "respiratory distress syndrome", "congestive pulmonary failure", "chro nischer Asphyxie" u. a., mit einem dringenden padiatrischen Problem zu tun. Die erste Beschreibung hyaliner Membranen in den Lungen von zwei Neugeborenen durch HOCHHEIM im Jahre 1903 hat wenig Beachtung ge funden. Erst 1925 wieder befaBten sich JOHNSON U. MEYER damit und stellten erste Tierversuche zur Klarung der Ursache an. Sie wiesen auf die obligate Kombination mit Atelektasen hin, wahrend auf die typische Dreier kombination des anatomischen Vollbildes mit vascularer Kongestion, Atel ektasen und Membranen erst spater aufmerksam gemacht wurde. Abgesehen von wenigen Arbeiten, u. a. FARBER u. WILSON (1932) sowie ROSENTHAL (1935), begann die breitere Erkennung und Erforschung des anatomischen und klinischen Membransyndroms aber erst urn 1950. Seither nimmt die Literatur entsprechend der Bedeutung des Syndroms standig rascher zu, derart, daB sie heute kaum noch in liickenloser Vollstandigkeit zu verfol gen ist. Nach wie vor im Mittelpunkt des Interesses stehen die Fragen nach .Atiologie und Pathogenese sowie die prophylaktischen und therapeutischen Bemiihungen. Zusammenfassende Obersichten erschienen in den letzten Jahren u. a. von CURTIS, GAIRDNER, GREGG U. BERNSTEIN, JAMES (1959), KEUTH (1962), KLOOS (1957, 1959), KLOOS U. WULF (1962), SILVERMAN (1961 b). Eine ausfiihr lichere Darstellung und Diskussion der bisherigen Befunde und Deutungen Keuth, Das Membransyndrom 2 Pathologischc Anatomic - als Basis fur die weitere Arbeit - liegt jedoch noch nicht vor. Sie solI im folgenden versucht werden unter Berucksichtigung der zuganglichen Literatur und eigener anatomischer, klinischer und tierexperimenteller Unter suchungen. II. Pathologische Anatomie Da das Syndrom der pulmonalen hyalinen Membranen von der patho logischen Anatomie entdeckt und aus dem Sammeltopf der »Lebensschwache" herausgenommen worden ist, sollen die anatomischen Befunde an erster Stelle, wenn auch bewuBt relativ kurz im Vergleich zu den anschlieBenden Kapiteln, besprochen werden. 1. Makroskopische Befunde Makroskopisch sind die Lungen der »Membrankinder" nicht kollabiert wie bei normaler fetaler oder asphyktischer Atelektase, sondern sie zeigen die GroBe von gut entfalteten Lungen. Ihre Farbe ist nicht gelblich-rosa wie die lufthaltiger Lungen, nicht hell violett wie bei fetaler Atelektase oder bei Unreife, sondern dunkelrot. Die Konsistenz ist auffallend derb, der Luftgehalt vermindert. Die Schwimmprobe ist in allen oder fast allen Ab schnitten negativ, obwohl die Kinder meist mehrere Stunden bis Tage ge lebt haben. GroBe, Derbheit und Farbe lassen an gestaute Leber oder Milz denken und fiihrten zu dem Terminus technicus »Splenisation" (Abb. 1). Die Splenisation, die in der Mehrzahl der Falle praktisch die ganze Lunge betrifft, ist durch Atelektasen und insbesondere Hyperamie (Kon gestion) bedingt, die Anwesenheit von hyalinen Membranen im engeren Sinne ist nicht notig. Es gibt typisch splenisierte Lungen, die keine Membra nen enthalten. Sie laufen unter der Bezeichnung »congestive pulmonary failure" und gehoren, wie noch gezeigt werden wird (s. S. 85 f.), im Prinzip ebenfalls zum »Membran"-Syndrom. Derbheit und Fehlen des Kollapses sind auch die makroskopischen Zeichen der stark unreifen Lunge der klein sten Fruhgeborenen. Soweit hier die schwarz-rote Verfarbung fehlt, kann nicht von »Splenisation" gesprochen werden. Es ist dabei aber die relative GefaBarmut der besonders unreifen Lunge zu berucksichtigen. Auf Grund histologischer Befunde und unter Berucksichtigung dieser Besonderheit muB doch ein Teil dieser Lungen dem Membransyndrom zugeordnet werden. Umgekehrt konnen gelegentlich auch teilweise oder gut entfaltete, weiche, nicht verfarbte Lungen einzelne Membranen enthalten. Dieser diagnostisch unwichtige Zufallsbefund ist aber selten. Haufiger schon finden sich an einer mehr oder minder typisch splenisierten Lunge vereinzelte emphysematische Abschnitte oder aber, vor all em bei stark unreifen Lungen, ein diffuses Makroskopische Befunde 3 granulares Emphysem, das an der Pleuraoberflache noch besser zu fiihlen als zu sehen ist. Ausgedehntere grobere alveolare und interstitielle Emphyseme sind un gewohnlich, am ehesten noch sind sie nach forcierten Beatmungsversuchen zu finden (GREGG u. BERNSTEIN). Bei der seltenen Kombination von Membran- 8 em 7 6 5 3 2 o Abb. 1. Typische Splenisation bei Membransyndrom. Friihgeborenes von 2300 g. Dorsalansicht der Lunge lunge und Pneumomediastinum bzw. Pneumothorax fallt bereits die Deutung als Ursache bzw. Komplikation schwer (siehe FITCH u. RUBENSTONE, SMITH 1964 b). Echte, z. T. sogar obligate, makroskopische Begleit- bzw. Parallel befunde dagegen sind Herzdilatation, Lebervergrogerung, Perikard-, Pleura und Peritonealergiisse, subcutane, meningeale oder cerebrale tldeme, Liquor vermehrung, asphyktische Blutungen. Nach POTTER (1957) betragt die Liquormenge beim normalen Neugeborenen nur wenige ml, beim Friih geborenen 10-15 ml, beim Membransyndrom jedoch 40-60 ml. Finden sich dann bei der Sektion neben der Membranlunge zusatzlich (meist asphyktische) intrakranielle Blutungen (nach KLOOS u. WULF 1962 liegt diese Kombination in 32% der Membranfalle vor), so ist man zu leicht geneigt, die klinisch aufgetretene Fontanellenspannung mit diesen und nicht mit Liquorvermehrung und damit Membransyndrom in Verbindung zu bringen. Dieser Vorbehalt gilt natiirlich nicht fiir die sehr seltenen FaIle 1* 4 Pathologische Anatomie einer Kombination von massiver, klinisch bedeutsamer, vor all em sub dura ler, evtl. auch intraventrikuHirer Blutung mit Membransyndrom. In diesen Fallen mag der Blutung u. U. sogar eine atiologische Teilrolle zuzusprechen sein (s. S. 80). MULLER (1959) berichtet iiber den Hirnbefund von 21 Mem brankindern: 9mal Parenchym- und Ventrikelblutungen, 4mal ausgedehnte subarachnoidale Blutungen, 12mal Hirnodem, 3mal Erweichungen, nur 3mal normaler Befund. OSBORN u. FLETT beschrieben Ulcera an Stimm- und Taschenbandern, unter 32 Neugeborenensektionen mit derartigen Ulcera waren 13 Membranfalle. 2. Mikroskopische Befunde Mikroskopisch (Abb. 2) fallen im allgemeinen zunachst die massiven Atelektasen ins Auge. Die Wande vieler Alveolargange und der meisten Alveolen sind kollabiert, das Lungengewebe scheint parenchymatos-solide Abb. 2. Mikroskopischer Vollbefund einer Membranlunge. Friihgeborenes von 2300 g (dasselbe Kind wie in Abb. I). H.E.-Fiirbung, Vergroflerung 1 : 280 zwischen den wenigen offen gebliebenen Alveolen und Alveolargangen und den Bronchiolen. Die Bronchiolen und ein Teil der Alveolargange sind ge ring bis (KLOOS U. WULF 1957) stark geblaht. Die Ausdehnung dieses atelektatischen Bildes ist sehr verschieden, von leichten herdformigen Be funden bis hin zum totalen Befall der ganzen Lunge. Ferner findet sich in den betroffenen Abschnitten eine meist intensive Blutfiille der Gefage, gewohnlich als cap ill are Hyperamie oder Kongestion Mikroskopische Befunde 5 beschrieben. Bei geeigneter Farbung beherrscht sie oft weitgehend das Bild. Ebenso wie die Atelektasen ist die Kongestion als obligat und, wie spater gezeigt werden wird (s. S. 85 f.), pathogenetisch vorrangig zu betrachten. In besonders unreifen Membranlungen scheint sie bei oberflachlicher Betrach tung zu fehlen. Dies ist Folge der allgemeinen Capillararmut der unreifen Lunge. Bei Vergleich mit einer gleich unreifen Nicht-Membranlunge zeigt sich, dag auch bei der stark unreifen Membranlunge eine relative Blutfiille vorliegt. Wie gesagt gibt es FaIle, bei den en sich der mikroskopische Befund auf die obligatorischen Veranderungen, Atelektasen und Kongestion, beschrankt (congestive pulmonary failure). Meist jedoch sind iiber Atelektase und Kongestion hinaus auch mehr oder minder intensive Spuren einer erhohten Gefagpermeabilitat und Transsudation vorhanden. So vor allem die auf falligen und daher namengebenden Membranen, Ferner Odeme und Hamor rhagien. Die Membranen finden sich an fangs z. T. unter der letzten Grenz membran (KLOOS u. WULP 1957) oder unter den Deckepithelien (KEUTH 1962) von Alveolen oder Alveolargangen oder Bronchiolen. Erst nach Auf reigen und Zugrundegehen dieser Bedeckung sehen wir den als iiblich be schriebenen Befund. Die Membranen liegen dann frei an den jetzt z. T. epithellosen Wanden und im Lumen von Alveolen und Alveolargangen sowie an den Wanden von Bronchiolen. BARTER u. MADDISON sind der Meinung, dag die Membranen nur an den Bronchiolenwanden auftreten, doch wird diese Ansicht von den anderen Untersuchern nicht geteilt. Viel mehr fiel den meisten eine gewisse Bevorzugung der Alveolargange auf. Membranen konnen vereinzelt oder dicht, in einzelnen oder allen Lungen abschnitten vorkommen, jedoch ist fast immer die Lungenperipherie deut lich und megbar bevorzugt (GOEBEL et aI., KEUTH 1962, KOBURG et aI.). Kongestion und Atelektasen sind regelmagig im gleichen Blickfeld vorhan den. Gelegentlich jedoch fehlt die Atelektase teilweise, bevorzugt andere Abschnitte, wird stellenweise vertreten durch emphysematische Bezirke, die dann aber hochstens leichten Membranbefall zeigen. Die Membranen liegen als diinneres oder dickeres, durchgehend tapetenformiges Band oder in Scholl en unterbrochen der Innenwand an. Haufig auch haben sie sich von der Wand teilweise oder ganz abgelOst. Massive Membranpfropfe konnen das ganze Lumen ausfiillen. Dickere und dichtere, kurze, klumpenartige Membranen sitzen vor all em iiber vorspringenden Capillarschlingen (KLOOS u. WULF 1957). Die Membranen sind eosinophil, gelegentlich jedoch (BARTER u. MADDISON) findet sich auch Basophilie. Meist sind sie dicht und homogen hyalin. Aber auch kornige, kriimelige oder fadige Strukturen sowie Dber gange zum alveolaren Odem sind zu sehen. Epithelien, Kern- und Zell triimmer sind fast regelmagig eingeschlossen oder liegen auf den Membranen oder in der Nahe.

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